• Aktualisierte Forenregeln

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    Forenregeln


    Vielen Dank

Mindestlohn - Am Beispiel Postdienste

TBrain am 16.12.2007 13:36 schrieb:
Wie man sieht sind Leute oder Firmen, die Arbeit schaffen, offenbar die größte Bedrohung hierzulande. :(
Arbeit schaffen? :o

Stimmt, Arbeitsplatzabbau und Standortverlagerungen sind gar nicht so schlimm. Die Leute schaffen ja Arbeitsplätze.

In Osteuropa und Asien.
 
TBrain am 16.12.2007 13:36 schrieb:
Wie man sieht sind Leute oder Firmen, die Arbeit schaffen, offenbar die größte Bedrohung hierzulande. :(
Wenns darum geht auf Kosten der Löhne Wettbewerb zu machen?
JA
 
TBrain am 16.12.2007 13:36 schrieb:
Wie man sieht sind Leute oder Firmen, die Arbeit schaffen, offenbar die größte Bedrohung hierzulande. :(
"Arbeit schaffen". Welche Art von Arbeit? Vollzeit? Vielleicht. Faire Entlohnung? In der Regel nicht (Zeitarbeit, Klitschen wie Pin, CallCenter und andere). Zukunftssichere Jobs? Auf gar keinen Fall: CallCenter werden verlagert / zusammengelegt / aufgelöst, Zeitarbeit ist, wie der Name sagt, nur zeitlich befristet, und bei anderen kleinen Firmen, die von etablierten Unternehmen eröffnet werden, handelt es sich meist nur um Versuche, entsprechende Gewinnmaximierung auf Kosten der Arbeitnehmer zu betreiben. Wie bei PIN. Es ging nicht, also nutzt man die Politik jetzt geschickt um die Tochtergesellschaft möglichst massenwirksam abzustoßen. "Wir wollten ja Jobs schaffen / sichern, aber die böse Politik lässt uns nicht!"

Komischerweise werden aktuell die meisten Arbeitslose GENAU in solche Firmen / Agenturen gesteckt, was der Arbeitslosenstatistik durchaus förderlich ist, aber leider dem Arbeitnehmer selbst nicht.

Wenn ein großer Konzern wie NTN (japanische Firma: Kugellagerfabrikation) in Deutschland Zweigstellen eröffnet, Leute sucht, und sogar intern qualifiziert (Ausländer sind der deutschen Ausbildungsphilosophie eben extrem überlegen), dann kann man gerne, freudig und optimistisch davon reden, dass Arbeitsplätze zu fairen Konditionen (der wohl wichtigste Faktor überhaupt) geschaffen werden - auch für „nicht optimal Qualifizierte“ (Fließbandarbeit). Aber PIN, oder die ganzen Personalagenturen? BTW: Schon mal ein "Vorstellungsgespräch" bei einer solchen Agentur mitgemacht? Die wenden da teilweise NS-Methoden zur Erfassung an (Informationen über Familie, Einkommen, sexuelle Orientierung, Bankauskünfte, Gewohnheiten etc). Fehlt echt nur noch der gelbe Stern am Hemd.

Diese Firmen / Gesellschaften / Personalagenturen / Tochtergruppen sind die Krebsgeschwüre in diesem Land. Sie wuchern und verzehren das arbeitende (oder an Arbeit interessierte) Volk, nur um finanzielle Vorteile für übergeordnete Interessen rausschlagen zu können. Diese "Institutionen" sollte man akribisch mit dem Skalpell entfernen, und wenn dies nicht geht, dann bleibt noch immer die Machete. Hier muss die Politik ansetzen, und sich nicht noch selbst loben, dass z.B. die Agentur für Arbeit wieder Verträge mit Zeitarbeitsfirmen abgeschlossen hat, um Personal "effektiv vermitteln und einsetzen zu können". Diese Meldung fand man sogar auf der Seite der Arbeitsagentur unter der Rubrik "wichtige Neuigkeiten".

Regards, eX!
 
fiumpf am 16.12.2007 13:41 schrieb:
TBrain am 16.12.2007 13:36 schrieb:
Wie man sieht sind Leute oder Firmen, die Arbeit schaffen, offenbar die größte Bedrohung hierzulande. :(

Wenn der Lohn so mickrig ist dass man trotzdem noch auf das Arbeitsamt angewiesen ist, ja.

Es ist schon klar dass Firmen immer in Konkurrenz mit anderen stehen und sich dementsprechend auch die Löhne anpassen. Aber wo kommen wir hin wenn die Unterschicht 160 h im Monat arbeitet nur um zu leben, sich aber trotzdem nichts weiter leisten kann?

Es gibt ja Arbeitsschutzgesetze und Arbeitszeitregeln etc.

Es bringt nur offensichtlich nichts, wenn man verlangt dass Leute mehr zu verdienen haben als ihre erbrachten Leistungen wert sind (Wert im Sinne von Preis).

Wenn man z.B. der Meinung ist, dass Schuhputzer mindestens 5€ pro geputzten Schuh verdienen müssen, dann führt das eben nicht unbedingt dazu, dass der Schuhputzer mehr verdient, sondern dazu, dass weniger Leute ihre Schuhe putzen lassen. Irgendwo müssen diese 5€ nämlich herkommen.

Da kann man sich jetzt natürlich hinstellen und sagen: "Es kann ja nicht sein, dass" (einer meiner Lieblings-Politik-Floskeln neben "immer mehr.. xyz ... müssen/ werden zyx...") ein Schuhputzer nur 50ct pro Schuh verdient, er muss mehr verdienen... Im Zweifel verdient er nachher überhaupt nichts mehr.

Ich würde dem Schuhputzer natürlich gönnen, dass er 5€ pro Schuh bekommt. Wenn aber die Dienstleistung keine 5€ "wert" ist, bringt einem dieser Wunsch herzlich wenig. Das ist einfach irgendwo Realität.
 
TBrain am 16.12.2007 14:13 schrieb:
Wenn aber die Dienstleistung keine 5€ "wert" ist, bringt einem dieser Wunsch herzlich wenig. Das ist einfach irgendwo Realität.

Eben. Und von dieser Realität müssen wir weg!
 
fiumpf am 16.12.2007 13:29 schrieb:
eX2tremiousU am 16.12.2007 11:42 schrieb:
Müllmänner, Fliesbandarbeiter, Postzusteller, Verkäufer, Lageristen, Bahnpersonal, Krankenhauspersonal und Co halten das Land funktionsfähig, werden dafür aber nicht entsprechend bezahlt, und müssen teilweise bei entsprechenden Arbeitgebern auch noch mit Hartz4 aufstocken. Ja, soziale Gerechtigkeit wie aus dem Bilderbuch.


An alle hier im Thread:

Lernt den Quote von eX auswendig - so ist es in Deutschland!
Was stellt ihr euch den vor? Wieviel sollen diese Berufsgruppen verdienen? Was ist sozial gerecht? Wer bestimmt das? Du, Ich, Gott?

Was passiert, wenn wir auf breiter Front Mindestlöhne einführen, die über dem Niveau liegen, auf der Nachfrage der Arbeitgeber und Angebot der Arbeitnehmer sich mehr oder weniger decken und es damit keine Arbeitslosen gibt?

Die Arbeitgeber sehen sich plötzlich höheren Kosten gegenüber. Wie begegnet man dem? Entweder indem mein Umsatz erhöht oder Kosten senkt. Meistens senkt man dann die Kosten, weil eine Umsatzerhöhung über den Preis auf den Märkten nur bedingt möglich ist. Also werden Leute entlassen. Arbeitslosigkeit hoch, Steuern rauf, damit der Staat die Arbeitslosen durchfüttern kann.

Ich bin bei euch, wenn ihr sagt, dass ein klassischer Vollzeitjob reichen muss, um anständig zu leben. Es darf nicht sein, dass ein Arbeitsloser praktisch besser dasteht als einer der 35-40 Stunden die Woche schuftet.

Allerdings habe ich den Eindruck, dass in Deutschland viel von Neid getrieben wird. Früher war auch jeder froh, wenn er "einfach nur gelebt hat". Aber der Wandel hin zur Konsumgesellschaft hat dazu geführt, dass jeder auch allen möglichen Krimskrams haben will und das heutzutage nicht mehr als Luxus sondern als Selbstverständlichkeit gesehen wird. Ja hey, der "Nachbar" am Ende der Straße fährt schließlich auch einen Mercedes, seine Frau nen BMW und der Sohn hat zum Führerschein einen neuen Golf bekommen.
 
bierchen am 16.12.2007 15:17 schrieb:
Ich bin bei euch, wenn ihr sagt, dass ein klassischer Vollzeitjob reichen muss, um anständig zu leben. Es darf nicht sein, dass ein Arbeitsloser praktisch besser dasteht als einer der 35-40 Stunden die Woche schuftet.

Ich glaube das ist auch die Forderung die hier (fast) alle erheben.
Kein Mensch spricht von Luxus oder ähnlichem.
Ein Vollzeitjob muss zum Leben reichen!
 
eX2tremiousU am 16.12.2007 11:42 schrieb:
PIN (TNT und Co) in Schutz zu nehmen ist generell fast schon eine Frechheit. Ja, Postboten mögen nicht sonderlich qualifiziert sein, einen schweren Job verrichten die trotzdem. Und ohne die, würde unsere Gesellschaft privat wie auch beruflich nicht funktionieren können. Auch der kleinste Betrieb ist auf verlässliche Postdienstleistungen angewiesen. Ohne Post würde in großen Firmen oder bei staatlichen Institutionen NICHTS funktionieren. Und diese Arbeit hat gefälligst so bezahlt zu werden, das man davon halbwegs über die Runden kommt, OHNE Hartz4 beantragen zu müssen, wie es eben die Arbeitsnehmer bei PIN und Co häufig tun mussten. "Fairer Wettbewerb auf Kosten des Staates und der Arbeitnehmer". Na klasse, dann doch lieber Postmonopol mit adäquaten Löhnen auf Lebenszeit.

Das gilt auch für Reinigungsdienste und anderes, dennoch sind diese Tätigkeiten zu Recht schlechter bezahlt, Qualifikation, die sowohl Zeit als auch Geld kostet, muss schließlich auch was wert sein.

Besonders der Fußballervergleich regt mich auf. "Bekommt viel, für viel (wichtige) Arbeit"? Was ist an der Arbeit eines Fußballers wichtig? Der leistet weder etwas für die Gesellschaft (abgesehen von Steuerabgaben vielleicht -.-), noch erfüllt er (oftmals) eine Vorbildfunktion. Die Sache mit der Qualifikation zählt hier auch nicht. Gut, er besitzt körperliche Fitness und hat oftmals Talent, aber sind diese Punkte tatsächlich mehrere Millionen Euro wert? Bei Formel 1 Fahrern kann ich diese Beträge noch halbwegs verstehen, schließlich riskieren die bei jedem Rennen ihr Leben, aber bei solchen Sportlern?

Vielleicht interessiert die Fussball nicht, ich kann gut ohne leben, aber für viele Menschen ist Fussball äußerst interessant und das Mitfiebern für den Verein eine angenehme Freizeitbeschäftigung. Kurzum, sie bieten Unterhaltung.

Die sollen also mehr "wert" sein (weil die Arbeitsleistung "höher gewichtet") als jemand, der täglich seine Pflicht erfüllt, weil sonst das Land nicht funktionieren würde? Müllmänner, Fliesbandarbeiter, Postzusteller, Verkäufer, Lageristen, Bahnpersonal, Krankenhauspersonal und Co halten das Land funktionsfähig, werden dafür aber nicht entsprechend bezahlt, und müssen teilweise bei entsprechenden Arbeitgebern auch noch mit Hartz4 aufstocken. Ja, soziale Gerechtigkeit wie aus dem Bilderbuch. Jeder der das politisch auch noch unterstützt, ist eigentlich nicht mehr zu retten.

Ja, alles wichtige Jobs, die jeder machen kann. Wirklich tolle Fussballer gibt es aber wenige und ein Teil ihres Geldes deckt nicht nur die Leistung, sondern auch die Berühmtheit ab. Teenager träumen ja oft davon berühmt und bewundert zu werden, aber lustig ist das letztlich nicht. Jeder will mal seine Ruhe haben, friedlich einkaufen, essen,... gehen und das kann man als Berühmtheit nicht - jobbedingt. Diesen Frieden kann man sich erkaufen, was freilich entsprechend teuer ist.

Die Politik muss stärker intervenieren. Institutionen wieder verstaatlichen, Mindestlöhne für relevante Branchen einführen, zur Not mit Gewalt die Abwanderung von bereits extrem erfolgreichen Firmen verhindern, die mit der Auslagerung von Produktionsvorgängen in andere Länder Billiglöhne aktiv unterstützen, nur um die eigenen Gewinne auf Kosten der Arbeitnehmer maximieren zu können.

Oh ja, Staatsbetriebe sind toll. Man könnte im Logo auch irgendwie ein Wappen anbringen, ein Pleitegeier bietet sich hier an.

Ich weiß ja nicht, was ihr in Deutschland da für tolle Erfahrungen gemacht habt, aber wir in Österreich nennen solche Betriebe oft Milliardengrab (Begriff noch aus Schillingzeiten) und kaum privatisiert man so einen Staatsbetrieb, gehts steil bergauf und wird zu einer Vorzeigefirma. Eine Privatfirma agiert, ein Staatsbetrieb wird verwaltet.

Abgesehen gibts für deine Phantasien keine Rechtsgrundlage und das wird sich auch nicht ändern.


"Mindestlöhne machen den Arbeitsmarkt kaputt!". Hallo werte Freunde? Der ist längst kaputt! Zeitarbeitsfirmen die maximal für 6 Monate sichere Einstellungen bieten (Zeitarbeit als Einstieg in den Job? Nicht wirklich, Leute werden teils gemieden, weil Zeitarbeit im Lebenslauf steht), etablierte Unternehmen, die studiertes Fachpersonal als Praktikanten zur Vollzeit (ohne Bezahlung! Leistungen gibt es teils vom Staat) beschäftigen, die fehlende Bereitschaft der Firmen Personal entsprechend für die internen Zwecke zu qualifizieren (Teilweise bei der IT-Branche ein Kündigungsgrund Nummer 1: Unsere Anforderungen an das Personal haben sich geändert, eine Weiterbildung wollen wir nicht finanzieren, sie sind eigentlich auch schon zu alt, ergo stellen wir Frischfleisch zum Dumpinglohn ein).

Wie kann man ernsthaft die Vorgänge in diesem Land moralisch decken, und Firmen wie PIN auch noch den Rücken stärken?

Gegen Zeitarbeit im Lebenslauf wird kein vernünftiger Personalchef etwas haben, das ist meistens sogar eine zusätzliche Qualifikation, weil man so weit mehr Wissen über betriebliche Abläufe in den verschiedensten Unternehmen hat.

Was die Weiterbildung anbelangt, so ist das hauptsächlich Sache des Arbeitnehmers und nicht des Arbeitgebers. Der Arbeitgeber will lediglich eine spezielle Tätigkeit verrichtet wissen. Warum soll er extra Kosten in Kauf nehmen, wenn diese unnötig sind.

Leute wie du sind mir von Haus aus suspekt. Wenn du beispielsweise ein Notebook reparieren lassen möchtest, dann suchst du dir ja auch jemanden, der das kann und wenn das bisherige Geschäft, wo du solche Dinge erledigt hast es nicht kann, dann zahlst du dem doch auch keine Schulung und wartest obendrein etwas länger, oder?
Natürlich nicht und genau wie es dieses Geschäft verabsäumt hat für entsprechendes Wissen zu sorgen, trifft das auch auf die Arbeitnehmer in deinem Beispiel zu. Ich zahl mir meine Schulungen ja auch weitgehend selbst, denn ich bin es ja letztlich, der davon profitiert.
 
Arkasi am 16.12.2007 15:44 schrieb:
Was die Weiterbildung anbelangt, so ist das hauptsächlich Sache des Arbeitnehmers und nicht des Arbeitgebers. Der Arbeitgeber will lediglich eine spezielle Tätigkeit verrichtet wissen. Warum soll er extra Kosten in Kauf nehmen, wenn diese unnötig sind.

Das dem nicht so ist merken die Arbeitgeber ja regelmäßig, wenn das schöne Wort "Fachkräftemangel" mal wieder durch die Republik schwebt.
 
eX2tremiousU am 16.12.2007 14:00 schrieb:
TBrain am 16.12.2007 13:36 schrieb:
Wie man sieht sind Leute oder Firmen, die Arbeit schaffen, offenbar die größte Bedrohung hierzulande. :(
"Arbeit schaffen". Welche Art von Arbeit? Vollzeit? Vielleicht. Faire Entlohnung? In der Regel nicht (Zeitarbeit, Klitschen wie Pin, CallCenter und andere). Zukunftssichere Jobs? Auf gar keinen Fall: CallCenter werden verlagert / zusammengelegt / aufgelöst, Zeitarbeit ist, wie der Name sagt, nur zeitlich befristet, und bei anderen kleinen Firmen, die von etablierten Unternehmen eröffnet werden, handelt es sich meist nur um Versuche, entsprechende Gewinnmaximierung auf Kosten der Arbeitnehmer zu betreiben. Wie bei PIN. Es ging nicht, also nutzt man die Politik jetzt geschickt um die Tochtergesellschaft möglichst massenwirksam abzustoßen. "Wir wollten ja Jobs schaffen / sichern, aber die böse Politik lässt uns nicht!"

Was bitteschön ist denn eine faire Entlohnung? Ich habs bei meiner vorigen Antwort geschrieben, Qualifikation muss was wert sein. Klar können wir bei Menschen mit niedriger bis keiner Qualifikation die Löhne heben, aber dann müssen wir es bei allen anderen auch tun, weil sonst das Verhältnis nicht mehr paßt und dann stehen wir wieder am Anfang, denn auch die schlecht Qualifizierten leben bei uns nicht so übel, sie sind nur von vielen Menschen umgeben, die besser leben.

Komischerweise werden aktuell die meisten Arbeitslose GENAU in solche Firmen / Agenturen gesteckt, was der Arbeitslosenstatistik durchaus förderlich ist, aber leider dem Arbeitnehmer selbst nicht.

Er bekommt eine Chance, vielleicht nutzt er sie, vielleicht nicht, aber er hat eine Chance. Er kann auch weiterhin arbeitslos sein, doch irgendwann erreicht man einen Punkt, wo Arbeitslosigkeit im Lebenslauf ein unüberwindbarer Hemmschuh wird. Niemand erwartet oder verlangt, dass man bei solchen Firmen ewig bleibt, sie sind als Sprungbrett gedacht.

Wenn ein großer Konzern wie NTN (japanische Firma: Kugellagerfabrikation) in Deutschland Zweigstellen eröffnet, Leute sucht, und sogar intern qualifiziert (Ausländer sind der deutschen Ausbildungsphilosophie eben extrem überlegen), dann kann man gerne, [...]

Wenn man keine Leute mit entsprechender Qualifikation am Arbeitsmarkt vorfindet, dann muss man sie eben selbst ausbilden, sofern das in vernünftiger Zeit machbar ist. Das hat nichts mit Philosophie zu tun, sondern mit Notwendigkeit.

Diese Firmen / Gesellschaften / Personalagenturen / Tochtergruppen sind die Krebsgeschwüre in diesem Land. Sie wuchern und verzehren das arbeitende (oder an Arbeit interessierte) Volk, nur um finanzielle Vorteile für übergeordnete Interessen rausschlagen zu können. Diese "Institutionen" sollte man akribisch mit dem Skalpell entfernen, und wenn dies nicht geht, dann bleibt noch immer die Machete. Hier muss die Politik ansetzen, und sich nicht noch selbst loben, dass z.B. die Agentur für Arbeit wieder Verträge mit Zeitarbeitsfirmen abgeschlossen hat, um Personal "effektiv vermitteln und einsetzen zu können". Diese Meldung fand man sogar auf der Seite der Arbeitsagentur unter der Rubrik "wichtige Neuigkeiten".

Wenn dir so ein Job nicht paßt, dann mach ihn nicht. Zeitarbeit ist in unserer Wirtschaft ein wichtiger Faktor geworden und wird es auch bleiben. Letztlich ist es auch nicht wirklich mit rechtlichen Mitteln verhinderbar, man kann es nur etwas umständlicher machen, aber im Prinzip bleibt es das selbe.
 
Boesor am 16.12.2007 15:48 schrieb:
Arkasi am 16.12.2007 15:44 schrieb:
Was die Weiterbildung anbelangt, so ist das hauptsächlich Sache des Arbeitnehmers und nicht des Arbeitgebers. Der Arbeitgeber will lediglich eine spezielle Tätigkeit verrichtet wissen. Warum soll er extra Kosten in Kauf nehmen, wenn diese unnötig sind.

Das dem nicht so ist merken die Arbeitgeber ja regelmäßig, wenn das schöne Wort "Fachkräftemangel" mal wieder durch die Republik schwebt.

Das sehe ich keinen Widerspruch, hier wird beklagt, dass es keine oder zu wenig potentielle Mitarbeiter am Arbeitsmarkt gibt = zu wenige Menschen haben sich entsprechend fortgebildet.
 
Arkasi am 16.12.2007 16:01 schrieb:
Boesor am 16.12.2007 15:48 schrieb:
Arkasi am 16.12.2007 15:44 schrieb:
Was die Weiterbildung anbelangt, so ist das hauptsächlich Sache des Arbeitnehmers und nicht des Arbeitgebers. Der Arbeitgeber will lediglich eine spezielle Tätigkeit verrichtet wissen. Warum soll er extra Kosten in Kauf nehmen, wenn diese unnötig sind.

Das dem nicht so ist merken die Arbeitgeber ja regelmäßig, wenn das schöne Wort "Fachkräftemangel" mal wieder durch die Republik schwebt.

Das sehe ich keinen Widerspruch, hier wird beklagt, dass es keine oder zu wenig potentielle Mitarbeiter am Arbeitsmarkt gibt = zu wenige Menschen haben sich entsprechend fortgebildet.

Richtig, nur wer ist dafür verantwortlich?
Du sagst hauptsächlich die Arbeitnehmer, ich sage hauptsächlich die Arbeitgeber. Zum Glück wurde/wird diese Schieflage bereits in einigen Branchen durch Weiterbildung inTarifverträgen verbessert.
 
Boesor am 16.12.2007 15:27 schrieb:
Ich glaube das ist auch die Forderung die hier (fast) alle erheben. Kein Mensch spricht von Luxus oder ähnlichem.
Ein Vollzeitjob muss zum Leben reichen!
Das war auch meine Intention. Und alle Arbeitgeber die dies nicht schaffen, haben imho ihre Daseinsberechtigung verwirkt. Parade(klischee)beispiel ist da eben die PIN gewesen: Ein Zusteller arbeitet Vollzeit, macht unbezahlte Überstunden, und muss mit Hartz4 aufstocken, um Rechnungen zu bezahlen bzw. die Familie halbwegs durchfüttern zu können. Selbst mit Aufstockung reicht es nicht für "Luxus". Ich glaube Neid spielt da keine große Rolle, eher das eigene Selbstwertgefühl: Man fühlt sich bestimmt recht "doof", wenn man trotz Vollzeit und Zuschuss vom Statt am Ende nicht einmal genug Geld hat, um 1x pro Jahr für 2 Wochen in die Eifel zu fahren, oder dem Kind zu Weihnachten einen Nintendo DS zu kaufen. Gut, Urlaub und Technik sind Luxusgüter, aber etwas Zerstreuung haben sicherlich auch "Minderqualifizierte" verdient, gerade wenn die auch noch eine Familie versorgen müssen.

Mir ist klar, dass ein Postzusteller nicht den Betrag verdienen sollte, wie ein Gehirnchirurg oder Hauptkommissar, aber ein gewisser Lebensstandart sollte trotzdem drin sein. Ohne Aufstockung durch das Amt. Erneut: Kein Luxus wie BWM, Rolex, 3x Urlaub im Jahr in den USA, sondern nur ein Leben, das man leben kann.

Arkasi am 16.12.2007 15:44 schrieb:
Was die Weiterbildung anbelangt, so ist das hauptsächlich Sache des Arbeitnehmers und nicht des Arbeitgebers. Der Arbeitgeber will lediglich eine spezielle Tätigkeit verrichtet wissen. Warum soll er extra Kosten in Kauf nehmen, wenn diese unnötig sind.
Weiterbildungen aus eigener Tasche zu zahlen ist in Deutschland utopisch und schlicht realitätsfremd. Bereits eine spezifische Weiterbildung zur Altenpflegefachkraft mit dem Schwerpunkt auf bestimmte Behandlungen kostet locker über 3000 Euro, und wird meist als Vollzeitkurs angeboten. Gleiches gilt für Zertifikate im Umgang mit bestimmten IT-Technologien. Diese Maßnahmen dauern zwischen 6 und 36 Monate, und können nicht mal eben am Abend erledigt werden. Wie soll also jemand, der arbeitet, am Ende des Monats vll. noch 50 Euro übrig hat, und bereits voll ausgelastet ist, auch noch aus eigener Tasche eine Weiterbildung bezahlen? Vom Staat gibt es keinen Zuschuss. Weiterbildungen gibt es nur "gesponsored" (nennt sich bei uns "Bildungsgutschein"), wenn man arbeitslos und unterqualifiziert ist (keinen richtigen Schulabschluss, abgebrochene Ausbildung). Leider nicht machbar. Und diese Crashkurse an Volkshochschulen die 3 Wochen dauern, und immer Abends abgehalten werden, taugen kaum etwas.

Ich zahl mir meine Schulungen ja auch weitgehend selbst, denn ich bin es ja letztlich, der davon profitiert.
Schön für dich. Dann hast du wohl genug Geld und einen Job, der das auch ermöglicht. Fällt der Groschen?

Deutschland:

Unterschicht: Kaum fair bezahlte Jobs, ergo auch kein Geld / keine Möglichkeiten an Weiterbildungen teilzunehmen, bzw. gefördert zu werden. Viele Menschen mit Migrantenhintergrund. Weiterbildung mit Qualifizierung nur möglich, wenn man ALG2 bezieht und als "hoffnungsloser" Fall angesehen wird. Zugestandene Weiterbildungen reichen dann aber meist nur dafür, dass man wieder einen Job in der Unterschicht bekommt. Kinder dieser Schicht schlagen oftmals den gleichen Werdegang ein, und dank entsprechend schlechter Schulförderung werden stetig weitere Generationen von „Unterschichtlern“ produziert.

Mittelschicht: Vom Aussterben bedroht, Möglichkeiten da.

Oberschicht: Besitzt gute Ausbildung / abgeschlossenes Studium, finanzielle Unterstützung aus der Familie. Oftmals Job der entsprechend bezahlt wird, und weitere Fortbildungen / Weiterbildungen ermöglicht - aus eigener Tasche.

Alles kein Sci-Fi. Meine Thesen hier wurden 2007 sogar durch offizielle Studien der Bundesregierung bestätigt. Gerade die „Mittelschicht“, die in den 80ern so verbreitet war, löst sich immer mehr auf. Entweder man schafft den Sprung nach oben, oder man rutscht ab, weil plötzlich der Job weg ist oder eine Krankheit dazwischen kommt.

Regards, eX!

Edit:
Arkasi am 16.12.2007 15:59 schrieb:
Er bekommt eine Chance, vielleicht nutzt er sie, vielleicht nicht, aber er hat eine Chance. Er kann auch weiterhin arbeitslos sein, doch irgendwann erreicht man einen Punkt, wo Arbeitslosigkeit im Lebenslauf ein unüberwindbarer Hemmschuh wird. Niemand erwartet oder verlangt, dass man bei solchen Firmen ewig bleibt, sie sind als Sprungbrett gedacht.
Nur fungieren sie oftmals eben nicht als Sprungbrett. Jedenfalls nicht als Sprungbrett in die Mittelschicht.
Wenn man keine Leute mit entsprechender Qualifikation am Arbeitsmarkt vorfindet, dann muss man sie eben selbst ausbilden, sofern das in vernünftiger Zeit machbar ist. Das hat nichts mit Philosophie zu tun, sondern mit Notwendigkeit.
Deiner These nach, soll sich jeder selbst um Bildung kümmern. Erneut meine These: Wie, wenn der Arbeitnehmer kein Geld / keine Zeit hat? Verantwortlich für flächendeckende Bildung sind Staat, Betriebe und Bildungsinstitutionen. Immerhin bieten einige FHs jetzt auch Studiengänge für Realschüler an, was vorher auch nicht vorhanden war.
Wenn dir so ein Job nicht paßt, dann mach ihn nicht.
Ich kenn mich mit Hartz4 und den Sperrzeiten nicht aus, aber wenn man nicht das annimmt, was einem angeboten wird, dann hat man schnell gar kein Geld mehr. Klar, man soll arbeiten, aber ich habe das Gefühl, dass viele Menschen von einer Zeitarbeitsfirma zur nächsten tingeln, ohne aber eine Verbesserung der Perspektiven erwarten zu können. Die machen dies, weil es vom Staat diktiert wird, und nicht weil es sie weiterbringt oder ein erträgliches Lebensniveau sichert.
 
Arkasi am 16.12.2007 16:01 schrieb:
Das sehe ich keinen Widerspruch, hier wird beklagt, dass es keine oder zu wenig potentielle Mitarbeiter am Arbeitsmarkt gibt = zu wenige Menschen haben sich entsprechend fortgebildet.

Da möchte ich doch widersprechen,da Mitarbeiterweiterbildung sehr Wohl im Interesse des Arbeitgebers liegt.Somit ist es auch okay wenn er die Kosten hierfür trägt-diese kann er in der Regel steuerlich absetzen. Ich habe mehrfach als Berufskraftfahrer Schulungen machen müssen (Ladungssicherung,Gefahrgut etc. ),diese wurden immer vom Arbeitgeber getragen.
Das Problem entsteht aber viel früher,meist nach Beendigung der Schulzeit,wo eine sinnvolle berufliche Förderung von Seiten des Staates geleistet werden müsste wenn der Ausbildungsmarkt diese Stellen nicht hergibt.Die Gelder stehen zur Verfügung,sie werden aber garnicht oder sinnfrei eingesetzt.Auf Neigungen / Fähigkeiten der Jugendlichen wird i.d.R. überhaupt nicht eingegangen,da gibts dann die tolle Weiterbildung zum "Handelsfachpacker" und schon ist derjenige qualifiziert-wie 10000 andere mit ihm.Das ist doch Humbug.
Was den Fachkräftemangel angeht,da sollte seitens der Politik sehr wohl ein Machtwort gesprochen werden.Viele Unternehmen haben sich über die Abgaben von der Verpflichtung auszubilden freigekauft und jaulen jetzt,dass keiner für sie Mitarbeiter ausgebildet hat.
 
dejay46 am 16.12.2007 16:21 schrieb:
Arkasi am 16.12.2007 16:01 schrieb:
Das sehe ich keinen Widerspruch, hier wird beklagt, dass es keine oder zu wenig potentielle Mitarbeiter am Arbeitsmarkt gibt = zu wenige Menschen haben sich entsprechend fortgebildet.

Da möchte ich doch widersprechen,da Mitarbeiterweiterbildung sehr Wohl im Interesse des Arbeitgebers liegt.Somit ist es auch okay wenn er die Kosten hierfür trägt-diese kann er in der Regel steuerlich absetzen. Ich habe mehrfach als Berufskraftfahrer Schulungen machen müssen (Ladungssicherung,Gefahrgut etc. ),diese wurden immer vom Arbeitgeber getragen.

Auch gleich an Boesor:

Natürlich liegt Mitarbeiterweiterbildung auch im Interesse des Arbeitgebers und wird ja auch von diesem übernommen. Wenn beispielsweise neue gesetzliche Bestimmungen einzuhalten sind oder neue Verfahrensweisen entwickelt wurden. In diesem Fall bleibt einer Firma letztlich nicht viel was anderes übrig.

Die Investition in Wissen ist für den Arbeitgeber aber ein zweischneidiges Schwert, denn dieses Wissen ist an den speziellen Mitarbeiter gekoppelt und wenn der weg ist, dann ist auch das Wissen weg. Das Unternehmen profitiert von diesem Wissen also nur bedingt, der Arbeitnehmer hingegen immer.

Das Problem entsteht aber viel früher,meist nach Beendigung der Schulzeit,wo eine sinnvolle berufliche Förderung von Seiten des Staates geleistet werden müsste wenn der Ausbildungsmarkt diese Stellen nicht hergibt.Die Gelder stehen zur Verfügung,sie werden aber garnicht oder sinnfrei eingesetzt.Auf Neigungen / Fähigkeiten der Jugendlichen wird i.d.R. überhaupt nicht eingegangen,da gibts dann die tolle Weiterbildung zum "Handelsfachpacker" und schon ist derjenige qualifiziert-wie 10000 andere mit ihm.Das ist doch Humbug.

Sowas gibts in Österreich (glaube ich) nicht, aber es klingt nach Humbug.

Was den Fachkräftemangel angeht,da sollte seitens der Politik sehr wohl ein Machtwort gesprochen werden.Viele Unternehmen haben sich über die Abgaben von der Verpflichtung auszubilden freigekauft und jaulen jetzt,dass keiner für sie Mitarbeiter ausgebildet hat.

Kenn ich so auch nicht, aber ich entnehme deinem Text, dass sie dafür finanzielle Leistungen aufgewendet haben, was ist also mit dem Geld passiert?
Dazu kommt, dass viel Fachpersonal von einer Firma gar nicht ausgebildet werden kann und zwar dort, wo allein die theoretische Ausbildung mehrere Jahre benötitgt.
Zuletzt ist es auch eine Frage der Kapazitäten, die bei den Firmen oft nicht vorhanden sind. Auch wenn die Konzerne medial dominieren, so besteht unsere wirtschaft primär immer noch aus Klein- und Mittelbetrieben und Ausbildung benötigt Personal, oft aber auch andere technische Mittel z.B. Maschinenkapazität um das theoretische Wissen in der Praxis zu üben - so eine Maschine kann irre teuer sein und auf den bestehenden laufen Aufträge, wo soll also ausgebildet werden?
 
eX2tremiousU am 16.12.2007 16:19 schrieb:
Arkasi am 16.12.2007 15:44 schrieb:
Was die Weiterbildung anbelangt, so ist das hauptsächlich Sache des Arbeitnehmers und nicht des Arbeitgebers. Der Arbeitgeber will lediglich eine spezielle Tätigkeit verrichtet wissen. Warum soll er extra Kosten in Kauf nehmen, wenn diese unnötig sind.
Weiterbildungen aus eigener Tasche zu zahlen ist in Deutschland utopisch und schlicht realitätsfremd. Bereits eine spezifische Weiterbildung zur Altenpflegefachkraft mit dem Schwerpunkt auf bestimmte Behandlungen kostet locker über 3000 Euro, und wird meist als Vollzeitkurs angeboten. Gleiches gilt für Zertifikate im Umgang mit bestimmten IT-Technologien. Diese Maßnahmen dauern zwischen 6 und 36 Monate, und können nicht mal eben am Abend erledigt werden. Wie soll also jemand, der arbeitet, am Ende des Monats vll. noch 50 Euro übrig hat, und bereits voll ausgelastet ist, auch noch aus eigener Tasche eine Weiterbildung bezahlen? Vom Staat gibt es keinen Zuschuss. Weiterbildungen gibt es nur "gesponsored" (nennt sich bei uns "Bildungsgutschein"), wenn man arbeitslos und unterqualifiziert ist (keinen richtigen Schulabschluss, abgebrochene Ausbildung). Leider nicht machbar. Und diese Crashkurse an Volkshochschulen die 3 Wochen dauern, und immer Abends abgehalten werden, taugen kaum etwas.

Also ganz kann ich dir nicht folgen, sie die fette Markierung in deinem Text. Kann man ernsthaft erwarten, dass eine Firma einen Mitarbeiter bei (zumindest annähernd) vollen Bezügen ein halbes bis 3 Jahre auf Kurse/Uni/... schickt? Das ist doch absurd.

Förderungen für die arbeitende Bevölkerung gibt es bei uns in Ö auch kaum. Wir haben 2 österreichweite Institute, bei denen keine MWSt. anfällt und seit 2-3 Jahren kann man einen Bausparer zweckentfremdet für Weiterbildung verwenden und behält alle Bonifikationen.

Direkte Hilfe gibts nur vom AMS (=Arbeitsamt), wenn Mitarbeitern mangels Qualifikation die Kündigung droht, aber auch hier sind die Möglichkeiten begrenzt, genau kenne ich mich da um ehrlich zu sein nicht aus.

Ich zahl mir meine Schulungen ja auch weitgehend selbst, denn ich bin es ja letztlich, der davon profitiert.
Schön für dich. Dann hast du wohl genug Geld und einen Job, der das auch ermöglicht. Fällt der Groschen?

Ja klar, hatte damals als Selbständiger knapp unter 2000€ brutto, was auf einen österr. Angestellten umgelegt rund 900€ netto sind - bin kein Großverderdiener und auch vom Mittelstand weit entfernt.


Deutschland:
[...]

Alles kein Sci-Fi. Meine Thesen hier wurden 2007 sogar durch offizielle Studien der Bundesregierung bestätigt. Gerade die „Mittelschicht“, die in den 80ern so verbreitet war, löst sich immer mehr auf. Entweder man schafft den Sprung nach oben, oder man rutscht ab, weil plötzlich der Job weg ist oder eine Krankheit dazwischen kommt.

Das glaub ich sofort, ist bei uns im wesentlichem auch so, nicht zuletzt auch deshalb, weil die politischen Maßnahmen und Grundhaltungen ähnlich falsch sind.

Arkasi am 16.12.2007 15:59 schrieb:
Er bekommt eine Chance, vielleicht nutzt er sie, vielleicht nicht, aber er hat eine Chance. Er kann auch weiterhin arbeitslos sein, doch irgendwann erreicht man einen Punkt, wo Arbeitslosigkeit im Lebenslauf ein unüberwindbarer Hemmschuh wird. Niemand erwartet oder verlangt, dass man bei solchen Firmen ewig bleibt, sie sind als Sprungbrett gedacht.
Nur fungieren sie oftmals eben nicht als Sprungbrett. Jedenfalls nicht als Sprungbrett in die Mittelschicht.

Vom Sprung in die Mittelschicht war auch keine Rede. Zuerst muss man einmal wieder eine vernünftige Arbeit haben, sich dort profilieren und dann schafft man es vielleicht. Es ist eine Chance, mehr nicht, aber unendlich viel mehr als die reine Arbeitslosigkeit zu bieten hat.


Wenn man keine Leute mit entsprechender Qualifikation am Arbeitsmarkt vorfindet, dann muss man sie eben selbst ausbilden, sofern das in vernünftiger Zeit machbar ist. Das hat nichts mit Philosophie zu tun, sondern mit Notwendigkeit.
Deiner These nach, soll sich jeder selbst um Bildung kümmern. Erneut meine These: Wie, wenn der Arbeitnehmer kein Geld / keine Zeit hat? Verantwortlich für flächendeckende Bildung sind Staat, Betriebe und Bildungsinstitutionen. Immerhin bieten einige FHs jetzt auch Studiengänge für Realschüler an, was vorher auch nicht vorhanden war.

Das Bildungssystem in Ö hat einige gravierende Abweichungen zum dt. System, bei uns kann jeder mit Abi Studieren und unter bestimmten Vorraussetzungen sogar nur mit einer Lehre. Dadurch ist der grundsätzliche Zugang zu höherqualifizierter Bildung bei weitem breiter.

Das sollte eigentlich gravierende Auswirkungen haben, tatsächlich sind die Unterschiede am Ende aber gering bis gar nicht vorhanden, weil die Angebote nicht genutzt werden. Wir haben zwar jede Menge Studenten, aber viel zuviele tummeln sich in "Orchideenfächern", die fürs spätere Berufsleben vollkommen nutzlos oft sogar hinderlich sind.

Der Punkt ist, obwohl der Zugang bei uns weitgehend frei ist, wird er nicht genutzt. Die Menschen kommen erst später darauf, dass sie Bildungsmängel haben und sind dann in einer Situation, wo sie diese ohne massive Einschnitte in den Lebensstandard nicht mehr ändern können. Die Firmen sind aber keine caritativen Einrichtungen und keineswegs dazu da solche Fehler auszubügeln. Manche (eher wenige) machen es, manche müssen es aufgrund der Marktgegebenheiten, aber der Rest und das ist der Großteil, läßt die Finger davon, denn damit verlieren sie an Konkurrenzfähigkeit und obwohl die Masse bei uns pausenlos ein Sozialblabla vom Stapel läßt, ändern betriebliche Sozialmaßnahmen, die auch medial gut kommuniziert werden, deren Einkaufsverhalten in keinster Weise.
Die Firma zahlt bei der Weiterbildung in solchen Fällen in jeder Linie drauf, sie ist teuer oder macht weniger Gewinn und den Mitarbeiter hat sie auch nicht fix.


Wenn dir so ein Job nicht paßt, dann mach ihn nicht.
Ich kenn mich mit Hartz4 und den Sperrzeiten nicht aus, aber wenn man nicht das annimmt, was einem angeboten wird, dann hat man schnell gar kein Geld mehr. Klar, man soll arbeiten, aber ich habe das Gefühl, dass viele Menschen von einer Zeitarbeitsfirma zur nächsten tingeln, ohne aber eine Verbesserung der Perspektiven erwarten zu können. Die machen dies, weil es vom Staat diktiert wird, und nicht weil es sie weiterbringt oder ein erträgliches Lebensniveau sichert.

Das ist u.a. eine Frage der Einstellung. Viele Firmen greifen auf die Dienste von Zeitarbeitsfirmen zurück, obwohl sie eigentlich die eine oder andere Stelle fix zu vergeben hätten, aber es ist heute dermaßen schwierig auf normalen Weg zu Mitarbeitern zu kommen, dass man sich über solche Wege irgendwen holt und hofft, passende Kandidaten zu finden, die man dann übernimmt.
Wenn man natürlich mit einer "das ist alles Schei***s"-Haltung den Job macht, darf man sich nicht wundern, dass man nicht "entdeckt" wird.
 
Arkasi am 16.12.2007 20:19 schrieb:
Viele Firmen greifen auf die Dienste von Zeitarbeitsfirmen zurück, obwohl sie eigentlich die eine oder andere Stelle fix zu vergeben hätten, aber es ist heute dermaßen schwierig auf normalen Weg zu Mitarbeitern zu kommen, dass man sich über solche Wege irgendwen holt und hofft, passende Kandidaten zu finden, die man dann übernimmt.
Wenn man natürlich mit einer "das ist alles Schei***s"-Haltung den Job macht, darf man sich nicht wundern, dass man nicht "entdeckt" wird.

öhm, keine Ahnung wie viele Firmen du kennst die Zeitarbeiter einstellen,
aber ein sicher nicht gerader kleiner Teil immt Zeitarbeiter weil sie sie bequem wieder "loswerden" können ;)
Teilweise sind die ja sogar TEURER als eine Vollzeit_fest_stelle (denn die Zeitarbeits_Firmen sahnen richtig ab, nicht die Arbeiter ;) ), aber ein Areitnehmer bedeutet halt auch Verantwortung über diesen Menschen zu haben, und diesen halt nicht mehr schnell loswerden zu können....
das wollen sich viele Firmen nicht aufhalsen...(das hat mir ein Chef einer frankfurter Zeitarbeitsfirma so gesagt, und derkent vieleChefs :] )

nochmal: PIN hatte keien Daseinsberechtigung,wie viele andere Firmen auch nicht...(LEIDER!)
 
bsekranker am 16.12.2007 13:43 schrieb:
Arbeit schaffen? :o

Stimmt, Arbeitsplatzabbau und Standortverlagerungen sind gar nicht so schlimm. Die Leute schaffen ja Arbeitsplätze.

In Osteuropa und Asien.

pin und TNT waren ja zu Abwechslung mal ausländische Firmen, die hier in Deutschland Arbeitsplätze geschaffen haben. Wenn ihnen dann gesagt wird sie hätten keine Daseinsberechtigung, ist eine Auswanderung verständlich.

Freaky22 am 16.12.2007 13:58 schrieb:
Wenns darum geht auf Kosten der Löhne Wettbewerb zu machen?
JA

Über was sollen sie sonst Wettbewerb machen? In allen anderen Kostenbestandteilen ist die etablierte Post per se besser. Sie hat das Filialnetz, Briefkästen überall, eine ausgebaute Logistik und sogar ein Steuerprivileg.

Wie man dagegen einen erfolgsversprechenden Wettbewerb (wenn nicht über die Löhne) machen soll ist mir ein Rätzel.

eX2tremiousU am 16.12.2007 14:00 schrieb:
... und bei anderen kleinen Firmen, die von etablierten Unternehmen eröffnet werden, handelt es sich meist nur um Versuche, entsprechende Gewinnmaximierung auf Kosten der Arbeitnehmer zu betreiben. Wie bei PIN. Es ging nicht, also nutzt man die Politik jetzt geschickt um die Tochtergesellschaft möglichst massenwirksam abzustoßen. "Wir wollten ja Jobs schaffen / sichern, aber die böse Politik lässt uns nicht!"

Die Politik hat (neben der Post und der Gewerkschaft) ja auch schuld daran, dass hier jetzt keine ernst zunehmende Konkurrenz entstehen wird. Übrigens auch Hermes, ein deutsches Unternehmen das der Post seit Jahren erfolgreich im Paketsektor Konkurrenz macht, hat die Pläne einer Erweiterung seiner Geschäftstätigkeit auf Briefe vorerst wieder abgesagt.

Grund? Da bleibt nur der Mindestlohn für Briefzusteller. Lustigerweise soll dieser ja nur für Briefzusteller gelten, nicht für Paketzusteller. :B

Wenn also dieser Paketzusteller auch noch einen Brief zustellt, dann soll er plötzlich ~9,80€ pro Stunde wert sein. Wohingegen er ein Paket alleine durchaus auch für sagen wir mal 7€ pro Stunde zustellen darf. Wem fällt die "Ungleichbehandlung" auf? Konkurrenz bei Paketen ist anscheinend politisch erwünscht (hat ja auch schon zu Preissenkungen geführt), Konkurrenz bei Briefen nicht.

Bei Hermes kann nur keiner die Unterstellung bringen, dass sie ohnehin gescheitert wären. Die sind hier seit Jahren erfolgreich in einem ähnlichen Sektor.

fiumpf am 16.12.2007 14:18 schrieb:
TBrain am 16.12.2007 14:13 schrieb:
Wenn aber die Dienstleistung keine 5€ "wert" ist, bringt einem dieser Wunsch herzlich wenig. Das ist einfach irgendwo Realität.

Eben. Und von dieser Realität müssen wir weg!

Und wie? Diese Realität kann man höchstens verleugnen, mir fällt nichts ein wie man davon weg kommen könnte.

SCUX am 16.12.2007 21:15 schrieb:
nochmal: PIN hatte keien Daseinsberechtigung,wie viele andere Firmen auch nicht...(LEIDER!)

Vermutlich hast du Glück, dass du nicht in einer Firma arbeitest, von der ein anderer der Meinung ist sie hätte keine Existenzberechtigung. Aber ich kann ja bei Gelegenheit mal die PIN-Zustellerin hier mal fragen was sie davon hält, dass jemand meint ihre Firma hätte keine Existenzberechtigung.
 
fiumpf am 16.12.2007 14:18 schrieb:
TBrain am 16.12.2007 14:13 schrieb:
Wenn aber die Dienstleistung keine 5€ "wert" ist, bringt einem dieser Wunsch herzlich wenig. Das ist einfach irgendwo Realität.

Eben. Und von dieser Realität müssen wir weg!


Wie soll das gehen.
In der freien Marktwirtschaft gibt es nicht all zu viele Optionen.

Eine davon wäre: Der Lohn wird angepasst und als Folge dessen kostet der Brief nicht mehr 55Cent sondern 1,50€ .
Der Nutzer wird demenstsprechend weniger Briefe versenden. Es gibt nämlich Alternativen wie z.B: E-Mails, die quasi gar nichts kosten. Ein FAX an eine Telefonnumer mit regulärer Ortsvorwahl kostet ebenfalls "nichts" mehr, wenn man entsprechenden Tarif hat.

Es wird echt Zeit, dass so Einige mal endlich aufwachen. Die Zeit ist noch nicht reif für "unbegrenzt" Geld ohne etwas dafür zu tun ;)
Eins ist sicher: Der Postbote war "noch nie so wenig" gebraucht, wie heute, seit es den Post-Dienst gibt.
Da haben schon ganz andere Wirtschaftszweige/Firmen und Berufe den Kürzeren gezogen.
 
TBrain am 16.12.2007 22:39 schrieb:
SCUX am 16.12.2007 21:15 schrieb:
nochmal: PIN hatte keien Daseinsberechtigung,wie viele andere Firmen auch nicht...(LEIDER!)

Vermutlich hast du Glück, dass du nicht in einer Firma arbeitest, von der ein anderer der Meinung ist sie hätte keine Existenzberechtigung. Aber ich kann ja bei Gelegenheit mal die PIN-Zustellerin hier mal fragen was sie davon hält, dass jemand meint ihre Firma hätte keine Existenzberechtigung.
nochmal; jeder zweite Job bei PIN KOSTET eine Stelle in einem Unternehmen das ordentlich bezahlt (in dem Fall POST). Die Briefe müssen ja schließlich an ihren Bestimmungsort kommen, egal von wem ;)
mein Brief sollte Jemand bringen der "normal" bezahlt wird :P

WENN wir arbeit haben, dann sollen die die Arbeiten auch ordentliches Geld dafür bekommen, meinst du nicht auch?
Diese EINE ordentliche Stelle auf ZWEI unterbezahlte aufzuteilen ist vieleicht gut für die Arbeitslosenquote (wobei selbst da nicht gesagt ist, das der ein oder andere zum Amt geht) aber nicht gut für die Menschen!! :|
 
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