Ich bin ja ein bisschen erstaunt, wie viele Will Smith in Schutz nehmen. Als gäbe es überhaupt irgendeine Situation, in der hingehen und einfach mal zuhauen die richtige Antwort wäre (und als hätte es sich hier nicht um die Oscarbühne mit Millionenpublikum gehandelt...). Ganz unabhängig davon, dass überhaupt niemand Will Smith etwas getan hat, er stattdessen was, die Ehre seiner Frau verteidigen wollte? Ich weiß nicht, was ich lächerlicher finde - dieses Ehre-Geschwafel oder das Mittel seiner Wahl. Zu guter Letzt: Wurde seiner Frau überhaupt etwas getan? Glaubt eigentlich irgendjemand ernsthaft, Criss Rock hätte die Frau beleidigen wollen? Ich finde seinen Spruch auch scheiße, hatte jetzt aber nicht den Eindruck, der sei bösartig gemeint gewesen. Das mag Will Smith anders sehen - wenn aber jedermann denkt das Recht zu haben, seinem Gegenüber einfach mal eine zu ballern, weil jetzt ist aber wirklich genug und so, muss man verstehen - na dann gute Nacht.
Der Hinweis auf die Ehrenmorde wurde hier ja bereits gebracht, analog dazu in die andere Richtung gedacht "Ey guckst Du meine Freundin an?!"-Gehabe; beides ist genau dasselbe: Da werden willkürlich Grenzen (um dritte) gezogen und die eigenen Gefühle und ein subjektives "Ehre"-Konstrukt als Maßstab und Rechtfertigung für Gewalt dargestellt. Aber hey, war ja nur ne Ohrfeige, soll er sich nicht so anstellen, Glück gehabt. In Amerika, wo gefühlt jeder dritte mit einer Waffe herumläuft, könnte es theoretisch auch anders ausgehen, muss man das dann verstehen, weil genug ist wirklich genug. Nein? Das ist dann doch etwas anderes? Wer legt das fest? Können wir uns nicht einfach auf die Regeln, die es bereits gibt (nennt sich "Gesetze") verständigen und aufhören, eine peinliche Nummer wie die hier schönzureden?