Fanator-II-701 am 21.10.2008 07:48 schrieb:
Abgesehen von deinen obigen Ausführungen scheint hier allgemein immer noch der Trugschluß (mMn) zu bestehen, daß sich die "volkswirtschaftliche Problematik" lösen lassen muß.
Das ist aber nach meiner Ansicht (und der einiger kompetenter Leute, mit denen ich zusammenarbeiten darf) gar nicht der Fall.
Vorweg, ich quote nur kleine Teile mit, damit du weißt, auf welchen Beitrag ich mich beziehe.
Da stellt sich für mich gleich einmal die Frage, wer denn diese kompetenten Leute sein mögen und woher ihre Kompetenz denn eigentlich kommt. Selbstverständlich MUSS diese VWL-Problematik durch ein System gelöst werden.
Hast du dich schon einmal ernsthaft gefragt, warum du die kleinen bunten Scheinchen, die nicht einmal sonderlich hübsch sind, als Bezahlung für deine Arbeit akzeptierst? Oder warum dir ein Geschäft offenkundig wertwolle und nutzbringende Dinge wie Lebensmittel, Bekleidung, Elektrozeugs,... für ein paar Fetzen Papier und vielleicht noch ein wenig Blech überläßt?
Weil so wohl du als auch die Inhaber des Geschäftes wissen, dass sie mit diesen bunten Dingern genannt Geld andere mehr oder weniger schöne und brauchbare Sachen tauschen können. Das macht Geld interessant, es ist an sich nahezu wertlos, aber die Menschen messen ihm einen Wert bei und akzeptieren es als ultimatives Tauschmittel. Wichtig dabei ist nur der Glaube der Menschen.
Wenn sie diesen Glauben verlieren, dann gibt es ganz schnell Ersatzwährungen. Nach dem Mauerfall konnte man in Russland mit Rubel, obwohl das die offizielle und staatlich garantierte Währung war, nicht viel kaufen, dafür aber mit USD. Nach dem 2WK wurde in Österreich sofort wieder der Schilling eingelöst, akzeptiert hat den aber kaum wer, dafür wurde mit Lebensmittelmarken, Zigaretten, Parfums und anderen damals wertvollen und begrenzt vorhandenen Waren gehandelt. Natürlich war die Situation absurd, ein Nichtraucher wurde mit Zigaretten entlohnt und war sogar glücklich darüber! Klar, denn er wußte, dass er diese kleinen Luxusgüter zu 100% an den Mann bringen kann und deshalb waren sie wertvoll, während die lustigen Papierchen namens Schilling bestenfalls zum Unterzünden des Ofens getaugt haben. Soweit ich weiß, war die Situation in Deutschland ähnlich.
Schafft man es also nicht, ein langfristig stabilies Geldsystem zu etablieren, bilden sich Ersatzwährungen. Bedenke, Geld ist für den Handel keine Voraussetzung, es ist mehr wie ein Schmiermittel, wodurch der Handel reibungslos ablaufen kann. Kann ein Geldsystem diese Aufgabe nicht übernehmen, wird es nicht akzeptiert und das System kollabiert.
Abver genau das wird m.E. momentan gemacht/versucht. Kapitalismus leben, sozialistisch regulieren, wieder kapitalistisch leben usw.usf.
DAS wird nicht funktionieren.
Die beiden Dinge hängen nicht miteinander zusammen und ich sehe bezüglich der Geldmarktpolitik keine sozialistischen Regulierungsversuche. Sicher, in der allgemeinen Politik spielt das eine große Rolle, schließlich will jeder Wähler gewinnen und verspricht dabei halt Dinge, die letztlich nicht eingehalten werden können, aber solange der Wähler es glaubt,...
Ohne da jetzt eine neue Diskussion vom Zaun brechen zu wollen, aber wer an den Sozialismus glaubt, der ist entweder einer der ganz wenigen Idealisten oder ihm ist nicht mehr zu helfen.
Und deiner Bemerkung, daß es ohne Zinsen nicht funktionieren würde, kann ich nur entgegnen, daß dies bisher (entgegen deiner suggestiven Aussage) noch gar nicht versucht wurde... (außer zu Zeiten des Tauschhandels)
Wer hat denn das Verleihen von Geld zu einem bestimmten Geldsatz erfunden und wofür?
Und wer zieht noch heute (3500 Jahre später) letztendlich den Nutzen aus dem zinsgebundenen Geldverleih? Und wer will uns "einfachen" Menschen noch heute erklären, daß diese Regulierung notwendig ist, weil wir ohne sie nicht leben könnten?
Tja, also wer den Zins an sich erfunden hat, das weiß ich wirklich nicht, ich bin mir gar nicht sicher, ob es dafür gesicherte Quellen gibt. Was mir an deiner Art und Weise über dieses Thema zu schreiben auffällt, ist, dass du Zins offenbar für total absurd haltest, dabei ist er doch das natürlichste der Welt!
Du willst dir etwas leihen und mußt dafür eine Leihgebühr bezahlen. Bei keiner anderen Ware regt sich wer über solche Gebühren auf. Niemand protestiert, weil ein Bibliothek sich erdreistet für geliehene Bücher einen kleinen Betrag einzuheben, ähnlich ist es bei Videotheken, die DVDs oder Spiele verleihen, wer auf Urlaub fährt und sich ein Auto leiht, hat offenbar kein Problem damit, hier etwas zu bezahlen, selbiges gilt für die Ferienwohnung oder das Hotelzimmer. Warum also machst du bei Geld so einen Aufstand?
Ich denke, es sind genau jene ca. 1% der Weltbevölkerung (und ca. 15% Mitläufer in Aussicht auf das goldene Kalb), die soviel Geld haben (welches aus dem Zinsgeschäft "erwirtschaftet" wurde), es verleihen zu können um damit noch mehr Geld daraus zu machen.
Auch hier merkt man ganz klar deine selektive Wahrnehmung. Wer profitiert denn von einem Verleihgeschäft? Nur derjenige, der die Ware verleiht? Falls das so sein sollte, warum geht dann überhaupt jemand in dieses Geschäft und leiht sich etwas, wenn es doch nur Geld kostet ohne einen Nutzen zu bringen? Also entweder sind die Menschen alle blöd oder du hast vergessen zu erwähnen, dass der Konsument sehr wohl einen Nutzen daraus zieht, nämlich indem er die geliehen Ware für den Vertragszeitraum in Anspruch nehmen kann, was ihm offenbar die Gebühr wert ist.
Nein. Geldverleih (nur eben zinslos) kann durchaus ohne Nebenwirkungen regulierend wirken, wenn man genug Vertrauen in die Idee und/oder Person/Firma hat, welche das Geld benötigt und man sich sicher ist dieses zurückzubekommen. Da man aber daran nix verdient, wird es nicht gemacht - nicht weil es unsinnig wäre, sondern einfach aus Eigennutz - und nicht volkswirtschaftlicher Notwendigkeit.
Und entgegen deiner Aussage bin ich der Überzeugung, daß dies einen volkswirtschaftlichen Schaden darstellt.
Natürlich wäre das unsinnig. Der Beste Fall eines solchen Geschäftes wäre, dass man mit 0 aussteigt. Der schlechteste Fall, dass man sein Geld los ist. Risiko ohne Chance auf Gewinn? Das ist so, wie wenn man eine Lotterie veranstaltet, wo die Menschen von 1-45 setzen können, im Topf mit den Kugeln aber nur die Zahlen 46-90 drinnen sind. Wer soll denn dabei mitmachen?
Abgesehen davon, bist du am Thema vorbeigefahren. Es geht nicht darum, ob Zinsen fair oder wünschenswert sind, zumindest ersteres trifft nicht zu, denn die Banken sind die klaren Profiteure des Systems, es geht darum, dass wir dieses System heute haben, weil es bisher das einzige ist, welches die grundlegende Problematik lösen kann. Niemand hat je behauptet, dass es fair oder ein wünschenswertes System ist - es funktioniert sowohl in der Theorie als auch in der Praxis und darauf kommt es an. Die anderen Systeme schaffen nicht einmal die Theoriehürde und solange das so ist, kann man zwar die mangelnde Fairness des aktuellen Systems bemängeln, wird aber wohl damit leben müssen.
Fanator-II-701 am 21.10.2008 12:14 schrieb:
Arkasi am 21.10.2008 11:30 schrieb:
......
Die Hilfe des Staates kostet angeblich Steuergeld, tatsächlich ist das aber gar nicht der Fall, diese Rettungspakete sind allesamt Billanzierungstricks. .........
Wenn der Plan aufgeht.
Wenn nicht, können wir (bzw. nachfolgende Generationen an Steuerzahlern) die 500 Mrd. Euro schön artig als Umlage abzahlen.
Das ist sicherer als das Amen in der Kirche.
Nein, denn es handelt sich letztlich um Kredite an die Banken genauso wie die Notenbanken mit ihren Finanzspritzen den Banken kein Geld geschenkt haben, sondern zu den Konditionen des Leitzinses geliehen haben.
Was das Thema Kreditkrise und Realwirtschaftskrise anbelangt, so sind das zwar an sich verschiedene Dinge, da solche Krisen auch unabhängig voneinandern auftreten können, im aktuellen Fall hängen sie aber zusammen. Kein zumindest halbwegs kompetent geführtes Unternehmen ist schuldenfrei oder kommt ohne laufende Kredite aus.
Wie schon oben erwähnt, wird die Krise nicht am Rücken des Steuerzahlers bereinigt. Es handelt sich lediglich um Bilanzierungstricks, damit die Banken die Auflagen zur Geldschaffung erfüllen können, die nämlich international geregelt sind, weshalb eine nationale Regierung da nichts ändern kann. Du hast auch sicher schon davon gehört, die letzte solche Regelug heißt Basel II.
@Wolf: zu einer Antwort an dich komme ich heute vermutlich nicht mehr.