aph am 18.05.2005 16:23 schrieb:
kiljeadeen am 18.05.2005 14:47 schrieb:
Jeder hat Sorgen. Die Frage ist, was unternimmst du um sie zu lindern.
Das ist wieder die individuelle Sicht, aber das bringt uns nicht weiter, da wie wir beide schon schrieben, deine Methode nicht funktioniert, wenn es alle so machen.
Doch, auf sich selbst bezogen funktioniert sie und das ist das entscheidende.
Die Frage ist vielmehr, woher kommt es, dass immer mehr Menschen solche Sorgen haben? Und wie müssten die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen aussehen, um diese Tendenz zu stoppen?
Weil immer mehr Menschen einfach "just for fun" leben und keine richtige Perspektive haben. Sie kommen nicht weiter, weil sie dafür nichts tun. Arbeiten alleine reicht nicht, dann das bringt nur ein Einkommen, doch wenn man dieses vollständing und kurzfristig ausgibt, dann stagniert man.
Viele Menschen finanzieren sich ihren Urlaub teilweise auf Kredit. Da haben sie 1-3 Wochen tolle Entspannung, können vielleicht noch 1-2 Wochen danach daraus Kraft ziehen und dann ist es vorbei, die Kreditbelastung bleibt aber noch Monate und letztlich hat man eine Menge Geld ausgegeben um einige Tage gut zu leben. Das bringts? Wo ist hier die Nachhaltigkeit?
Im Übrigen stimmt es nicht, dass es allen besser als vor 50 Jahren geht. Naja, 50 vielleicht. Aber vielen, die ich kenne, geht es genauso gut/schlecht, wie vor 10 Jahren oder sogar schlechter. Dass etwas in der Vergangenheit funktioniert hat, heißt nicht, dass es bis in alle Zukunft funktioniert. Vor allem dann nicht, wenn es sich um spiralenförmige Entwicklungen handelt. In einem solchen System muss man alle Tendenzen im Auge behalten und nicht einfach auf individuelles Versagen schieben.
Das liegt einerseits an den obigen Gründen, andererseits an der Wirtschaftskrise und natürlich auch daran, daß diese Menschen nicht aktiv für ihre Zukunft arbeiten. Ich bin 29 Jahre alt und habe selbst bei unterdurchschnittler Lebenserwartung noch sagen wir 40 Jahre vor mir. Das ist eine lange Zeit. Da macht es schon Sinn für diese Jahre im Vorraus zu planen und vorzusorgen.
Ich kenne wie gesagt, viele, die nicht an der gesellschaftlichen Fortentwicklung teilhaben, deren Reallöhne stagnieren oder sogar sinken. Man darf ja nicht nur die Lohnentwicklungen an einzelnen Positionen betrachten, sondern auch die Lohnrückentwicklungen durch Annahme geringer bezahlter Jobs oder durch Arbeitslosikeit mit berücksichtigen. Auch das statistische Mittel der Lohnentwicklung hilft uns nicht weiter, da es viele gibt, deren Löhne eben nicht steigen oder sogar sinken, und die in der Statistik aufgehen.
Das stimmt natürlich. Manche Branchen steigen auf andere wiederum ab und so verhält es sich dann auch mit den Menschen, die in der betreffenden Branche arbeiten.
Beteilige dich halt an Zukunftsbranchen. Aktien sind nicht so teuer. Sollten sie wegen der Mindestspesen doch zu teuer sein, nimm halt einen Fonds. Dann kannst du direkt an den Unternehmensgewinnen teilhaben.
Es wird wohl immer solche geben, die quasi der Kaffeesatz der Gesellschaft sind. Aber problematisch ist, dass dieser Anteil an der Gesamtbevölkerung immer höher wird. Diese Tendenz ist unmöglich wegzuleugnen und gefährdet den sozialen Frieden. Sie fördert Gewalt, stumpfsinnige Kinder und Jugendliche, Kriminalität, etc.. Und ich möchte nicht die amerikanische Lösung, wo immer mehr Menschen hinter Gittern leben, nämlich 1% der Bevölkerung und jeder 10. Gefängnisinsasse weltweit.
Die Kriminalität in den USA hat andere Ursachen.
Diese Tendenz gibt es und ich leugne sie keineswegs. Der Unterschied unserer beiden Betrachtungsweisen liegt in der Ursachenforschung. Das System hat sich nicht wesentlich geändert, die Art und Weise wie ein großer Teil der Bevölkerung lebt hingegen schon.
Findest du eine 60m² Wohnung in Wien um 230€ monatlich inklusive Betriebskosten teuer? Es ist einem Bekannten von mir praktisch unmöglich, das Ding zu vermieten, trotz guter Lage, trotz guter Verkehrsanbindung, trotz guter Einkaufsmöglichkeit,...
Warum fragst du dich vielleicht, denn normalerweise muß man für so eine Wohnung in Wien rund 400-450€ ohne Betriebskosten rechnen.
Tja, das WC ist am Gang und muß mit 2 anderen Hausparteien geteilt werden. Da legt pfeift man doch lieber aus dem letzten Loch, legt rund 300€ monatlich drauf, damit man sein eigenes WC hat, wie wir es ja auch in der Schule, der Uni, im Büro oder sonstwo haben. Oder doch nicht?
Klar, WC am Gang ist auch nicht meine erste Wahl, aber wenn ich knapp bei Kassa bin und 300€ (in Worten dreihundert Euro)
monatlich sparen kann, dann sollte man schon einmal zu überlegen beginnen. Leider ist das Denken unmodern geworden.