• Aktualisierte Forenregeln

    Eine kleine Änderung hat es im Bereich Forenregeln unter Abschnitt 2 gegeben, wo wir nun explizit darauf verweisen, dass Forenkommentare in unserer Heftrubrik Leserbriefe landen können.

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    Vielen Dank

CDU: Vergangenheitsbewältigung mal anders.

AW: CDU: Vergangenheitsbewältigung mal anders.

Freaky22 am 13.04.2007 10:38 schrieb:
Denn er hätte genauso gut auf sein Amt verzichten können, oder mildere Urteile sprechen können.

mit solchen behauptungen wär ich äusserst vorsichtig.
was wer hätte tun können oder eben nicht, wissen wir nicht.


TBrain am 13.04.2007 10:53 schrieb:
Der Eindruck sollte auch nicht entstehen. Der besagte Richter ist ja nun tot, womit die Gefahr, dass er irgendwann nochmal in ein Amt gewählt wird, irgendwo bei Null liegt.


richtig, nur kommts auch mir ein wenig seltsam, wenn ein amtierender ministerpräsident einen amtsvorgänger auch noch als widerständler darstellt, denn das war der herr filbinger ja ganz offensichtlich nicht.

man soll vielleicht nicht schlecht über die toten reden, aber im nachhinein einen helden aus ihm zu machen, ist garantiert noch weniger richtig.
 
AW: CDU: Vergangenheitsbewältigung mal anders.

Maria-Redeviel am 13.04.2007 05:43 schrieb:
ja, ich hab mich auch schon mit Kant rumgeschlagen! :S
Gegenfrage: Warum befolgst du Gesetze? Weil man das einfach so tut?

Weil sie zu 99,9% (die anderen 0,0,1% kenne ich nicht) nicht gegen meine moralischen Vorstellungen verstoßen, ob sie nun sinnvoll sind, lass ich mal dahingestellt.

@Boeser: Du findest also: Der Kerl hat als Marinerichter gearbeitet, dass macht ihn unfähig für ein solches Amt. Was darf er dann machen?
Wenn man Günther Krass ranholt, der mit seinen Werken doch sehr erfolgreich war, sind diese Bücher jetzt im nachhinein schlechter, nur weil man weiß, dass er bei der Waffen-SS war?
 
AW: CDU: Vergangenheitsbewältigung mal anders.

ich98 am 13.04.2007 11:18 schrieb:
@Boeser: Du findest also: Der Kerl hat als Marinerichter gearbeitet, dass macht ihn unfähig für ein solches Amt. Was darf er dann machen?
Wenn man Günther Krass ranholt, der mit seinen Werken doch sehr erfolgreich war, sind diese Bücher jetzt im nachhinein schlechter, nur weil man weiß, dass er bei der Waffen-SS war?

Naja, Filbinger & Grass lassen sich nicht vergleichen. Der eine hatte mit etwa 40 Jahren ein durchaus nicht unbedeutendes Amt im NS-Systems inne, der andere ging mit 17 zur Waffen-SS, die er als Teenager "cool" fand.

Da ist in meinen Augen schon ein großer Unterschied.

Gruss,
Bremse
 
AW: CDU: Vergangenheitsbewältigung mal anders.

Spassbremse am 13.04.2007 11:27 schrieb:
Naja, Filbinger & Grass lassen sich nicht vergleichen. Der eine hatte mit etwa 40 Jahren ein durchaus nicht unbedeutendes Amt im NS-Systems inne, der andere ging mit 17 zur Waffen-SS, die er als Teenager "cool" fand.

Da ist in meinen Augen schon ein großer Unterschied.

Gruss,
Bremse

Mir gehts um die Mentalität im Nachhinein die Dinge schlecht zu machen, weil man rausbekommen hat, dass er eine Rolle im 3. Reich gespielt hat. ;)
 
AW: CDU: Vergangenheitbewältigung mal anders.

Ich finde auch das es sch.... egal ist was der damals gemacht hat.
Ich konnte da nichts dafür, was vor über einem halben Jahrhundert passiert ist.
Und immer auf den Thema Rumzureiten ist zum :$ :$

Bloß weil dein OPA sovern man noch einen hat, im 2 W. gekämpft hatte verachtest du ihn doch auch nicht.

ohne ihn gäbe es dich ja nicht mal.

Unsere Generation hat andere Probleme als sich über die machenschafften von damals noch Gedanken zu machen.

soll nicht heißen das dass alles OK war.
aber irgendwann muss auch mal Schluss damit sein.
Ich hoffe das wird spätestens so weit sein wenn der letzte aus dieser Zeit Tot ist.

das ist meine Meinung zu dem Thema
 
AW: CDU: Vergangenheitsbewältigung mal anders.

Bonkic am 13.04.2007 11:03 schrieb:
richtig, nur kommts auch mir ein wenig seltsam, wenn ein amtierender ministerpräsident einen amtsvorgänger auch noch als widerständler darstellt, denn das war der herr filbinger ja ganz offensichtlich nicht.

man soll vielleicht nicht schlecht über die toten reden, aber im nachhinein einen helden aus ihm zu machen, ist garantiert noch weniger richtig.

Richtig. Der Effekt ist ein Grundproblem bei Parteien. Die Zugehörigkeit zu einer abgegrenzten Gruppe verführt dazu sich mit den Gruppenmitgliedern zu solidarisieren, auch wenn sie großen Mist gebaut haben. Das betrifft praktisch alle Parteien/ Organisationen/ Unternehmen/ Gewerkschaften...

Ich finde das jetzt nicht sonderlich überraschend, dass sich einer findet, der die Wahrheit verdreht. Bei letzten RAF Diskussion gabs das genauso *schulterzuck*
 
AW: CDU: Vergangenheitbewältigung mal anders.

CSlgMF-NOX am 13.04.2007 11:48 schrieb:
Ich finde auch das es sch.... egal ist was der damals gemacht hat.
Ich konnte da nichts dafür, was vor über einem halben Jahrhundert passiert ist.
Und immer auf den Thema Rumzureiten ist zum :$ :$

Tut mir Leid, aber ich finde es ist nicht Scheißegal!

Wenn es um eine verbrecherische Vergangenheit geht, dann darf man das nicht einfach verdrängen. Das muss, wenn schon, verarbeitet und verziehen werden. Verzeihen geht aber nur wenn derjenige ehrlich mit seiner Vergangenheit umgeht.

Dieser Filbinger ist offensichtlich nicht ehrlich mit seiner Vergangenheit umgegangen, sondern wollte sie vertuschen (selbst als es schon nicht mehr zu vertuschen ging). Der Mensch kann evtl noch als schlechtes Beispiel dienen - als ein Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte.
 
AW: CDU: Vergangenheitsbewältigung mal anders.

ich98 am 13.04.2007 11:32 schrieb:
Mir gehts um die Mentalität im Nachhinein die Dinge schlecht zu machen, weil man rausbekommen hat, dass er eine Rolle im 3. Reich gespielt hat. ;)

Da wurde nichts im "Nachhinein" rausgefunden wie bei Grass. Filbingers Vergangheit war bekannt, er war schon als MP höchst umstritten, aber die CDU hielt auch damals schon zu diesem Nazi-Schergen.

Öttinger hat mit seiner Geschichtsverklitterung lediglich noch eine Schippe draufgelegt auf diesen unsäglichen Umgang.
 
AW: CDU: Vergangenheitsbewältigung mal anders.

Niemand redet ja seine Leistung als MP schlecht, die Diksussion konzentriert sich konkret auf seine Einstellung zu dem Thema und seine Uneinsichtigkeit.
Der zweite Kern ist eben die Tatsache das Öttinger die Fakten verdreht und ihn als Widerständler lobt, obwohl er das nicht war.
 
AW: CDU: Vergangenheitsbewältigung mal anders.

aph am 13.04.2007 10:48 schrieb:
Erstaunlich, aber ich muss dir mal rundum zustimmen.


Huch, wo ist mein roter Stift und mein kalender :-D
 
AW: CDU: Vergangenheitsbewältigung mal anders.

ich98 am 13.04.2007 11:18 schrieb:
@Boeser: Du findest also: Der Kerl hat als Marinerichter gearbeitet, dass macht ihn unfähig für ein solches Amt. Was darf er dann machen?
Wenn man Günther Krass ranholt, der mit seinen Werken doch sehr erfolgreich war, sind diese Bücher jetzt im nachhinein schlechter, nur weil man weiß, dass er bei der Waffen-SS war?

Ich glaube du siehst nicht das es einfach etwas anderes ist wenn man später als Ministerpräsident arbeitet.
Als Repräsentant der Demokratie.
Als solcher darf man nicht zu tief ins Nazi Regime verstrickt gewesen sein.
Und das hat auch gar nichts mit seiner sonstigen Eignung als Politiker zu tun.
 
AW: CDU: Vergangenheitbewältigung mal anders.

CSlgMF-NOX am 13.04.2007 11:48 schrieb:
Unsere Generation hat andere Probleme als sich über die machenschafften von damals noch Gedanken zu machen.


Und genau diese Einstellung wird durch solche Reden wie die von Oettinger noch gefördert.
Und ich halte das für falsch.
 
AW: CDU: Vergangenheitsbewältigung mal anders.

ich98 am 13.04.2007 11:32 schrieb:
Mir gehts um die Mentalität im Nachhinein die Dinge schlecht zu machen, weil man rausbekommen hat, dass er eine Rolle im 3. Reich gespielt hat. ;)

Was wird denn im Nachhinein schlecht gemacht?
Nicht seine Arbeit als Ministerpräsident, sonern seine Arbeit als Richter der nazis
Und ich hoffe du stimmst zu das man das ruhig kritisch sehen sollte
 
AW: CDU: Vergangenheitsbewältigung mal anders.

Sieh an, frau Merkel hätte es auch gerne kritischer gehabt.
Was ihre Landesfürsten wohl davon halten.

http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,477043,00.html
 
AW: CDU: Vergangenheitsbewältigung mal anders.

Boesor am 12.04.2007 23:03 schrieb:
Der interessierte User hat bestimmt schon die Rede von Baden Würtembergs Ministerpräsidenten zum Tode von Ex Ministerpräsident Filbinger gelesen.

Filbinger war durch die Aufdeckung seiner Tätigkeit als Marinerichter im 2. Weltkrieg zum Rücktritt gezwungen worden.

Oettinger hat in seiner Rede nun behauptet:
- "Hans Filbinger war kein Nationalsozialist. Im Gegenteil: Er war ein Gegner des
NS-Regimes, der sich aber den Zwängen des brutalen Regimes ebenso
wenig entziehen konnte wie Millionen andere." (SpOn)
- "Es gibt kein Urteil von Hans Filbinger, durch das ein Mensch sein Leben
verloren hätte"


Da stellt sich mir doch die Frage wie wir "normalen" Bürger es je schaffen sollen vernünftig mit der Vergangenheit umzugehen, wenn bei Parteifreunden solche Beschönigungen (um nicht zu sagen Lügen) verbreitet werden können.

Alles leugnen oder was?

Als normaler Bürger geht man eigentlich gar nicht mit der Vergangenheit um, schon gar nicht, wenn es so lange her ist.

Ich (als Österreicher) kenne weder Filbinger noch Oettinger, aber ich halte es für durchaus möglich, dass Filbinger vielleicht gar keine (echte) andere Wahl hatte.

Soweit ich das jetzt mitbekommen habe, werden ihm im wesentlichem 2 Dinge vorgeworfen.
1. er war Marinierichter, was offenbar ein höheres Amt war
2. er hat einen Deserteur zum Tode verurteilt

Was Punkt 1 anbelangt, so sollte man nicht vergessen, dass die Nazis Widerstand nicht toleriert haben. Wer gegen das Regime war, ist kurzer Hand umgebracht worden. Offener Widerstand war also keine vielversprechende Alternative - das selbe Prinzip sehen wir heute immer noch bei allen anderen Diktaturen.
Offenbar war Filbinger Jurist und damit für den Job qualifiziert, hatte vielleicht sogar einen ähnlich davor (ist bisher nicht angesprochen worden). Als man ihm den Posten angeboten hat, hätte er theoretisch ablehnen können und damit gleichzeitig in Kauf genommen, dass er (und seine Familie) ein KZ von innen sehen. Ich hätte nicht abgelehnt.

Was das Todesurteil anbelangt, so war das sicherlich eine juristisch richtige Entscheidung. Auf Desertation stand Jahrtausende lang die Todesstrafe und die Nazis haben das nicht geändert. Selbstverständlich hätte er auch einen Freispruch fordern können, was gerade in dieser Situation (der Krieg war schon verloren, die Nazis haben es nur noch nicht wahrhaben wollen) zu 2 Hinrichtungen statt einer geführt hätte - Filbinger wäre der 2. Todeskandidat gewesen.

Beide angesprochene Interpretationen von mir sind Möglichkeiten, es kann durchaus auch so gewesen sein, dass er aktiv im Regime tätig gewesen ist und voll von der Ideologie überzeugt war. Wie es scheint, ist das aber unbekannt und daher verstehe ich nicht, warum man auf ihm bzw. Oettinger so rumhackt, der ihn (vielleicht) persönlich gut gekannt hat.

Mir persönlich geht diese ganze Nazi-Sch***e schon richtig auf die Nerven und besonders die "Vergangenheitsbewältigung". Wer meint, irgendeine Vergangenheit bewältigen zu müssen, soll das tun, aber laßt die anderen Menschen damit in Ruhe. Ich bin 30 Jahre nach Kriegsende geboren worden und habe überhaupt nichts zu bewältigen. Mein Vater ist während des Krieges geboren und meine Mutter danach - waren also beide keine Nazis.
Von meinen Großeltern weiß ich es nicht, vielleicht waren sie Nazis, vielleicht auch nicht (angeblich nicht), mir persönlich ist es egal.

Besonders absurd finde ich die Argumentation:
aph am 13.04.2007 10:48 schrieb:
Interessant finde ich an der Angelegenheit jedoch, wie reflexhaft eben jene Verteidiger von Alt-Nazis reagieren, wenn es um linke Vergangenheitsbewältigung á la Stasi oder RAF geht - nein, das ist ja unverzeihlich. Aber bei Nazis darf man schon mal ein Auge zudrücken, waren ja alles nur Mitläufer.

Die Stasi ist schon ein anderes Kaliber, vergleichbar mit der Gestapo oder von mir aus mit der Waffen-SS. Das war weitgehend der harte Kern, auch wenn es auch hier Ausnahmen gab.
Die RAF ist überhaupt nicht zu vergleichen, dass waren einfach nur Terroristen, die keineswegs von äußeren Umständen zu irgendwas gedrängt wurden.

Der Grund, warum die Stasi-Bewältigung anders aussieht als bei den Nazis ist wohl, dass es zeitlich noch nicht so lange her ist. Ein gewisses Maß an Doppelmoral wird sicherlich auch dabei sein, aber das ist eigentlich immer so.
 
AW: CDU: Vergangenheitsbewältigung mal anders.

Boesor am 13.04.2007 13:16 schrieb:
Ich glaube du siehst nicht das es einfach etwas anderes ist wenn man später als Ministerpräsident arbeitet.
Als Repräsentant der Demokratie.
Als solcher darf man nicht zu tief ins Nazi Regime verstrickt gewesen sein.
Und das hat auch gar nichts mit seiner sonstigen Eignung als Politiker zu tun.
als Richter war der wohl eher nicht tiefverstrickt, sondern mehr ein Handlanger der damaligen Justiz.

Boesor am 13.04.2007 13:20 schrieb:
Was wird denn im Nachhinein schlecht gemacht?
Nicht seine Arbeit als Ministerpräsident, sondern seine Arbeit als Richter der nazis.
Und ich hoffe du stimmst zu das man das ruhig kritisch sehen sollte

klar, sollte man das Kritisch sehen.
Trotzdem kann er ein gutes Politiker gewesen sein und allein die Tatsache das er Marinerichter war, macht ihn doch nicht unkompetent bzw. disqualifiziert ihn.
 
AW: CDU: Vergangenheitsbewältigung mal anders.

Arkasi am 13.04.2007 15:00 schrieb:
Als normaler Bürger geht man eigentlich gar nicht mit der Vergangenheit um, schon gar nicht, wenn es so lange her ist.

Für dich als Ösi ist das vielleicht normal



Was das Todesurteil anbelangt, so war das sicherlich eine juristisch richtige Entscheidung. Auf Desertation stand Jahrtausende lang die Todesstrafe und die Nazis haben das nicht geändert. Selbstverständlich hätte er auch einen Freispruch fordern können, was gerade in dieser Situation (der Krieg war schon verloren, die Nazis haben es nur noch nicht wahrhaben wollen) zu 2 Hinrichtungen statt einer geführt hätte - Filbinger wäre der 2. Todeskandidat gewesen.

Bevor du sowas schreibst solltest du dich vielleicht über den Fall nochmal informieren, es ist nämlich schlicht unwahr das er keine andere Wahl hatte als die Todesstrafe zu fordern.

Beide angesprochene Interpretationen von mir sind Möglichkeiten, es kann durchaus auch so gewesen sein, dass er aktiv im Regime tätig gewesen ist und voll von der Ideologie überzeugt war. Wie es scheint, ist das aber unbekannt und daher verstehe ich nicht, warum man auf ihm bzw. Oettinger so rumhackt, der ihn (vielleicht) persönlich gut gekannt hat.

Auch hier gilt: Erst informieren, dann verstehen!

Mir persönlich geht diese ganze Nazi-Sch***e schon richtig auf die Nerven und besonders die "Vergangenheitsbewältigung". Wer meint, irgendeine Vergangenheit bewältigen zu müssen, soll das tun, aber laßt die anderen Menschen damit in Ruhe. Ich bin 30 Jahre nach Kriegsende geboren worden und habe überhaupt nichts zu bewältigen. Mein Vater ist während des Krieges geboren und meine Mutter danach - waren also beide keine Nazis.
Von meinen Großeltern weiß ich es nicht, vielleicht waren sie Nazis, vielleicht auch nicht (angeblich nicht), mir persönlich ist es egal.

Mag ja sein das es dir egal ist, aber in Deutschllnd ist es eben nicht egal und zwar zu Recht! Und es setht ja jedem frei sich aus der Diskussion rauszuhalten. Sollte man allerdings sowas nicht mehr öffentlich diskutieren können (z.B. um andere menschen in Ruhe zu lassen) wäre das schon seeehr bedenklich
 
AW: CDU: Vergangenheitsbewältigung mal anders.

ich98 am 13.04.2007 15:33 schrieb:
klar, sollte man das Kritisch sehen.
Trotzdem kann er ein gutes Politiker gewesen sein und allein die Tatsache das er Marinerichter war, macht ihn doch nicht unkompetent bzw. disqualifiziert ihn.

Argh, wir drehen uns im Kreis und ich muss mich ständig wieder holen.
Vielleicht war er ein kompetenter Politiker, vielleicht der beste Fachmann überhaupt, absolut qualifiziert.
Aber seine Verstrickung ins Naziregime (die es nachweislich gab!) disqualifiziert ihn dennoch und zwar moralisch!
 
AW: CDU: Vergangenheitsbewältigung mal anders.

zu filbiger ist eigentlich alles gesagt. oettinger sollte sich jetzt sehr vorsehen, selbst bei der höchsten toleranzgrenze kann niemand behaupten, filbiger war ein widerständler und um diese dreistigkeit der behauptung und abwertung der echten widerständler geht es.

sonst finde ich die diskussion hier mal wieder eher langweilig „was geht mich die vergangenheit an? ich hab doch überhaupt nichts damit zu tun? wieso werde ich verantwortlich gemacht?“ aber dann wahrscheinlich jedes jahr geburtstag feiern oder „wir werden weltmeister“ schreien – sicher dann noch nicht mal verstehen wie das zusammenhängt bzw. sich gegenseitig auschließen sollte

ihr die ihr alle sagt, ich bin x jahre nach dem krieg geboren, was hab ich damit zu tun, überlegt mal wie viele söhne, töchter, enkel das nicht sagen können, weil die vorfahren ermordet worden sind. so lange ist es noch nicht her und die wunden die das ns regime geschlagen hat – insbesondere in die deutsche kultur selber – sind immer noch offener als die meisten es zugeben. nicht drüber sprechen und verschweigen ist keine lösung.

die stasi mit der waffen-ss zu vergleichen ist dann eine verharmlosung, die vielleicht sogar schon strafbar vor dem gesetz ist. na ja und das die rafler wegen einer brandbombe lebenslang und länger sitzen sollen, die guten braven deutschen aber, die von nichts gewusst haben und gezwungen worden sind menschen effizient zu töten und zu verraten, wenn schon nicht ein denkmal dann doch volle absolution bekommen sollen – na ja diese denkweise ist auch einer der gründe weshalb die raf entstanden ist. oder wie celan sagte: der tod ist ein meister aus deutschland

es gibt viel gutes, dass man aus der vergangenheit lernen kann, aber das ist wohl zu kompliziert
 
AW: CDU: Vergangenheitsbewältigung mal anders.

Hätte, wäre, könnte...

Es geht nicht darum was Filbinger hätte anders machen können, sondern darum, was er getan hat und wie er später damit umgegangen ist.
Filbinger hat offenbar nichts aus der deutschen und seiner eigenen Geschichte gelernt – Oettinger und andere offensichtlich auch nicht. Filbinger hat seine Taten mit dem schönen Satz: "Was damals rechtens war, kann heute nicht Unrecht gewesen sein“ zu rechtfertigen versucht . Aus rechtspositivistischer Sicht hat er völlig Recht. Nur ist ein solcher Rechtspositivismus eines Demokraten unwürdig. Immer wenn es darum geht, ein Unrechtsregime zu stützen, bedient man sich des Rechtsposivismus. Dem positivem (lat. ponere: festsetzen) Recht ist sein Inhalt egal, ihm geht es nur um die Form. Mit positivem Recht kann man alles entschuldigen, solange es nur Gesetz ist. Und jetzt kommt Oettinger und legt die dieselbe Rechtsauffassung an den Tag, es ist zum Kotzen. Möglich, dass Filbinger nie Parteimitglied gewesen ist, man wird es nicht mehr genau nachweisen können und es gilt auch für Filbinger die Unschuldsvermutung. Nur ist die Frage, ob einer ein Nazi war oder nicht, noch nicht mit der Frage geklärt, ob er in der Partei war. Filbinger selbst hat mindestens einen Teil des nationalsozialistischen Gedankengutes mitgetragen.

Dazu SPON:

Filbinger rühmte das NS-Recht
Mag sein, dass er nur formal Mitglied war, das waren viele der rund 8,5 Millionen Parteimitglieder. Nur, nicht alle haben ihre Begeisterung so offen präsentiert wie Filbinger 1935. In einem Aufsatz über das Strafrecht schrieb er, erst der "Nationalsozialismus schuf die geistigen Voraussetzungen für einen wirksamen Neubau des deutschen Rechts". Die Volksgemeinschaft sei Blutsgemeinschaft und müsse "rein erhalten und die rassisch wertvollen Bestandteile des deutschen Volkes planvoll vorwärts entwickelt werden". Das verfasste Filbinger in jenem entscheidenden Jahr, als die NSDAP auf ihrem Nürnberger Reichsparteitag die Gesetze gegen die deutschen Juden verkündete, mit denen sie von da an Schritt für Schritt ihrer Rechte enthoben wurden.

Wer versucht Filbingers Gesinnung auf die Parteizugehörigkeit zu reduzieren, ist in seinem Denken schon recht eingeschränkt.

Mir geht es hier gar nicht so sehr um Filbinger oder Oettinger, die beiden sind unbedeutend. Was mich an der Diskussion stört, ist dass es immer noch Leute gibt, die in uraltem Denken verhaftet sind. Wer eine rechtspositivistische Haltung vertritt, tut zwar in einer Demokratie niemandem weh, in einer Tyrannei ist er zum Schlimmsten fähig, ohne sich eines Unrechts bewusst zu sein, es ist ja schliesslich alles rechtens.
Was wir brauchen sind Menschen, die sich bewusst sind, dass das gesetzte Recht nur auf der Basis der Menschenrechte existieren kann und diese weder ersetzen noch aufheben kann. Gerade von demokratischen Politikern erwarte ich, dass sie solche grundlegenden Dinge begreifen, damit sie in der Lage sind, die wichtigste Aufgabe des Staates nämlich den Schutz der Menschenrechte wahrzunehmen.


Mein Buchtipp: K. Peter Fritzsche, Menschenrechte erschienen bei UTB
 
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