Wonder Woman
Und wieder einmal zeigt sich: Während Warner es nicht schafft einen vernünftigen Superhelden-Team-Film auf die Beine zu stellen, beweist man bei reinen Helden-Solos ein viel besseres Händchen. Hab vorher natürlich viel Gutes über die Amazonen-Kriegerin gehört bzw. gelesen, aber dass er SO gut ist hätte ich nicht unbedingt erwartet. Ich würde gar sagen dass es der beste DC-Film seit
The Dark Knight ist.
WW glänzt in vielen Punkten und kann in einigen sogar Marvel übertreffen:
1. Diana ist IMO die erste wirklich ernst zu nehmende Superheldin, da an ihr alles stimmt. Ihr Charakter und ihre Fähigkeiten, doch ebenso ihre (durch ihre Insel-Isolation und Erziehung bedingte) naive Weltanschauung und vorhandene Fehlbarkeit. Dagegen scheint die bisher einzige MCU-Kino-Heroin mit eigenem Film (Captain Marvel) weit weniger vielschichtig.
2. Eine Superhelden-Geschichte, eingebettet in die Zeit des 1. Weltkrieges. Ein erfrischendes und ebenso mutiges Szenario.
Captain Americas erstes Solo spielte zwar auch in einem später stattfindenden zweiten Weltkrieg, anders als dieses zeigt WW allerdings keine Scheu dem Krieg als solches ein Gesicht zu geben. Die Front, die Kriegsmittel, die Opfer, das millionenfache Sterben... Das alles wird hier wirklich thematisiert und nicht so lapidar im Schnelldurchgang übersprungen.
3. Die wahrscheinlich schönste und natürlichste Romanze zwischen einer Superheldin und einem Normal-Sterblichen. Könnte mich jetzt an keinen anderen Film - sei es aus dem DC- oder Marvel-Filmuniversum - erinnern wo eine solche eine ähnlich emotionale Wirkung hat... Allenfalls Sam Raimis Spider-Man-Trilogie, die hatten noch mit die besten Love-Stories.
Auch ansonsten ein durch und durch ausgezeichnetes Helden-Epos. Überraschenderweise kein Dauer-Action-Streifen, im Gegenteil, die Zahl an entsprechenden Sequenzen ist vergleichsmäßig überschaubar, dafür sinnig positioniert. Und wenn mal die Post abgeht kann sich das Spektakel (mit wenigen Abstrichen) sehen lassen.
Was mit Abstrichen gemeint ist:
Nun ja, die Kampf-Choreografie ist im großen und ganzem zwar schön anzusehen, der Übergang von realen Stunts zu CGI-generierter Action geht jedoch nicht immer so sauber vonstatten. Man merkt sofort wann eine Gal Gadot die bösen Buben umhaut und wann eine animierte Version von ihr Schwert, Schild und Lasso auspackt. Das Tempo ist es was die jeweiligen Szenen verrät.
Apropos Tempo... Einige Einstellungen sehen zwar absolut Bombe aus, aber für meinen Geschmack hat der Streifen zu viele Slomo-Momente. Gut, am Ende hat mich das auch nicht mehr gewundert. Wenn ein Zack Snyder in den Credits als Co-Drehbuchschreiber am Werk ist muss man nicht lange raten auf wessen Konto wohl besagte Zeitlupenaufnahmen gehen...
Insgesamt ein mehr als sehenswertes Stück Popcorn-Kino mit Herz, Witz und einigen spektakulären Bombast-Einlagen. Und da die Chemie zwischen Gal Gadot und Chris Pine - nebenbei bemerkt eine tolle Art wie er den Steve Trevor mit so viel Gerechtigkeitssinn verkörpert - von Anfang bis Ende passt freue ich mich in Bälde auch WW 1984 sichten zu können, sowie dieser mal auf blauer Scheibe zu haben ist.
9/10 Gottöter