LTTP, ich weiß, aber diese großartige Kolumne muss ich einfach kommentieren. Vorab, lieber
@LukasSchmid, gilt dir mein Dank für deine Kolumnen. Oftmals, aber nicht immer, erkenne ich mich in deinen Gedankengängen wieder und lese diese daher mit großer Freude. Danke dafür und weiter so!
Du triffst mit diesem Thema bei mir einen Nerv, denn mir geht es schon lange ganz ähnlich mit der Gewalt in Spielen. Dabei bin ich zwar froh, das wir aus der BPjS/M Vergangenheit der 90er mit grünem Blut, Rauch und Robotern entflohen sind, aber heutzutage geht die Gewaltdarstellung auf ein völlig ungekanntes Niveau, welches bei mir entweder wie bei dir nur noch völlige Belanglosigkeit auslöst oder aber Entsetzen und Abstoßung bis hin zu negativen Gedanken und Emotionen. TLOU 2 hat mir dabei Anfang diesen Jahres in dieser Hinsicht endgültig den sinnbildlichen Gnadenstoß versetzt. Nicht zuletzt deshalb stelle ich fest, wie ich bevorzugt frohmutigere oder zumindest nicht explizit gewalttätige Titel deutlich bevorzuge, insbesondere (aber nicht nur) jene von Nintendo. Für dich und die anderen Kommentatoren möchte ich das gerne etwas ausführlicher darlegen:
Ich bin aktuell 36 Jahre alt, voll berufstätig, habe Frau und Kinder. Als Familienvater verfolge ich das Weltgeschehen noch aufmerksamer als ohnehin schon und mit Klimakrise, Covid und all den sonstigen geopolitischen Spannungen bis hin zu den jüngsten Ereignissen in Afghanistan schlägt mir all das doch sehr aufs Gemüt. Um den Bogen nun zu unserem liebsten Hobby zu spannen: Seit Veröffentlichung der PS5 habe ich bis vor kurzem fast exklusiv auf dieser gespielt und da primär Titel wie The Last of Us + Part II, Demon's Souls, RE VIII, Returnal, Observer System Redux oder Oddworld New 'n Tasty. Alles klasse Spiele, doch allesamt düster, brutal, dreckig und mit mehr oder weniger dystopischen oder apokalyptischen Spielwelten. All das hat mich, so sehr mich die Spiele an sich unterhalten haben, nach monatelangem Konsum selbiger erst unterbewusst und zuletzt bewusst einfach zusätzlich belastet. Insbesondere The Last of Us II.
Versteht mich an der Stelle aber bitte nicht falsch, auch wenn mein Beitrag das vielleicht suggeriert: Ich bin kein depressiver Mensch oder leide gar unter einer Depression (zu recht eine anerkannte psychische Erkrankung!), sondern bin im Gegenteil ein lebensfroher Optimist. Auch ist mir klar, dass die o.g. Spieleauswahl wohl unglücklich war, auch wenn ich diese getroffen hatte, weil ich halt einfach Lust auf diese Spiele hatte. Ohne mir deren möglicherweise negativer Auswirkungen auf mein Befinden bewusst zu sein oder diese überhaupt in Betracht zu ziehen. Sind ja nur "Spiele", oder?
Und was hat das aus meiner Sicht mit Nintendo zu tun?
Nachdem ich nach o.g. Zeit mit der PS5 meine Switch wieder angeschalten und Titel wie
New Pokémon Snap,
Super Mario 3D World oder aktuell
The Legend of Zelda: Skyward Sword spiele, hebt sich meine Grundstimmung spürbar. Selbst ein
Famicom Detective Club: The Missing Heir, obwohl es hier um einen Mord geht, trägt mit seiner bunten, hellen Präsentation und der, bis auf wenige Ausnahmen, nicht expliziten Darstellung dazu bei. Dann ist mir klar geworden, das viele AA- und AAA-Spiele sich nach wie vor primär über Gewalt und deren (möglichst realistischer) Darstellung profilieren. So mutig ein Spiel wie TLoU II in seiner Inszenierung und Charakterzeichnung ist, so dermaßen stumpfsinnig und mitunter unterträglich ist es in seiner Gewaltdarstellung. Das war von Entwickler Naughty Dog zwar so gewollt, aber ob es auch notwendig war? Muss oder will ich mir so etwas denn eigentlich geben, frage ich mich? Gerade in Bezug auf TLoU bin ich nicht die einzige Person, welcher das "Spiel" emotional stark zu schaffen gemacht hat.
Hierzu möchte ich eine namentlich nicht genannte Nintendo-Führungskraft zitieren, welche folgenden meiner Ansicht nach denkwürdigen Satz bereits zu GameCube-Zeiten (und als einen der Gründe für dessen scheitern)
zum Besten gab:
Consumers don’t want fun anymore; they just want to kill people… in HD.
Diese Aussage trifft auch heute den Nagel auf den Kopf, vielleicht sogar mehr denn je.
Dabei ist mir klar, dass es auch auf allen anderen Plattformen nicht gewalttätige oder brutale, dafür aber fröhliche, helle und kinderfreundliche Titel gibt. Nur haben diese es nie geschafft mich persönlich abzuholen und so zu berühren, wie es die Titel von Nintendo machen. Ob es nun ein Mario, Zelda, Pikmin oder Kirby ist, für mich persönlich kommen da keine Crashs, Spyros oder wie sie sonst alle heißen ran. Vermutlich trägt ein großer Teil zu meinem Empfinden bei, dass ich mit all jenen Nintendo-Titeln aufgewachsen und von diesen maßgeblich geprägt wurde. So hat mir bereits als Kind die Flucht in die charmanten Welten von Nintendo dabei geholfen, so manch schwere Situation emotional wie seelisch einigermaßen stabil zu überstehen. Das gilt für mich auch heute noch, über 30 Jahre später. Nicht nur das, dank der familienfreundlichen Ausrichtung kann ich diese fröhlichen Figuren und Welten mittlerweile auch mit meinen Kindern teilen. Und für all das bin ich Nintendo zutiefst dankbar.