Wie hier einige versuchen, die Methodiken der Billiglohnanbieter und der PIN als "gesellschaftlich annehmbar" zum umschreiben, finde ich schlicht merk(el)würdig. Also entweder faseln hier nur Studenten oder Schüler die Sprüche nach, die ein CDU begeisterter Lehrer / Professor freudig von sich gibt, oder die Besagten gehören schlicht zur oberen gesellschaftlichen Klasse, und können so möglichst arrogant die Belange des kleinen Mannes vom Tisch wischen, weil man ja selbst nicht davon betroffen ist.
PIN (TNT und Co) in Schutz zu nehmen ist generell fast schon eine Frechheit. Ja, Postboten mögen nicht sonderlich qualifiziert sein, einen schweren Job verrichten die trotzdem. Und ohne die, würde unsere Gesellschaft privat wie auch beruflich nicht funktionieren können. Auch der kleinste Betrieb ist auf verlässliche Postdienstleistungen angewiesen. Ohne Post würde in großen Firmen oder bei staatlichen Institutionen NICHTS funktionieren. Und diese Arbeit hat gefälligst so bezahlt zu werden, das man davon halbwegs über die Runden kommt, OHNE Hartz4 beantragen zu müssen, wie es eben die Arbeitsnehmer bei PIN und Co häufig tun mussten. "Fairer Wettbewerb auf Kosten des Staates und der Arbeitnehmer". Na klasse, dann doch lieber Postmonopol mit adäquaten Löhnen auf Lebenszeit.
Besonders der Fußballervergleich regt mich auf. "Bekommt viel, für viel (wichtige) Arbeit"? Was ist an der Arbeit eines Fußballers wichtig? Der leistet weder etwas für die Gesellschaft (abgesehen von Steuerabgaben vielleicht -.-), noch erfüllt er (oftmals) eine Vorbildfunktion. Die Sache mit der Qualifikation zählt hier auch nicht. Gut, er besitzt körperliche Fitness und hat oftmals Talent, aber sind diese Punkte tatsächlich mehrere Millionen Euro wert? Bei Formel 1 Fahrern kann ich diese Beträge noch halbwegs verstehen, schließlich riskieren die bei jedem Rennen ihr Leben, aber bei solchen Sportlern? Die sollen also mehr "wert" sein (weil die Arbeitsleistung "höher gewichtet") als jemand, der täglich seine Pflicht erfüllt, weil sonst das Land nicht funktionieren würde? Müllmänner, Fliesbandarbeiter, Postzusteller, Verkäufer, Lageristen, Bahnpersonal, Krankenhauspersonal und Co halten das Land funktionsfähig, werden dafür aber nicht entsprechend bezahlt, und müssen teilweise bei entsprechenden Arbeitgebern auch noch mit Hartz4 aufstocken. Ja, soziale Gerechtigkeit wie aus dem Bilderbuch. Jeder der das politisch auch noch unterstützt, ist eigentlich nicht mehr zu retten.
Die Politik muss stärker intervenieren. Institutionen wieder verstaatlichen, Mindestlöhne für relevante Branchen einführen, zur Not mit Gewalt die Abwanderung von bereits extrem erfolgreichen Firmen verhindern, die mit der Auslagerung von Produktionsvorgängen in andere Länder Billiglöhne aktiv unterstützen, nur um die eigenen Gewinne auf Kosten der Arbeitnehmer maximieren zu können. "Mindestlöhne machen den Arbeitsmarkt kaputt!". Hallo werte Freunde? Der ist längst kaputt! Zeitarbeitsfirmen die maximal für 6 Monate sichere Einstellungen bieten (Zeitarbeit als Einstieg in den Job? Nicht wirklich, Leute werden teils gemieden, weil Zeitarbeit im Lebenslauf steht), etablierte Unternehmen, die studiertes Fachpersonal als Praktikanten zur Vollzeit (ohne Bezahlung! Leistungen gibt es teils vom Staat) beschäftigen, die fehlende Bereitschaft der Firmen Personal entsprechend für die internen Zwecke zu qualifizieren (Teilweise bei der IT-Branche ein Kündigungsgrund Nummer 1: Unsere Anforderungen an das Personal haben sich geändert, eine Weiterbildung wollen wir nicht finanzieren, sie sind eigentlich auch schon zu alt, ergo stellen wir Frischfleisch zum Dumpinglohn ein).
Wie kann man ernsthaft die Vorgänge in diesem Land moralisch decken, und Firmen wie PIN auch noch den Rücken stärken?
Regards, eX!