AW: Politische Retro-Welle im Osten Deutschlands - Schröder nach Chile???
BLACKDIMMU am 16.08.2004 21:48 schrieb:
europa stärker machen, die globalisierung in klein, ein besseres schnelleres eurpäisches wirdschaftsfördersystem, das schell auf überschußproduktioen reagiert kann.
dagegen hohe schutzzölle gegen aussen, sollen dann doch firmen ins nicht eUland die produktion auslagern, dan muß der import aber teuer werden für sie.
So einfach kann man es sich nicht machen. Schutzzölle sind ein Relikt der feudalen Vergangenheit, bzw. sollten es sein (es gibt sie natürlich immer noch).
Dennoch plädiere ich für eine moderne Form des Merkantilismus über zu sichernde Produktionsstandards der Güter.
Allgemein gilt die Regel: Freier Handel fördert das Wirtschaftswachstum. Warum ist dies so?
Früher wurden Handelsschranken vor allem unter Gleichen abgebaut, zB zwischen zwei feudalen Staaten Europas. Zum einen wurde dadurch erst möglich, dass Produkte, die es nur in einem Land gab, zu günstigen Preisen auch im anderen Land verkauft werden konnten, womit auch die Technologie Einzug hielt und in manchen Fällen eine Weiterverarbeitung und Verbesserung möglich wurde.
Bei den anderen Produkten kam es zu einer Konkurrenzsituation, die Rationalisierung und technologischen Fortschritt förderte, was früher automatisch zu Wirtschaftswachstum führte.
Was bedeutet Abbau von Handelsschranken heute? Mal ein paar typische Beispiele, was die Öffnung unserer Märkte für Entwicklungsländer bedeuten würde:
- Energie (zB auch aus Osteuropa): Umweltschädliche oder gefährliche Herstellungsart, dadurch preiswerter
- Lebensmittel (zB auch aus den USA): Zweifelhafte Behandlung durch Genveränderungen oder Hormone, dadurch preiswerter
- Textilien, Elektrogeräte: Kinderarbeit, Löhne unterhalb des Existenzminimums in Ostasien, dadurch preiswerter
Ist das das Ziel des offenen Welthandels, das wir uns wünschen? Wohl kaum. Grade durch die Möglichkeit des Unterbietens von eigentlich sinnvollen Standards wird das eigentliche Ziel der Öffnung von Märkten verhindert, nämlich die Förderung von technologischen Fortschritt und effizienterem Wirtschaften. Möglicherweise liegt auch genau hier der Grund für die immer geringeren Investitionen in Bildung in den Industriestaaten. Warum soll ich auf qualifiziertere Arbeiter setzen, wenn ich mit einer Verlagerung nach Malaysia viel mehr sparen kann? Und dort muss ich auch nicht auf Umweltauflagen achtgeben.
Statt jedoch pauschal Schutzzölle zu erheben gegen alles, was von außen kommt, sollten wir lediglich vorschreiben, dass dies, was hier verkauft werden will, genau dieselben Standards erfüllt wie die hausgemachten Produkte. DANN können auswärtige Anbieter immer noch bzw. erst dann können sie durch effizienteres und qualifizierteres Produzieren Marktanteile bei uns erobern und damit der Menschheit insgesamt zum Fortschritt verhelfen.
Wann immer also auf europäischer Ebene eine neue Regelung durchgesetzt werden soll, bei der die einheimischen Produzenten aufjaulen (Legehennenverordnung, Atomkraftverbot, Altordnungverordnung, Rußfiltergebot, etc.) muss die EU gleichzeitig durchsetzen, dass sie von auswärtigen Produkten dieselbe Produktionsbedingungen verlangen kann. Sprich: Will die Ukraine hier Eier verkaufen, müssen die Legehennen dort denselben Platz haben wie unsere. Andernfalls müssen sie die Eier halt woanders verkaufen. Den Nachweis der erfüllten Bedingungen muss natürlich der Hersteller erbringen. Gleichzeitig müsste er EU-Beamten Stichproben und andere Kontrollen ermöglichen.
Die EU muss in weiteren WTO-Runden durchsetzen, dass ein Markt Standards für Produkte setzen darf.
Das Ganze bringt aber wie gesagt nur dann etwas, wenn dieser Markt überhaupt noch umworben ist. Und dafür müssen die Menschen dort Geld haben. Und dafür müssen sie Arbeit haben. Und das wiederum bedeutet, dass sie effizient und hochtechnologisiert produzieren müssen.