Sich aber jetzt als Moralapostel aufspielen, ist auch Quatsch. Keiner von den KommentatorInnen hat bisher in seinem Leben etwas ausgenutz, was einer anderen einen Nachteil verschafft hat? Zum Beispiel noch nie einen Keyseller genutzt?
Da muss ich Dich enttäuschen. Ich führe mein ganzes Leben nach dem Motto "Leben und leben lassen". Außerdem ist es eine Sache, eine Schwarzkopie eines Vollpreis-Titels zu spielen, wenn man sich den als Schüler nicht leisten kann, und ihn erst später nachzukaufen, wenn er billiger geworden ist. Und es ist eine ganz andere Sache, lächerliche fünf Euro einzusparen, aber gleichzeitig nicht genug Mumm und Selbstdisziplin zu haben, dann auch den Gegenwert nicht zu verkonsumieren.
Vor allem, weil ein Refund auch noch zusätzliche Kosten und Arbeit verursacht.
Worrel:
Wenn du nach 70 Minuten dann überrascht feststellst, daß das Spiel, dem du gerade noch 10 Minuten geben wolltest, bevor du es wieder deinstallierst und zurückgibst, plötzlich schon zuende ist ...
Wir reden ja nicht über ein komplexes Strategie-Spiel, oder über ein Rollenspiel mit umfangreichen Einstellungen zu Beginn. Ein Spiel, dass auf 90 Minuten designt ist, testet man nicht 70 Minuten und stellt überrascht fest, dass es nach weiteren zehn Minuten zuende ist. Man weiß ja, was man spielt. Wenn es eine Art Geschichte ist, hat sie einen Spannungsbogen, und den sieht man, erkennt man, fühlt man. Außerdem hat man, wenn man 70 Minuten Geschichte gespielt hat, schon längst gemerkt, ob (bzw.. viel mehr DASS) sie einem gefällt. Wenn sie einen so lange beschäftigt und zum Weitertesten einlädt, dann ist das bereits die 5 EUR wert, denn man hat ja ganz offensichtlich einen 70 minütigen Gegenwert bekommen.
Und dann ist da ja noch die Sache mit den Bewertungen.
Wenn ich einem Spiel ein "gut" gebe, dann gefiel es mir offensichtlich. Dann gebe ich es nicht zurück. Auch nicht bei einem "einigermaßen".
Worrel:
Ich finde, ein Computerspiel sollte eine gewisse Mindestlänge haben. Ansonsten ist es kein Computerspiel, sondern ein "interaktives Experiment" oä
Warum sollte ein interaktives Experiment kein Spiel sein? Oder ein Spiel kein interaktives Experiment? Das allererste Adventure in den Achtzigern war genau das: Ein interaktives Experiment. Und noch dazu ein kurzes.
Worrel:
Ich gehe ja auch nicht ins Kino, um dann nach 20 Minuten zufrieden zu sagen; das war jetzt aber ein schöner Film, dafür hat sich die Fahrt ins Kino gelohnt.
Doch, warum nicht?
Wenn das ein sehr guter Kurzfilm war, dann sage ich das durchaus.
Und wenn der Film statt der üblichen 15 Euro nur fünf kostet, dann weiß ich vorher, dass er wahrscheinlich kürzer ist, so wie ich bei 22 Euro weiß, dass er länger ist. Im Allgemeinen weiß ich vorher so einigermaßen im Groben, was mich erwartet.
Worrel:
.. in dem Fällen in der News war denen das wohl keinen 5er wert ...
Okay, verstanden, was Du sagen willst.
Aber dennoch zieht der Punkt nicht.
Es kann nämlich auch schlicht sein, dass diejenigen gar keine Ahnung von Wert im Allgemeinen haben.
Ich würde sagen, dass rein gar nichts denen 5 Euro wert ist, abgesehen vielleicht von ihrer eigenen Arbeit, die sie für andere leisten sollen. Diese "nach Möglichkeit für gar nix bezahlen, aber selber gut bezahlt werden"-Mentalität ist kein gültige Grundlage für eine Wert-Definition. Da die Antwort auf die Frage "ja, wie viel ist es Dir denn wert?" bei jener Klientel meist nur Stottern bringt und "nichts" lautet, erübrigt sich eine Argumentation, die auf die Äußerungen jener Gruppe bezüglich irgendeines Wertes abzielt.