Arkasi am 04.09.2007 11:39 schrieb:Grundsätzlich wird niemand direkt gezwungen, das System zu unterstützen. ...
Genau das und nichts anderes ist unser System und Solidargemeinschaft würde ich das nicht nennen...immer mehr Menschen aus dem System etwas beziehen ohne etwas zurückzugeben, ..Um ehrlich zu sein interessieren mich irgendwelche Pseudountersuchungen nicht sonderlich .. am Ende zählt nur die Leistung, also das was rauskommt.. Da der Wille zum Verzicht fehlt, ..doch gibt es eben kein anderes besseres System und selbst die sozial Schwachen haben eine Chance, wenn auch eine geringere. ..Ich weiß, du hängst immer noch kommunistischen Idealen nach, ..Jene Menschen, die arbeiten, sehen einfach nicht ein, warum sie die Schmarotzer erhalten sollen. .. diese Menschen zeigen in keinster Weise Solidarität und verdienen daher auch keine.
nun stell dir vor, jemand möchte an dem system nicht teilnehmen, er möchte nicht arbeiten, er möchte nicht an der gemeinschaft teilnehmen, er möchte keinen straßen, keine u-bahn und keinen krankenwagen nutzen. er möchte einfach nur leben und – sagen wir mal – sich von löwenzahn und grundwasser ernähren. es gibt diese möglichkeit nicht. es ist eine erzwungene gesellschaft. weshalb? weil von der idee sich starke und schwache helfen sollten, dass ist das grundprinzip auf dem unsere gesellschaft aufbaut und das ist eine solidargemeinschaft. nenn sie wie du willst.
die sozialsysteme sind nicht vor die hunde gegangen, weil die sozial benachteiligten mehr leistungen abgerufen haben, sie sind vor die hunde gegangen wie die sozial priviligierten sich immer mehr aus der verantwortung gezogen haben. ein paar fakten aus studien und untersuchungen des bundesministerium für arbeit und soziales, die dich sicher nicht interessieren werden, weil sie dir nicht passen.
- die sozialleistungsquote (der anteil aller sozialausgaben in relation zum bip) stagniert seit 1970, von einer kostenexplosion des sozialsystems kann also keine rede sein
- die sozialbeiträge steigen, weil die sozialsysteme mit versicherungsfremden leistungen überfrachtet werden (altersrenten, sterbegeld...), die zunahme von billigjobs die einzahlungen reduziert
- unternehmen beteiligten sich 1980 noch zu 32% an den kosten des sozialstaates, 1998 waren es nur noch 27% und seitdem weiter fallend. diese verringerung um 5% bedeutet, dass die beiträge zur sozialversicherung für den einzelnen um ca. 10% höher sind.
- gab es früher das paritätische system (arbeitgeber und arbeitnehmer zahlen je 50 wurde dies massiv zu arbeitnehmern verschoben (pflegeversicherung, rente, gesundheitszuzahlungen, etc.)
- die lohnquote in deutschland hat sich in den letzten 20 jahren um gut 25% verringert. dass bedeutet gleichzeitig, dass sich die gewinne entsprechend erhöht haben.
falls du dies nicht verstehen solltest: das sozialsystem wird deshalb schwächer, weil die priviligierten sich herausstehlen und den benachteiligten immer mehr aufbürden, nicht weil immer mehr menschen sich daran bedienen.
und wenn schon keine untersuchung, dann vielleicht ein un-bericht in dem deutschland verurteilt wird, weil die chancengleichheit auf bildung nicht gewahrt wird: festgestellt ist, dass in deutschland die herkunft wichtiger als die leistung ist und so über möglichkeiten und chancen entschieden wird.
der wille zum verzicht wird immer bei denen gepredigt die nichts haben, bei denen die viel haben, gibt es diese forderung immer weniger. Ich verlange verzicht von denen die viel haben, denn es wird zeit, dass sie sich an der gemeinschaft beteiligen, von der sie anscheinend ja gut profitieren.
und welchem system ich nachhänge oder nicht, lass mal meine sorge sein, insbesondere wenn du bei deinen vermutungen wenig ahnung zu haben scheinst. du magst der „neoliberalen“ propaganda nachlaufen, die sagt, jeder kann für sich selbst sorgen. ich sehe es aber nicht ein, hier eine gesellschaft zu schaffen, die von menschlichkeit keine ahnung hat und für den grossteil menschenunwürdiges leben bedeutet. und wenn ich 10 „schmarotzer“ durchfüttere, ist mir das völlig egal, wichtig wäre, dass hier kein mensch die hoffnung auf die zukunft verlieren muss. aber so ein geschwafel von selbstverantwortung, leistungswillen, anpassung und engagement dass über erfolg oder nicht entscheidet zeigt wie krank einige wirklich sind, die nicht sehen wollen, dass die armut zunimmt, ohne dass die menschen dafür selbst verantworlich sind.
mit deiner einstellung muss es wohl dann irgendwann mal dazu kommen, dass die vielen benachteiligten keine vernünftige lösung mehr sehen und keine perspektive haben – und vielleicht kannst du dir vorstellen, dass das für eine gesellschaft sehr bedrohlich sein kann. mit mehr solidarität könnte man so eine entwicklung verhindern.
unser system ist bzw. war sehr gut, es hatte seine fehler, derzeit aber wird es von den neoliberalen zusammengeschossen bis nichts mehr übrig ist, dagegen bin ich. und auch wenn du das noch nicht mal in betracht ziehen willst, wenn jemand der einem anderen helfen kann, dies nicht tut, mit der begründung der andere hätte ja auch mal genauso fleißig sein können, ist er nicht nur ein emotional minderbemittelter mensch, sondern er verkennt auch das nicht alle in diesem system erfolgreich sein können. ziel wäre aber eine große mittelschicht zu behalten und nicht den reichtum und die armut zu erhöhen, so läuft es aber derzeit. und die entwicklung ist ungesund. wenn man also was gegen arbeitslosigkeit tun möchte, sollten ersteinmal die löhne deutlich erhöht werden, damit sich arbeit wieder lohnt und nicht dieses leere geseiere von, wer wirklich will, der könnte ja auch...