AW: Verblödung der Deutschen in Sachen Musik?
Dieser Thread zeigt wieder mal wunderbar, dass Musik nun mal Geschmackssache ist und man über Geschmack wunderbar streiten kann obwohl man es eigentlich nicht tun sollte. ^^
crackajack am 06.03.2008 11:38 schrieb:
Vielleicht drücke ich Klassik nicht genug in die konservative Schiene, auch wenn man es eventuell tun müsste, vielleicht machst es du aber zu sehr???
Darauf können wir uns einigen.
eX2tremiousU am 06.03.2008 11:42 schrieb:
Da wo es bei einem Klavier schon aufhört, da gehts bei einem Synth erst richtig los.
Wo es bei einem Synth anfängt, hört es bei mir auf: Man erkennt, dass die Musik künstlich ist, und deshalb hat die dann bei mir automatisch verspielt. Ich will ehrliche Stücke komponiert mit ehrlicher Absicht und gespielt auf gewöhnlichen Instrumenten. Das ist für mich die wahre Kunst hinter der Klanggewaltigkeit. Musik ist für mich etwas Ehrliches und etwas Epochales, was mit Menschenhand auf altertümliche Art geschaffen wird.
Genauso würde der alteingesessene D&D-Nerd in Bezug auf RPG-Computerspiele argumentieren.
Wo sind da die ganzen „jungen Wilden“, die dank technischer Möglichkeiten angeblich auch so viel im Köpfchen haben?
Zumindest bezogen auf Filme kann ich dir ganz genau sagen, warum sowas nicht salonfähig ist: Weil das immer ein Experiment, also ein Risiko ist, und der Mainstream nun mal nicht so auf Experimente steht. Womit wir wieder beim Ausgangsthema wären und ich mich kurz selbst zitiere:
SoSchautsAus am 29.02.2008 23:27 schrieb:
Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht.
Diese "jungen Wilden" gibt es sehr wohl, nur wirst du in diesem Business als junger Wilder nicht gross. Auch hier bestätigen wieder einige Ausnahmen die Regel, siehe z.B. die Filme von Tarentino. Der Soundtrack von Kill Bill stammt komplett aus der Feder von RZA, dem Produzenten vom Wu-Tang Clan, und ist alles andere als konventionell. Trotzdem passt er wie die Faust aufs Auge. Spontan fällt mir auch noch das
Intro von "Die Another Day" ein - loopbasierte, synthetische Musik. Funktioniert wunderbar. Aber in die Regionen eines John Williams oder Hans Zimmer kommst du damit niemals.
Auch wenn du nichts mehr sagen wolltest - mitlesen wirst du ja noch und ich hätte da noch eine Frage: Lässt du dich niemals von Musik berieseln? Brauchst du nicht mal was Kurzweiliges, z.B. beim Autofahren, wenn du kurz auf etwas oder jemand warten (=Zeit totschlagen) musst oder einfach als Hintergrundbeschallung beim Arbeiten. Was hörst du dann? Wenn du so ein anspruchsvoller Hörer bist, der Musik nicht konsumiert sondern geniesst und analysiert, dann dürfte Klassik in solchen Fällen eher untauglich sein. Ich z.B. hab grosse Probleme mich auf etwas voll zu konzentrieren, wenn nebenbei Musik läuft.
TheChicky am 06.03.2008 12:15 schrieb:
Du bist bestimmt nicht der einzige Musiker hier
Ich spiel schon Orgel und Keyboard seit ich 15 bin und hab schon etliche Sachen mit Cubase und Konsorten gemacht.
Ehrlich gesagt bin ich musikalisch ziemlich unbegabt. Ich interessiere mich mehr für Sounddesign und Engineering. Für alle Unwissenden: Das sind die Leute, die mit ihrem ganzen "überflüssigen" technischen Schnick-Schnack dafür verantwortlich sind, dass sich die Symphonien auch auf Ton- und Datenträgern natürlich und brilliant anhören und nicht wie durch einen Volksempfänger.
Und wenn ich jeden elektronischen Bieps auf ne eigene Spur leg, dann komm ich schnell auch auf ein paar hundert Spuren. Wobei der Normalfall eines Popsongs wohl bei 1 oder 2 Dutzend liegen dürfte, je nachdem wie aufwändig das Arrangement ist. Und damit meine ich richtig Song tragende Spuren und nicht solche wo nur mal ein Crash drauf ist
Natürlich kann man die Anzahl der Spuren auch künstlich strecken und sich dann damit brüsten, wieviele Spuren man doch hat. Aber selbst dann wären 1000 schon eine ganz schöne Menge. Ich wollte mit diesem Beispiel nur verdeutlichen, dass Techno eben nicht nur aus drei Spuren besteht, wie viele wohl glauben. eX hat es ja bestätigt: Für ihn ist das nur elektronischer Müll, was seine subjektive Meinung ist und anerkannt werden muss, aber von der Arbeit und Hingabe die da drin steckt, hat er als Aussenstehender anscheinend keine Ahnung. Ich höre sowas übrigens auch nicht. Ist nicht mein Sound. Aber ich respektiere es und würde mich niemals abwertend darüber äussern, wahrscheinlich weil ich mich mit der Materie halbwegs auskenne.
Ausserdem möchte ich nochmal klarstellen, dass ich Klassik hier nicht ihren sehr hohen Anspruch absprechen möchte. Ich höre auch gerne mal ein bisschen klassische Musik, vorzugsweise beim Einschlafen.
SSA