Es gibt recht einfache Möglichkeiten, wie man als Websitebetreiber Besucher mit Adblocker ausschließen oder zumindest behindern oder ermahnen kann. Wenn das nicht passiert, kann man meines Erachtens davon ausgehen, dass den Betreibern der jeweiligen Website ein Adblock-Nutzer lieber ist als potenziell ein Besucher weniger.
Der erste Satz ist so nicht richtig - es ist auch durchaus nicht so, dass wir (und andere) so etwas nicht bereits versucht haben, doch erfahrungsgemäß sind die Maintainer der gängigen Filterlisten sehr schnell darin, jegliche Gegenmaßnahmen auszuhebeln. Das trifft natürlich so nicht zu, wenn man nur ein kleines Hobby-Blog betreibt, doch wenn man sich reichweitentechnisch einigermaßen im Fokus der Aufmerksamkeit bewegt, dann sind die Möglichkeiten auf technischer Seite doch sehr begrenzt, es sei denn man lässt sich auf ein ressourcenfressendes Katz- und Mausspiel mit den Filterlistenbetreibern ein oder setzt auf spezielle Lösungen von Dritten - was wir vor kurzem ja auch getestet hatten.
Das ändert aber alles nichts daran, dass klassische Display-Werbung immer noch die wichtigste Säule jedes praktikablen Geschäftsmodells für redaktionelle Webseiten abseits von Finanzinformationen bleiben wird. Wir als Content-Publisher wünschen uns auch, dass wir auf unseren Webseiten relevante, ressourcenschonende, technisch saubere und nicht zu aufdringliche Werbung präsentieren können. Das klappt leider nicht immer, denn die Agenturen, die Werbemittel produzieren und schalten haben oft ganz anders gelagerte Interessen - da gibt's z.B. nur begrenzte Budgets für die Flash-Erstellung (das macht dann der Praktikant oder irgendjemand nebenher), und auch für die Disposition und Qualitätskontrolle gibt's nur wenig Spielraum - eben weil die Preise für Werbung auch nicht rosig sind, da ein gewaltiger Teil des Publikums sich via AdBlocker ausklinkt.
Irgendwo beißt sich daher die Katze in den Schwanz. Das ist vergleichbar mit einem U-Bahn-Netz, in dem niemals ein Fahrkartenkontrolleur unterwegs ist. Die Hälfte der Leute denkt sich, macht ja nichts, wenn ich kostenlos mitfahre, der Rest zahlt ja. Der Nahverkehrsbetrieb wäre aber natürlich dämlich wenn er keine Kontrolleure einsetzt. Für uns gibt's aber gar keine effektive technische Möglichkeit für solche Kontrolleure. Also haben wir (und der Rest des werbefinanzierten Netzes) das Problem, dass um die 50% der Besucher als "Schwarzfahrer" (nicht böse gemeint) unterwegs sind. Das führt auch dazu, dass sinnbildlich die Ticket-Preise angehoben werden, d.h. Werbung erzielt im Verhältnis zur tatsächlichen Besucherzahl inkl. der AdBlocker geringere Margen und wird gleichzeitig aufdringlicher. Letzteres führt wieder zu mehr Schwarzfahrern/Adblockern.
Es ist schwierig, diese Dynamik irgendwie aufzulösen, solange die Werbetreibenden selbst sich nicht grundsätzlich anders orientieren. Dazu gibt’s auch erste Ansätze. Ich glaube jedenfalls nicht daran, dass ein Nutzer-Bezahlmodell der Werbung im Internet den Rang ablaufen kann - zumindest hoffe ich als Nutzer, dass das nicht passieren wird.
Zu einem ganz beträchtlichen Teil haben die Nutzer das aber mittelfristig selbst in der Hand. Es sollte sich niemand in die Tasche lügen, wenn er behauptet, dass der eigene AdBlocker ja kein Problem ist. Ich gebe zu, dass ich einen AdBlocker benutze, aber auf meinen favorisierten Seiten habe ich den deaktiviert, auch wenn mich die Werbung dort bisweilen gewaltig ärgert. Ich weiß, dass ich mich noch mehr ärgern würde, wenn es einige der Webangebote morgen nicht mehr gäbe oder wenn sie hinter einer Paywall verschwunden wären.
Viele Grüße
Markus