W
Woodstock
Gast
AW: Ein starker Anfang für die Republik
Ok, bin mal durch Deine Quellen durchgegangen. Hier mein Kommentar.
Die Quelle ist eine Journalistin namens Gaby Weber, die in Uruguay lebt und an einem konkreten Fall recherchierte und diesen in Büchern darlegte. Gaby Weber ist Mitgründerin der TAZ. Die Bücher wurden im Assoziation A Verlag veröffentlich, einem links gerichteten Verlag und in der TAZ rezensiert. Mit diesem Hinweis will ich keine Wertung abgeben, aber man muss die Motivation einer Quelle kennen, um die Inhalte einzuschätzen.
Gaby Weber beschreibt einen Vorgang gegen Ende des WK 2 und der frühen Nachkriegszeit. Hierbei wurden durch Mercedes Benz eine argentinische Niederlassung gegründet und Maschinen (kein Geldkapital) nach Argentinien gebracht und dort in Bücher geschrieben. Da Deutsche in Argentinien keine Firmen gründen konnten, passierte dies durch argentinische Strohmänner. Das ganze wurde gedeckt von der Regierung Peron, die allgemein als rechte Diktatur bekannt war. Anderen deutchen Firmen waren ähnliche Vorgänge nicht möglich, weil diese Firmen bereits vorher verboten wurden.
Gedeckt durch den Vatikan (Peron ist katholisch-konservativ), können nach dem Krieg so die Werte wieder in die BR Deutschland rückgeführt werden. Mit dem Sturz Perons endet die Sache. Mercedes Argentinia wird beschlagnahmt, die Verantwortlichen verhaftet bzw. fliehen ins Exil.
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Hier meine Anmerkungen:
- Die Maschinen, die nach dem Krieg nach Argentinien verschifft wurden, kamen aus Deutschland, Schweden und POLEN - letzteres immerhin zu dieser Zeit ein sozialistisches Land unter Kontrolle der UdSSR.
- Es wird ein kleiner Fall behandelt. Moralisch sicherlich zwiespältig, aber es handelte sich vornehmlich um deutsches Eigentum, welches einfach an den Besatzungsmächten vorbei umdeklariert wurde, um wertlose Maschinen in Kapital zu verwandeln und dieses wieder in die deutsche Wirtschaft zu bringen. Wenn Adolf Eichmann hierbei eine Rolle spielte und dies dem CIA bekannt war, dann wundert es mich, wieso der CIA seinem willigen Diener Peron nicht auf die Finger haute?
- Es handelt sich um deutsches Eigentum und nicht um rein jüdisch beschlagnahmte Werte
- Gaby Weber gibt die so transferierten Werte im dreistelligen Millionenbereich an. Zitat:"Das US-Finanzministerium schätzt das versteckte Nazivermögen bei Kriegsende auf 3 Milliarden US-Dollar. Wie viel über das Dreieck Zürich/Buenos Aires/Untertürkheim gewaschen wurde? Tatsache ist, dass bis 1955 die argentinische Zentralbank Mercedes-Benz Argentina 63 Millionen US-Dollar zur Überweisung ins Ausland zur Verfügung gestellt hat. Jorge Antonio will keine konkrete Zahl kennen. Er bestätigt aber, dass er Investitionen von Daimler Benz Deutschland in Höhe von 100 Millionen Dollar verwaltet hat. Die wirkliche Summe liegt wahrscheinlich weit darüber."
Bitte beachten: Selbst wenn es 3 Mrd. USD waren, so sind große Teile des Kapitals in Südamerika verblieben, wurden also nicht benutzt, um das Wirtschaftswunder aufzubauen, sondern waren eher für den argentinischen Wirtschaftsboom verantwortlich.
Selbst wenn es 500 Millonen DM waren, die in einem Zeitraum von 10 Jahren investiert wurden, so sind das bezogen auf das Bruttonationaleinkommen (ehemals Bruttosozialprodukt) der BR Deutschland von 500 Milliarden im Jahr 1951 wirklich nur Peanuts.
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Man kann also nicht sagen, dass die von dir genannte Quelle Vorgänge beschreibt, die auf eine maßgebliche Förderung der Wirtschaft der BR Deutschland durch Nazi-Gelder schließen lassen.
Es handelt sich nur um eine dreiste Art der Geldwäsche, bei der europäische Kanäle (deutsche, schwedische, schweizerische und polnische) in Zusammenarbeit mit einer rechten Diktatur in Argentinien, Werte aus dem Land bringen. Mit dem Sturz Perons endet die Sache.
Man kann also sagen, dass die Justiz sogar in den frühen, nazi-verseuchten frühen 50iger Jahren funktionierte.
Der Schaden für die Wirtschaft war überschaubar, der spätere Nutzen für die beteiligten Einzelpersonen immens und insofern ist der Vorgang moralisch und rechtlich zu kritisieren, allerdings war die Gesamtsumme für die deutsche Wirtschaft noch nicht einmal ein laues Lüftchen.
W.
Wolf-V am 15.08.2006 14:23 schrieb:hier ein paar quellen zum thema über die man an die bestehenden nachweise kommen kann, früher waren es gerüchte, dann kamen indizien, und durch immer zugänglichere quellen, insbesondere freigegebene geheimdienstarchive festigt sich die faktenlage immer schneller.
gaby weber hat mit ihrer mercedes untersuchung viel öffentlichkeit auf dieses thema gelenkt
http://www.taz.de/pt/2004/07/03/a0284.1/text
dazu anmerkungen zu einem ihrer bücher
http://www.assoziation-a.de/rezension/Daimler-Benz_und_die_Argentinien-Connection.htm
interessant könnten einzelne berichte der uek http://www.uek.ch/de/
dann noch einn linksammlung
http://www.chronos-verlag.ch/php/book.php?book=3-0340-0614-4&type=Kurztext
ist sicher interessant und das thema gibt noch einiges her...
gruss
Ok, bin mal durch Deine Quellen durchgegangen. Hier mein Kommentar.
Die Quelle ist eine Journalistin namens Gaby Weber, die in Uruguay lebt und an einem konkreten Fall recherchierte und diesen in Büchern darlegte. Gaby Weber ist Mitgründerin der TAZ. Die Bücher wurden im Assoziation A Verlag veröffentlich, einem links gerichteten Verlag und in der TAZ rezensiert. Mit diesem Hinweis will ich keine Wertung abgeben, aber man muss die Motivation einer Quelle kennen, um die Inhalte einzuschätzen.
Gaby Weber beschreibt einen Vorgang gegen Ende des WK 2 und der frühen Nachkriegszeit. Hierbei wurden durch Mercedes Benz eine argentinische Niederlassung gegründet und Maschinen (kein Geldkapital) nach Argentinien gebracht und dort in Bücher geschrieben. Da Deutsche in Argentinien keine Firmen gründen konnten, passierte dies durch argentinische Strohmänner. Das ganze wurde gedeckt von der Regierung Peron, die allgemein als rechte Diktatur bekannt war. Anderen deutchen Firmen waren ähnliche Vorgänge nicht möglich, weil diese Firmen bereits vorher verboten wurden.
Gedeckt durch den Vatikan (Peron ist katholisch-konservativ), können nach dem Krieg so die Werte wieder in die BR Deutschland rückgeführt werden. Mit dem Sturz Perons endet die Sache. Mercedes Argentinia wird beschlagnahmt, die Verantwortlichen verhaftet bzw. fliehen ins Exil.
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Hier meine Anmerkungen:
- Die Maschinen, die nach dem Krieg nach Argentinien verschifft wurden, kamen aus Deutschland, Schweden und POLEN - letzteres immerhin zu dieser Zeit ein sozialistisches Land unter Kontrolle der UdSSR.
- Es wird ein kleiner Fall behandelt. Moralisch sicherlich zwiespältig, aber es handelte sich vornehmlich um deutsches Eigentum, welches einfach an den Besatzungsmächten vorbei umdeklariert wurde, um wertlose Maschinen in Kapital zu verwandeln und dieses wieder in die deutsche Wirtschaft zu bringen. Wenn Adolf Eichmann hierbei eine Rolle spielte und dies dem CIA bekannt war, dann wundert es mich, wieso der CIA seinem willigen Diener Peron nicht auf die Finger haute?
- Es handelt sich um deutsches Eigentum und nicht um rein jüdisch beschlagnahmte Werte
- Gaby Weber gibt die so transferierten Werte im dreistelligen Millionenbereich an. Zitat:"Das US-Finanzministerium schätzt das versteckte Nazivermögen bei Kriegsende auf 3 Milliarden US-Dollar. Wie viel über das Dreieck Zürich/Buenos Aires/Untertürkheim gewaschen wurde? Tatsache ist, dass bis 1955 die argentinische Zentralbank Mercedes-Benz Argentina 63 Millionen US-Dollar zur Überweisung ins Ausland zur Verfügung gestellt hat. Jorge Antonio will keine konkrete Zahl kennen. Er bestätigt aber, dass er Investitionen von Daimler Benz Deutschland in Höhe von 100 Millionen Dollar verwaltet hat. Die wirkliche Summe liegt wahrscheinlich weit darüber."
Bitte beachten: Selbst wenn es 3 Mrd. USD waren, so sind große Teile des Kapitals in Südamerika verblieben, wurden also nicht benutzt, um das Wirtschaftswunder aufzubauen, sondern waren eher für den argentinischen Wirtschaftsboom verantwortlich.
Selbst wenn es 500 Millonen DM waren, die in einem Zeitraum von 10 Jahren investiert wurden, so sind das bezogen auf das Bruttonationaleinkommen (ehemals Bruttosozialprodukt) der BR Deutschland von 500 Milliarden im Jahr 1951 wirklich nur Peanuts.
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Man kann also nicht sagen, dass die von dir genannte Quelle Vorgänge beschreibt, die auf eine maßgebliche Förderung der Wirtschaft der BR Deutschland durch Nazi-Gelder schließen lassen.
Es handelt sich nur um eine dreiste Art der Geldwäsche, bei der europäische Kanäle (deutsche, schwedische, schweizerische und polnische) in Zusammenarbeit mit einer rechten Diktatur in Argentinien, Werte aus dem Land bringen. Mit dem Sturz Perons endet die Sache.
Man kann also sagen, dass die Justiz sogar in den frühen, nazi-verseuchten frühen 50iger Jahren funktionierte.
Der Schaden für die Wirtschaft war überschaubar, der spätere Nutzen für die beteiligten Einzelpersonen immens und insofern ist der Vorgang moralisch und rechtlich zu kritisieren, allerdings war die Gesamtsumme für die deutsche Wirtschaft noch nicht einmal ein laues Lüftchen.
W.