AW: CDU: Vergangenheitsbewältigung mal anders.
Boesor am 15.04.2007 23:25 schrieb:
Wenn man bedenkt zu welcher Zeit Filbinger gewirkt hat (sehr kurz vor Ende des Krieges) hätte es vermutlich sehr wohl was gebracht.
Aber deine Einstellung lässt tief blicken...
Boesor am 15.04.2007 23:36 schrieb:
mach dafür bitte n neuen Thread auf, hier gehts ja immer noch primär um Oettingers Entgleisungen
Und was im Zusammenhang mit der Nazizeit für realistisch hälst....da möchte ich erst gar nicht dran denken
Das Problem an der Sache ist ja, dass es das Ende des Krieges war. Lies dir mal folgenden Artikel durch.
http://de.wikipedia.org/wiki/Schlacht_um_Berlin
Dass der Krieg und "die Sache" verloren waren, konnte man schon ein paar Monate zuvor erkennen, dennoch haben die Nazis in ihrem Wahn, immer noch gewinnen zu können, alles aufgestellt, was sie zu bieten hatten.
Abgesehen davon, dass man schon den Sinn hinterfragen muss, mit 14-16 Jährigen und 60+ Jährigen ohne nennenswerte Ausbildung und Unterstützung eine Armee aufzustellen, so haben sich diese und die wenigen verbliebenen regulären Truppen dermaßen verbissen gegen eine absolute Übermacht gewehrt, dass den Sowjets nichts anderes ürbig geblieben ist, Berlins Häuser beim Vorrücken mit Artillerie nieder zu bomben, weil die eigenen Verluste ein unerwartet erschreckendes Maß angenommen haben.
Wenn mann sich diesen Artikel durchliest, dann sieht man, wie verrückt die damals waren.
Außerdem möchte ich dein Augenmerk auf ein paar Stellen dieses Artikels lenken:
Deserteure oder Zivilisten, die sich kritisch äußerten, wurden auch noch in den letzten Tagen des Krieges von der SS und der Volksgendarmerie erschossen.
Während dieser Apriltage nutzten fanatische Nationalsozialisten und SS-Führer Standgerichte und Exekutionskommandos, um ein Weiterkämpfen bis zum Ende zu erzwingen. Propagandistisch eingepeitscht wurde die aussichtlose Verteidigung Berlins durch Goebbels, der zusammen...
Ab jenem Zeitpunkt schwankte Hitler nurmehr zwischen irrealen Siegeshoffnungen und der Bereitschaft, in Berlin den Tod zu finden. Sich an seiner Generalsstabskarte orientierend, ließ er Befehle an Armeen weiterleiten, die es nicht mehr gab oder die in aussichtsloser Situation faktisch nicht in der Lage waren, Hitlers Anordnungen umzusetzen. Kaum einer seiner beratenden Offiziere traute sich aus Angst vor den hysterischen Wutausbrüchen Hitlers, den Befehlen des Oberkommandeurs zu widersprechen oder die Aussichtslosigkeit der Lage realistisch zu schildern.
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Was die Rede Oettingers anbelangt, so habe ich mir die mal besorgt.
"Anders als in einigen Nachrufen zu lesen, gilt es festzuhalten: Hans Filbinger war kein Nationalsozialist. Im Gegenteil: Er war ein Gegner des NS-Regimes. Allerdings konnte er sich den Zwängen des Regimes ebenso wenig entziehen wie Millionen andere.
Wenn wir als Nachgeborene über Soldaten von damals urteilen, dann dürfen wir nie vergessen: Die Menschen lebten damals unter einer brutalen und schlimmen Diktatur. Hans Filbinger wurde - gegen seinen Willen - zum Ende des Krieges als Marinerichter nach Norwegen abkommandiert. Er musste sich wegen seiner Beteiligung an Verfahren der Militärjustiz immer wieder gegen Anschuldigungen erwehren.
Es bleibt festzuhalten: Es gibt kein Urteil von Hans Filbinger, durch das ein Mensch sein Leben verloren hätte. Und bei den Urteilen, die ihm angelastet werden, hatte er entweder nicht die Entscheidungsmacht oder aber nicht die Entscheidungsfreiheit, die viele ihm unterstellen.
Hans Filbinger hat mindestens zwei Soldaten das Leben gerettet. Einer von ihnen, Guido Forstmeier, weilt noch heute unter uns und kann bezeugen, dass sich Filbinger damals großer Gefahr ausgesetzt hat.
Manfred Rommel hat dieser Tage bekräftigt, dass er Filbingers Rücktritt vom Amt des Regierungschefs nach wie vor für nicht erforderlich gehalten hat. Wie viele andere Menschen, die das Dritte Reich erlebt haben, sei er schicksalhaft in Situationen hineingeraten, die den Menschen heute zum Glück erspart bleiben. Hans Filbinger hat also die schreckliche erste Hälfte des letzten Jahrhunderts nicht nur erlebt, er hat sie auch erlitten."
Abgesehen vom den fetten Markierungen in den ersten beiden Absätzen, die unüberprüfbar sind, sehe ich keinen besonderen Punkt, der einer Kritik würdig ist und vorallem keinen, der diesen Aufschrei rechtfertigt.
Boesor am 15.04.2007 23:38 schrieb:
Du verstehst eben die Bedeutung des Themas nicht, für dich ist das alles "weg und vergessen."
Aber scheinbar ist das für viele Menschen doch n Thema.
Kannst ja mal drüber nachdenken.
Ich verstehe die Bedeutung des Themas, aber ich verstehe nicht, warum das Thema diese Bedeutung hat.
In Österreich hatten wir 2-3 Wochen zuvor auch so einen Fall, wo der ehem. Bürgermeister von Innsbruch (oder so was in der Art) vom Tiroler LH Van Staa betrauert wurde.
Besagter Bürgermeister war während der NS-Zeit nämlich bei der Gestapo, allerdings als Schreiber, aber das interessiert offenbar nur am Rande. Da hat es ein Tamtam gegeben inkl. Aufschrei vom Wiesenthalzentrum, bei dem ich mich schon frage, ob die noch alle richtig ticken.
Genau wie Filbringer ging er in die Politik und hat dort eine tadellose Arbeit erledigt. Danach sollte man die Menschen beurteilen, nicht ob sie Jahrzehnte zuvor wie Millionen anderen nicht den Mut hatten, gegen eine Diktatur zu opponieren.
Ich habe es schon in einem der vorigen Beiträge gefragt, aber "komischerweise" keine Antwort bekommen:
Vielleicht hätte es einen anderen Weg gegeben, den beide überleben konnten, vielleicht hatte er einfach nur zuviel Angst das zu versuchen - so wie beinahe alle anderen Deutschen damals auch, denn soweit ich weiß, ist Hilter keineswegs durch eine Revolution gestürtzt worden, sondern durch die Alliierten. Wo waren denn all die heutigen Moralaposteln, die über ihn urteilen?
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Zum Schluss möchte ich noch festhalten, dass es mich eigentlich so richtig ankotzt, dass dieses Thema immer noch einen solchen Stellenwert hat, den es in keinster Weise verdient. Offenbar gibt es immer noch Menschen, die der Meinung sind, dass wir unsere Vergangenheit noch nicht bewältigt haben.
Da du offensichtlich ein Vertreter dieser Meinung bist, frage ich dich, was müssen wir denn deiner Meinung nach tun, damit unsere Vergangenheit endlich als bewältigt angesehen werden kann und vorallem - was müßte ICH tun? Ich weiß es nämlich nicht und ich habe auch mit vielen anderen darüber gesprochen, die es auch nicht wissen.