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Wirtschaftskrise 2009 - Seid ihr vorbereitet?

AW: Seid ihr vorbereitet?

aph am 29.12.2008 23:10 schrieb:
Der Wolf-V hat mal richtig Ahnung, alles was du geschrieben hast, sehe ich genauso.
lol - Wolf-V hat Deine Frage auf mein Posting nach den getroffenen Maßnahmen im Vergleich zu den 30ern schön erklärt. Und ich teile auch seine Meinung. Hab ich jetzt auch Ahnung? ^^ %)

Was meinst du, in was es resultieren wird, wenn jetzt private Schulden so massiv in öffentliche Schulden umgeschaufelt werden? Worauf läuft das hinaus, und was bedeutet es für jeden einzelnen?
Zunächst einmal gar nichts.
Die Frage ist, wann der Staat endlich mal auf die Idee kommt, seine Schulden wieder zurückzuzahlen. Um das dann zu können, muss er seine Ausgaben senken und/oder die Steuern erhöhen. Beides trifft Deinen Geldbeutel, oder auch den Deiner Kinder und Enkel, je nachdem. Das Einfachste ist doch hierbei immer, die Problemlösung in die Zukunft zu verlagern (siehe auch Generationenvertrag, da läufts genauso).

Die andere Möglichkeit wäre, die Schulden quasi "wegzuinflationieren". Aber dazu müsste man an der Unabhängigkeit der Zentralbanken rütteln (wenn sie zukünftig nicht von sich aus mehr Inflation zulassen werden).
 
AW: Seid ihr vorbereitet?

bierchen am 30.12.2008 02:31 schrieb:
lol - Wolf-V hat Deine Frage auf mein Posting nach den getroffenen Maßnahmen im Vergleich zu den 30ern schön erklärt. Und ich teile auch seine Meinung. Hab ich jetzt auch Ahnung? ^^ %)
Ich meinte damit, dass Wolf-V sehr korrekt die Maßnahmen erklären konnte, die diesmal anders liefen. Sowas ist doch wichtig, wenn man zwei verschiedene Entwicklungen vergleichen will. Dabei möchte man herausfinden, ob nun immer noch dasselbe droht, oder ob die Krise durch die veränderte Reaktion seitens der Regierungen abgewendet ist. Und Wolf-V hat Recht: Alles was bisher geschah, hat zwar das unmittelbare Abbrechen der Gesellschaft verhindert (Einlagensicherung, Großbankenrettung), aber es verschiebt nur das Problem, dass zu viel Geld im Umlauf ist, das nicht durch Werte gedeckt ist, aber trotzdem nach Anlagen sucht und deshalb immer neue Blasen treibt.

Die andere Möglichkeit wäre, die Schulden quasi "wegzuinflationieren". Aber dazu müsste man an der Unabhängigkeit der Zentralbanken rütteln (wenn sie zukünftig nicht von sich aus mehr Inflation zulassen werden).

So wird es auch laufen. Die Fed macht das eh schon seit Jahren und hat ja auch genau deshalb die Krise so enorm verschärft. Seit 2006 wird das Dollar-Geldmengenwachstum unter Verschluss gehalten - warum wohl? Es werden Dollars gedruckt ohne Ende, zu mittlerweile 0 Prozent Zinsen. Die US-Wirtschaft hat den gesamten Rest der Welt in Geiselhaft genommen, denn es sind hauptsächlich ausländische Konzerne und Regierungen, die ihre Überschüsse, die sie in den USA erzielten, in Dollars anlegten. Damit fütterten sie die Kuh, die sie melkten. Aber das geht nicht mehr so weiter. Der Dollar wird eine sehr unsanfte Landung haben.

Die Frage ist, wie die Europäer das anstellen wollen. Am Beginn der Krise haben sie tatkräftig mitgeholfen, die amerikanischen Löcher zu schließen, indem sie den europäischen Banken erlaubten, frische Euros dafür zu verwenden. Daraufhin stieg kurzzeitig der Dollarkurs wieder. Und nun? Ich glaube, sie wissen es nicht. Meiner Meinung nach hätte man kurzfristig an den Banken vorbei agieren und sie auf ihren Löchern sitzen lassen sollen. So bekämpft man nur Feuer mit Öl.

Am Ende werden sie gar nicht drumrum kommen, den Euro ebenfalls zu entwerten. Schon um eine ausgewachsene Deflation zu vermeiden. Die wäre nämlich noch weit fataler als eine Inflation.
 
AW: Seid ihr vorbereitet?

aph am 30.12.2008 11:01 schrieb:
Die Frage ist, wie die Europäer das anstellen wollen. Am Beginn der Krise haben sie tatkräftig mitgeholfen, die amerikanischen Löcher zu schließen, indem sie den europäischen Banken erlaubten, frische Euros dafür zu verwenden. Daraufhin stieg kurzzeitig der Dollarkurs wieder. Und nun? Ich glaube, sie wissen es nicht. Meiner Meinung nach hätte man kurzfristig an den Banken vorbei agieren und sie auf ihren Löchern sitzen lassen sollen. So bekämpft man nur Feuer mit Öl.
Was meinst Du mit "kurzfristig an den Banken vorbei agieren"? Hätte man eine Großbank nach der anderen Pleite gehen lassen, stünden wir jetzt noch viel schlechter da.
Ich war im September auch gegen die staatliche Rettung von Lehman Brothers in den USA, denn so sollte der Markt funktionieren: Wer Scheiße baut, muss gehen. Im Nachhinein betrachtet, hat die Pleite die Krise aber noch verschärft. Denn letztlich haben praktisch alle Banken Scheiße gebaut, die Risiken in ihren Büchern unterschätzt. Und letztlich ist das Wirtschaften ohne ein funktionierendes Bankensystem nicht wirklich möglich.

Am Ende werden sie gar nicht drumrum kommen, den Euro ebenfalls zu entwerten. Schon um eine ausgewachsene Deflation zu vermeiden. Die wäre nämlich noch weit fataler als eine Inflation.
Wie entwerten sie denn den Euro?
 
AW: Seid ihr vorbereitet?

bierchen am 30.12.2008 13:51 schrieb:
Wie entwerten sie denn den Euro?
hat er doch geschrieben, indem mehr davon gedruckt wird.
nicht dass ich wirklich daran glauben würde, wir werden sehen.
 
AW: Seid ihr vorbereitet?

aph am 30.12.2008 11:01 schrieb:
aber es verschiebt nur das Problem, dass zu viel Geld im Umlauf ist, das nicht durch Werte gedeckt ist, aber trotzdem nach Anlagen sucht und deshalb immer neue Blasen treibt.

das ist ja nun so nicht ganz richtig.
viel "geld", war ja niemals da, also von realen werten abgedeckt.
und einiges davon ist jetzt auch ganz einfach (wieder) weg- geplatzt.

jemand, der sich bspw in den usa kein haus leisten konnte, der hat jetzt eben auch keins mehr, weil es -bei weitem- nicht dem verbuchtem wert entsprach.

natürlich sind solche risiken jetzt teilweise in staatshänden, aber dort stehen sie doch bei weitem nicht mit den ehemals veranschlagten utopischen summen, zu buche, aber eben auch nicht mit einem wert von 0, der ja ebensowenig der realität entspricht.

So wird es auch laufen.

du sagst das immer mit einer solch provokanten überzeugtheit. :-o
komischerweise rechnet bspw das diw und die bundesbank ganz aktuell mit einer extrem niedrigen inflation in deutschland im jahre 2009, gerade wegen der krise übrigens, in höhe von 0,8%.

nicht, dass ich mich darauf verlassen würde, aber es scheint doch auch noch andere meinungen als die deinige zu geben. ;)
 
AW: Seid ihr vorbereitet?

aph am 29.12.2008 23:10 schrieb:
Was meinst du, in was es resultieren wird, wenn jetzt private Schulden so massiv in öffentliche Schulden umgeschaufelt werden? Worauf läuft das hinaus, und was bedeutet es für jeden einzelnen?
wohin das führen wird, kann ich nicht sagen und nicht vermuten, dafür ist es zu umfassend. ich gehe mal davon aus, dass die usa ihre vormachtstellung verlieren werden, da sie weder ihre wirtschaftskraft noch ihren militärapparat halten können. abhanden geht unserer "kultur" ein wesentliches merkmal (neben dem fürhrungsstaat usa): das geld als zentraler kulturpfeiler. man stelle sich nur mal im kleinen vor, die renten fallen aus, staatsbedienstete werden nicht mehr regelemäßig bezahlt, erspartes geht flöten, das wird viele nicht begeistern. man kann es zu teil mit dem zusammenbruch der sowjetunion vergleichen, der alle ostblockstaaten mit sich gerissen hat. die menschen sind geblieben, haben aber wesentliche pfeiler in ihrem wertesystem verloren, in der umbruchphase herrschte dort teilweise anarchie. allerdings ist da "der westen" (bzw. sein sysytem) eingesprungen und sich da zu großen teilen durchgesetzt bzw. aufgesetzt. was eine eher einfache (not)lösung war.

aktuell sehe ich kein anderes system, dass die vormachtsrolle übernehmen kann. china ist stark aber nicht vom expansionswahn getrieben, südamerika richtet sich auch deutlichauf den aufbau einer inneren einheit aus. afrika ist leider schon so zerstört, das von dort garnichts mehr zu erwarten ist. die arabischen staaten sind reich, aber uneinig und werden ihr geld auch nicht mehr verdienen können. das es aber keinen "ersatz" gibt, birgt viele chancen und viele risiken.

eines bin ich mir allerdings sehr sicher, der einzelne in der ersten welt, darf sich von dem wohlstand in dem wir leben, verabschieden. das geschieht ja schon, aber das wird noch sehr viel stärker. ein ganz alter tip ist, sorge für deine zukunft indem du ein grundstück und ein haus dein eigen nennst, das ist die sicherste anlage, alles darüber hinaus kann verloren gehen (mal abgesehen von möglichen gewalteskalationen).

kurz gesagt, es wird chaos geben, an dem rand stehen wir, aber noch ist es nicht soweit, geschätzt wird das so in zwischen 5 und 50 jahren sein und daraus wird etwas neues entstehen. ob es besser (gerechter) oder schlechter sein wird, kann ich nicht sagen. nur hoffen und schon jetzt dafür arbeiten, dass die zukunft (aus meiner sicht) besser wird.

edit:
und das soll keine panikmache sein, ich schätze die chancen auf besserung höher ein, als auf verschlechterung, nicht unbedingt für uns, aber ziemlich sicher für die fast 5 milliarden menschen auf der welt, die eh schon länger im nichts leben...
 
AW: Seid ihr vorbereitet?

aph am 29.12.2008 23:10 schrieb:
Der Wolf-V hat mal richtig Ahnung, alles was du geschrieben hast, sehe ich genauso. Was meinst du, in was es resultieren wird, wenn jetzt private Schulden so massiv in öffentliche Schulden umgeschaufelt werden? Worauf läuft das hinaus, und was bedeutet es für jeden einzelnen?


Nicht das Allerschlimmste.
Solang es Schulden in Deutschland sind, sind die Gläubiger deutsche Kreditinstitute (die das Geld der Bürger verleihen) und deutsche Bürger (die Bundeswertpapiere besitzen).
Die Zinsen, die der Staat zahlt sind also die Zinsen, die der Bürger (sofern er Geld hat) bekommt.
Das Prinzip ist bekannt... leider eine Umverteilung zu denen, die schon Geld haben, aber das ist nunmal unser Wirtschaftssystem.

Probleme gibt es, wenn die Menschen nicht mehr produzieren. Denn was ist Wohlstand? Häuser, Technik, Straßen, Strom, fließend Wasser.
Das wird von Menschen hergestellt. Wenn jetzt davon immer weniger vorhanden ist, und es zusätzlich immer mehr Menschen gibt, die nichts herstellen ist das ein eigenes Problem.
Dann gibt es Slums, wo niemand arbeitet aber der Dreck meterhoch in den Straßen liegt.

Alle sehen nur das Geld, das eigentlich nur ein Umweg zwischen Arbeit und Wohlstand ist.
 
AW: Seid ihr vorbereitet?

Bonkic am 30.12.2008 15:17 schrieb:
das ist ja nun so nicht ganz richtig.
viel "geld", war ja niemals da, also von realen werten abgedeckt.
und einiges davon ist jetzt auch ganz einfach (wieder) weg- geplatzt.
jemand, der sich bspw in den usa kein haus leisten konnte, der hat jetzt eben auch keins mehr, weil es -bei weitem- nicht dem verbuchtem wert entsprach.
Bringst du Werte und Geldmenge durcheinander?
Der Wert eines Produkts, und sei es so etwas undurchschaubares und virtuelles wie ein Kreditderivat, wird durch den gemeinsamen Glauben der Marktteilnehmer daran bestimmt, dass es halt etwas wert ist. Das drückt aber nicht den wahren Wert aus. Es genügt, dass ein solches Papier am Markt mit steigenden Kursen gehandelt wird, und schon messen ihm einige Leute einen hohen Wert zu, weil sie sich weitere Kurssteigerungen erhoffen. Genau das bezeichnet eine Spekulationsblase. Ein sehr deutliches Beispiel war auch die Immobilienblase in Dubai, die gerade ebenfalls platzt. Dort wurden Bürotürme während der Bauzeit bis zu 4mal weiterverkauft, noch lange bevor die Räume jemals hätten bezogen werden können (und auch nicht werden) - einfach im Vertrauen darauf, dass die Rallye noch weiter geht und ein paar Dumme am Ende den Müll kaufen. Man kann es auch als Schneeballprinzip a la Madoff bezeichnen.
Klar: Diese Produkte standen in den Bilanzen unter ihrem jeweiligen Marktwert, der natürlich viel zu hoch war, und nicht dem wahren Wert (hinsichtlich Produktivität der Wertanlage) entsprach. Deshalb gilt zB Abramowitschs Vermögen plötzlich nur noch 3Mrd.$ statt vormals 25Mrd.$ (was mir nicht sonderlich leid tut).

Nun solltest du aber noch zwei Dinge beachten: Für diese Produkte hat jemand Geld bezahlt. Jemand war am Anfang der Verkaufsspiralen, und jemand war am Ende. Und der am Anfang hat jetzt mehr Geld als letztere, obwohl ansonsten mit dem Produkt nichts passiert ist. Dieses Geld ist jetzt keineswegs futsch. Es hat real den Besitzer gewechselt und ist nach wie vor vorhanden. Es hat sich konzentriert. Wie das funktioniert kann man beispielhaft in diesem Erfahrungsbericht einer Redakteurin des Berliner-Zeitung-Magazins nachlesen:

Ich war gerade arbeitslos geworden und gab ihm mein Erspartes, das er sich bei mir zu Hause abholte. Später, als er nicht mehr ans Telefon ging, erfuhr ich, dass halb Westberlin zu seiner Klientel gehörte, und dass einige dieser Leute auf frische Gelder aus dem Osten hofften, damit wenigstens sie noch, die Westler, ihren Einsatz zurückbekämen. Den Letzten beißen die Hunde.
Vier Geschädigte verklagten ihn. Ich erfuhr zu spät von dem Prozess, bot mich aber als Zeugin an und wurde nicht gehört. Vor Gericht bereute der Mann - erst da erfuhr ich, dass es nur in diesem einen von mehreren Verfahren gegen ihn um 1,4 Millionen Mark ging: Viele Ostler hatten ihm vertraut, auch Bekannte von mir. Der zerknirschte K. bekam Bewährung. Seine Villa hatte er schon lange vorher auf seine Frau überschrieben. Sie hatten eheliche Gütertrennung und er gesperrte Konten. Bei ihm war nichts mehr zu holen.
(sie schreibt übrigens selbst, dass sie wohl ziemlich dämlich gewesen war ^^).

Zusammengefasst: Da ist sehr viel Geld geflossen, von den einen Händen in andere Hände. Und jedes Jahr ca. 10% mehr. Die überwiegende Zahl der Menschen hatte aber überhaupt keinen Zuwachs an Vermögen. Das heißt, der Rest hatte am Ende der Jahre entsprechend mehr.

Und das andere, was man beachten muss: Die übersteigerten Wertpapiere wurden als Sicherheiten hinterlegt, um neues Geld zu bekommen. Nicht vorhandene Werte dienten als Einlagen bei den Zentralbanken zum Vergeben neuer Kredite. Nur so konnte die Geldmenge so exorbitant ausgeweitet werden, was die Spekulationsgeschäfte noch weiter anheizte, bis sich das Rad überdrehte. Übrigens hat die Fed und auch die EZB in der Krise jegliche Regeln fürs Hinterlegen solcher Sicherheiten aufgehoben, akzeptieren am Ende sogar Papiere in Fremdwährungen, nur damit sie neues Geld rauspulvern konnten. Hat aber wie wir wissen auch nichts mehr geretten, war nur weiteres Öl ins Feuer.

Um sich das Ausmaß zu veranschaulichen: Wie im Artikel erwähnt hat sich die Gütermenge in den letzten 30 Jahren vervierfacht, die Geldmenge jedoch vervierzigfacht. Dieses Geld rotiert wie wahnsinnig suchend nach neuen Blasen um die Welt und möchte sich weiterhin vermehren. Es ist keineswegs kleiner geworden, im Gegenteil. Es ist immer noch da, es ist immernoch weit mehr, als an Werten da ist, und es kann immer noch zerstörerisch wirken.
 
AW: Seid ihr vorbereitet?

Bonkic am 30.12.2008 15:17 schrieb:
du sagst das immer mit einer solch provokanten überzeugtheit. :-o
komischerweise rechnet bspw das diw und die bundesbank ganz aktuell mit einer extrem niedrigen inflation in deutschland im jahre 2009, gerade wegen der krise übrigens, in höhe von 0,8%.
nicht, dass ich mich darauf verlassen würde, aber es scheint doch auch noch andere meinungen als die deinige zu geben. ;)
Ich glaube, da muss dir einiges in meinen vorigen Postings entgangen sein, denn ich schrieb ja mehrfach, dass derzeit erst einmal eine Deflation droht. Es gibt auch zahlreiche Prognosen für einen Preisrückgang, und in den USA und UK ist das bereits der Fall, weshalb ja auch Dollar und Pfund im freien Fall sind. Pfundkrise

Zum überwiegenden Teil liegt das schlicht daran, dass die Wirtschaft zum erliegen kommt, und dadurch der Ölpreis sinkt, was an vielen Stellen entlastend auf die Preise wirkt. Ein typisches Anzeichen für eine Überproduktionskrise. Nur: Die Regierungen können da ja nicht tatenlos zusehen. Und tun sie auch nicht. Der Euroraum ist noch ein Felsen in der Brandung der Geldentwertung, o.g. Volkswirtschaften surfen bereits auf den Wellenkappen derselben. Zum einen versucht man, die Wirtschaft selbst mit noch billigerem Geld zu dopen (was nur begrenzt funktioniert, aber trotzdem die Inflation antreibt) zum anderen will man wenigstens einen Teil des wegbrechenden BIPs mit Konjunkturprogrammen ausgleichen. Zur Veranschaulichung: Unser BIP betrug 2008 etwa 2400 Mrd. Euro. Laut Prognosen wird es wohl um ~3-4% zurückgehen. Um nur 1% davon auszugleichen, müsste die Regierung ein Programm von 24Mrd. auflegen, bei 50 sind es gerade mal 2%, und davon wandert ja auch nur ein Bruchteil zu normalen Einkommen, die das Ganze dann wieder in Nachfrage ummünzen.

Das Programm von Obama ist da schon von ganz anderem Kaliber, genau wie das von Brown und Sarkozy (deshalb wird ja auch Deutschland dafür gescholten, nicht dieselben Höhen zu nehmen). Dort können die KonjProgs in dieser Höhe durchaus für eine Belebung sorgen, allerdings verbunden mit einer Inflation. Sobald die Programme zu wirken beginnen, wird - so ist die Hoffnung der Regierungen - die Deflationsgefahr gebannt sein, denn diese ist noch gefährlicher als eine Inflation.
 
AW: Seid ihr vorbereitet?

Wolf-V am 30.12.2008 15:34 schrieb:
kurz gesagt, es wird chaos geben, an dem rand stehen wir, aber noch ist es nicht soweit, geschätzt wird das so in zwischen 5 und 50 jahren sein und daraus wird etwas neues entstehen. ob es besser (gerechter) oder schlechter sein wird, kann ich nicht sagen. nur hoffen und schon jetzt dafür arbeiten, dass die zukunft (aus meiner sicht) besser wird.

Ich sehe das eigentlich schon für das kommende Jahr. Etwas neues sehe ich aber auch nicht, und deine Hoffnung für die 3. Welt teile ich ebenfalls nicht. Es wird einfach eine neue Runde im Roulette aufgemacht.

Nope81 am 30.12.2008 22:03 schrieb:
Probleme gibt es, wenn die Menschen nicht mehr produzieren. Denn was ist Wohlstand? Häuser, Technik, Straßen, Strom, fließend Wasser.
Das wird von Menschen hergestellt. Wenn jetzt davon immer weniger vorhanden ist, und es zusätzlich immer mehr Menschen gibt, die nichts herstellen ist das ein eigenes Problem.
Dann gibt es Slums, wo niemand arbeitet aber der Dreck meterhoch in den Straßen liegt.
Alle sehen nur das Geld, das eigentlich nur ein Umweg zwischen Arbeit und Wohlstand ist.

Völlig richtig. Eigentlich könnten wir einfach weiterproduzieren. Ich denke, im Notfall werden wir das auch. Wenn Geld durch Entwertung oder Deflation keine vernünftige Warenaustauschgröße mehr darstellt, und die Wirtschaft zusammenzubrechen droht, wird die Regierung vermutlich wenigstens für Versorgungssicherheit sorgen. Sprich: Bauern, Wasserbetriebe und Kraftwerke werden durch Eingriffe des Staates am Leben gehalten, und die meisten, unvermögenden Menschen bekommen schlicht Marken zum Verbrauchen. Für 1-2 Jahre sollte das durch die Talsohle helfen, bis man eine neue Währung gründen kann.
 
AW: Seid ihr vorbereitet?

Nur mal ein kleiner Einwurf, wenn die Geschichte uns doch bereits mehr als einmal gelehrt hat, dass prognosen vielfach mehr oder weniger heiße luft sind (Ich erinnere mich noch gut, dass 2008 ein rekordjahr (positiv) für den DAX werden sollte), wieso wird dann jetzt im wesentlichen ausgerechnet den extremsten negativen Prognosen Glauben geschenkt?
 
AW: Seid ihr vorbereitet?

bierchen am 30.12.2008 13:51 schrieb:
Was meinst Du mit "kurzfristig an den Banken vorbei agieren"? Hätte man eine Großbank nach der anderen Pleite gehen lassen, stünden wir jetzt noch viel schlechter da.
Ich war im September auch gegen die staatliche Rettung von Lehman Brothers in den USA, denn so sollte der Markt funktionieren: Wer Scheiße baut, muss gehen. Im Nachhinein betrachtet, hat die Pleite die Krise aber noch verschärft. Denn letztlich haben praktisch alle Banken Scheiße gebaut, die Risiken in ihren Büchern unterschätzt. Und letztlich ist das Wirtschaften ohne ein funktionierendes Bankensystem nicht wirklich möglich.

Letztlich nicht, aber vorübergehend hätte es ausgereicht, die Wirtschaft über die halbstaatlichen Förderbanken mit Krediten zu versorgen. Klar, dort gab es auch erst mal Löcher zu stopfen, weil die sich dummerweise an der wundersamen Geldvermehrung beteiligt hatten, aber das wäre immer noch billiger gewesen, als die viel größeren Löcher in den Bilanzen der privaten Investmentbanken zu stopfen. Die hätte man einfach vor die Hunde gehen lassen sollen. Klar - da hätten dann auch noch weitere Privatanleger Geld verloren. Und klar - das hätte weitere beteiligte Banken, Hedgefonds und Versicherungen mitgerissen. Aber: Umso besser.
Man hätte sich stur auf die Realwirtschaft konzentrieren sollten, da auch ruhig gönnerisch sein, aber den Rest vor die Hunde gehen lassen, bis sich neue Banken gebildet haben, die sich auf ihr Kerngeschäft beschränken.
 
AW: Seid ihr vorbereitet?

Boesor am 31.12.2008 13:47 schrieb:
Nur mal ein kleiner Einwurf, wenn die Geschichte uns doch bereits mehr als einmal gelehrt hat, dass prognosen vielfach mehr oder weniger heiße luft sind (Ich erinnere mich noch gut, dass 2008 ein rekordjahr (positiv) für den DAX werden sollte), wieso wird dann jetzt im wesentlichen ausgerechnet den extremsten negativen Prognosen Glauben geschenkt?

Weil es zur Zeit der "guten" Prognosen bereits genauso viele "negative" gab (unter anderem Weltbank), und diese deutlich besser begründet waren. Diese Quellen sehen sich jetzt bestätigt und werden mit der Krisenvorhersage auch Recht behalten.

Anders gesagt: Wer die von dir gemeinten Prognosen vom wachsenden DAX Glauben geschenkt hatte, der war einfach dumm. Ich habe meinem anlegenden Arbeitskollegen schon letztes Jahr gesagt, dass es derzeit keine gute Idee ist an die Börse zu gehen. Er glaubte mir nicht, legte an, und verlor.
 
AW: Seid ihr vorbereitet?

aph am 31.12.2008 13:51 schrieb:
Boesor am 31.12.2008 13:47 schrieb:
Nur mal ein kleiner Einwurf, wenn die Geschichte uns doch bereits mehr als einmal gelehrt hat, dass prognosen vielfach mehr oder weniger heiße luft sind (Ich erinnere mich noch gut, dass 2008 ein rekordjahr (positiv) für den DAX werden sollte), wieso wird dann jetzt im wesentlichen ausgerechnet den extremsten negativen Prognosen Glauben geschenkt?

Weil es zur Zeit der "guten" Prognosen bereits genauso viele "negative" gab (unter anderem Weltbank), und diese deutlich besser begründet waren. Diese Quellen sehen sich jetzt bestätigt und werden mit der Krisenvorhersage auch Recht behalten.

Anders gesagt: Wer die von dir gemeinten Prognosen vom wachsenden DAX Glauben geschenkt hatte, der war einfach dumm. Ich habe meinem anlegenden Arbeitskollegen schon letztes Jahr gesagt, dass es derzeit keine gute Idee ist an die Börse zu gehen. Er glaubte mir nicht, legte an, und verlor.

Das war nur ein Beispiel, aber ich schätze mit dem Glauben an Prognosen verhält es sich wie bei vielen anderen Dingen. Es kommt auf die Persönlichkeit an.
Wer das System fallen sehen will und sowieso an seiner Überlebensfähigkeit zweifelt sieht jetzt seine Chance.
Drücken wir also die Daumen...

ich bin eher der positive Mensch und denke zwar auch, dass 2009 alles andere als ein lustiges Jahr wird, aber ich halte es da eher mit denen, die die Panik etwas rausnehmen.
 
AW: Seid ihr vorbereitet?

Wolf-V am 30.12.2008 15:34 schrieb:
kurz gesagt, es wird chaos geben, an dem rand stehen wir, aber noch ist es nicht soweit, geschätzt wird das so in zwischen 5 und 50 jahren sein und daraus wird etwas neues entstehen. ob es besser (gerechter) oder schlechter sein wird, kann ich nicht sagen. nur hoffen und schon jetzt dafür arbeiten, dass die zukunft (aus meiner sicht) besser wird.

Hallo,

du hast ja vorhin bereits Parallelen und Unterschiede zu der Kriese in den 30ern gemacht. Was ist denn an dieser Kriese jetzt anders als in den 30ern, was dich zu der Prognose bringt, dass es diesmal - anders als damals - nur noch ein paar Jahre weiter geht?

frohes neues Jahr.
 
AW: Seid ihr vorbereitet?

Boesor am 31.12.2008 14:10 schrieb:
Das war nur ein Beispiel, aber ich schätze mit dem Glauben an Prognosen verhält es sich wie bei vielen anderen Dingen. Es kommt auf die Persönlichkeit an.
Wer das System fallen sehen will und sowieso an seiner Überlebensfähigkeit zweifelt sieht jetzt seine Chance.

Sehe ich anders. Was für eine Chance meinst du? Die Recht haben zu dürfen? Unsinn. Ich hatte genauso die Rallye vorhergesagt wie dann die Krise. Bin ich dann ein Optpessimist oder wie? Nur dass ich halt, genau wie diverse andere Leute, die weit mehr Ahnung davon haben als ich, schon bei der Rallye wusste, dass diese eine fette Krise nach sich ziehen wird. Weil es einfach logisch war. Weil es der gesunde Menschenverstand sagt. Und ich nehme es auch 80% derjenigen, die einen Fortgang der Rallye vorhersagten, schlicht nicht ab, dass sie es anders sahen. Auch Ackermann, Greenspan und Bernanke wussten haargenau, dass es passieren würde. Wenn sie jetzt was anderes behaupten, lügen sie. Aber damit die Krise so spät wie möglich einsetzt, mussten sie vorher so tun, als würde es ewig weitergehen. Logisch - nicht anders funktionierte das System Madoff.

Der gesunde Menschenverstand kann einem sagen, welche Prognosen wahrscheinlicher sind. Wenn das Welt-BIP um nur 2-4% steigt, Geldmengen aber um 10% und die gewünschten Renditen sogar um 20%, dann kann eigentlich jedes Kind ausrechnen, dass das nicht lange funktionieren kann.

Ich glaube, mit der Frage von Optimismus oder Pessismus hat das wenig zu tun. Sondern mit Logik.
 
AW: Seid ihr vorbereitet?

TBrain am 31.12.2008 14:26 schrieb:
du hast ja vorhin bereits Parallelen und Unterschiede zu der Kriese in den 30ern gemacht. Was ist denn an dieser Kriese jetzt anders als in den 30ern, was dich zu der Prognose bringt, dass es diesmal - anders als damals - nur noch ein paar Jahre weiter geht?

Ich will Wolf nicht vorgreifen, ahne eh, was er antworten wird. Aber was meinst du mit "anders als damals"? Nach nur 3 Jahren begann die Naziherrschaft, nach weiteren 9 der bisher vernichtendste Krieg der Menschheitsgeschichte. Im Vergleich dazu ist die Prognose von Wolf-V eine mit blühenden Landschaften.
 
AW: Seid ihr vorbereitet?

Ich werde mich überhaupt nicht vorbereiten, dass wird wohl ein Jahr werden wie viele anderen Jahre auch. Mit dem Unterschied, dass jetzt über all aus ihren "Löchern" die Propheten kriechen und präventiv die Wirtschaft kaputt reden, den beinahen Weltuntergang prophezeien usw. ...

Man kann sich eine Stimmung auch schlecht reden, solange bis es alle glauben, Angst haben und dann kommt es genau so, eben wegen der Angst, der Mutlosigkeit, dem "kaputt Sparen"...

In dem Sinne: Einen guten Rutsch!

aph ziehst du eigentlich um? So in die Einöde Kanadas? Nicht das du noch geplündert wirst, bei deinen Unmengen an Vorräten. :finger:
 
AW: Seid ihr vorbereitet?

aph am 31.12.2008 14:59 schrieb:
Boesor am 31.12.2008 14:10 schrieb:
Das war nur ein Beispiel, aber ich schätze mit dem Glauben an Prognosen verhält es sich wie bei vielen anderen Dingen. Es kommt auf die Persönlichkeit an.
Wer das System fallen sehen will und sowieso an seiner Überlebensfähigkeit zweifelt sieht jetzt seine Chance.

Sehe ich anders. Was für eine Chance meinst du? Die Recht haben zu dürfen?

Genau
 
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