... und du sprichst hier aus Erfahrung?
Ich glaube kaum.
Mit einer meiner besten Freunde hat mal Hotefachmann bei einem Hotel der gehobeneren Kategorie gelernt. Es war damals tatsächlich sein Traumberuf. Die Realität sah damals so aus, dass Überstunden vollkommen normal waren und auch vorausgesetzt worden sind. Der Feierabend war grundsätzlich variabel. Man konnte mit ihm am Wochenende eigentlich nie wirklich Planungen machen etwas zu unternehmen, weil er in den seltensten Fällen wirklich dann Feierabend machen konnte, wie es seine seine Arbeitszeiten vorgesehen haben. Natürlich hat er für die vielen Überstunden die er geleistet hat nicht einen Euro mehr bekommen auch Freizeitausgleich gab es nicht.
Von einem anderen Freund hat die Schwester den selben Beruf gelernt bei einer weltweit bekannten Luxushotelkette, die mit Sicherheit einen recht ansehnlichen Gewinn einfahren wird und da wurden mir in Sachen Arbeitsbedingungen quasi die gleichen Sachen berichtet.
In meinen Augen ist Mehrarbeit, die nicht bezahlt wird letztendlich nichts anderes als Sklaverei. Klingt sehr extrem, ja, aber wie nennt man bitte sonst geleistete Arbeit, die nicht vergütet wird? Natürlich möchste so etwas kein Mensch machen.
Gerade bei diesem Thema kann ich aus erster Hand informationen teilen, da meine Frau in einem großen Haus Empfangschefin ist. Es ist wirklich komplett schwer überhaupt Azubis zu finden und die, die man findet, sind eben nicht das gelbe vom Ei.
Denn wie du schon richtig erwähnt hast, sind diese jungen Leute eben nicht bereit, Spät- bzw. Nachtdienst zu machen, am Wochenende und, vllt. am schlimmsten, an Feiertagen zu arbeiten.
Die Argumentation mit Bezahlung mag zum Teil stimmen, der Rest mit Druck etc. ist einfach Mimimimimimi. Selbstverständlich hast du in einem Beruf, wo man fast 90% der Arbeitszeit mit unterschiedlichen Menschen zutun hat, Druck. Das bringt der Job einfach mit sich und kann, egal wie man es dreht und wendet, nicht abgestellt werden.
Aber ist das denn verwerflich, wenn man für sich im Leben den Anspruch hat möglichst gute Arbeitsbedingungen zu erfahren? Gerade für junge Leute ist es doch mit das schlimmste, wenn sein ganzes Umfeld um die Häuser zieht während man selbst in der Küche schuften muss und die Bedienungen noch Druck machen, weil das Essen zu lange dauert. Und das mit dem Druck ist mit Sicherheit kein Mimimimimimimi. Ich glaube kein Mensch arbeitet wirklich gerne unter Druck davon mal abgesehen ist es auch einfach ungesund auf Dauer. Dass dann am Ende sich größtenteils nur die bewerben, die in der Schule nicht ganz so gut waren und sich dann wahrscheinlich auch nur, weil die Eltern und das Arbeitsamt sie dazu drängt wundert mich nicht wirklich.
Wenn man anfangen würde in dieser Branche mit seinen Mitarbeitern gerechter umzugehen, würden das diese Berufsgruppe sicherlich interessanter machen.
Wg. der Bezahlung: schlussendlich hat es der Gast in der Hand. Sein Zimmerpreis bzw. den Preis, den er gewillt ist zu zahlen, ist der entscheidene Punkt. Aber scheinbar wollen die Gäste immer nur "günstige" Angebote haben, wie sonst erklärst du dir die immer steigende Beliebtheit von Buchungsportalen wie HRS & Co.?
Immer mehr Service und Betreuung fordern, aber immer weniger bezahlen wollen ... und dann sein Unverständnis äußern, warum die Mitarbeiter so wenig verdienen.
... wie gesagt, das Hotel meiner Frau würde selbst die Bewerber nehmen, die normalerweise nicht dem Profil entsprechen. Aber um eine Auswahl zu treffen, müssen erstmal Bewerbungen eingehen. Trotz Werbung auf Messen, Jobbörse, AA etc.pp.
Aber diese Probleme hat nicht nur das Gastgewerbe, das gibts in nahezu jeder Branche. Als Verbraucher hat man immer das Ziel, so wenig wie möglich zu zahlen und so viel wie möglich zu bekommen. Natürlich sollte man sich als Verbraucher dann schon bewusst sein, dass der günstige Preis auch irgendwo herkommen muss. Wenn ich im Supermarkt den Liter Milch für 50 Cent kaufe, sollte man auch daran denken, dass der Milchbauer bei dem Preis nichts verdient, aber nicht jeder kann sich den Luxus leisten, für den Liter den doppelten Preis zu bezahlen. Bei Hotels ist es doch ganz ähnlich.
Aber davon mal abgesehen, gab es diese miserablen Arbeitsbedingungen in dieser Branche auch schon, als an HRS und Co. noch gar nicht zu denken war