AW: Seid ihr vorbereitet?
aph am 05.01.2009 10:47 schrieb:
bierchen am 04.01.2009 21:10 schrieb:
Ich glaube, wir hätten eine konstruktivere Diskussion, wenn du mir nicht ständig Dummheit und Unwissen unterstellen würdest.
Ich kann bierchen in dieser Hinsicht gut verstehen, denn deine Posts strozen nur so vor Unwissenheit, dass es schon fast weh tut. Ich habe mir nicht alles durchgelesen, nur die letzten paar Threads und das reicht mir schon für dieses Urteil. Ein paar Beispiele:
aph am 01.01.2009 21:59 schrieb:
Ich glaube, die jetzige Krise zeigt endgültig, dass Geld und Marktwirtschaft nicht von selbst zum immerwährenden Wohlstand für alle führen. Im Gegenteil, sie können hochzerstörerisch wirken, wenn man zulässt, dass das Geld seinem inneren Drang, sich möglichst ohne Aufwand zu vermehren, nachkommen darf - sprich Schneeballsysteme. Das wurde leider erneut zugelassen, in einem exorbitantem Ausmaß. Wenn sowas passiert - wie jetzt - erleidet das System eine Bruchlandung.
Als Austauschmittel für zeitverzögerten Warentausch ist Geld super geeignet. Was darüber hinaus geht (zB Zinsanlagen), ist stets potentiell zerstörerisch. Wem das jetzt nicht klargeworden ist, ist nicht bereit für das 21. Jahrhundert.
Zins ist eine Notwendigkeit im System und er ist nebenbei bemerkt völlig natürlich. Die Notwendigkeit von Zinsen leitet sich von folgender volkswirtschaftlichen Problematik ab:
Wir wissen, dass in einem Land in einem Jahr eine bestimmte Leistung an Waren und Dienstleistungen entsteht, die einen gewissen Wert repräsentieren. Diesem Wert muss eine entsprechende Geldmenge gegenüberstehen. Ist zuviel Geld im System (Inflation), dann steigen entweder die Preise oder man hat Geld und kann nichts dafür kaufen. Ist zuwenig Geld im System (Deflation), sinken entweder die Preise oder Waren können mangels Liquidität der Käufer nicht verkauft werden, was zu Stilllegung der Produktion führt.
Die logische Konsequenz ist, dass der Wert von Waren/Dienstleistungen der Geldmenge entpsprechen muss.
Leider ist das nur Theorie, die Praxis zeigt, dass das Vorhandensein von Geld keineswegs auch Konsum bedeutet. Die Menschen sparen auch aus den unterschiedlichsten Motiven und diese angesparte Geld nimmt am Markt nicht teil. Damit das zu keiner Deflation führt, müßte man also die Geldmenge erhöhen, was aber fatale Folgen hat, wenn das angesparte Geld dann doch in den Markt kommt, weshalb das eine schlechte Lösung wäre.
Die Alternative dazu sind Zinsen in Verbindung mit einer niedrigen Inflation. Die Inflation sorgt dafür, dass Bargeld kontinuierlich entwertet wird, weshalb das horten von Bargeld unklug ist. Gleichzeitig werden die Menschen durch Zinsen dazu motiviert, ihr Geld auf die Bank zu bringen, sodass damit andere Menschen Kredite aufnehmen können, womit das Geld im System bleibt, obwohl es angespart wird. Zinsen sind also eine Notwendigkeit in der Währungspolitik.
Offenbar meinst du, dass der Zins letztlich zerstörerisch wirkt, da du das nicht näher ausführst, gehe ich davon aus, dass du den Hauptkritikpunkt meinst, nämlich dass Zinseszins eine Exponentialfunktion ist, was langfristig einer Geldexplosion gleichkommt.
Dazu muss ich sagen, dass diese Problem lediglich eines der Handhabung im Alltag ist. Es ist sicherlich nicht lustig, wenn man 1 Mio € Miete zahlen muss, aber wenn man 5 Mio € verdient, ist das letztlich nicht dramatisch. Die Größe der Zahlen wird aber irgendwann unhandlich. In diesem Fall kann man die Währung schlicht und einfach runterkürzen, einfach am Ende ein paar Nullen wegstreichen und schon haben wir wieder angenehme Größen.
Abgesehen davon verstehe ich nicht, warum man wegen Zinsen immer so ein Theater aufführt. Sie sind vollkommen natürlich und nichts anderes als Miete, Pacht oder eine Nutzungsgebühr. Niemand würde je ernsthaft behaupten, dass die Miete für ein Hotelzimmer im Urlaub, für ein Mietauto, für die Wohnung, eine Taxifahrt, die Fahrkarten für öffentliche Verkehrsmittel, usw. in irgendeiner Form selbstzerstörerisch sind und alles nur kaputt machen.
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aph am 01.01.2009 21:45 schrieb:
Die Propheten, von denen du hier redest, die standen schon vorher in den Löchern und haben davor gewarnt, dass das passieren würde.
Der Crash kommt: Die neue Weltwirtschaftskrise und wie Sie sich darauf vorbereiten von Max Otto zB erschien 2006. Er war nur einer von vielen, darunter Nobelpreisträger und internationale Finanzinstitutionen. Aber hat irgendwer auf sie gehört? Nein, sie wurden höchstens verlacht.
Unser System basiert leider auf einem stetigem Auf und Ab, die Vorhersage einer Krise ist also keine Kunst und spricht keineswegs dafür, dass das System eingeht.
Was dieses konkrete Buch anbelangt, so habe ich es nicht gelesen, bin aber deimem Link gefolgt und habe sowohl die Beschreibung als auch ein paar Rezessionen gelesen, insbesondere die oberste von Livia ist hochinteressant.
Wenn ihre Inhaltsbeschreibung korrekt ist, dann hat dieser tolle Prophet 2006 tatsächlich zum Investment von Immobilien geraten, wehe dem, der diesem Rat geflogt ist, denn der hat heute ein Problem. Auch der Rat zum Goldkauf ist interessant, fürchtet der Autor doch das Platzen diverser Blasen und wer weiß, wie der Goldwert berechnet wird, weiß auch, dass das die erste Blase ist, die platzen wird, sobald die Wirtschaft wieder anlauft. Die Idee in Bargeld zu sparen, ist auch nicht gerade das Klügste.
Da wundert es dich wirklich, dass man diese Leute ignoriert?
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bierchen am 04.01.2009 21:10 schrieb:
aph am 31.12.2008 13:49 schrieb:
Was meinst Du mit "kurzfristig an den Banken vorbei agieren"? Hätte man eine Großbank nach der anderen Pleite gehen lassen, stünden wir jetzt noch viel schlechter da..
Die hätte man einfach vor die Hunde gehen lassen sollen. Klar - da hätten dann auch noch weitere Privatanleger Geld verloren. Und klar - das hätte weitere beteiligte Banken, Hedgefonds und Versicherungen mitgerissen. Aber: Umso besser.
Man hätte sich stur auf die Realwirtschaft konzentrieren sollten, da auch ruhig gönnerisch sein, aber den Rest vor die Hunde gehen lassen, bis sich neue Banken gebildet haben, die sich auf ihr Kerngeschäft beschränken.
Auch diese Aussage von dir zeigt, dass du das System nicht verstehst. Man kann Großbanken nicht pleite gehen lassen, weil es die Banken sind, die das Geld schaffen und wenn die Banken weg sind, ist das Geld weg.
Leider gibt es den weitverbreiteten Irrglauben, dass das Geld von den Notenbanken kommt, das stimmt aber nur zu einem sehr kleinen Teil. Der Großteil des Geldes wird von den Geschäftsbanken erschaffen und ausgegeben, nicht von den Notenbanken.
Es gibt 3 Arten von Geld:
1. Bargeld, Münzen und Banknoten, kennen wir alle, kommt von der Nationalbank, einige Staaten haben sich die Ausgabe von Münzen selbst vorbehalten. Rund 2% aller Euros sind in Bargeld vorhanden.
2. NB-Geld, übersetzt Notenbankgeld, diese Art von Geld existiert nur auf den Konten der Nationalbank und Kontobesitzer sind ausschließlich Geschäftsbanken. Wenn wir von einer Kapitalspritze der Notenbanken hören, dann handelt sich um NB-Geld, welches auf den entsprechenden Konten bei der Notenbank eingebucht wird, es existiert nur virtuell.
3. Giralgeld, der häufigste Name für diese Art von Geld (Scheckbuchgeld wäre ein anderer), ist jenes Geld, welches wir auf Konten, Sparbüchern, Sparkarten, Bausparverträgen,.... haben, es stellt 98% aller Euros dar und es wird ausschließlich von den Geschäftsbanken geschaffen.
Wenn du bei einer Bank einen Kredit nimmst, sagen wir 100.000 €, dann bucht die Bank die Summe einfach bei dir ein und schafft so dieses Geld. Banken haben sozusagen die Lizenz zum Gelddrucken. Logischerweise dürfen sie das nicht unbegrenzt machen, es gibt Regeln wieviel Geld eine Bank schaffen darf, die dazugehörigen Abkommen heißen Basel I und Basel II. Im Prinzip läuft es darauf hinaus, dass eine Bank ~8% des von ihr geschaffenen Geldes besichern muss. Als Sicherung dienen NB-Geld, Bargeld, Staatsanleihen des betreffenden Staates,... und leider auch Immobilien, was die Ursache der aktuellen Finanzkrise ist.
Hätte man wie du vorschlagst, die problematischen Großbanken einfach eingehen lassen, würde es überhaupt kein Geld mehr geben, denn die hätten alle anderen Banken mitgerissen und zwar völlig unabhängig davon, ob es Verflechtungen zwischen den Banken gibt oder nicht, denn die Wirtschaft an sich ist entsprechend verflochten, das reicht schon aus.
Stell dir einfach einmal vor, du wärst eine Firma, hättest ein Konto bei ein Bank, die kein Problem hat, wohl aber Kunden, Lieferanten oder Partner, auf die das nicht zutrifft. Die gehen pleite und du kannst damit deine Rechnungen auch nicht mehr bezahlen, keine Kredite bedienen,...
Der springende Punkt ist, man kann Großbanken nicht pleite gehen lassen, weil sonst das Geld weg ist und das betrifft auch das Geld des Staates, der Krankenkassen, Pensionsversicherungen,...
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Natürlich sind beim Zustandekommen dieser Krise auch Fehler gemacht worden, die Immobilienkrise und damit der direkte Auslöser zur Finanzkrise (weil die Sicherheiten zur Geldschaffung weggebrochen sind), aber auch der unkontrollierte Einsatz von Derivaten, für die es nur unzureichende Regeln gibt. Ein Fehler im System, der bisher nie ein Problem war und den man nun eben beseitigen muss.