Wolf-V am 16.10.2008 01:22 schrieb:
sehe ich eine bank nicht anders als einen schuhmacher. gut, es werden wenige ihre existenz verlieren wenn die schuhe weg sind, aber ein unternehmen bleibt ein unternehmen.
Diese und ähnliche Meinungen habe ich in letzter Zeit sehr oft gehört/gelesen und ich kann sie voll und ganz verstehen, denn ich weiß, worauf sie beruhen – nämlich auf Unwissenheit.
Banken sind Systemträger, sie sind fix integriert und haben genau definierte Aufgaben ohne die das System nicht funktionieren würde. Im Gegensatz zur landläufigen Meinung, wird Geld nicht von den Notenbanken geschaffen, auch nicht vom Staat, sondern von den normalen Geschäftsbanken, die weitgehend in privater Hand sind. Gibt es keine Bank, gibt es kein Geld. Bevor ich das näher erläutere, muss ich Geld grundlegend erklären.
Für die meisten ist Geld einfach Geld und Unterschiede beruhen nur auf unterschiedlichen Währungen und der Erscheinungsform, schließlich sieht jeder, dass eine Münze etwas anderes ist als eine Banknote oder ein Betrag auf einem Kontoauszug. Dennoch, Geld ist Geld und die Erscheinungsform ist egal – glauben jedenfalls die meisten. Tatsächlich gibt es 3 verschiedene Arten von Geld, die nicht unterschiedlicher sein könnten.
1. Bargeld
Jeder kennt es, Münzen und Banknoten, die von der Nationalbank ausgegeben werden. Teilweise haben sich die Staaten das Recht behalten, Münzen selbst auszugeben. Das sind die echten Euros, die wir alle kennen. Rund 2% der im Umlauf befindlichen Euros sind Bargeld.
2. Notenbankgeld (NB-Geld)
Diese Form von Geld existiert nur virtuell auf Konten von Geschäftsbanken, die diese bei der Notenbank haben. Diese Form von Geld besitzen nur Geschäftsbanken und sonst niemand, nicht einmal der Staat. Wenn wir von einer Finanzspritze einer Notenbank hören, handelt es sich um dieses NB-Geld. Es wird von den Notenbanken geschaffen und darüber der Geldmarkt gesteuert. NB-Geld ist an sich im normalen Markt nie im Umlauf, es wird nur zwischen Banken gehandelt und nimmt deshalb am Markt nicht teil, daher stellt es auch 0% der im Umlauf befindlichen Euros.
3. Giralgeld
Dafür gibt es viele Namen, es wird auch Scheckbuchgeld genannt, aber soweit ich weiß, ist Giralgeld die häufigste Bezeichnung. Giralgeld ist jenes Geld, welches sich auf allen Sichteinlangen bei Banken befindet. Das sind alle Konten, Sparbücher, Sparkarten, Bausparverträge, Festgelder, Termingelder usw. – all das virtuelle Geld, welches im Umlauf ist, ca. 98% aller Euros. Dieses Geld ist kein echtes Geld, es kommt weder vom Staat (wie z.B. Münzen) und es kommt auch nicht von der Notenbank, die jeweilige Geschäftsbank erschafft dieses Geld! Dafür gibt es natürlich gesetzliche Regelungen, aber letztlich laufen die drauf hinaus, dass eine Bank ca. 12,5x mehr Geld ausgeben darf, als sie tatsächlich besitzt.
So, zurück zum eigentlichen Thema.
Wenn du heute eine 100 Euro Banknote auf dein Konto einzahlst, dann gibst du der Bank echtes Geld, nämlich Bargeld und bekommst dafür unechtes Giralgeld. Da dieses unechte Geld von jedem akzeptiert wird, behandelst du es wie echtes Geld, es macht ja auch keinen merkbaren Unterschied.
Der Haken ist folgender. Jedes Mal wenn du Geld einbuchst, gibst du dafür Bargeld (echtes Geld), Giralgeld einer fremden Bank (echtes Geld, weil im Hintergrund für dich NB-Geld transferiert wird) oder Giralgeld deiner Bank her (unechtes Geld, aber die Bank akzeptiert natürlich ihr eigenes Geld). Für ein Plus am Konto tauschst du also echtes Geld gegen unechtes Geld.
Hast du hingegen ein Minus, dann besteht dieses Minus aus unechtem Geld, weil es ja Giralgeld ist, decken musst du es aber mit echtem Geld (Bargeld oder Giralgeld einer anderen Bank wegen dem NB-Geldtransfer im Hintergrund) oder Giralgeld der selben Bank.
Das führt zu einem riesigen Problem, wenn die Bank pleite geht. Bist du im Plus, hast du Giralgeld, welches nichts wert ist, denn die Bank, die dafür garantiert, gibt es nicht mehr. Du fällst also um dein Guthaben weitgehend um (staatliche Mindestdeckung mal außer Acht gelassen).
Bist du im Minus, schuldest du der Bank echtes Geld und das wird der Masseverwalter auch eintreiben, sprich der Kredit wird fällig gestellt.
Bei einer Minibank stellt ist das keine große Sache, da gibt es Sicherungstöpfe, die das Problem (weitgehend) ausgleichen. Wenn es aber eine Systembank ist, also ein dominierendes Institut mit einer bedeutenden Stellung in einer Region, dann hätte die gesamte Region plötzlich keine Guthaben mehr, wohl aber die Schulden. Durch die Verstrickung des Finanzmarktes, reißt so eine Region die nächste mit usw. – ein wunderbarer Dominoeffekt.
Warum ist das so?
Nehmen wir mal an, eine große Bank geht pleite, du hast aber glücklicherweise dein Konto bei einer anderen Bank. Schwein gehabt – oder auch nicht.
Dein Konto mag zwar nicht direkt betroffen sein, aber wie sieht es denn mit dem Konto deines Arbeitgebers aus? Dessen Kunden und Lieferanten? Deren Kunden und Lieferanten? Wie sieht es mit den Konten der Krankenkassen, Pensionsversicherung oder des Staates direkt aus?
Wenn es bei der Pleitebank wirklich eine Systembank getroffen hat, dann gibt es in dieser Kette plötzlich einige Löcher. Wenn diese groß genug sind, reißen sie die nächste Bank gleich mit, denn Banken schaffen zwar Geld, aber dafür gibt es eben Regeln bezüglich der Besicherung und wenn diese nicht mehr eingehalten werden können, ist der Spuk vorbei.
Deshalb lässt kein Staat zu, dass eine Systembank pleite geht, denn die Folge wäre unweigerlich, dass das Geld selbst verschwindet und der Staat selbst zahlungsunfähig wird, denn abgesehen von den winzigen Beträgen der Kassen bei Behörden, sind auch die staatlichen Gelder alle Giralgeld, also keine echtes Geld, Geld, für das Banken garantieren, die es nicht mehr gibt = kein Geld.
Problem erkannt? Mag sein, dass eine Bank auch nur eine Firma ist, im Gegensatz zum Schuster, ist sie aber so wichtig, dass man sie unter keinen Umständen pleite gehen lässt, sobald sie eine gewisse Größe erreicht hat.