• Aktualisierte Forenregeln

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    Vielen Dank

Verblödung der Deutschen in Sachen Musik?

AW: Verblödung der Deutschen in Sachen Musik?

TheChicky am 05.03.2008 15:34 schrieb:
Texte sind wieder was ganz anderes.
Dass man ein jedoch ein Metal-Lied, gleich welchen Stils und "Komplexität", für eine Hand voll Instrumente, musikalisch nicht auf eine Stufe mit einer großen Orchesterpartitur Gustav Mahlers heben kann, sollte jedoch einfach klar sein, wenn man sich nicht irgendwie lächerlich machen will. Da liegen Welten dazwischen.

Dass das jemand, der nicht selber Musik macht, oder schon mal komponiert hat, oder Klavier oder ähnliches spielt, nicht leicht verstehen kann ist mir klar. Wie soll man den musikalischen Anspruch eines Stücks einschätzen können, wenn man Dur nicht von Moll unterscheiden kann oder es je selber nachgespielt hat?

bloß weil eine Bortschneidemaschine aus mehr Teilen besteht, ist sie noch lange nicht besser als ein gutes, altes Brotmesser.
:rolleyes:
 
AW: Verblödung der Deutschen in Sachen Musik?

Chemenu am 05.03.2008 16:16 schrieb:
Beim Musik hören geht es ja nicht unbedingt darum jede Note, bzw. jedes Instrument zu analysieren, es geht darum sich "berieseln" zu lassen, die Musik zu genießen.
Passive Berieselung und aktiver Genuss sind aber imho 2 völlig verschiedene Sachverhalte. Wer genießt, setzt sich aktiv mit dem Vorgang auseinander, er versucht (bei Musik oder einem guten Wein) die Besonderheiten und kleinen Nuancen zu erkennen. Er gibt sich dem Facettenreichtum des Gesamtwerks hin und sinniert über Aussage, Motivation und Intention. Dazu zählt sicherlich auch das Bestimmen von entsprechenden Passagen und den verwendeten Instrumenten. Berieseln ist imho billiges Konsumieren auf Ballermann-Niveau. Wer Stücke von Berlioz, Wagner, Mozart, Bach, Beethoven oder auch Schubert nur deshalb hört, weil er sich davon berieseln lassen will, der verkennt imho die Brillanz einiger Werke. Perle vor die Säue fällt mir da ein. Besonders wenn man einige Remakes von talentfreien Musikern hört, die damit eigentlich die alten Stücke regelrecht vergewaltigt, und zur banalen Tanzmusik umgeformt haben (9. Sinfonie -> "Freude schöner Gotterfunken" und das "Remake" von Tanzwut).

Eine intellektuelle Brücke zwischen klassischen Opern (komplexe und facettenreiche Gesamtwerke, die Geschichten erzählten) und Kompositionen mit heutiger (Wegwerf-)Musik (egal welches Genre) kann ich wahrlich nicht bauen. Da gibt es imho vom Anspruch und der Eigenart keine Verbindungen. Ganz zu schweigen vom Niveau. Allein alte Werke in einem Satz mit *insert Genre hier* zu erwähnen, ist imho mindestens leicht verwerflich. Man kann sicherlich auch heutige Musik genießen, aber zumindest ich für meinen Teil kann diese sicherlich nicht so genießen, wie z.B. eine 9. Sinfonie - da liegen für mich einfach qualitative und künstlerische Welten dazwischen.

Heutige Musik (es mag sicherlich Ausnahmen geben) hat wirklich einen Berieselungsfaktor, aber tatsächlich anspruchsvoll oder klanggewaltig (!) sind nur die wenigsten Stücke. Es hat schon einen Grund, warum man gewisse Gruppen und Sänger nach 10 Jahren (oder Monaten) vergessen hat, man aber noch immer gewisse Melodien und Stücke der bekannteren Komponisten kennt - oder wenigstens kennen sollte.

Einfache Gegenfrage:
Ist jemand der Tetris spielt "dümmer" als jemand der ein D&D RPG spielt? ;)
Humorige Antwort: Der Tetris-Spieler ist klüger, weil das Spiel nachweislich Koordinationsvermögen, Reflexe und das logische Denken bezogen auf geometrische Formen fördert. *g*
Tetris ist Klassik, ein RPG ist eben Rihanna. :B

Regards, eX!
 
AW: Verblödung der Deutschen in Sachen Musik?

eX2tremiousU am 05.03.2008 16:49 schrieb:
Passive Berieselung und aktiver Genuss sind aber imho 2 völlig verschiedene Sachverhalte. Wer genießt, setzt sich aktiv mit dem Vorgang auseinander, er versucht (bei Musik oder einem guten Wein) die Besonderheiten und kleinen Nuancen zu erkennen. Er gibt sich dem Facettenreichtum des Gesamtwerks hin und sinniert über Aussage, Motivation und Intention. Dazu zählt sicherlich auch das Bestimmen von entsprechenden Passagen und den verwendeten Instrumenten.

Damn, so weit isses bei mir noch nicht.
Ich gebe zu, dafür bin ich eindeutig zu ungebildet/unterbelichtet.

Aber so verschieden sind die Menschen, es gibt auch Leute die nichts entspannender finden als eine Java-Anwendung zu programmieren.

Einfache Gegenfrage:
Ist jemand der Tetris spielt "dümmer" als jemand der ein D&D RPG spielt? ;)
Humorige Antwort: Der Tetris-Spieler ist klüger, weil das Spiel nachweislich Koordinationsvermögen, Reflexe und das logische Denken bezogen auf geometrische Formen fördert. *g*
Tetris ist Klassik, ein RPG ist eben Rihanna. :B

Verdammt... :S
Ich hätte für den Vergleich doch Solitär heranziehen sollen. :B
 
AW: Verblödung der Deutschen in Sachen Musik?

Chemenu am 05.03.2008 17:14 schrieb:
Ich gebe zu, dafür bin ich eindeutig zu ungebildet/unterbelichtet.
Das hast du jetzt gesagt. Ich wollte das auch wirklich nicht irgendwie beschwören oder indirekt andeuten. *g*
Ich hätte den Begriff "uninteressiert" für passender gehalten. Die Interpretation von klassischer Musik unterliegt imho nicht sozialen oder persönlichen Vorgaben wie Bildung oder Intelligenz. Eher ist Interesse an der Materie gefragt. Am Ende interpretiert jeder Mensch für sich ein entsprechendes Musikstück, mit einer ganz eigenen Gültigkeit und Auffassung - wenn man denn interpretieren, und sich mit der Materie auseinander setzen möchte.
Aber so verschieden sind die Menschen, es gibt auch Leute die nichts entspannender finden als eine Java-Anwendung zu programmieren.
So ist es wohl...
Ich hätte für den Vergleich doch Solitär heranziehen sollen. :B
:-D

Regards, eX!
 
AW: Verblödung der Deutschen in Sachen Musik?

Mir kommt es so vor als ob viele Titel, die im Radio laufen einfach dazu gemacht sind um im Hintergrund zu "leiern". Ich kenne keinen, der sich hinsetzt um sich die Charts anzuhören und sich dabei auf die Musik konzentriert. Jemand der ernsthaft Musik hören möchte, wird sich aus seinem lieblings Genre wohl eher die komplexeren/ nicht so glatt gebügelten Stücke anhören, weil der Rest ganz einfach langweilig ist. Dieser langweilige Rest wird haupsächlich im Radio gespielt, denn der hat die höchste Massenkompatibilität.
 
AW: Verblödung der Deutschen in Sachen Musik?

eX2tremiousU am 05.03.2008 17:26 schrieb:
Die Interpretation von klassischer Musik unterliegt imho nicht sozialen oder persönlichen Vorgaben wie Bildung oder Intelligenz.

Das würd ich nicht sagen. Es ist nicht umsonst ein bekanntes Klischee, dass Klassikmusik bzw Opern/Operetten bei der gebildeten Oberschicht wesentlich mehr Verbreitung und Beliebtheit besitzt als in der Unterschicht. Das kommt nicht von ungefähr, Musikgeschmack hat also vielleicht mehr mit Intelligenz zu tun als du denkst.
 
AW: Verblödung der Deutschen in Sachen Musik?

Lordnikon27 am 05.03.2008 16:23 schrieb:
TheChicky am 05.03.2008 15:34 schrieb:
Texte sind wieder was ganz anderes.
Dass man ein jedoch ein Metal-Lied, gleich welchen Stils und "Komplexität", für eine Hand voll Instrumente, musikalisch nicht auf eine Stufe mit einer großen Orchesterpartitur Gustav Mahlers heben kann, sollte jedoch einfach klar sein, wenn man sich nicht irgendwie lächerlich machen will. Da liegen Welten dazwischen.

Dass das jemand, der nicht selber Musik macht, oder schon mal komponiert hat, oder Klavier oder ähnliches spielt, nicht leicht verstehen kann ist mir klar. Wie soll man den musikalischen Anspruch eines Stücks einschätzen können, wenn man Dur nicht von Moll unterscheiden kann oder es je selber nachgespielt hat?

bloß weil eine Bortschneidemaschine aus mehr Teilen besteht, ist sie noch lange nicht besser als ein gutes, altes Brotmesser.
:rolleyes:

Ach wirklich? Meine Brotschneidemaschine zu Hause ist bestimmt 10 mal schneller, sauberer und damit besser als ein Brotmesser ;)
 
AW: Verblödung der Deutschen in Sachen Musik?

TheChicky am 05.03.2008 22:24 schrieb:
eX2tremiousU am 05.03.2008 17:26 schrieb:
Die Interpretation von klassischer Musik unterliegt imho nicht sozialen oder persönlichen Vorgaben wie Bildung oder Intelligenz.

Das würd ich nicht sagen. Es ist nicht umsonst ein bekanntes Klischee, dass Klassikmusik bzw Opern/Operetten bei der gebildeten Oberschicht wesentlich mehr Verbreitung und Beliebtheit besitzt als in der Unterschicht. Das kommt nicht von ungefähr, Musikgeschmack hat also vielleicht mehr mit Intelligenz zu tun als du denkst.

Diese "Oberschicht" bildet sich aber aufgrund finanzieller Überlegenheit. Intelligenz hat damit gar nichts zu tun.
 
AW: Verblödung der Deutschen in Sachen Musik?

TheChicky am 05.03.2008 22:31 schrieb:
Lordnikon27 am 05.03.2008 16:23 schrieb:
TheChicky am 05.03.2008 15:34 schrieb:
Texte sind wieder was ganz anderes.
Dass man ein jedoch ein Metal-Lied, gleich welchen Stils und "Komplexität", für eine Hand voll Instrumente, musikalisch nicht auf eine Stufe mit einer großen Orchesterpartitur Gustav Mahlers heben kann, sollte jedoch einfach klar sein, wenn man sich nicht irgendwie lächerlich machen will. Da liegen Welten dazwischen.

Dass das jemand, der nicht selber Musik macht, oder schon mal komponiert hat, oder Klavier oder ähnliches spielt, nicht leicht verstehen kann ist mir klar. Wie soll man den musikalischen Anspruch eines Stücks einschätzen können, wenn man Dur nicht von Moll unterscheiden kann oder es je selber nachgespielt hat?

bloß weil eine Bortschneidemaschine aus mehr Teilen besteht, ist sie noch lange nicht besser als ein gutes, altes Brotmesser.
:rolleyes:

Ach wirklich? Meine Brotschneidemaschine zu Hause ist bestimmt 10 mal schneller, sauberer und damit besser als ein Brotmesser ;)

Ich bin Messersammler. Mein Brotmesser hat vermutlich 1/10 deiner Botschneidemaschine gekostet, ist in geübten Händen (eines Kochs z:B. ) genauso schnell und funktioniert im tiefsten Dschungel, in der Antarktis und auf dem Mount Everest. Kann deine Brotschneidemaschine das auch? :-o

Achja: du kennst die Studien über Metal und Intelligenz? :-o
 
AW: Verblödung der Deutschen in Sachen Musik?

eX2tremiousU am 05.03.2008 16:49 schrieb:
Wer genießt, setzt sich aktiv mit dem Vorgang auseinander, er versucht (bei Musik oder einem guten Wein) die Besonderheiten und kleinen Nuancen zu erkennen. Er gibt sich dem Facettenreichtum des Gesamtwerks hin und sinniert über Aussage, Motivation und Intention. Dazu zählt sicherlich auch das Bestimmen von entsprechenden Passagen und den verwendeten Instrumenten.
Ich kann nur nochmal wiederholen was ich in meinem letzten Posting schon gesagt habe: Das trifft genauso auf elektronische Musik zu. Ich beschäftige mich seit Jahren passiv und aktiv mit Musikproduktion, deshalb würde ich auch behaupten, dass ich Musik mit anderen Ohren höre als ein normaler Konsument und, ohne überheblich klingen zu wollen, wesentlich mehr Ahnung davon habe. Ich hatte ein paar Jahre lang die Zeitschrift "Sound&Recording" abonniert. Da war mal ein Artikel über das Soloalbum des DJs und Produzenten der Fanta Vier drin -> And.YPSILON - Y-Files. Das ist typische elektronische Musik, die in den Ohren eines genrefremden Hörers wahrscheinlich stumpf und monoton klingt. Und dieser genrefremde Hörer assoziiert damit wahrscheinlich pillenfressende Freaks, die extatisch tanzen bis sie in Ohnmacht fallen. Fakt ist aber, dass diese Art von Musik einen enormen Produktionsaufwand mit sich bringt und genau auf die selbe Art und Weise gehört werden kann wie klassische Musik. Im Interview hat And.YPSILON über Details der Produktion und die Komplexität der Arrangements erzählt, z.B. dass einer der Songs über 1000 (!) Spuren hat. 1000 Spuren! Natürlich wirst du jetzt sagen, dass ein Mozart keinerlei technische Hilfsmittel hatte, nur eine leere Partitur und einen Stift. Aber das ändert nichts am Anspruch, weder bezogen auf den Produzenten und schon gar nicht auf den Hörer.

Es bringt mich auch immer wieder auf die Palme, wenn ich diese Vorurteile gegenüber Synthesizern höre. Manche glauben tatsächlich, man müsse nur auf den On/Off-Button drücken und das Teil programmiert sich von selber. Spielen muss man es natürlich auch nicht, das erledigt die eingebaute KI. So ein Schwachsinn. Ich behaupte sogar, dass ein Synthesizer wesentlich mehr Möglichkeiten mit sich bringt als ein traditionelles Musikinstrument, dabei aber genauso anspruchsvoll zu spielen ist. Eine Klaviatur ist nun mal ein Klaviatur, egal ob am Flügel oder am Synthesizer. Natürlich kann man ein Klavier expressionistisch spielen, aber die Möglichkteiten sind stark begrenzt. Da wo es bei einem Klavier schon aufhört, da gehts bei einem Synth erst richtig los. Wenn ich beim Synth eine Stunde lang nur eine Note gedrückt halte, kann ich mit Filter-, Hüllkurven- oder sonstigen Modulationen spielen, das Ganze durch die Effektsektion schleifen, an der ich die ca. 200 Parameter mit verschiedensten Controllern in Echtzeit moduliere. Dazu läuft ein Drumloop, den ich ebenso modulieren und arrangieren kann. Abwechslung pur, bei nur einer einzigen gespielten Note und einem Drumloop.

Ich will damit sagen, dass klassische Musik zwar wesentlich komplexer in Bezug auf Arrangements und Harmonien sein mag als alle anderen Genres, dafür aber in anderen Belangen deutlich unterlegen ist. Beispielsweise Improvisation: Ein Orchester ohne Noten ist wie ein Action-Film ohne Choreografie, oder eine Baustelle ohne Architekturpläne. Das ist schlicht und ergreifend nicht möglich. Jede konventionelle Rockband dagegen kann stundenlang improvisieren ohne dass es langweilig wird (wenn sie halbwegs Talent haben). Anderes Beispiel: Das musikalische Spektrum. Klassik bewegt sich in einem engen Korsett. In einem Genre wie HipHop sind eigentlich keine Grenzen gesetzt. HipHop-Beats sind elektronisch, organisch, akustisch, minimalistisch, komplex, traditionell, experimentell, asiatisch, südländisch, aggressiv, melancholisch, hymnisch, sauber, dreckig, eckig oder fleckig. Sky is the limit.

eX2tremiousU am 05.03.2008 16:49 schrieb:
Eine intellektuelle Brücke zwischen klassischen Opern (komplexe und facettenreiche Gesamtwerke, die Geschichten erzählten) und Kompositionen mit heutiger (Wegwerf-)Musik (egal welches Genre) kann ich wahrlich nicht bauen. Da gibt es imho vom Anspruch und der Eigenart keine Verbindungen. Ganz zu schweigen vom Niveau. Allein alte Werke in einem Satz mit *insert Genre hier* zu erwähnen, ist imho mindestens leicht verwerflich.
Richtig und falsch. Richtig, weil man Äpfel und Birnen bekanntlich nicht miteinander vergleichen sollte. Falsch, weil du es trotzdem tust.

SSA
 
AW: Verblödung der Deutschen in Sachen Musik?

SoSchautsAus am 06.03.2008 00:48 schrieb:
....Improvisation: Ein Orchester ohne Noten ist wie ein Action-Film ohne Choreografie, oder eine Baustelle ohne Architekturpläne. Das ist schlicht und ergreifend nicht möglich.
Aso? Normalerweise steht darum ja der Dirigent vor der Gruppe um anhand der Noten seine Version (Interpretation) des Stückes zu spielen. Nicht ganz was du meinst, aber jedes Konzert ist quasi improvisiert.
Und ich wüsste auch nicht wo das Problem darin liegen würde mit ein paar Streichern und Trompeten frei herumzumusizieren- ohne Noten. :confused:

Als einmal der Farinellifilm gezeigt wurde, lief danach noch eine Sendung über einen Countertenor. Der hat auch gesagt, dass das geschriebene Stück nur als grobe Leitkurve dienen kann/soll. Was man aber daraus macht, das wäre die große Kunst beim Singen, weil da mehr oder weniger alles freigestellt ist.
Anderes Beispiel: Das musikalische Spektrum. Klassik bewegt sich in einem engen Korsett. In einem Genre wie HipHop sind eigentlich keine Grenzen gesetzt. HipHop-Beats sind elektronisch, organisch, akustisch, minimalistisch, komplex, traditionell, experimentell, asiatisch, südländisch, aggressiv, melancholisch, hymnisch, sauber, dreckig, eckig oder fleckig. Sky is the limit.
Ich hab ja erst in Klassik reingeschnuppert, aber außer fleckig würde ich alle diese Grenzen auch Klassik zugestehen. :-o


PS
Ein Brotmesser ist CO2-neutraler und ist deswegen schon zu bevorzugen. :B
 
AW: Verblödung der Deutschen in Sachen Musik?

crackajack am 06.03.2008 01:10 schrieb:
Normalerweise steht darum ja der Dirigent vor der Gruppe um anhand der Noten seine Version (Interpretation) des Stückes zu spielen. Nicht ganz was du meinst, aber jedes Konzert ist quasi improvisiert.
Und ich wüsste auch nicht wo das Problem darin liegen würde mit ein paar Streichern und Trompeten frei herumzumusizieren- ohne Noten. :confused:
Ich meinte eigentlich nicht einzelne Instrumente, sondern ein ganzes Orchester. Ein Orchester ohne Dirigent und Noten ist unkoordiniert und antriebslos. Auf der einen Seite improvisiert ein Dirigent zwar, das ist richtig, aber auf der anderen Seite ist er nötig damit überhaupt ein brauchbares Ergebnis zustande kommt. Es ist wie eine grosse Maschinerie, und wenn nur ein kleines Rädchen fehlt, dann funktioniert das ganze Gerät nicht mehr. Es ist nicht flexibel. Während eine Band am jammen ist, geht halt mal der Bassist kurz aufs Klo oder ein Rapper kommt dazu, die Spielart oder der ganze Stil wird in Echtzeit gewechselt, Möbelstücke oder sontige Gegenstände werden zu Instrumenten umfunktioniert, alles in einem fliessenden Übergang. Verstehst du was ich meine? Es gibt keine Regeln die gebrochen werden können. Das ist in meinen Augen die Essenz von Improvisation und das geht bei Klassik nun mal nicht, weil sich sonst der anspruchsvolle Hörer sofort vor den Kopf gestossen fühlt. Aber natürlich kann ein Pianist ein improvisiertes Solo spielen, da hast du Recht.

Anderes Beispiel: Das musikalische Spektrum. Klassik bewegt sich in einem engen Korsett. In einem Genre wie HipHop sind eigentlich keine Grenzen gesetzt. HipHop-Beats sind elektronisch, organisch, akustisch, minimalistisch, komplex, traditionell, experimentell, asiatisch, südländisch, aggressiv, melancholisch, hymnisch, sauber, dreckig, eckig oder fleckig. Sky is the limit.
Ich hab ja erst in Klassik reingeschnuppert, aber außer fleckig würde ich alle diese Grenzen auch Klassik zugestehen. :-o
Ich bitte dich - klassisch und experimentell schliessen sich doch alleine vom Wortsinn her schon gegenseitig aus. Ich bestreite nicht, dass Klassik auch ein wenig Spielraum lässt, aber wie gesagt, es ist ein sehr enges Korsett. Die Einflüsse beim HipHop gehen von Klassik, Weltmusik und Singer/Songwriter, über Funk und Soul, Blues und Jazz, Pop und Rock, Disco und Electro, bis hin zu Ambient und Hardcoretechno. Wenn du solche Elemente in klassische Musik einbaust, dann IST es keine klassische Musik mehr. Wie willst du Klassik sauber oder dreckig machen? Du kannst beim Recording eines Saiteninstruments nicht die Griffgeräusche rausschneiden oder -filtern, weil die nun mal dazugehören. Genauso wenig kannst du die Session durch eine Effektkette aus Distortion, Flanger und Filterdelay jagen. Das hört sich doch kein selbsternannter Experte mehr an, weil es einfach nicht mehr traditionell, also nicht mehr klassisch ist.

Beim Jazz ist das allerdings ganz anders. Nu Jazz oder Free Jazz leben von eben dieser Vielfalt, dieser Grenzenlosigkeit, von Improvisation und Interpretation. Jazz ist musikalisch ähnlich anspruchsvoll wie Klassik, aber bei Weitem nicht so konservativ. Bei einem Äpfel/Birnen-Vergleich würde ich Jazz jedenfalls den höheren Anspruch an den passiven Hörer und den aktiven Musiker attestieren, auch wenn er einer klassischen Komposition natürlich nicht das Wasser reichen kann.

SSA
 
AW: Verblödung der Deutschen in Sachen Musik?

SoSchautsAus am 06.03.2008 02:37 schrieb:
Ich meinte eigentlich nicht einzelne Instrumente, sondern ein ganzes Orchester.
Na, wenn du unbedingt Äpfel mit Birnen vergleichen willst. :P ->
Mach mal ne Rockgruppe mit 7 Sängern, 15 E-Gitarren, 11 E-Bässen, 8 Schlagzeugen und hör dir an ob das nach irgendwas klingt.
Da hört man doch auch nur mehr einen undefinierbaren Klangteppich, wenn die alle versuchen miteinander zu spielen und das keiner federführend koordiniert.
(Was aber imo ja nicht mal schlecht klingen muss; die "Aufwärmübungen" eines Orchesters klingen imo auch schon toll- jedenfalls besser wie Death Metall mit kläffendem Sänger. *g*)

Ich bitte dich - klassisch und experimentell schliessen sich doch alleine vom Wortsinn her schon gegenseitig aus.
Wüsste nicht wieso.
Wahrscheinlich darf man Erik Satie nicht mehr wirklich zu Klassik zählen, max. zu Avantgarde-Klassik -was ja wohl das Problem ist um Klassik aus dem engem Korsett herauszubekommen-, aber sein 28 Stunden Werk Vexations kann man wohl experimentell nennen. (Er gilt afaik ja als der Begründer von Ambient-musik, nur das es damals wohl nicht so hieß... da war es bloß franz. Klaviermusik)
Wenn man Klassik hauptsächlich in den Wiener Klassik-Zeitraumbereich quetschen will und nur die "Mainstreamstücke", die bis heute bekannt geblieben sind, hernimmt, dann wird da wohl nicht viel experimentelles dabei sein. Ich bin mir aber sicher das nicht nur Künstler nach dieser Zeit (die dann eben nicht mehr wirklich zu dieser Musikepoche gezählt werden können) neues erschaffen haben, sondern auch andere auch schon zu dieser Zeit experimentiert haben, aber halt keinen Erfolg damit hatten.
Wie willst du Klassik sauber oder dreckig machen?
Bin mir zwar nicht sicher was du unter dreckigem Hip-Hop verstehst (sind die Texte oder die Beats dreckig?), aber bei Vanessa Mae wird mitunter kritisiert das sie Töne nicht klar getrennt spielt, sondern eben mit Absicht ineinander verschmilzt. (oder so ähnlich, ich selber höre so einen Firlefanz nicht raus, hab das nur gelesen und das ist mir auch schnuppe) Aber das würde ich einfach mal als dreckig bezeichnen.
Das hört sich doch kein selbsternannter Experte mehr an, weil es einfach nicht mehr traditionell, also nicht mehr klassisch ist.
Dann ist es halt moderne/ kontemporäre Klassik. So what?
Was macht denn Vanessa Mae? Das ist nach Eigendefinition "Violin-techno-accoustic". Imo immer noch im Kern Klassik- jedenfalls meistens; wobei es manchmal schon hauptsächlich Pop oder Techno ist. Apocalyptica im Gegensatz dazu ist sicher nicht Klassik, weil da ja eben nicht versucht wird Klassik zu spielen, sondern Metall. Das ist halt Metall auf klassichen Instrumenten, Mae macht klassische Musik auf modernen Violinen.
Oder von Pachelbel's Kanon findet man ja auch X versionen auf youtube- z.B. gespielt mit einer E-Gitarre. Ist das dadurch keine Klassik mehr? :confused:
Imo könnte man da wesentlich mehr abändern ohne das es seinen klassischen Kern verliert. (Wer sowas kennt: immer her damit. Ich liebe fast alle Versionen des Stücks!)


Vielleicht drücke ich Klassik nicht genug in die konservative Schiene, auch wenn man es eventuell tun müsste, vielleicht machst es du aber zu sehr???

@Topic
Musik soll Spass machen, mitunter auch etwas vom Hörer fordern, ob das nun Britney Spears, Mr. Oizo, John Cage, Bushido, Sigur Ros, Blümchen, Jean Michel Jarre, Opeth, Tool oder Rachmaninow machen ist doch völlig Banane. Es sollte doch jeder hören dürfen was ihm gefällt?
Wenn einem nicht gefällt was man hört dann wechselt man den Sender. Gibt ja mehr als einen- vor allem im Internet..... das Schnuffelding kenne ich bis jetzt noch nicht mal. Und habe auch nicht vor das zu ändern. Wobei so eine Klingeltonattacke in der Straßenbahn natürlich nie ausgeschlossen ist. :-D
 
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Chemenu am 05.03.2008 22:48 schrieb:
TheChicky am 05.03.2008 22:24 schrieb:
eX2tremiousU am 05.03.2008 17:26 schrieb:
Die Interpretation von klassischer Musik unterliegt imho nicht sozialen oder persönlichen Vorgaben wie Bildung oder Intelligenz.

Das würd ich nicht sagen. Es ist nicht umsonst ein bekanntes Klischee, dass Klassikmusik bzw Opern/Operetten bei der gebildeten Oberschicht wesentlich mehr Verbreitung und Beliebtheit besitzt als in der Unterschicht. Das kommt nicht von ungefähr, Musikgeschmack hat also vielleicht mehr mit Intelligenz zu tun als du denkst.

Diese "Oberschicht" bildet sich aber aufgrund finanzieller Überlegenheit. Intelligenz hat damit gar nichts zu tun.

Es hat also rein gar nix mit Intelligenz zu tun, ob man beruflich erfolgreich ist, studiert hat(wie die meisten in der Oberschicht), etc? Gewagt These ;) dann sind die Politiker/Manager/Geschäftsmänner aller wohl genauso dumm wie wir alle ;)

Zudem wüsste ich nicht, warum ich nur wegen viel Geld aufm Konto Klassik anhören sollte... das lässt sich nur mit Bildung und Intelligenz erklären, die den Geschmack entscheidend prägt. Ausnahmen gibts natürlich immer :)
 
AW: Verblödung der Deutschen in Sachen Musik?

SoSchautsAus am 06.03.2008 00:48 schrieb:
Ich kann nur nochmal wiederholen was ich in meinem letzten Posting schon gesagt habe: Das trifft genauso auf elektronische Musik zu.
Deiner Meinung vielleicht. Ich teile diese definitiv nicht, und kann qualitativ keine Ähnlichkeiten erkennen oder einen entsprechenden / hohen Anspruch ausmachen. Ich gehe sogar weiter, und behaupte für mich, dass entsprechend aktuelle Musikrichtungen mich regelrecht dazu animieren, den Raum kotzend zu verlassen. Das ist für mich keine Musik, das ist - wenn auch komplex aufgebaut & realisiert - bestenfalls eine akustische Fehlbildung. Deshalb bin ich auch am Ende bei Klassik gelandet. Dank dem Gruppenzwang war es besonders als Teenie ja immer gegeben, sich entsprechende Musik anzuhören, die auch die Freunde hörten. So fing ich mit Chart-Kram an, ging weiter zu Trance und Techno, schnüffelte bei den Metallern vorbei und versuchte auch mit HipHop warm zu werden. Alles ohne Erfolg. Das ist in meinen Augen größtenteils billig produzierter Brei - mit durchaus möglichen Ausnahmen -, der künstlerisch einfach gewaltig gegen eine klanggewaltige und wirklich epische Sinfonie abstinkt. Mag ja sein, dass einige Künstler ihre Stücke komplex und scheinbar so gestalten, dass die "anspruchsvoll" sein sollen. Wir leben in einem freien Land, mich müssen solche Künstler aber nicht akustisch mit ihren Werken unter dem Vorsatz des hohen Anspruchs behelligen.

Ich habe nichts gegen Leute, die solche Musik konsumieren und da auch tatsächlich einen tieferen Sinn in den Kompositionen erkennen. Aber das ändert nichts daran, dass solche Stücke einfach meinen Geschmack auf eine arg niederschmetternde und fatale Art treffen.
Es bringt mich auch immer wieder auf die Palme, wenn ich diese Vorurteile gegenüber Synthesizern höre.
So kommst du wenigstens schnell an die Kokosnuss. Ist doch auch praktisch. ;)

Da wo es bei einem Klavier schon aufhört, da gehts bei einem Synth erst richtig los.
Wo es bei einem Synth anfängt, hört es bei mir auf: Man erkennt, dass die Musik künstlich ist, und deshalb hat die dann bei mir automatisch verspielt. Ich will ehrliche Stücke komponiert mit ehrlicher Absicht und gespielt auf gewöhnlichen Instrumenten. Das ist für mich die wahre Kunst hinter der Klanggewaltigkeit. Musik ist für mich etwas Ehrliches und etwas Epochales, was mit Menschenhand auf altertümliche Art geschaffen wird.
Beispielsweise Improvisation: Ein Orchester ohne Noten ist wie ein Action-Film ohne Choreografie, oder eine Baustelle ohne Architekturpläne. Das ist schlicht und ergreifend nicht möglich.
Der Sinn einer Sinfonie liegt auch darin, dass die Geschichte musikalisch so interpretiert und präsentiert wird, wie es der Komponist komponiert hat.. Eine Sinfonie ist bereits der fertige Actionfilm. Da macht es gar keinen Sinn, dass dort noch irgendwie improvisiert oder sonstig "rumgepfuscht" wird.
Jede konventionelle Rockband dagegen kann stundenlang improvisieren ohne dass es langweilig wird (wenn sie halbwegs Talent haben).
Genau da liegt bei vielen (und quasi allen großen konventionellen) Gruppen das primäre Problem...
Anderes Beispiel: Das musikalische Spektrum. Klassik bewegt sich in einem engen Korsett.
Das wage ich wirklich extrem zu bezweifeln. ;)
In einem Genre wie *insert here* sind eigentlich keine Grenzen gesetzt.
Das ist imho auch so ein Problem, was besonders bei untalentierten und experimentierenden "Künstlern" schnell zu musikalischem Katzenjammer der schlimmsten Sorte führen kann. Nur weil jemand auf groteske Art mit grotesk klingenden Mitteln Tracks erstellt, muss das noch lange nicht künstlerisch wertvoll oder gar hörbar sein - wobei es Ausnahmen sicherlich geben mag.

Was ich mich ja immer frage: Wenn auch zeitgenössische Musik so kreativ, anspruchsvoll und intellektuell wie Klassik sein soll, warum hört man das niemals bei den Kritikern oder von der Stimme der breiten Masse? Warum werden auch heute noch in der kritischen Welt der Musik primär die Leute geadelt, die wirklich mit Orchestern und ohne künstliche Mittel epochale und mitreißende Stücke schreiben? Ein John Williams ist z.B. akzeptiert. Mit seinen Stücken hat er Geschichte geschrieben und auch zeitgenössische Inhalte geprägt. Einer der größten musikalischen Künstler unserer Zeit, der mit seinen Werken Millionen Menschen berührt hat. Laut und episch in Star Wars und Indiana Jones, traurig und fesselnd in Schindlers Liste oder Saving Private Ryan. Verstört in Krieg der Welten, unentschlossen in Jurassic Park oder Amistad. Wo sind da die ganzen „jungen Wilden“, die dank technischer Möglichkeiten angeblich auch so viel im Köpfchen haben?

Richtig und falsch. Richtig, weil man Äpfel und Birnen bekanntlich nicht miteinander vergleichen sollte. Falsch, weil du es trotzdem tust.
Warum bist du dann eingestiegen, und hast oben fleißig eine Birne mit einem Apfel verglichen. Die Birne ist statisch und der Apfel wäre dank Synthesizer (angeblich) facettenreicher. Das ist doch im Endeffekt genauso sinnfrei. Aber danke für das Gespräch. ^^

Regards, eX!

Edit: Da man das Thema auch wieder extrem ausführlich behandeln und abhandeln kann (fast schon einer Doktorarbeit würdig), sage ich der Einfachheit halber abschließend, dass doch der private Geschmack entscheiden soll, und jeder sicherlich in seiner bevorzugten Musik entsprechend kreative und vielleicht auch anspruchsvolle Inhalte findet - die das Gegenüber wohl nicht finden kann oder vielleicht auch gar nicht will. Mehr möchte ich zum Thema nicht mehr sagen - mein Excel-Sheet braucht mich. :(
 
AW: Verblödung der Deutschen in Sachen Musik?

crackajack am 06.03.2008 01:10 schrieb:
SoSchautsAus am 06.03.2008 00:48 schrieb:
....Improvisation: Ein Orchester ohne Noten ist wie ein Action-Film ohne Choreografie, oder eine Baustelle ohne Architekturpläne. Das ist schlicht und ergreifend nicht möglich.
Aso? Normalerweise steht darum ja der Dirigent vor der Gruppe um anhand der Noten seine Version (Interpretation) des Stückes zu spielen. Nicht ganz was du meinst, aber jedes Konzert ist quasi improvisiert.
Und ich wüsste auch nicht wo das Problem darin liegen würde mit ein paar Streichern und Trompeten frei herumzumusizieren- ohne Noten. :confused:

Als einmal der Farinellifilm gezeigt wurde, lief danach noch eine Sendung über einen Countertenor. Der hat auch gesagt, dass das geschriebene Stück nur als grobe Leitkurve dienen kann/soll. Was man aber daraus macht, das wäre die große Kunst beim Singen, weil da mehr oder weniger alles freigestellt ist.
Anderes Beispiel: Das musikalische Spektrum. Klassik bewegt sich in einem engen Korsett. In einem Genre wie HipHop sind eigentlich keine Grenzen gesetzt. HipHop-Beats sind elektronisch, organisch, akustisch, minimalistisch, komplex, traditionell, experimentell, asiatisch, südländisch, aggressiv, melancholisch, hymnisch, sauber, dreckig, eckig oder fleckig. Sky is the limit.
Ich hab ja erst in Klassik reingeschnuppert, aber außer fleckig würde ich alle diese Grenzen auch Klassik zugestehen. :-o


PS
Ein Brotmesser ist CO2-neutraler und ist deswegen schon zu bevorzugen. :B

Das ist ein Orchester auch ;)
 
AW: Verblödung der Deutschen in Sachen Musik?

Lordnikon27 am 05.03.2008 23:08 schrieb:
TheChicky am 05.03.2008 22:31 schrieb:
Lordnikon27 am 05.03.2008 16:23 schrieb:
TheChicky am 05.03.2008 15:34 schrieb:
Texte sind wieder was ganz anderes.
Dass man ein jedoch ein Metal-Lied, gleich welchen Stils und "Komplexität", für eine Hand voll Instrumente, musikalisch nicht auf eine Stufe mit einer großen Orchesterpartitur Gustav Mahlers heben kann, sollte jedoch einfach klar sein, wenn man sich nicht irgendwie lächerlich machen will. Da liegen Welten dazwischen.

Dass das jemand, der nicht selber Musik macht, oder schon mal komponiert hat, oder Klavier oder ähnliches spielt, nicht leicht verstehen kann ist mir klar. Wie soll man den musikalischen Anspruch eines Stücks einschätzen können, wenn man Dur nicht von Moll unterscheiden kann oder es je selber nachgespielt hat?

bloß weil eine Bortschneidemaschine aus mehr Teilen besteht, ist sie noch lange nicht besser als ein gutes, altes Brotmesser.
:rolleyes:

Ach wirklich? Meine Brotschneidemaschine zu Hause ist bestimmt 10 mal schneller, sauberer und damit besser als ein Brotmesser ;)

Ich bin Messersammler. Mein Brotmesser hat vermutlich 1/10 deiner Botschneidemaschine gekostet, ist in geübten Händen (eines Kochs z:B. ) genauso schnell und funktioniert im tiefsten Dschungel, in der Antarktis und auf dem Mount Everest. Kann deine Brotschneidemaschine das auch? :-o
na wenn das so ist, findest du bestimmt auch ein Dreirad besser als ein Auto, das hat deine tollen Vorteile ja ebenso, stimmts ? ;) PS: Ein Brotmesser ist auch in den geübtesten Händen einer guten Brotschneidemaschine um das X-fache in Geschwindigkeit unterlegen. Wenn man mehrere Scheiben Brot braucht, natürlich. Ebenso bei Orchestern, die viel mehr Instrumente als eine Band hat und ein Stück dafür zu komponieren bei weitem komplexer ist. Und damit anspruchsvoller. Und es geht hier um den Anspruch der Musik und nicht um den Anspruch des Hörens. Spiel einen Popsong in 10 facher Geschwindigkeit ab und der Anspruch des hörens steigt ins unermessliche

Achja: du kennst die Studien über Metal und Intelligenz? :-o
Nein, aber ich seh sehr wenig Metaler in Opern und Bachkonzerten ;) :B
 
AW: Verblödung der Deutschen in Sachen Musik?

TheChicky am 06.03.2008 11:39 schrieb:
Chemenu am 05.03.2008 22:48 schrieb:
TheChicky am 05.03.2008 22:24 schrieb:
eX2tremiousU am 05.03.2008 17:26 schrieb:
Die Interpretation von klassischer Musik unterliegt imho nicht sozialen oder persönlichen Vorgaben wie Bildung oder Intelligenz.

Das würd ich nicht sagen. Es ist nicht umsonst ein bekanntes Klischee, dass Klassikmusik bzw Opern/Operetten bei der gebildeten Oberschicht wesentlich mehr Verbreitung und Beliebtheit besitzt als in der Unterschicht. Das kommt nicht von ungefähr, Musikgeschmack hat also vielleicht mehr mit Intelligenz zu tun als du denkst.

Diese "Oberschicht" bildet sich aber aufgrund finanzieller Überlegenheit. Intelligenz hat damit gar nichts zu tun.

Es hat also rein gar nix mit Intelligenz zu tun, ob man beruflich erfolgreich ist, studiert hat(wie die meisten in der Oberschicht), etc? Gewagt These ;) dann sind die Politiker/Manager/Geschäftsmänner aller wohl genauso dumm wie wir alle ;)

Zudem wüsste ich nicht, warum ich nur wegen viel Geld aufm Konto Klassik anhören sollte... das lässt sich nur mit Bildung und Intelligenz erklären, die den Geschmack entscheidend prägt. Ausnahmen gibts natürlich immer :)

Diese "Oberschicht" besteht aus Leuten die sich ihr Geld verdient haben, und aus Leuten die das Geld in den Arsch geschoben bekommen und eigentlich überhaupt nichts können.
Wer viel Geld hat zeigt das natürlich auch und begibt sich gerne auf öffentliche Veranstaltungen wie z.B. den Wiener Opernball oder klassische Konzerte, da diese ein hohes Ansehen genießen. Deswegen muss man aber noch lange kein Fan von klassischer Musik sein, da gehts um sehen und gesehen werden.
Natürlich trifft das nicht auf alle zu, es mag wohl in allen Bevölkerungsschichten Anhänger von klassischer Musik geben, völlig egal ob arm, reich, gebildet oder strohdumm.
Und Politiker/Manager/Geschäftsmänner stelle ich ganz sicher nicht auf eine Stufe über mir, weil keiner auch nur einen Deut besser/mehr wert ist als ich.
Intelligenter vielleicht, aber ob Intelligenz und Geschmack direkt in Zusammenhang stehen wage ich zu bezweifeln.

Ab diesem Punkt weigere ich mich übrigens den Begriff "Oberschicht" noch weiter zu verwenden. Es entspricht nicht meinen Vorstellungen die Menschheit in Klassen zu unterteilen.

Dazu hat höchstens Chuck Norris das Recht... ;)
 
AW: Verblödung der Deutschen in Sachen Musik?

SoSchautsAus am 06.03.2008 00:48 schrieb:
eX2tremiousU am 05.03.2008 16:49 schrieb:
Wer genießt, setzt sich aktiv mit dem Vorgang auseinander, er versucht (bei Musik oder einem guten Wein) die Besonderheiten und kleinen Nuancen zu erkennen. Er gibt sich dem Facettenreichtum des Gesamtwerks hin und sinniert über Aussage, Motivation und Intention. Dazu zählt sicherlich auch das Bestimmen von entsprechenden Passagen und den verwendeten Instrumenten.
Ich kann nur nochmal wiederholen was ich in meinem letzten Posting schon gesagt habe: Das trifft genauso auf elektronische Musik zu. Ich beschäftige mich seit Jahren passiv und aktiv mit Musikproduktion, deshalb würde ich auch behaupten, dass ich Musik mit anderen Ohren höre als ein normaler Konsument und, ohne überheblich klingen zu wollen, wesentlich mehr Ahnung davon habe. Ich hatte ein paar Jahre lang die Zeitschrift "Sound&Recording" abonniert. Da war mal ein Artikel über das Soloalbum des DJs und Produzenten der Fanta Vier drin -> And.YPSILON - Y-Files. Das ist typische elektronische Musik, die in den Ohren eines genrefremden Hörers wahrscheinlich stumpf und monoton klingt. Und dieser genrefremde Hörer assoziiert damit wahrscheinlich pillenfressende Freaks, die extatisch tanzen bis sie in Ohnmacht fallen. Fakt ist aber, dass diese Art von Musik einen enormen Produktionsaufwand mit sich bringt und genau auf die selbe Art und Weise gehört werden kann wie klassische Musik. Im Interview hat And.YPSILON über Details der Produktion und die Komplexität der Arrangements erzählt, z.B. dass einer der Songs über 1000 (!) Spuren hat. 1000 Spuren! Natürlich wirst du jetzt sagen, dass ein Mozart keinerlei technische Hilfsmittel hatte, nur eine leere Partitur und einen Stift. Aber das ändert nichts am Anspruch, weder bezogen auf den Produzenten und schon gar nicht auf den Hörer.

Es bringt mich auch immer wieder auf die Palme, wenn ich diese Vorurteile gegenüber Synthesizern höre. Manche glauben tatsächlich, man müsse nur auf den On/Off-Button drücken und das Teil programmiert sich von selber. Spielen muss man es natürlich auch nicht, das erledigt die eingebaute KI. So ein Schwachsinn. Ich behaupte sogar, dass ein Synthesizer wesentlich mehr Möglichkeiten mit sich bringt als ein traditionelles Musikinstrument, dabei aber genauso anspruchsvoll zu spielen ist. Eine Klaviatur ist nun mal ein Klaviatur, egal ob am Flügel oder am Synthesizer. Natürlich kann man ein Klavier expressionistisch spielen, aber die Möglichkteiten sind stark begrenzt. Da wo es bei einem Klavier schon aufhört, da gehts bei einem Synth erst richtig los. Wenn ich beim Synth eine Stunde lang nur eine Note gedrückt halte, kann ich mit Filter-, Hüllkurven- oder sonstigen Modulationen spielen, das Ganze durch die Effektsektion schleifen, an der ich die ca. 200 Parameter mit verschiedensten Controllern in Echtzeit moduliere. Dazu läuft ein Drumloop, den ich ebenso modulieren und arrangieren kann. Abwechslung pur, bei nur einer einzigen gespielten Note und einem Drumloop.

Ich will damit sagen, dass klassische Musik zwar wesentlich komplexer in Bezug auf Arrangements und Harmonien sein mag als alle anderen Genres, dafür aber in anderen Belangen deutlich unterlegen ist. Beispielsweise Improvisation: Ein Orchester ohne Noten ist wie ein Action-Film ohne Choreografie, oder eine Baustelle ohne Architekturpläne. Das ist schlicht und ergreifend nicht möglich. Jede konventionelle Rockband dagegen kann stundenlang improvisieren ohne dass es langweilig wird (wenn sie halbwegs Talent haben). Anderes Beispiel: Das musikalische Spektrum. Klassik bewegt sich in einem engen Korsett. In einem Genre wie HipHop sind eigentlich keine Grenzen gesetzt. HipHop-Beats sind elektronisch, organisch, akustisch, minimalistisch, komplex, traditionell, experimentell, asiatisch, südländisch, aggressiv, melancholisch, hymnisch, sauber, dreckig, eckig oder fleckig. Sky is the limit.


SSA

Du bist bestimmt nicht der einzige Musiker hier ;) Ich spiel schon Orgel und Keyboard seit ich 15 bin und hab schon etliche Sachen mit Cubase und Konsorten gemacht. Und wenn ich jeden elektronischen Bieps auf ne eigene Spur leg, dann komm ich schnell auch auf ein paar hundert Spuren. Wobei der Normalfall eines Popsongs wohl bei 1 oder 2 Dutzend liegen dürfte, je nachdem wie aufwändig das Arrangement ist. Und damit meine ich richtig Song tragende Spuren und nicht solche wo nur mal ein Crash drauf ist ;)
 
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