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Der Arbeitslosenthread

Arkasi am 04.09.2007 11:39 schrieb:
Grundsätzlich wird niemand direkt gezwungen, das System zu unterstützen. ...
Genau das und nichts anderes ist unser System und Solidargemeinschaft würde ich das nicht nennen...immer mehr Menschen aus dem System etwas beziehen ohne etwas zurückzugeben, ..Um ehrlich zu sein interessieren mich irgendwelche Pseudountersuchungen nicht sonderlich .. am Ende zählt nur die Leistung, also das was rauskommt.. Da der Wille zum Verzicht fehlt, ..doch gibt es eben kein anderes besseres System und selbst die sozial Schwachen haben eine Chance, wenn auch eine geringere. ..Ich weiß, du hängst immer noch kommunistischen Idealen nach, ..Jene Menschen, die arbeiten, sehen einfach nicht ein, warum sie die Schmarotzer erhalten sollen. .. diese Menschen zeigen in keinster Weise Solidarität und verdienen daher auch keine.

nun stell dir vor, jemand möchte an dem system nicht teilnehmen, er möchte nicht arbeiten, er möchte nicht an der gemeinschaft teilnehmen, er möchte keinen straßen, keine u-bahn und keinen krankenwagen nutzen. er möchte einfach nur leben und – sagen wir mal – sich von löwenzahn und grundwasser ernähren. es gibt diese möglichkeit nicht. es ist eine erzwungene gesellschaft. weshalb? weil von der idee sich starke und schwache helfen sollten, dass ist das grundprinzip auf dem unsere gesellschaft aufbaut und das ist eine solidargemeinschaft. nenn sie wie du willst.

die sozialsysteme sind nicht vor die hunde gegangen, weil die sozial benachteiligten mehr leistungen abgerufen haben, sie sind vor die hunde gegangen wie die sozial priviligierten sich immer mehr aus der verantwortung gezogen haben. ein paar fakten aus studien und untersuchungen des bundesministerium für arbeit und soziales, die dich sicher nicht interessieren werden, weil sie dir nicht passen.
- die sozialleistungsquote (der anteil aller sozialausgaben in relation zum bip) stagniert seit 1970, von einer kostenexplosion des sozialsystems kann also keine rede sein
- die sozialbeiträge steigen, weil die sozialsysteme mit versicherungsfremden leistungen überfrachtet werden (altersrenten, sterbegeld...), die zunahme von billigjobs die einzahlungen reduziert
- unternehmen beteiligten sich 1980 noch zu 32% an den kosten des sozialstaates, 1998 waren es nur noch 27% und seitdem weiter fallend. diese verringerung um 5% bedeutet, dass die beiträge zur sozialversicherung für den einzelnen um ca. 10% höher sind.
- gab es früher das paritätische system (arbeitgeber und arbeitnehmer zahlen je 50%) wurde dies massiv zu arbeitnehmern verschoben (pflegeversicherung, rente, gesundheitszuzahlungen, etc.)
- die lohnquote in deutschland hat sich in den letzten 20 jahren um gut 25% verringert. dass bedeutet gleichzeitig, dass sich die gewinne entsprechend erhöht haben.

falls du dies nicht verstehen solltest: das sozialsystem wird deshalb schwächer, weil die priviligierten sich herausstehlen und den benachteiligten immer mehr aufbürden, nicht weil immer mehr menschen sich daran bedienen.

und wenn schon keine untersuchung, dann vielleicht ein un-bericht in dem deutschland verurteilt wird, weil die chancengleichheit auf bildung nicht gewahrt wird: festgestellt ist, dass in deutschland die herkunft wichtiger als die leistung ist und so über möglichkeiten und chancen entschieden wird.

der wille zum verzicht wird immer bei denen gepredigt die nichts haben, bei denen die viel haben, gibt es diese forderung immer weniger. Ich verlange verzicht von denen die viel haben, denn es wird zeit, dass sie sich an der gemeinschaft beteiligen, von der sie anscheinend ja gut profitieren.

und welchem system ich nachhänge oder nicht, lass mal meine sorge sein, insbesondere wenn du bei deinen vermutungen wenig ahnung zu haben scheinst. du magst der „neoliberalen“ propaganda nachlaufen, die sagt, jeder kann für sich selbst sorgen. ich sehe es aber nicht ein, hier eine gesellschaft zu schaffen, die von menschlichkeit keine ahnung hat und für den grossteil menschenunwürdiges leben bedeutet. und wenn ich 10 „schmarotzer“ durchfüttere, ist mir das völlig egal, wichtig wäre, dass hier kein mensch die hoffnung auf die zukunft verlieren muss. aber so ein geschwafel von selbstverantwortung, leistungswillen, anpassung und engagement dass über erfolg oder nicht entscheidet zeigt wie krank einige wirklich sind, die nicht sehen wollen, dass die armut zunimmt, ohne dass die menschen dafür selbst verantworlich sind.

mit deiner einstellung muss es wohl dann irgendwann mal dazu kommen, dass die vielen benachteiligten keine vernünftige lösung mehr sehen und keine perspektive haben – und vielleicht kannst du dir vorstellen, dass das für eine gesellschaft sehr bedrohlich sein kann. mit mehr solidarität könnte man so eine entwicklung verhindern.

unser system ist bzw. war sehr gut, es hatte seine fehler, derzeit aber wird es von den neoliberalen zusammengeschossen bis nichts mehr übrig ist, dagegen bin ich. und auch wenn du das noch nicht mal in betracht ziehen willst, wenn jemand der einem anderen helfen kann, dies nicht tut, mit der begründung der andere hätte ja auch mal genauso fleißig sein können, ist er nicht nur ein emotional minderbemittelter mensch, sondern er verkennt auch das nicht alle in diesem system erfolgreich sein können. ziel wäre aber eine große mittelschicht zu behalten und nicht den reichtum und die armut zu erhöhen, so läuft es aber derzeit. und die entwicklung ist ungesund. wenn man also was gegen arbeitslosigkeit tun möchte, sollten ersteinmal die löhne deutlich erhöht werden, damit sich arbeit wieder lohnt und nicht dieses leere geseiere von, wer wirklich will, der könnte ja auch...
 
Ich will mich eigentlich garnicht grossartig dazu äussern, weil das nur wider zu Streitereien führt nur eins:
nun stell dir vor, jemand möchte an dem system nicht teilnehmen, er möchte nicht arbeiten, er möchte nicht an der gemeinschaft teilnehmen, er möchte keinen straßen, keine u-bahn und keinen krankenwagen nutzen. er möchte einfach nur leben und – sagen wir mal – sich von löwenzahn und grundwasser ernähren.
Dann soll er genau das machen, und ja er hat die Möglichkeit dazu. Und wenn er das nicht in Deutschland kann, er ist ein freier Mensch und niemand hält ihn davon ab einfach in irgendeinen Wald/Wüste sonstwas irgendwo auf der Welt zu verschwinden und dort von Löwenzahn und Grundwasser zu leben (wobei das in der Wüste etwas schwierig wird ;)

Und nochwas. Wer bei der Beurteilung des Sozialstaates und der Sozialkosten nicht die Wiedervereinigung beachtet, welche, so richtig und wichtig diese auch war, Deutschland finanziell extrem belastet hat, der trifft die Realität nicht im geringsten

Edit: Noch ein kleiner Nachsatz
Man sollte vielleicht mal mit den Begrifflichkeiten etwas vorsichtiger sein. Denn in Deutschland ist niemand wirklich arm. es geht vielen nicht besonders gut, was bedauerlich ist, aber echte Armut sieht anders aus. Und da liegt gleichzeitig der Segen und der Fluch der heutigen Gesellschaft drinnen, das viele Menschen echte Armut (zum Glück !!!) niemals kennengelernt haben und daher vieles für selbstverständlich halten was aber nicht selbstverständlich ist und häuffig vergessen, dass man was tun muss wenn man weiterkommen will
 
Wolf-V am 04.09.2007 13:41 schrieb:
- gab es früher das paritätische system (arbeitgeber und arbeitnehmer zahlen je 50%) wurde dies massiv zu arbeitnehmern verschoben (pflegeversicherung, rente, gesundheitszuzahlungen, etc.)

Eine der größen Unwahrheiten überhaupt. Es hat NIE einen Arbeitgeberanteil gegeben. Richtig ist: Ein Teil des Lohns, den ein Arbeiter verdient hat, wurde ihn nie ausgezahlt und stattdessen direkt an den Staat überwiesen.

Kleines Beispiel: Firma X beschäftigt Kistenstapler Karl. Firma X muss für diesen Dienst - sagen wir mal - 1600€ bezahlen. 300€ davon gehen direkt an den Staat, 1300€ ist der Bruttolohn von Karl... aber davon werden ebenfalls 300€ an den Staat, netto ausgezahl werden nur 1000€.

Wie dem auch sei: wichtig ist, das die Fimra 1600€ ausgibt, Karl 1000€ bekommt, und 600 an den Staat gehen. Ob die 600€ sich jetz aus 300€/300€ AN und AG Anteil zusammensetzen oder aus 600€/0€ oder aus 0€/600€ - g'hupft wie g'hascht.

Das einzige das durch den Arbeitgeberanteil erfolgreich erreicht wurde: den Arbeitern wurde verscheiert, wieviel von ihrem Geld wirklich an den Staat geht.

Wollte das nur richtig gestellt haben.
 
SCUX am 04.09.2007 13:05 schrieb:
......

EDIT @ FANATOR:
also du musst ja nicht gleich zu den oberen Millionen gehören :B
es gibt auch ein normales Leben, mit arbeit ;)

Nein nein, wenn wir hier schon Klischees bedienen, dann aber richtig und von beiden Seiten.
:-D
 
TheChicky am 04.09.2007 11:25 schrieb:
Doch darum ging es doch gar nicht! Tatsache ist, Arbeit ist immer unendlich vorhanden. Kehr vor deinem Haus die Straße und schon hast du Arbeit..

Warum sollte jemand das tun, wenn es schon ein Roboter getan hat, lange bevor man aufgestanden ist?
 
Maria-Redeviel am 04.09.2007 14:14 schrieb:
Wolf-V am 04.09.2007 13:41 schrieb:
- gab es früher das paritätische system (arbeitgeber und arbeitnehmer zahlen je 50%) wurde dies massiv zu arbeitnehmern verschoben (pflegeversicherung, rente, gesundheitszuzahlungen, etc.)

Eine der größen Unwahrheiten überhaupt. Es hat NIE einen Arbeitgeberanteil gegeben. Richtig ist: Ein Teil des Lohns, den ein Arbeiter verdient hat, wurde ihn nie ausgezahlt und stattdessen direkt an den Staat überwiesen.

Kleines Beispiel: Firma X beschäftigt Kistenstapler Karl. Firma X muss für diesen Dienst - sagen wir mal - 1600€ bezahlen. 300€ davon gehen direkt an den Staat, 1300€ ist der Bruttolohn von Karl... aber davon werden ebenfalls 300€ an den Staat, netto ausgezahl werden nur 1000€.

Wie dem auch sei: wichtig ist, das die Fimra 1600€ ausgibt, Karl 1000€ bekommt, und 600 an den Staat gehen. Ob die 600€ sich jetz aus 300€/300€ AN und AG Anteil zusammensetzen oder aus 600€/0€ oder aus 0€/600€ - g'hupft wie g'hascht.

Das einzige das durch den Arbeitgeberanteil erfolgreich erreicht wurde: den Arbeitern wurde verscheiert, wieviel von ihrem Geld wirklich an den Staat geht.

Wollte das nur richtig gestellt haben.

Das hast du jetzt super auseinandergenommen, aber dabei den 2. Halbsatz komplett außer Acht gelassen, der belegt, daß nun der Arbeitnehmer von seinem Gehalt noch mehr an den Staat abgeben muß, weil eben dieser Staat nicht an den Arbeitgeber herantreten will um diesem höhere Gewinne zu ermöglichen.

Unterm Strich bleibt:
Dem Rückzug aus dem Sozialsystem steht gegenüber, daß der Gewinn des AG durch Steuervergünstigungen / Entlassungen / Überstunden der AN steigt --- bei gleichzeitig sinkendem Einkommen der AN wg. Steuererhöhungen / Preiserhöhungen und steigenden Soziallasten.

Wer schmarotzt also? Die, die nicht eingestellt werden um dem AG höhere Gewinne zu bescheren, oder der AG selber, der höhere Gewinne erwirtschaften will (warum eigentlich, wenn doch seine Belastungen sinken)?
 
Arkasi am 04.09.2007 11:42 schrieb:
Klar ziehen die weg, die wollen was erreichen und sind bereit etwas dafür zu tun. Auch der Osten ist heute im (politischen) Westen angelangt und da muss man was tun, wenn man was haben möchte.

Was auch immer du damit andeuten willst ... offenbar macht sich keiner von den "Man-muss-für-nen-Job-auch-umziehen"-Forderern Gedanken darüber, was das aus diesen Landstrichen macht.
 
aph am 04.09.2007 15:27 schrieb:
Was auch immer du damit andeuten willst ... offenbar macht sich keiner von den "Man-muss-für-nen-Job-auch-umziehen"-Forderern Gedanken darüber, was das aus diesen Landstrichen macht.
Es war schon immer so, dass die Menschen dahingegangen sind, wo es Arbeit gibt
 
SCUX am 04.09.2007 13:05 schrieb:
ich verstehe was du meinst,
aber :-D
geht eine Stadt kaputt weil die jungen Menschen wegziehen?
oder ziehn junge Menschen weg weil die Stadt kaputt ist?
Ersteres. Und auch wenn zweites darauf hindeutet, dass es ein Teufelskreis ist - so ändert das doch nichts daran, dass es falsch ist, wenn eine Stadt so ausblutet.

"falls" du keine Arbeit hast, und du dennoch nicht für 1500NETTOweg ziehen würdest, sagt uns das doch das es dir gut geht! das System greift! und sehr sehr gut läuft ;)
Nein, das sagt lediglich, dass du offenbar den Leuten nur so viel zahlen willst, dass sie davon leben können, nicht aber, dass sie für ihre Lebenssicherheit ausreichend vorsorgen.

ich habe Arbeit, und ich würde mir überlegen umzuziehen für 1500Euro Netto wenn ich nur 345Euro bekäm :| ;)

Aber nicht, wenn du in Berlin lebend wenigstens mit dem Rad (ÖPNV ist von Hartz nicht bezahlbar) zu deiner Mutter oder Vater oder Freunden radeln kannst, während du in Hessen unter einsamen Bedingungen gerade mal genug zum Lebensunterhalt verdienen würdest.

Also - ich würd das nicht machen.
 
El_Cativo am 04.09.2007 15:29 schrieb:
aph am 04.09.2007 15:27 schrieb:
Was auch immer du damit andeuten willst ... offenbar macht sich keiner von den "Man-muss-für-nen-Job-auch-umziehen"-Forderern Gedanken darüber, was das aus diesen Landstrichen macht.
Es war schon immer so, dass die Menschen dahingegangen sind, wo es Arbeit gibt

Aber es war nicht schon immer so, dass sie dazu vom Amt gezwungen wurden, so dass ihre Heimat anschließend verödete.
 
aph am 04.09.2007 15:36 schrieb:
El_Cativo am 04.09.2007 15:29 schrieb:
aph am 04.09.2007 15:27 schrieb:
Was auch immer du damit andeuten willst ... offenbar macht sich keiner von den "Man-muss-für-nen-Job-auch-umziehen"-Forderern Gedanken darüber, was das aus diesen Landstrichen macht.
Es war schon immer so, dass die Menschen dahingegangen sind, wo es Arbeit gibt

Aber es war nicht schon immer so, dass sie dazu vom Amt gezwungen wurden, so dass ihre Heimat anschließend verödete.
Stimmt, sie wurden nicht vom Amt gezwungen sondern dadurch, dass sie sonst nix mehr zu essen gehabt hätten. Und ja, ihre "Heimat" ist dann auch verödet.
 
El_Cativo am 04.09.2007 16:48 schrieb:
aph am 04.09.2007 15:36 schrieb:
El_Cativo am 04.09.2007 15:29 schrieb:
aph am 04.09.2007 15:27 schrieb:
Was auch immer du damit andeuten willst ... offenbar macht sich keiner von den "Man-muss-für-nen-Job-auch-umziehen"-Forderern Gedanken darüber, was das aus diesen Landstrichen macht.
Es war schon immer so, dass die Menschen dahingegangen sind, wo es Arbeit gibt

Aber es war nicht schon immer so, dass sie dazu vom Amt gezwungen wurden, so dass ihre Heimat anschließend verödete.
Stimmt, sie wurden nicht vom Amt gezwungen sondern dadurch, dass sie sonst nix mehr zu essen gehabt hätten. Und ja, ihre "Heimat" ist dann auch verödet.

Siehst du .. und das findest du gut und willst es mit zusätzlichem Druck unterstützen? Oder gehst du in diesem Punkt mit SCUX nicht mit?
 
aph am 04.09.2007 15:27 schrieb:
Arkasi am 04.09.2007 11:42 schrieb:
Klar ziehen die weg, die wollen was erreichen und sind bereit etwas dafür zu tun. Auch der Osten ist heute im (politischen) Westen angelangt und da muss man was tun, wenn man was haben möchte.

Was auch immer du damit andeuten willst ... offenbar macht sich keiner von den "Man-muss-für-nen-Job-auch-umziehen"-Forderern Gedanken darüber, was das aus diesen Landstrichen macht.

Ich persönlich halte von der Umzieherei nicht allzuviel, habe auch nichts entsprechendes gefordert, auch wenn man bei uns in Österreich vom AMS eine Umzugsprämie von bis zu 5.000 Euro (max. tatsächlicher Aufwand) bekommt.

Das Problem ist, es gibt die Arbeit, sie ist nur falsch organisiert, eine Meinung übrigens, die auch die LINKE (oder wie genau die Partei heißen mag) vertritt.
Ich habe mir das komplette Video aus dem Kinderarmutsbeitrag angeschaut
http://www.wdr.de/themen/global/webmedia/webtv/getwebtv.phtml?p=4&b=164
und da wird sehr schön auf die Probleme eingegangen. Auch wenn das Hauptaugenmerk auf der Hilfe für Kinder liegt, kommen im Beitrag zwangsläufig auch die Eltern zum Tragen. Dauert leider 95 Minuten.

Zurück zum hiesigem Thema, es ist zwar alles andere als gut, wenn ganze Regionen durch Abwanderung niedergehen, aber welche Alternative gibt es denn für die Menschen dort? Um selbst Arbeit zu schaffen fehlt den meisten der Mut, das Kapital und das Know-How, außerdem ist das Geschäftspotential vor Ort beschränkt.

Aufwerten kann man solche Regionen nur dann, wenn man sie zu Exportregionen macht und entsprechende Firmen dort ansiedelt, dann spielt die geringe Kaufkraft vor Ort keine Rolle. Das Problem ist, dass Arbeit im Vergleich zu Harz IV unbequem ist und bei den niedrig Qualifizierten finanzielle wenig Unterschied ausmacht. Deshalb gehen diese Regionen vor den Hund und alle, die was erreichen wollen, gehen weg.
 
aph am 04.09.2007 17:51 schrieb:
Siehst du .. und das findest du gut und willst es mit zusätzlichem Druck unterstützen? Oder gehst du in diesem Punkt mit SCUX nicht mit?
Nun ja, generell halte ich es nicht unbedingt für zu viel verlangt wenn man erwartet, das jemand der dort wo er zur zeit wohnt keinen Job findet, woanders hinzieht wo es einen Job für ihn gibt...
In speziellen Fällen kann das natürlich anders aussehen, aber grade von jungen Menschen kann man sowas imo durchaus erwarten.
In diesen "verödeten" Gebieten wird sich auch nchts zum besseren wenden, wenn die Jugendlichen ohne Job dort bleiben. es wird sich nur was ändern, wenn die vorraussetzungen und die nötigen Rahmenbedingungen geschaffen werden, dass die Leute eben auch dort Arbeit finden. aber ein Haufen Jugendlicher die Arbeitslos sind und trotzdem dort bleiben, haben noch keinem Ort weitergeholfen
 
El_Cativo am 04.09.2007 17:58 schrieb:
aph am 04.09.2007 17:51 schrieb:
Siehst du .. und das findest du gut und willst es mit zusätzlichem Druck unterstützen? Oder gehst du in diesem Punkt mit SCUX nicht mit?
Nun ja, generell halte ich es nicht unbedingt für zu viel verlangt wenn man erwartet, das jemand der dort wo er zur zeit wohnt keinen Job findet, woanders hinzieht wo es einen Job für ihn gibt...
In speziellen Fällen kann das natürlich anders aussehen, aber grade von jungen Menschen kann man sowas imo durchaus erwarten.
In diesen "verödeten" Gebieten wird sich auch nchts zum besseren wenden, wenn die Jugendlichen ohne Job dort bleiben. es wird sich nur was ändern, wenn die vorraussetzungen und die nötigen Rahmenbedingungen geschaffen werden, dass die Leute eben auch dort Arbeit finden. aber ein Haufen Jugendlicher die Arbeitslos sind und trotzdem dort bleiben, haben noch keinem Ort weitergeholfen
vielleicht sollte man viel doch heute von jungen leuten erwarten, dass sie ein heimatgefühl entwickeln und nicht, dass es doch egal ist wohin man hinzieht, weil es egal ist wo man arbeitet, weil die arbeit egal ist, weil man sie verliert wenn es mal gerade nicht so gut aussieht.

die arbeitnehmer haben mit ihrer illoyalität der letzten jahrzehnte viel versaut und richtig davon haben haben viele arbeitnehmer gelernt. und wie die einen vorgeführt haben (und es noch tun) dass gewinn vor mensch geht, zeigen die anderen das mensch vor arbeit geht. letztere haben mehr recht. imho.

und unser grundgesetzt sichert die freizügigkeit, da wird auch jeder arbeitsfanatische nichts drann ändern können, denn dass wäre eine beschneidung der freiheit.
 
Wolf-V am 04.09.2007 13:41 schrieb:
nun stell dir vor, jemand möchte an dem system nicht teilnehmen, er möchte nicht arbeiten, er möchte nicht an der gemeinschaft teilnehmen, er möchte keinen straßen, keine u-bahn und keinen krankenwagen nutzen. er möchte einfach nur leben und – sagen wir mal – sich von löwenzahn und grundwasser ernähren. es gibt diese möglichkeit nicht. es ist eine erzwungene gesellschaft. weshalb? weil von der idee sich starke und schwache helfen sollten, dass ist das grundprinzip auf dem unsere gesellschaft aufbaut und das ist eine solidargemeinschaft. nenn sie wie du willst.

Was genau würde jemanden, der diesen Wunsch hegt, denn daran hindern? Soll er/sie halt irgendwo im Wald leben, das ist doch kein Problem und ein entsprechendes Arrangement läßt sich sicher einrichten.


die sozialsysteme sind nicht vor die hunde gegangen, weil die sozial benachteiligten mehr leistungen abgerufen haben, sie sind vor die hunde gegangen wie die sozial priviligierten sich immer mehr aus der verantwortung gezogen haben. ein paar fakten aus studien und untersuchungen des bundesministerium für arbeit und soziales, die dich sicher nicht interessieren werden, weil sie dir nicht passen.
- die sozialleistungsquote (der anteil aller sozialausgaben in relation zum bip) stagniert seit 1970, von einer kostenexplosion des sozialsystems kann also keine rede sein

Witzige Argumentation, denn wenn der relative Anteil am BIP trotz entsprechender Sparmaßnahmen gleich bleibt, zeigt das doch nur allzu deutlich die Notwendigkeit dieser Maßnahmen auf.

- die sozialbeiträge steigen, weil die sozialsysteme mit versicherungsfremden leistungen überfrachtet werden (altersrenten, sterbegeld...), die zunahme von billigjobs die einzahlungen reduziert

Kann ich so nicht nachvollziehen, ich kenne diesbezüglich nur das österr. Sozialsystem recht gut. Beide Beispiele erscheinen mir aber recht vernünftig, hast du schon mal geschaut, was ein Begräbnis kostet?

- unternehmen beteiligten sich 1980 noch zu 32% an den kosten des sozialstaates, 1998 waren es nur noch 27% und seitdem weiter fallend. diese verringerung um 5% bedeutet, dass die beiträge zur sozialversicherung für den einzelnen um ca. 10% höher sind.

Wenn es ähnlich wie in Ö läuft, wundert mich das gar nicht, denn durch (bei uns) sogenannte atypisch Beschäftigte zahlt der AG keine SV und alles der AN, der in Wirklichkeit kein richtiger ist. Im Gegenzug bekommt er aber mehr Geld.

Ein zweiter Faktor ist, dass es bei uns eine Höchstbeitragsgrundlage gibt. Einkommen darüber sind nicht mehr SV-pflichtig und da die Anzahl der hochwertigen Jobs steigt, wirkt sich das natürlich aus.

- gab es früher das paritätische system (arbeitgeber und arbeitnehmer zahlen je 50%) wurde dies massiv zu arbeitnehmern verschoben (pflegeversicherung, rente, gesundheitszuzahlungen, etc.)

So ein System gibt es grundsätzlich nur am Papier und hat in der Realität keinerlei Relevanz, da Begriffe wie Lohn nur für den AN von Belang sind, während AGs immer mit Lohnkosten arbeiten. Wem der AG das Geld nun konkret überweisen muss, ist ihm relativ egal - überweisen muss er es.

- die lohnquote in deutschland hat sich in den letzten 20 jahren um gut 25% verringert. dass bedeutet gleichzeitig, dass sich die gewinne entsprechend erhöht haben.

Abgesehen davon, dass dieser Schluß falsch ist, möchte ich dich an die Wiedervereinigung erinnern.

falls du dies nicht verstehen solltest: das sozialsystem wird deshalb schwächer, weil die priviligierten sich herausstehlen und den benachteiligten immer mehr aufbürden, nicht weil immer mehr menschen sich daran bedienen.

Diese These ist schon vom ihrem Aufbau her falsch. Die Priviligierten, wie du sie so schön nennst, sind die einzigen, die das Sozialsystem überhaupt tragen, denn von Arm zu Arm umzuverteilen, macht wenig Sinn. Dass sie das immer stärker werdende Schmarotzertum nicht mittragen wollen, ist zwar nicht nett, aber hoffentlich verständlich und durchaus ein korrektes Verhalten.

und wenn schon keine untersuchung, dann vielleicht ein un-bericht in dem deutschland verurteilt wird, weil die chancengleichheit auf bildung nicht gewahrt wird: festgestellt ist, dass in deutschland die herkunft wichtiger als die leistung ist und so über möglichkeiten und chancen entschieden wird.

Ja, kenn ich, der Autor ist Rechtsanwalt, Pädagoge, Philosoph und Menschenrechtsaktivist und von solchen Leuten erwarte ich keinen vernünftigen Blick auf das System.
Daß es keine echte Chancengleichheit gibt, ist klar und betrifft u.a. auch das Bildungssystem. Das kann man freilich kritisieren, sonderlich sinnvoll ist es aber nicht, da die Menschen an sich nicht gleich sind und damit auch deren Chancen unterschiedlich sind. Der Hauptknackpunkt bei der Bildung ist aber nicht das Geld, denn es gibt einiges an Unterstützung (leider oft gut versteckt), aber die Betroffenen bringen oft nicht die entsprechenden Fähigkeiten mit, die ihnen vom Elternhaus einfach nicht mitgegeben wurden.

der wille zum verzicht wird immer bei denen gepredigt die nichts haben, bei denen die viel haben, gibt es diese forderung immer weniger. Ich verlange verzicht von denen die viel haben, denn es wird zeit, dass sie sich an der gemeinschaft beteiligen, von der sie anscheinend ja gut profitieren.

Ich predige das nicht, es ist eine Tatsache und die selfmade Reichen kennen den Verzicht nur zu gut, denn er hat sie reich gemacht.

und welchem system ich nachhänge oder nicht, lass mal meine sorge sein, insbesondere wenn du bei deinen vermutungen wenig ahnung zu haben scheinst. du magst der „neoliberalen“ propaganda nachlaufen, die sagt, jeder kann für sich selbst sorgen. ich sehe es aber nicht ein, hier eine gesellschaft zu schaffen, die von menschlichkeit keine ahnung hat und für den grossteil menschenunwürdiges leben bedeutet. und wenn ich 10 „schmarotzer“ durchfüttere, ist mir das völlig egal, wichtig wäre, dass hier kein mensch die hoffnung auf die zukunft verlieren muss. aber so ein geschwafel von selbstverantwortung, leistungswillen, anpassung und engagement dass über erfolg oder nicht entscheidet zeigt wie krank einige wirklich sind, die nicht sehen wollen, dass die armut zunimmt, ohne dass die menschen dafür selbst verantworlich sind.

Es steht dir frei Schmarotzer durchzufüttern, aber die Mehrheit hat einfach keinen Bock darauf. Der Mensch ist nuneinmal selbstverantwortlich, es ist nicht die Aufgabe des Staates, für alles und jedes da zu sein. Dort wo es staatlich gemacht wird, funktioniert es bestenfalls mangelhaft.

mit deiner einstellung muss es wohl dann irgendwann mal dazu kommen, dass die vielen benachteiligten keine vernünftige lösung mehr sehen und keine perspektive haben – und vielleicht kannst du dir vorstellen, dass das für eine gesellschaft sehr bedrohlich sein kann. mit mehr solidarität könnte man so eine entwicklung verhindern.

Solidarität ist keine Einbahnstraße, auch wenn du das nicht verstehen willst. Klar gibt es auch arbeitende (u.U. reiche) Gfraster, die überhaupt nichts beitragen wollen, aber die Mehrheit hat kein Problem damit, solange das Geld "gut angelegt" ist, nämlich Menschen zu helfen, die raus aus ihrer Situation wollen. Ein Schmarotzer will das aber gar nicht.

unser system ist bzw. war sehr gut, es hatte seine fehler, derzeit aber wird es von den neoliberalen zusammengeschossen bis nichts mehr übrig ist, dagegen bin ich. und auch wenn du das noch nicht mal in betracht ziehen willst, wenn jemand der einem anderen helfen kann, dies nicht tut, mit der begründung der andere hätte ja auch mal genauso fleißig sein können, ist er nicht nur ein emotional minderbemittelter mensch, sondern er verkennt auch das nicht alle in diesem system erfolgreich sein können. ziel wäre aber eine große mittelschicht zu behalten und nicht den reichtum und die armut zu erhöhen, so läuft es aber derzeit. und die entwicklung ist ungesund.

Das Systen wird "zusammengeschossen", weil es anders nicht mehr finanzierbar ist, siehe oben.

Jeder kann in diesem System erfolgreich sein, es ist lediglich nicht möglich, dass alle reich oder wohlhabend sind, zumindest wenn man den Blick ganz isoliert auf eine Gesellschaft wirft. Es gibt Armut hier im Lande, aber auf einem sehr hohen Niveau, was auch daraus ersichtlich ist, dass sie bei ca. 950 Euro angesetzt ist, was von arm doch weit entfernt ist.

wenn man also was gegen arbeitslosigkeit tun möchte, sollten ersteinmal die löhne deutlich erhöht werden, damit sich arbeit wieder lohnt und nicht dieses leere geseiere von, wer wirklich will, der könnte ja auch...

Ich bitte im Voraus um Verzeihung, aber du bist so dumm, dass du Gewerkschafter sein könntest. Ja, heben wir die Löhne, im Gegenzug steigen die Preise und was hats gebracht? Genau, Import wird gefördert, weil andere Länder das nicht mitmachen und Export wird geschwächt. Das ideale Rezept für eine Exportnation wie Deutschland. :finger2:

So wird es nicht kommen. Es ist unendlich viel wahrscheinlicher, dass das dänische Modell angewendet werden wird. Anfangs eine sehr gute Unterstützung, dann einfach eine Zuweisung einer Arbeit und wenn man die ablehnt, wirklich nur mehr das, was man zum reinen Überleben braucht und keinen Cent mehr.
 
Wolf-V am 04.09.2007 18:37 schrieb:
und wie die einen vorgeführt haben (und es noch tun) dass gewinn vor mensch geht, zeigen die anderen das mensch vor arbeit geht. letztere haben mehr recht. imho.
das in Grosskonzernen einiges nicht immer so ganz toll läuft, dürfte hier niemand bestreiten. aber vergiss bitte nicht, dass die große Mehrheit an Arbeitsplätzen in deutschland nicht von den Großkonzernen gestellt werden sondern von Mittelständischen Unternehmen. Sie sind das Rückgrat unserer Wirtschaft und damit auch unserer Gesellschaft. Das wird immer so schnell und gerne vergessen, weil man ja so schön seine Punkte an - zweifellos vorhandenen - Missständen bei manch einem Großkonzern verdeutlichen kann. Doch damit begibt man sich argumentatorsich auf absolutes Stammtisch Niveau

Im Übrigen ist und bleibt für mich die Freiheit und damit eingehend die Eigenverantwortung das höchste Gut des Menschen. sicher wer keinen Bock hat zu arbeiten hat das Recht dazu. nur darf dieser dann nicht erwarten, dass andere für ihn dann sein täglich Brot verdienen
 
Wolf-V am 04.09.2007 18:37 schrieb:
und wie die einen vorgeführt haben (und es noch tun) dass gewinn vor mensch geht, zeigen die anderen das mensch vor arbeit geht. letztere haben mehr recht. imho.

Och, das klingt so hart wie du das forumlierst, nur ich bezweifle deine Aufrichtigkeit*. Es gibt immer irgendwo jemanden, den es schlechter geht als mir oder dir, aber deswegen schenke ich ihm nicht das, was ich habe, ich ünterstütze ihn vielleicht mit Spenden über wohltätige Organisationen, mehr wird es aber wohl nicht werden.

Warum auch? Was habe ich mit demjenigen zu tun. Ich kenne ihn nicht, weiß nicht ob er ein guter netter Mensch ist oder sonstwas. Da unterstütze ich lieber meine Familie und all das Geld, welches ich (hypothetisch) habe, was für allerlei Schnickschnack draufgeht, den kein Hund braucht - auch das schafft Arbeitsplätze und hilft so der Versorgung all jener Menschen, die ich nicht kenne.

*Edit:
Ich denke nicht, dass du dich selbst so sehr finanziell beschränkst, damit andere auch was haben und deinen eigenen Lebensstandard auf ein entsprechend niedriges Niveau senkst.
 
aph am 04.09.2007 15:30 schrieb:
SCUX am 04.09.2007 13:05 schrieb:
ich verstehe was du meinst,
aber :-D
geht eine Stadt kaputt weil die jungen Menschen wegziehen?
oder ziehn junge Menschen weg weil die Stadt kaputt ist?
Ersteres. Und auch wenn zweites darauf hindeutet, dass es ein Teufelskreis ist - so ändert das doch nichts daran, dass es falsch ist, wenn eine Stadt so ausblutet.

"falls" du keine Arbeit hast, und du dennoch nicht für 1500NETTOweg ziehen würdest, sagt uns das doch das es dir gut geht! das System greift! und sehr sehr gut läuft ;)
Nein, das sagt lediglich, dass du offenbar den Leuten nur so viel zahlen willst, dass sie davon leben können, nicht aber, dass sie für ihre Lebenssicherheit ausreichend vorsorgen.

ich habe Arbeit, und ich würde mir überlegen umzuziehen für 1500Euro Netto wenn ich nur 345Euro bekäm :| ;)

Aber nicht, wenn du in Berlin lebend wenigstens mit dem Rad (ÖPNV ist von Hartz nicht bezahlbar) zu deiner Mutter oder Vater oder Freunden radeln kannst, während du in Hessen unter einsamen Bedingungen gerade mal genug zum Lebensunterhalt verdienen würdest.

Also - ich würd das nicht machen.
also sollte Jemand der nichts macht so viel bekommen als jemand der einen Job hat? :confused: :haeh: :B

reicht es nicht das es im moment schon so ist das eine Familie (Vater,Mutter,Kind<nicht verheiratet>) im Monat weniger hat wenn der Vater alleine arbeitet wie wenn beide sich Arbeitslos melden?

die Wahl seinen Lebensunterhalt solbst zu bestreiten, oder mit dem Rad zu den Eltern zu fahren muss jeder selbst treffen ;)
 
El_Cativo am 04.09.2007 17:58 schrieb:
[
In diesen "verödeten" Gebieten wird sich auch nchts zum besseren wenden, wenn die Jugendlichen ohne Job dort bleiben. es wird sich nur was ändern, wenn die vorraussetzungen und die nötigen Rahmenbedingungen geschaffen werden, dass die Leute eben auch dort Arbeit finden.
Und die werden nie geschaffen, solange der einzige Lösungsansatz ist, dort hinzuziehen, wo es Arbeit gibt.
 
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