AW: Seid ihr vorbereitet?
bierchen am 23.12.2008 23:44 schrieb:
Was Du hier "Trotzreaktion" titulierst ist doch nichts anderes als gesunder Menschenverstand. Klar, 2009 wird kein rosiges Jahr. Aber es ist wie immer, es geht auf und es geht ab, und manchmal halt auch stärker als sonst.
Damaskus am 23.12.2008 17:59 schrieb:
Hat doch keiner behauptet. Aber durch exzessive Berichterstattung lassen sich Menschen beeinflussen und das wirkt durchaus positiv/negativ auf das Kaufverhalten. Und wenn z.b. allein die FAZ jeden Tag 1-3 Prognosen oder Analysen veröffentlicht, teils von Experten, die während des Aufschwungs von grenzenlosem Wachstum sprachen und jetzt sofort ins andere Extrem überschwenken, weils jeweils gerade "in" ist, verpufft das sicher nicht vollständig.
Bonkic am 23.12.2008 17:44 schrieb:
ich weiss nicht, woran du eine solche reaktion bei uns festmachst.
nur weil wir nicht in panik verfallen?
So, da bin ich wieder.
Also ... als Trotzreaktion sehe ich alles, was irrational auf die verfügbaren Nachrichten reagiert, nur damit es doch nicht so schlimm ausschaut. Klar, Damaskus: Auf Prognosen von Leuten, die immer währendes Wachstum prognostiziert haben und jetzt das Gegenteil, setze ich ebenfalls nicht. Habe ich aber auch vorher schon nicht getan, denn ich wusste ja, dass es das nicht gibt. Lassen wir diese Art von "Experten" also weg und beschränken uns auf diejenigen, die diese Krise vorhergesehen haben, zB die von der Weltbank, die schon 2006 warnten, die Finanzströme gehörten dringend gebändigt. Oder die Experten vom
Trend Research Institut (Achtung: Die verlinkte Webseite ist sehr antikapitalistisch eingefärbt, der Interviewte jedoch ist ein hochanerkannter US-Amerikanischer Zukunftsforscher - auch wenn er offenbar zu Übertreibungen neigt).
@Bonkic: Wie kommst du auf Panik? Mache ich den Eindruck von Panik ergriffen zu sein? Ich analysiere lediglich rational die Lage und überlege mir persönliche Maßnahmen, was ich im kommenden Jahr tun sollte, um das Bestmögliche für mich herauszuholen.
Also, wenn ihr einverstanden seid, beschränken wir uns in der Diskussion
- auf Experten, die die Krise haben kommen sehen
- auf Daten von realen Entwicklungen statt auf Prognosen und Stimmungen
Ok?
Wolf-V am 23.12.2008 19:15 schrieb:
nunja, wirksam war vielleicht das falsche wort, lebensverlängernde maßnahmen wäre richtiger gewesen (maßnahmen der zentralbanken, handelsaussetzungen, u-ä.), dass das aber den tod nicht aufhalten kann, sondern nur verzögern setze ich doch voraus.
Gut. Kannst du diese lebensverlängernden Maßnahmen beschreiben, und auch wieso sie so wirken, und wieso sie deiner Meinung nach den endgültigen Zusammenbruch nicht aufhalten?
Bonkic am 23.12.2008 17:33 schrieb:
aph am 23.12.2008 17:09 schrieb:
Bzw: Wie hoch schätzt du das jährliche prozentuale Anwachsen der Euro-Geldmenge in den letzten Jahren?
die liegt immer so bei ~ 10%, ist in diesem jahr (bislang) aber koninuiierlich gesunken.
was wirklich "extrem" wäre, das weiss ich zugegebenermassen nicht.
Das ist korrekt. Vorher lag sie bei etwa 6-7%. Seit dem Platzen der Dotcom-Blase kletterte der jährliche Geldmengenzuwachs auf 10%. Dieses Jahr wird er ca. 11% betragen. Wenn wir annehmen, dass dieses Geld investiert und konsumiert wird, was meinst du, inwieweit uns ein Vergleich mit der jährlichen Teuerungsrate Erkenntnisse bringen kann. Was stellt die Differenz dazu dar?
Spassbremse am 23.12.2008 17:33 schrieb:
Ich zitiere einmal sehr frei nach dem mittlerweile längst verstorbenen Börsenguru André Kostolany: "Börse ist zum größten Teil Psychologie."
Zuerst gingen einige Banken pleite, andere Kreditinstitute wurden von dem Sog erfasst und misstrauen sich jetzt gegenseitig, halten Geld zurück, etc.
Diese Zurückhaltung bei Kreditvergabe trifft die Industrie, da diese laufend auf Kredite angewiesen ist, um sinnvoll wirtschaften zu können. Daraus resultieren aufgeschobene Investitionen, nicht vergebene Aufträge, etc.
Schlussendlich müssen Leute entlassen werden, um das operative Geschäft weiterführen zu können.
Priavtleute wiederum halten ihr Geld zurück, weil bei ihnen die Angst vor Entlassungen wächst, dieses "gesparte" Geld fehlt dann dem Einzelhandel, usw.
Es ensteht also ein Abwärtssog, der immer weiter um sich greift.
Ok. Deiner Meinung nach war das alles rein psychologisch? Wieso gingen die Banken pleite? Wieso konnten plötzlich einige Arme ihre Hypotheken nicht mehr bedienen und mussten zwangsverkaufen? Wieso schossen die Zahlen der Zwangsverkäufe in die Höhe und ruinierten den Immobilienpreis, was weitere Menschen zahlungsunfähig machte? Reine Psychologie? Hätte man mit der "richtigen" Psychologie auch einfach so weiter machen können, bis ins Jahr 3000?
Und noch eine Frage: Meinst du, dass es Auswirkungen hat, wenn jemand sein Haus verliert? Oder wenn er seinen Job verliert? Also, ob davon dann andere Brachen betroffen sein könnten weil ... jetzt mal total aus dem Blauen geraten ... die Nachfrage nach Konsumprodukten sinkt. Oder ob es ebensolche Auswirkungen haben könnte, wenn Firmen die Produktion zurückfahren oder gar pleite gehen?
Sprich: Ist es überhaupt möglich, dass unter diesen Bedingungen die Wirtschaftsleistung stabil bleibt, und wenn ja, durch welche Maßnahmen?
Ich hoffe auf eine weiterhin sachliche Diskussion.