AW: Horst Köhlers Rücktritt.
Man sollte die gute Frau nicht auf ihre Einstellung zur Unterhaltungssoftware beschränken, sondern ihr gesamtes Profil beurteilen. Als Bundespräsident muss man ein gewisser Sympathieträger für die Bevölkerung sein, und diesen Status hat sie ganz gewiss inne, wenn auch vielleicht nicht in diesem Forum. Zudem ist sie sprachlich versiert, gebildet und trotz ihrer politischen Karriere irgendwie nah an der Bevölkerung.
Für mich ist sie eine gute Kandidatin. Obwohl ich nicht weiss, ob es für Merkel nicht eine Schwächung darstellt, einen doch recht angesehenen Minister (von denen sie nicht viele hat) zu verlieren.
Auch abseits des ganzen Zensursula-Komplexes hat sie nicht gerade mit Kompetenz aufgetrumpft. Es seien mal Elterngeld, minderjährige Testkäufer, Umbenennung von Hartz-IV und jetzt auch noch Bürgerarbeit in den Raum geworfen. Sie hat als Familienministerin in dem Ministerium gesessen, in dem man fast nicht verlieren kann. Sie hat von selbst nur zu Punkten Stellung bezogen, die in der Öffentlichkeit überaus positiv besetzt und leicht vermittelbar sind. Und dennoch hat sie verschissen, wenn man mir mein Norddeutsch verzeihen möge. Viel Tam Tam und dann nicht einmal heisse Luft dahinter.
Dass sie trotz ihrer erzkonservativen Grundeinstellung von der Presse auch noch zur modernen Powerfrau hochstilisiert wurde, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. Dazu empfehle ich beispielsweise einen Hintergrundartikel aus der FAZ von 2007:
Link.
Karriereopportunistin ohne eigene Ideen, loyal zur Kanzlerin. Wie geschaffen für das Amt der Bundespräsidentin.
Wenn der jetzige Tigerenten-Club noch eine Spur an Respekt vor dem Amt hat, sollte sich vdL schnellstens als Rauchgranate und nicht als ernstgenommene Option herausstellen.
Meiner Meinung nach sollte, gerade im Hinblick auf
Köhlers Äußerungen zum Bundesverfassungsgericht anlässlich der Ernennung des neuen Vorsitzenden, jemand für das Amt nominiert werden, der/die sich wenigstens an das verdammte Grundgesetz hält. Hans-Jürgen Papier wäre mal ein Statement. Leider zu unangenehm und zu wenig integrativ.
Steinbrück, Schäuble, Stoiber, Fischer, Biedenkopf, Rüttgers, Schavan, Schwan ... alles nicht das Gelbe vom Ei. Gerhardt und Geissler wären ebenfalls zu unangenehm, so dass bald nur noch Töpfer und Lammert bleiben.