Das Problem ist, dass hier möglicherweise ein Einfallstor geschaffen wird.
Ich bin mal auf den Wortlaut des Gesetzesentwurfs gespannt - und ich bin gespannt, wie die Sittenwidrigkeit dieses Sports begründet wird...aber noch viel mehr interessiert mich schon heute, wie die Gerichte entscheiden werden. Und vor Gericht wird das ganze sicher entschieden werden. Hier geht es um einen massiven Eingriff in die Grundrechte. Nicht nur, dass interessierte Bürger hier in ihrem Recht auf eine freie Entfaltung ihrer Persönlichkeit gehindert werden - auch die Betreiber solcher Angebote werden in ihrer Berufsfreiheit tangiert...Hersteller solcher "Waffen" und Ausrüstungen verlieren im Inland ihre Existenzgrundlage - Vereine werden beeinträchtigt....
Ich zweifle ernsthaft an der Verhältnismäßigkeit eines solchen Gesetzes.
Aber WENN das Gesetz verabschiedet wird und wenn es NICHT zu einer gerichtlichen Entscheidung gegen ein solches Gesetz kommt...was ist dann der logische nächste Schritt?
Ja...genau.
Jetzt mal von der Ernsthaftigkeit losgelöst:
Was ist mit den Kindern, die sich auf Schulhöfen oder im Wald mit Plastikwaffen oder einem Ersatz (ein Stock, die Hand...) gegenüber stehen und Cowboy und Indianer oder etwas in der Art spielen? Es kann ja schlecht dem Gleichheitsgrundsatz gerecht sein, wenn man erwachsenen verbietet, mit Spielzeugwaffen aufeinander zu zielen - es Kindern hingegen gestattet. Ebenso kann es natürlich nicht gerecht sein, das virtuelle weiterhin zu erlauben.
Ah...und wenn dann erstmal alle "Killerspiele" dieser Welt von der Bildfläche verschwunden sind, können wir uns den wichtigen Dingen zuwenden....all diese Autounfälle, verursacht von jungen Rasern! Moment...haben sie nicht alle einen Computer und sind dafür bekannt Spiele wie Need for Speed zu spielen? Hmm....da könnte man doch...!
Und wenn das Problem mit all den Verkehrsunfällen endlich gelöst ist, können wir das unsportliche Verhalten beim Fußball angehen. Tausende trainieren in realistischen Simulationen die Blutgrätsche. Auch dagegen können wir was tun, wir haben ja nun eine Gesetzesgrundlage!
So...und was machen wir nun? Gewalt ist nur noch eine Erinnerung, Verkehrsunfälle sind Vergangenheit, beim Fußball geht es fair zur Sache...ah, da ist ja noch das Problem mit Wirtschaftskriminalität und wirtschaftlichen Fehlentscheidungen. Gezielt lernen das schon die jungen von uns bei Spielen wie SimCity, Fußballmanager und Co. Auch dagegen gehen wir nun vor.
So...endlich ist Deutschland ein friedliches Land, in dem alles mit rechten Dingen zugeht. Vielleicht können wir uns jetzt Problemen wie der Massenarbeitslosigkeit annehmen (irgendwie gibt es nun unzählige arbeitslose Spieleentwickler) - vielleicht können wir auch versuchen, das Steuerrecht zu vereinfachen?
Aber halt! Da ist ja noch das Internet und da sind auch noch die Printmedien...die berichten nämlich immernoch über all diesen Schund, der im Ausland rücksichtslos weiterhin verkauft wird. Das müssen wir erstmal stoppen. Es kann ja nicht sein, dass ein deutscher Bürger im Internet lesen kann, wie viel Spaß einer dieser Ego-Shooter doch angeblich machen kann. Und wehe die PC-Games erwähnt das mit einem Wort. Nein, das muss verhindert werden.
Eigentlich ist uns die Pressefreiheit ja schon lange ein Dorn im Auge, mag sich manch Politiker denken. Und wenn wir schon die Berichterstattung über unliebsame Spiele verhindern....warum sollten wir es gestatten, dass sich Bürger in Foren austauschen? Nicht auszudenken, wenn über eine politische Unzufriedenheit gesprochen würde.....
Das Spielchen lässt sich beliebig weiter spinnen.
Nochmal: Das war jetzt bewusst übertrieben. Aber wer weiß...? Vielleicht war das eine Szene aus den Träumen eines CSU-Mitglieds? Ja...wer weiß?
Nein, im Ernst. Vollkommen egal, welche Auswirkungen ein solches Gesetz haben könnte. Es ist einfach der falsche Weg, Ziele über Verbote erreichen zu wollen. Wir leben in einem Rechtsstaat mit funktionierenden Gesetzen. Das Problem ist nicht dort zu finden, ganz und gar nicht.