In den letzten Monaten hab ich wieder ein paar Bücher gelesen:
1.
Edgar Allen Poe - Die denkwürdigen Erlebnisse des Arthur Gordon Pym
Poe ist vor allem für fantastische Kurzgeschichten mit Horrorelementen bekannt, die unter anderem auch H. P. Lovecraft und viele andere Horrorautoren inspiriert haben. Dieses Buch ist nicht direkt Horror. Es geht um eine sehr ereignisreiche Seereise. Ein junger Mann wird als blinder Passagier auf ein Schiff geschmuggelt, lebt eine Weile in einem kleinen Raum unter Deck und wird dort von seinem Kumpel, der zur Mannschaft gehört, durchgefüttert, und plötzlich ist es völlig still auf dem Schiff und sein Kumpel kommt ihn auch nicht mehr besuchen. Er versucht sich einen Weg aus dem mit Fracht zugestellten Bereich zu finden und stellt dabei fest, dass das Schiff in keiner angenehmen Situation ist. Es beginnt ein dramatischer Kampf um's Überleben, die erstmal nichts fantastisches an sich hat. Trotzdem gibt es später im Buch auch ein paar fantastischere Elemente, die ich aber nicht spoilern will. Das Buch hat ein offenes Ende, eine Fortsetzung hat Poe meines Wissens nach nie geschrieben. Es gibt aber eine Fortsetzung, die von keinem geringeren als Jules Verne stammt, und den Titel "Die Eissphinx" trägt. Das Buch habe ich zwar noch nicht, müsste ich aber in Kürze bekommen.
Alles in allem hat mir "Die denkwürdigen Erlebnisse des Arthur Gordon Pym" sehr gut gefallen. Es liest sich angenehmer und weniger abgedreht, als so manche andere frühe Geschichte von Poe. Meines Wissens nach ist es auch die längste Erzählung, die er geschrieben hat. Altmodisch, aber empfehlenswert für Leute, die klassische Geschichten über Seereisen in vergangenen Jahrhunderten mögen.
2.
Agatha Christie - Mord in Mesopotamien
Der Leiter einer archäologischen Ausgrabung macht sich Sorgen um seine Frau, die zunehmend nervöser und ängstlicher wirkt. Die Stimmung innerhalb der Gruppe ist friedlich, aber seltsam angespannt, irgendetwas stimmt da nicht. So engagiert der Archäologe eine Krankenschwester, die sich ein wenig um das Seelenheil seiner Frau kümmern soll solange die Ausgrabungen andauern. Das erste Drittel des Büches beschäftigt sich vor allem damit die Situation zu beschreiben und die Charaktere vorzustellen. Bis zum Mord vergeht eine Weile und auch der ermittelnde Hercule Poirot taucht erst später im Buch auf.
An sich ist "Mord in Mesopotamien" ein typischer Agatha Christie Krimi. Es gibt eine Gruppe von ca. 10 bis 12 Personen, die mehr oder weniger isoliert an einem Ort Zeit verbringt. Es geschieht ein Mord und eine der answesenden Personen muss mit hoher Wahrscheinlichkeit der Täter sein. Aber auch wenn das Konzept alles andere als originell ist: Ich mag diese Art von Krimi sehr gerne und es wird nicht mein letztes Buch von Agatha Christie gewesen sein. Tatsächlich habe ich vor alle zu lesen und ich habe erst vor kurzem einen weiteren Batzen von acht oder neun Büchern gekauft.
Ein Detail, das mir an den Agatha Christie Büchern immer wieder gut gefällt: Es gibt meist eine Karte vom Tatort und der direkten Umgebung. So kann man selbst von Anfang an miträtseln. Wer war zu welcher Zeit wo, wer kann wen gesehen oder gehört haben?
Kein (nach heutigen Maßstäben) originelles Buch, aber es hat mir trotzdem sehr gut gefallen.
3.
Robert William Chambers - Der König in Gelb
Als ich vor einer Weile eine Biographie über H. P. Lovecraft gelesen habe, wurden dort einige Namen aufgelistet, die Lovecraft immer wieder beeinflusst haben oder sich selbst stark von Lovecraft beeinflussen ließen. Namen wie Lord Dunsany, August Derleth, Edgar Allen Poe, Ambrose Bierce oder in diesem Fall Robert W. Chambers wurden dabei immer wieder erwähnt.
Also habe ich mir vor kurzem "Der König in Gelb" bestellt. Das Buch ist kein zusammenhängender Roman, sondern eine Sammlung von sieben bzw. acht Kurzgeschichten (die erste ist tatsächlich nur ein fiktiver Liedtext aus einem ebenso fiktiven Theaterstück), die aber meist Anspielungen auf ein fiktives Buch/Theaterstück namens "Der König in Gelb" thematisieren.
Das Buch wurde zuerst 1895 veröffentlicht, liest sich dafür aber sehr flüssig und modern, was evtl. an der relativ neuen deutschen Übersetzung liegen mag. Jedenfalls sind die Texte kein Vergleich zu den verschlungenen, mit Adjektiven überfluteten Satzmonstern, die Lovecraft gerne verwendet hat. Die Qualität der Kurzgeschichten schwankt ein wenig, zum Glück gibt es aber nur eine, die aus meiner Sicht wirklich schwach ist.
Die erste Geschichte (nicht der Liedtext, der quasi die Einleitung zum Buch bildet) spielt scheinbar im Jahr 1920, wobei der Geisteszustand des Protagonisten nicht ganz klar macht, ob das tatsächlich der Fall ist. Der arme Mann ist nämlich vor einiger Zeit vom Pferd gefallen und hat sich dabei wohl eine Kopfverletzung zugezogen. In der Zeit danach gab es wohl einen Hype um ein Buch namens "Der König in Gelb", das wohl einen extremen Einfluss auf die geistige Gesundheit haben soll, ähnlich wie Lovecrafts Necronomicon. Man beginnt am Wahrheitsgehalt der Aussagen des Protagonisten zu zweifeln. Auch die meisten anderen Kurzgeschichten basieren darauf, dass einer oder mehrere der Protagomisten in diesem Buch gelesen haben, was diverse unheimliche Ereignisse zur Folge hat.
Das alles liest sich nicht so extrem düster und so verschnörkelt wie Lovecrafts Geschichten, hat insgesamt aber einen ähnlichen Charakter. Die meisten der Kurzgeschichten haben mir sehr gut gefallen, die zweitletzte (nur fünf oder sechs Seiten lang) war einfach nur weird und die letzte ein wenig nichtssagend, dafür gab es sehr detaillierte Beschreibungen einer Katze, die genauso gut auch gestern geschrieben sein könnten. Sieht so aus, als hätten sich Katzen seit 1895 nicht verändert
Wer Lovecraft, Poe oder generell unheimliche Literatur aus dem späten 19./frühen 20. Jahrhundert mag, sollte auf jeden Fall dieses Buch lesen. Leider hat der Autor in seinen späteren Jahren wohl rechts viel Schund geschrieben, nicht aus Mangel an Talent, sondern weil sich Schund zu dieser Zeit (auch da hat sich wohl nicht viel verändert) wohl einfach gut verkauft hat, was Chambers wohl zu seiner Zeit recht bekannt gemacht hat. Wie auch immer: "Der König in Gelb" ist eines seiner frühen Werke und definitiv kein Schund. Sehr empfehlenswertes Buch.
Als nächstes steht wieder ein Buch von Agatha Christie auf meiner To Do Liste: "Das letzte Glied der Kette", danach vermutlich Jules Vernes inoffizielle Fortsetzung zu "Die denkwürdigen Erlebnisse des Arthur Gordon Pym", "Die Eissphinx".