Ich saß im Bus und fuhr gerade von meinem Ausbildungsträger nach Hause. Ein Schüler hantierte mit seinem Handy und faselte etwas darüber, dass ein Turm in New York brennen würde. Aha. Immer diese kleinen - möglicherweise besoffenen - Blagen mit ihren Wahnvorstellungen. Brennende Türme...ist klar!
Im Heimathafen angekommen, habe ich aus Neugier dann doch direkt den Fernseher angeworfen und dort war Peter Kloeppel bereits fleißig und übermäßig stotternd bei der "Arbeit". Zunächst: Ein ominöser Unfall. Dann die Information, dass es ein Flugzeug war. Dann Flugzeug Nummer 2. Turm 1 stürzt ein. Turm 2 verabschiedet sich. Anschlag auf das Pentagon. Ein weiteres Passagierflugzeug abgestürzt / von Jägern der Airforce abgeschossen. Folgend als Endlosschleife die gleiche Informationskette, stetig angereichert mit fiktionalen und geschätzten Zahlen über Todesopfer. 3000. 5000. Bis zu 100.000. Um etwa 18:00 hatte ich den Kanal voll, und mich begann die Berichterstattung zu nerven. Ja. Ein tragischer Anschlag. Ja. Ein Anschlag mit Symbolcharakter. Ja. Eine Tragödie. Aber eben nicht der Untergang der Welt - mir kam zwangsläufig wieder der klischeebehaftete Vergleich mit den armen Kinderchen in Afrika in den Sinn, die täglich tausendfach qualvoll verhungern. Aber na ja, internationaler Terrorismus ist halt medial wirksamer, als verhungernde Kinder. Sei es drum. Auf jedem Sender der gleiche Käse: Programmänderungen, Nachrichtensendungen. TV aus. Max Payne 1 rein (kam ja etwa 3 Monate vor den Anschlägen raus) ins Laufwerk, und erst einmal dumm gestaunt, weil es im Spiel die Türme noch gab. Begleitet von einem leicht merkwürdigen Gefühl aber dennoch gespielt. Payne to the Max. Von wegen. BÄM!
Mich die nächsten 5 Wochen über die kollektive Eintönigkeit der Medien aufgeregt, und versucht jede Meldung über den Anschlag so gut wie möglich zu ignorieren. Nachrichten als Dauerschleife ohne wirklich neue Informationen gehen mir einfach auf den Wecker. Das war bei 9/11 so, und auch bei den Amokläufen in Schulen bzw. großen Naturkatastrophen. Sensationsgeiler Banalo-Journalismus, der alles bis zum Kollaps ausschlachtet. Qualitativ auf dem Niveau von verschimmeltem Brot. Als schließlich die ersten Spinner mit ihren Verschwörungstheorien (WTC wurde gesprengt!) aus ihren dunklen Löchern kamen, wurde mir klar, dass die Sache noch mindestens 5 Jahre ein Gesprächsthema bleiben wird - und so war es ja dann irgendwie auch.
Regards, eX!