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GenVaughn
Gast
aph am 04.10.2005 18:04 schrieb:Lies du aber auch den Rest. Dass man das Kapital und damit die Fabriken auch besitzen muss, ist so banal, dass ich mich darüber gar nicht streiten möchte. Worum es mir ging, ist dass nicht die Marktwirtschaft das Kennzeichnendste für den Kapitalismus ist, sondern der Einsatz von Geld zur Mehrung desselben. Der Markt ist dafür nur eines von mehreren Mitteln.
Der Streitpunkt war, ob es für den Kapitalismus symptomatisch ist, dass das Kapital bei Privatleuten liegt. Und das tut es. Von Marktwirtschaft hab ich überhaupt nix gesagt. Ich habs dir schon in anderen Threads gesagt : Lies, was ich schreibe und kritisier mich nicht für Dinge, die du gern reininterpretieren würdest.
lso ... so eine ursprüngliche Form gab es überhaupt nie. Von Anfang an (d.h., seit dem Herausentwickeln aus dem Feudalstaat) hat der Staat schon immer kräftig mitgemischt, Zuschüsse gegeben, Land enteignet für Eisenbahnen usw..
Das ist ja nix neues, dass die ursprünglichste Form einer Idee bzw eines theoretischen Begriffs nie existiert, war beim Kommunismus auch nie anders.
Also das kann ja nur ein Witz sein. Ich kann mich nicht erinnern, mit demselben Startkapital geboren zu sein, wie Söhne anderer Leute. Bei mir waren es 100 D-Mark Begrüßungsgeld. Auch mit Bildung und Arbeitskraft startet man doch nicht gleich. Die soziale Herkunft ist (mit-)entscheidend.
Mitentscheident vielleicht, aber nicht zwangsläufig der Hauptentscheidungsgrund.
Wir (die wir in freien Ländern mit kapitalistischen Systemen leben) werden mit der Freiheit geboren, alles machen zu können, was wir wollen (in Sachen Berufswahl), und wenn wir ne gute Idee haben, und uns da reinhängen, können wir das Beste daraus machen. Die Leute, die heute das Großkapital halten, haben das auch nicht unbedingt mit in die Wiege gelegt bekommen.
Dass wir in Deutschland aufgrund unserer Geschichte für einige Menschen etwas günstigere, bzw. für andere ungünstigere Ausgangspositionen haben, ist sicherlich ein Sonderfall, aber deswegen ist nicht jeder Ex-DDR-Bürger ein Ausbeutungs-Opfer des Kapitalismus.
Genau das meine ich mit ideologischer Verblendung. *g* Es hängt eben nicht nur an mir.
Woran denn noch ?
Erklär mir mal glaubhaft, wo ich ideologisch verblendet bin.
Eben nicht. Es gibt auch Fehler im System, die Beteiligte daran hindern und hemmen, etwas daraus zu machen. Und diese liegen hauptsächlich im Kapital und Zinseszins - in dem Umstand, dass viel Geld in diesem System zur nahezu selbständigen Konzentration neigt.
Wenn du das vielleicht noch etwas näher erläutern würdest...
Nunja ... in Punkto vernichteter Menschenleben steht der Kapitalismus anderes Systemen nicht nach. Leider. Natürlich schiebt man diese Opfer gern auf irgendwelche 3.-Welt-Despoten oder auf die "Unfähigkeit" erfrierender Obdachloser, "etwas aus ihrem Leben zu machen". In Wahrheit liegt aber auch das am System. Genau dort, wo Kapital benutzt wird, um mit dem simplen Prinzip "Recht des Stärkeren" anderen den Willen aufzuzwingen und sie in ihrer Freiheit einzuschränken, genau dort gehen Menschen über Leichen. Auch und gerade im Kapitalismus.
Wo hat der Kapitalismus bitte 6 Millionen Menschenleben innerhalb von knapp 2 Jahrzenten gefordert ?!?