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RAF Freilassung sinnvoll oder nicht? - Gnadengesuch von Christian Klar abgelehnt !

AW: RAF Freilassung sinnvoll oder nicht?

Maria-Redeviel am 15.02.2007 14:14 schrieb:
Doch das ist mir schon klar. Aber WAURM gibts kein mehrfach lebenslänlich mehr, hmm? War nicht die änderung dieses Gesetztes ein Akt der Gnade?

Ich kenne die Rechtslage, mir ist klar, warum die Terroristen freigelassen werden. Aber wenn mir irgendwas auf den Keks geht, dann ist das die Begründung: "Wir müssen das tuen weil's so geschreiben steht im Grundgesetz/Bibel/Koran/Lustigen Taschenbuch".

was würde es ändern, wenn ein massenmörder zu 100x lebenslänglich verurteilt wird? 1x lebenslänglich ist absolut ausreichend. du magst der überzeugung sein, dass harte strafen die kiriminalitätsrate senken oder abschrecken, ich bin vom gegenteil überzeugt. lass einem verbrecher die möglichkeit sich ändern zu können, dann ist er eher bereit z.b. sich zu stellen oder auszusagen. wenn man weiß, ich hab diesen bleistift geklaut umd komm dafür 5 jahre in den knast, ist die überlegung nicht weit, den ladenbesitzer der mich gerade erwischt hat was über die rübe zu hauen, damit man flüchten kann. da stehen dann aber vielleicht schon 25 jahre zur disposition, deshalb kann ich auch den bullen an der straßensperre überfahren. Dann steht aber vielleicht schon lebenslänglich auf der liste, na dann ist eh alles egal. da holt man dann lieber die neuner raus und schiesst solange um sich bis man selber erschossen wird. denn es gibt ja in "deinem" modell keine aussicht auf rehabilitation. wozu also aufgeben.

klar etwas extrem geschildert, sollte nur verdeutlichen, dass es immer optionen geben sollte.

und ansonsten hätte ich noch die anarchie anzubieten, gibt eh zu viele sinnlose regeln und gesetze ;)
 
AW: RAF Freilassung sinnvoll oder nicht?

Loosa am 15.02.2007 23:10 schrieb:
Ich wüsste nicht wo es ein leider bei den Menschenrechten gibt. Was wäre Deine Alternative?

Ich hab keine Alternative. Ich würde solche Leute nur gerne einsperren bis sie verrotten.

Ich sehe nur nicht ein, warum das gegen die Menschenrechte sein sollte. Die Argumentation ist doch die: Die Todesstrafe ist grausem. Also sollte man die Leute lebenslänglich einsperren. Leute lebenslänglich einsperrin ist grausm. Deswegen sollte man die Leute nach einer gewissen Zeit wieder freilassen.

JEDE Strafe ist grausem (das ist ja der Sinn einer Strafe), also ist jede Strafe gegen die Menschenrecht - und auf dieser Basis kann man einfach nicht argumentieren.
 
AW: RAF Freilassung sinnvoll oder nicht?

Maria-Redeviel am 16.02.2007 11:42 schrieb:
JEDE Strafe ist grausem (das ist ja der Sinn einer Strafe), also ist jede Strafe gegen die Menschenrecht - und auf dieser Basis kann man einfach nicht argumentieren.
So argumentiert ja auch keiner. Nicht die Strafe verstösst gegen die Menschenwürde, sondern eine Strafe ohne wenigstens der Aussicht irgendwann wieder frei zu kommen.

Aus der Einführung in den Begriff der Menschenwürde:
"Jede Strafe muss in einem gerechten Verhältnis zur Schwere der Straftat und zum Verschulden des Täters stehen [...]. Das Gebot zur Achtung der Menschenwürde bedeutet insbesondere, dass grausame, unmenschliche und erniedrigende Strafen verboten sind [...]. Der Täter darf nicht zum bloßen Objekt der Verbrechensbekämpfung unter Verletzung seines verfassungsrechtlich geschützten sozialen Wertanspruchs und Achtungsanspruchs gemacht werden [...]. Die grundlegenden Voraussetzungen individueller und sozialer Existenz des Menschen müssen erhalten bleiben. Aus Art. 1 I GG in Verbindung mit dem Sozialstaatsprinzip ist daher - und das gilt insbesondere für den Strafvollzug - die Verpflichtung des Staates herzuleiten, jenes Existenzminimum zu gewähren, das ein menschenwürdiges Dasein überhaupt erst ausmacht. Mit einer so verstandenen Menschenwürde wäre es unvereinbar, wenn der Staat für sich in Anspruch nehmen würde, den Menschen zwangsweise seiner Freiheit zu entkleiden, ohne dass zumindest die Chance für ihn besteht, je wieder der Freiheit teilhaftig werden zu können.
 
AW: RAF Freilassung sinnvoll oder nicht?

Maria-Redeviel am 16.02.2007 11:42 schrieb:
JEDE Strafe ist grausem
sicher nicht...
(das ist ja der Sinn einer Strafe)
boah, der blanke unsinn!
also ist jede Strafe gegen die Menschenrecht
wenn dein argument stimmen würde, aber es ist völliger blödsinn.
und auf dieser Basis kann man einfach nicht argumentieren.
du hast anscheinend probleme. *lol*
 
AW: RAF Freilassung sinnvoll oder nicht?

Loosa am 16.02.2007 12:30 schrieb:
Mit einer so verstandenen Menschenwürde wäre es unvereinbar, wenn der Staat für sich in Anspruch nehmen würde, den Menschen zwangsweise seiner Freiheit zu entkleiden, ohne dass zumindest die Chance für ihn besteht, je wieder der Freiheit teilhaftig werden zu können.

Schön, das ist das also das Maximum an Gerechtigkeit, das er Staat zu leisten im Stande ist. Erinnert mich irgendwie an die staatliche gesundheitsvorsorge: Man kriegt nur das absolut nötigste und kein bischen mehr.
 
AW: RAF Freilassung sinnvoll oder nicht?

Maria-Redeviel am 16.02.2007 13:20 schrieb:
Loosa am 16.02.2007 12:30 schrieb:
Mit einer so verstandenen Menschenwürde wäre es unvereinbar, wenn der Staat für sich in Anspruch nehmen würde, den Menschen zwangsweise seiner Freiheit zu entkleiden, ohne dass zumindest die Chance für ihn besteht, je wieder der Freiheit teilhaftig werden zu können.

Schön, das ist das also das Maximum an Gerechtigkeit, das er Staat zu leisten im Stande ist. Erinnert mich irgendwie an die staatliche gesundheitsvorsorge: Man kriegt nur das absolut nötigste und kein bischen mehr.
es gibt einige fälle, z.b. auch den der raf, bei denen sich bei beschäftigung mit deren motivation für sogenannte verbrechen manchmal schon etwas verständnis einstellt. d.h. nicht grundsätzliche legitimation der aktionen, aber wenn selbst damals verantwortliche politiker heute einräumen, dass die raf zu einem gewissen mass vom staat und der presse in eine radikalisierung getrieben wurde, ist es doch auch nachvollziehbar, wenn den leuten die mehr als 20 jahre ihres lebens über ihre taten „nachdenken“ durften und kein wahrscheinliches gefahrenpotential stellen, die chance auf ein würdiges ende ihres lebens bekommen. gerade die raf wurde meines wissen den härtesten haftbedingungen unterworfen, sicherheitstrakte, isolation und nur als beispiel der weiterhin inhaftierte klar, der seit ca. 23 jahren keinen besuch empfangen durfte ohne dabei an händen und füssen gefesselt zu sein. wie gesagt, die letzten taten der raf waren falsch und haben der ursprünglichen idee (die auch von einem großen teil der bevölkerung befürwortet worden sind) geschadet. hätten sie keine menschen getötet, wäre wohl einiges anders gelaufen.

aber wie schon gefragt, wie sieht dein modell aus, dass gerecht sein soll? du hattest schon erwähnt, dass es dir im wesentlichen um rache geht, d.h. mörder müssen gemordet werden, vergewaltiger vergewaltigt und diebe bestohlen. ohne rücksicht würde der staat damit zum verbrecher und das kann doch nicht dein ernsthafter wunsch sein.
 
AW: RAF Freilassung sinnvoll oder nicht?

Wolf-V am 16.02.2007 16:43 schrieb:
aber wie schon gefragt, wie sieht dein modell aus, dass gerecht sein soll? du hattest schon erwähnt, dass es dir im wesentlichen um rache geht, d.h. mörder müssen gemordet werden, vergewaltiger vergewaltigt und diebe bestohlen...

Wo habe ich den DAS geschrieben? Zudem: Wie sollte man die Mohnhaupt fünfmal hinrichten?

Sehen wir wie's ist: Auf dieder Welt wird diese Frau keine Gerechtigkeit mehr finden. Bleibt nur zu hoffen das es - wieder Erwarten - doch ein Leben nach dem Tod gibt. Und für dieses Fall möchte ich Frau Mohnhaupt einen freundlichen Gruss übermitteln: Möge ihr erster Tag in der Hölle eine Milliarde Jahre lang dauern, und möge es ihr kürzester gewesen sein.
 
AW: RAF Freilassung sinnvoll oder nicht?

Maria-Redeviel am 17.02.2007 21:44 schrieb:
Sehen wir wie's ist: Auf dieder Welt wird diese Frau keine Gerechtigkeit mehr finden. Bleibt nur zu hoffen das es - wieder Erwarten - doch ein Leben nach dem Tod gibt. Und für dieses Fall möchte ich Frau Mohnhaupt einen freundlichen Gruss übermitteln: Möge ihr erster Tag in der Hölle eine Milliarde Jahre lang dauern, und möge es ihr kürzester gewesen sein.

Tja, so wie wie uns das vorstellen wird das sehr unwahrscheinlich sein, also das sie in der Hölle landet.
 
AW: RAF Freilassung sinnvoll oder nicht?

Wolf-V am 16.02.2007 16:43 schrieb:
es gibt einige fälle, z.b. auch den der raf, bei denen sich bei beschäftigung mit deren motivation für sogenannte verbrechen manchmal schon etwas verständnis einstellt. d.h. nicht grundsätzliche legitimation der aktionen, aber wenn selbst damals verantwortliche politiker heute einräumen, dass die raf zu einem gewissen mass vom staat und der presse in eine radikalisierung getrieben wurde,
irgendwie werd ich das Gefühl nicht los dass du deinem alten Avatar mehr nachtrauerst als du zugibst....

Sorry aber in eine Radikalisierung getrieben? Das ist ja wohl absoluter Unsinn. Die RAF ist ja aus anderen Gruppierungen hervorgegangen, Gruppierungen die nicht so radikal waren. Nicht alle, nicht mal die meisten, der Leute in den Vorgängergruppen sind dem radikalen Weg der RAF gefolgt. Sie sind einfach in andere (normal denkende) Gruppen gegangen und haben da weiter gemacht. In die Radikalisierung getrieben? Es gab genügend linke Gruppen die auf die richtige Art gehandelt haben und Erfolg hatten (die Grünen). Da wird niemand in die Radikalisierung getrieben, so was kommt immer von einem selber.

hätten sie keine menschen getötet, wäre wohl einiges anders gelaufen.

Hätte Hitler nicht den 2 WK angezettelt wäre wohl auch einiges anders gelaufen (sagen zumindest die heutigen Nationalsozialisten). Ich sage: wenn man eine radikale Ideologie hat wird man auch radikal handeln, das gilt für braune Nazis genauso wie für rote Nazis.
 
AW: RAF Freilassung sinnvoll oder nicht?

Wolf-V am 16.02.2007 11:19 schrieb:
Maria-Redeviel am 15.02.2007 14:14 schrieb:
Doch das ist mir schon klar. Aber WAURM gibts kein mehrfach lebenslänlich mehr, hmm? War nicht die änderung dieses Gesetztes ein Akt der Gnade?

Ich kenne die Rechtslage, mir ist klar, warum die Terroristen freigelassen werden. Aber wenn mir irgendwas auf den Keks geht, dann ist das die Begründung: "Wir müssen das tuen weil's so geschreiben steht im Grundgesetz/Bibel/Koran/Lustigen Taschenbuch".

was würde es ändern, wenn ein massenmörder zu 100x lebenslänglich verurteilt wird? 1x lebenslänglich ist absolut ausreichend. du magst der überzeugung sein, dass harte strafen die kiriminalitätsrate senken oder abschrecken, ich bin vom gegenteil überzeugt. lass einem verbrecher die möglichkeit sich ändern zu können, dann ist er eher bereit z.b. sich zu stellen oder auszusagen. wenn man weiß, ich hab diesen bleistift geklaut umd komm dafür 5 jahre in den knast, ist die überlegung nicht weit, den ladenbesitzer der mich gerade erwischt hat was über die rübe zu hauen, damit man flüchten kann. da stehen dann aber vielleicht schon 25 jahre zur disposition, deshalb kann ich auch den bullen an der straßensperre überfahren. Dann steht aber vielleicht schon lebenslänglich auf der liste, na dann ist eh alles egal. da holt man dann lieber die neuner raus und schiesst solange um sich bis man selber erschossen wird. denn es gibt ja in "deinem" modell keine aussicht auf rehabilitation. wozu also aufgeben.

klar etwas extrem geschildert, sollte nur verdeutlichen, dass es immer optionen geben sollte.

und ansonsten hätte ich noch die anarchie anzubieten, gibt eh zu viele sinnlose regeln und gesetze ;)
schon mal auf die idee gekommen das eine harte strafe andere abschreckt?
bei harten strafen steht nicht der sinn im vordergrund das "derjenige" leiden soll, sondern "andere" davon abgehalten werden!
sicher wird jemand der etwas absolut will es auch tun,stehlen oder machen, ABER einige werden sich das überlegen und nicht tun!

und ich stelle dir auch mal die frage, wenn ein vergewaltiger seine reue beteuert nach einigen jahren, und er zieht in deine nachbarschaft, kannst du ruhig schlafen? wenn ja, hast du kinder?????
oder bist du auch der meinung wie so viele: freilassen! aber nicht in die nähe von mir ziehn! :B

ein bleistiftdiebstahl zu vergleichen, mit einem mörder der einen menschen an einer strassensperre steht und jeden tag für wenig geld sein kopf hinhält ist lächerlich.
nicht jedes verbrechen ist gleich zu behandeln. das ist ja woh logo.

anarchie wäre wohl ein etwas zu großer sprung, ein paar gesetze weniger, und einige etwas härter würde schon reichen :P
 
AW: RAF Freilassung sinnvoll oder nicht?

SCUX am 18.02.2007 22:15 schrieb:
schon mal auf die idee gekommen das eine harte strafe andere abschreckt?
bei harten strafen steht nicht der sinn im vordergrund das "derjenige" leiden soll, sondern "andere" davon abgehalten werden!

Also das eine harte Strafe jemanden von Mord oder ähnlichem abschreckt ist ja schon lange widerlegt, schau nur mal in die USA - härter als die Todesstrafe gehts nicht, trotzdem ne hohe Mordrate.
Ist ja auch logisch, wer so weit ist jemanden umzubringen wird sich keinerlei Gedanken um mgl Konsequenzen machen.
 
AW: RAF Freilassung sinnvoll oder nicht?

SCUX am 18.02.2007 22:15 schrieb:
und ich stelle dir auch mal die frage, wenn ein vergewaltiger seine reue beteuert nach einigen jahren, und er zieht in deine nachbarschaft, kannst du ruhig schlafen? wenn ja, hast du kinder?????
oder bist du auch der meinung wie so viele: freilassen! aber nicht in die nähe von mir ziehn! :B
Wo hast du denn die Infos her? Also zum einen, dass Vergewaltiger freikommen, nur weil sie Reue zeigen, und zum anderen, dass es landläufige Meinung wäre, man hätte sie freizulassen??
ein bleistiftdiebstahl zu vergleichen, mit einem mörder der einen menschen an einer strassensperre steht und jeden tag für wenig geld sein kopf hinhält ist lächerlich.
nicht jedes verbrechen ist gleich zu behandeln. das ist ja woh logo.
Hat hier irgendwer was gegenteiliges behauptet?

Zum Rest: Sieh Boesors Post.

[/quote]
 
AW: RAF Freilassung sinnvoll oder nicht?

TBrain am 17.02.2007 22:14 schrieb:
Da wird niemand in die Radikalisierung getrieben, so was kommt immer von einem selber.
Also das ist ja wohl auch absoluter Unsinn.

Zwei Kaufhäuser anzuzünden und Sachschaden zu verursachen ist etwas extrem. Sie anzuklagen als hätten sie eine Kirche oder ein bewohntes Haus abgebrannt aber auch. Gerade dieser Prozess hat ihnen Unterstützung gebracht. Und alle Seiten radikalisiert.
Was Medienpopulismus anrichten kann erzählt Heinrich Böll in "Die verlorene Ehre der Katharina Blum - Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann" sehr treffend.


Mal weg von RAF. Gerechte Strafen? Von den nicht zum Tode verurteilten Nazigrößen kamen die ersten nach ein paar Jahren schon wieder frei. Kaum einer musste die volle Strafe absitzen, Albert Speer war einer der wenigen die volle 20 Jahre verbüßten.
 
AW: RAF Freilassung sinnvoll oder nicht?

Loosa am 19.02.2007 00:26 schrieb:
TBrain am 17.02.2007 22:14 schrieb:
Da wird niemand in die Radikalisierung getrieben, so was kommt immer von einem selber.
Also das ist ja wohl auch absoluter Unsinn.

Zwei Kaufhäuser anzuzünden und Sachschaden zu verursachen ist etwas extrem. Sie anzuklagen als hätten sie eine Kirche oder ein bewohntes Haus abgebrannt aber auch. Gerade dieser Prozess hat ihnen Unterstützung gebracht. Und alle Seiten radikalisiert.
Also ich bezeichne das Anzünden von Kaufhäusern eigentlich auch schon als radikal und nicht erst das Töten von Menschen.
 
AW: RAF Freilassung sinnvoll oder nicht?

Loosa am 19.02.2007 00:26 schrieb:
TBrain am 17.02.2007 22:14 schrieb:
Da wird niemand in die Radikalisierung getrieben, so was kommt immer von einem selber.
Also das ist ja wohl auch absoluter Unsinn.

Zwei Kaufhäuser anzuzünden und Sachschaden zu verursachen ist etwas extrem. Sie anzuklagen als hätten sie eine Kirche oder ein bewohntes Haus abgebrannt aber auch. Gerade dieser Prozess hat ihnen Unterstützung gebracht. Und alle Seiten radikalisiert.

Moment, also du meinst durch diese Anklage wurde die RAF in die Radikalität getrieben?

Sie bekamen damals ja je drei jahre Gefängnis und mussten davon 14 Monate absitzen. Klingt für mich jetzt nicht gerade wie eine Aufforderung zum Terror
 
AW: RAF Freilassung sinnvoll oder nicht?

Boesor am 19.02.2007 00:53 schrieb:
Moment, also du meinst durch diese Anklage wurde die RAF in die Radikalität getrieben?

Sie bekamen damals ja je drei jahre Gefängnis und mussten davon 14 Monate absitzen. Klingt für mich jetzt nicht gerade wie eine Aufforderung zum Terror
Sie bekamen 3 Jahre Zuchthaus und das ist schon was anderes als Gefängnis. Das es nur 14 Monate waren lag wohl daran, dass sie wärend der Revision untertauchten. Kein Gnadenakt des Staates oder so. Interessant auch, dass die Anklage auf schwere Brandstiftung lautete wo die betroffenen Kaufhäuser nichtmal Strafantrag gestellt hatten.

Aber nein, nicht diese Anklage hat sie in die Radikalität getrieben. Auch wenn es wohl der Wendepunkt von sachlicher zu körperlicher Gewalt war, war es nur ein Punkt von vielen Aktionen und Reaktionen.
Die Morde waren falsch, aber das die Situation überhaupt dahin eskalierte war auch Mitschuld von Politik und Presse.
 
AW: RAF Freilassung sinnvoll oder nicht?

Loosa am 19.02.2007 02:25 schrieb:
Die Morde waren falsch, aber das die Situation überhaupt dahin eskalierte war auch Mitschuld von Politik und Presse.

Jau, und heute ist es die Schuld von Meavy Metal und Killerspielen.
 
AW: RAF Freilassung sinnvoll oder nicht?

Loosa am 19.02.2007 02:25 schrieb:
Die Morde waren falsch, aber das die Situation überhaupt dahin eskalierte war auch Mitschuld von Politik und Presse.

das erkläre mal bitte genauer, denn diesen Zusammenhang kann ich nicht erkennen.
 
AW: RAF Freilassung sinnvoll oder nicht?

Boesor am 19.02.2007 13:57 schrieb:
Loosa am 19.02.2007 02:25 schrieb:
Die Morde waren falsch, aber das die Situation überhaupt dahin eskalierte war auch Mitschuld von Politik und Presse.

das erkläre mal bitte genauer, denn diesen Zusammenhang kann ich nicht erkennen.
wenn dir das nicht bekannt ist, ist das auf jeden fall ein sehr spannendes thema, jedenfalls hinsichtlich der entwicklung der brd. nicht das die raf alleine von der presse zum terror getrieben wurde, aber die damalige stimmung und stimmungsmache war (und das ist weitesgehend unbestritten) ein wesentlicher grund zur radikalisierung. mal ein kurzer versuch. hier ein bild-zeitungsartikel vom 3. juni 1967:
"ein junger mann ist gestern in berlin gestorben. er wurde opfer von krawallen, die politisch halbstarke inszenierten. gestern haben krawallmacher zugeschlagen, die sich fuer demonstranten halten. ihnen genuegt der krawall nicht mehr. sie muessen blut sehen. sie schwenken die rote fahne, und sie meinen die rote fahne. hier hoeren der spass und der kompromiss und die demokratische toleranz auf. wir haben etwas gegen sa-methoden. die deutschen wollen keine rote und keine braune sa. sie wollen keine schlaegerkolonnen, sondern frieden."

und die berliner zeitung am gleichen tag:
"die anstaendigen in dieser stadt aber sind jene massen der berliner, die berlin aufgebaut und berlins wirtschaft angekurbelt haben. ihnen gehoert die stadt, ihnen ganz allein... wer terror produziert, muss haerte in kauf nehmen." "dennoch war das keine politische demonstration. es war das werk eines mobs. ihm ging es nicht mehr um die politische aussage in irgendeiner form. ihm ging es nur um krawall, um unruhe, um terror... frauen, die gekommen waren, um den schah zu sehen, brachen von steinen getroffen blutend auf dem mittelstreifen der bismarckstrasse zusammen. polizisten wurden schwerverletzt abtransportiert. und auch die demonstranten kamen nicht ungeschoren davon."

hier geht es darum, das benno ohnesorg von einem polizisten erschossen wurde – in den hinterkopf. kein polizist wurde schwer verletzt. einen tag später wird der tote wenigstens nicht mehr den demonstranten in die schuhe geschobe, hier ein leitartikel in der berliner morgenpost am 04.06.67:

"wer waere nicht betroffen davon, dass die krawallgier einiger radikaler halbstarker eine situation heraufbeschworen hat, in deren hysterie das unglueck geschah... die polizei tat ihre schwere pflicht. der unglueckliche schuss, der ohnesorg toetete, wurde nach menschlichem ermessen in notwehr abgegeben... einen augenblick lang neigte man zu der annahme, das blutvergiessen vor der deutschen oper wuerde bei unseren krawallbruedern so etwas wie den schlag des eigenen gewissens vernehmbar machen. weit gefehlt! auf flugblaettern wurden der regierende buergermeister albertz und innensenator buesch als moerder und als verantwortliche fuer vorbereitete verbrechen bezeichnet. das mass ist nun voll. die geduld der berliner bevoelkerung ist erschoepft. wir sind es endgueltig leid, uns von einer halberwachsenen minderheit, die noch meist gastrecht bei uns geniesst, terrorisieren zu lassen. man wuenschte sich fuer heinrich albertz und die tragenden kraefte berlins, dass sie diesmal hart und konsequent bleiben. sie stehen nicht allein. die raedelsfuehrer der gewalttaetigen unternehmungen gegen den schahbesuch haben sich des strafrechtlichen tatbestandes der zusammenrottung zu aufruehrerischen aktionen und des landfriedensbruchs schuldig gemacht. an der art und weise der verfolgung dieser kriminellen vergehen werden wir erkennen, wie ernst es der senat mit seinen gestrigen beschluessen meint." (leitartikel der berliner morgenpost, 4.6.1967)

nur drei besipiele aus einer zeit da gab es die raf noch nicht. und das politik mit demonstrationsverbot und justiz mit verhaftung von trauernden reagierten, macht es auch nicht besser. aus dieser stimmung heraus enstand die raf und nimmt da auch bezug drauf:
„Die Genossen, die sich ihr anschlossen, sahen darin die einzige wirkliche Möglichkeit, ihre revolutionäre Pflicht zu erfüllen. Angeekelt von den Reproduktionsbedingungen, die sie im System vorfanden, der totalen Vermarktung und absoluten Verlogenheit in allen Bereichen des Überbaus, zutiefst entmutigt von den Aktionen der Studentenbewegung und der APO hielten sie es für nötig, die Idee des bewaffneten Kampfes zu propagieren. Nicht weil sie so blind waren, zu glauben, sie könnten diese Initiative bis zum Sieg der Revolution in Deutschland durchhalten, nicht weil sie sich einbildeten, sie könnten nicht erschossen und nicht verhaftet werden. Nicht weil sie die Situation so falsch einschätzten, die Massen würden sich auf ein solches Signal hin einfach erheben. Es ging darum, den ganzen Erkenntnisstand der Bewegung von 1967/68 historisch zu retten; es ging darum, den Kampf nicht mehr abreißen zu lassen. «
Ulrike Meinhof 1975 über die Gründung der RAF

im übrigen, es ist von allen seiten mittlerweile unbestritten, dass staat und medien nicht unschuldig an der entwicklung sind, täter war letztendlich die raf. aber wenigstens weiss man heute, wie man es besser machen könnte...
 
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