Bond auf Wii: Da hilft nur ein Lastwagen voller Trost...
Ein mäßig geschüttelter und lauwarmer Wodka-Martini mit angeschimmelter Olive unterhält wahrscheinlich besser, als diese virtuelle Ausgeburt der Wii-Hölle. Ohne härtere Drogen oder starke Medikamente kann man die Wii-Version eigentlich kaum länger als 30 Minuten ertragen. Bevor ich richtig loslege muss allerdings angemerkt werden, dass das Spiel inhaltlich identisch mit den Versionen für PS3 und der 360 ist, weshalb wohl auch diese Fassungen an dem lächerlichen Gameplay, der extrem kurzen Spielzeit (4.5 Stunden!) und einer „kindischen“ Inszenierung leiden dürften. Überträgt man diese Defizite auf die Wii, und garniert die Mischpoke mit der üblichen Steuerung und der abscheulichen Optik, so kann man erneut fulminant das gängige Klischee bestätigen, das mehr als deutlich sagt, dass man nicht schmerzfrei und dickköpfig auf Teufel komm raus ein Spiel von einem unfähigen Studio auf eine „fordernde“ Plattform portieren lassen sollte.
Das markanteste Defizit ist zweifelsfrei die Optik, die man weder gut reden kann, noch sonstig löblich charakterisieren sollte. Sie ist einfach schlecht. Selbst für Wii-Verhältnisse, und sogar für Cube-Verhältnisse. Es ist bezeichnend und zugleich auf unfreiwillige Art unterhaltend, wenn selbst ein umstrittener Launchtitel wie „Red Steel“ optisch ganz klar durchgängig überzeugender wirkt, deutlich detailreicher inszeniert wurde und man trotz der Limitierung der Konsole eine gewisse optische Dynamik vorfinden kann. Quantum of Solace ist hingegen absolut kraft- und stellenweise auch farblos. Die Texturen verdienen diese Bezeichnung nicht, und sind schlicht nicht zu entschuldigen. Die verschwommenen Videos von Youtube demonstrierten maximal den teilweise annehmbaren Polygoncount der Umgebungen, aber vertuschten aufgrund der geringen Auflösung natürlich die widerwärtigen Oberflächen. Erstaunlich ist gar, dass Metallflächen nicht einmal an das Niveau von GoldenEye ranreichen, und das Wasser generell deutlich hinter dem Standard hinkt, der damals von Banjo und Kaazoie auf dem N64 geschaffen wurde. Das optische Gesamtbild ist schlicht und ergreifend ein Trümmerfeld, das verdient beseitigt werden muss.
Spielerisch ist das Programm hingegen ein Lizenztitel der belanglosen Art, ohne wirklich schlecht zu sein, aber leider auch gänzlich ohne überzeugende Höhepunkte. Die Steuerung ist erträglich, aber insgesamt nicht fein genug sensibilisiert. Metroid Prime oder Medal of Honor Heroes 2 stellten sich da cleverer an. Das reine Gameplay beschränkt sich auf das Neutralisieren von zahlreichen und extrem dümmlich agierenden Gegnern, die keinen Lebenswillen haben, und maximal aufgrund der hohen Anzahl eine gewisse Bedrohlichkeit entstehen lassen. Das Deckungsgameplay verkommt im weiteren Spielverlauf zu einer überflüssigen Komponente, da man mit dem herkömmlichen „Ducken & Ausweichen“ auch zum Ziel kommt. Diese Art ist generell auf der Wii zu bevorzugen, da man so nicht die ekelhaft aufgelösten Matschtexturen des armen Polygon-Craigs ertragen muss, der immer dann eingeblendet wird, wenn man mit einer Wand oder einem Mauervorsprung kuschelt. Die Action selbst gleicht sich zielstrebig dem restlichen mauen Eindruck an. Gerade für jemanden wie mich, der durchgeplante Shooter mit 70 Gegnern pro Abschnitt nicht ausstehen kann, ist dieses Spiel wirklich eine Geduldsprobe der nachteiligsten Art. Die Nahkämpfe und Quicktimeevents sind übrigens zu vernachlässigen, bzw. störende Elemente, die häufig den Fluss unterbrechen. Eine Physik fehlt fast völlig, das Ausschalten der Gegner ist anspruchslos und schlecht in Szene gesetzt. Negativ fallen aber primär die kerzengerade aufgebauten Umgebungen auf. QoS ist der Inbegriff eines Schlauchshooters, der versucht mit übertrieben vielen Scripts und unendlichen Gegnermassen eine gewisse Bedrohlichkeit zu entwickeln. Da die Optik der Karten auf Wii inakzeptabel ist, und der Aufbau generell stupide wirkt, darf man freilich keine spielerischen und abwechslungsreichen Offenbarungen erwarten. Hinzu gesellt sich der Punkt, dass man ohne Kenntnis der Filme faktisch keinen Einstieg in den Titel findet. Der Handlungsfaden (Rache?) ist absolut wirr, und aufgrund der sehr großen künstlerischen Freiheiten der Karten und Aufträge fällt es selbst mir als Fan schwer, die umgesetzten Aspekte aus „Casino Royale“ zu verstehen und virtuell zu genießen. Hier hat sich der Entwickler wirklich einen großen Patzer erlaubt, und fast schon bewusste inhaltliche Verfälschung betrieben. Besonders „Miami International“ hat faktisch nichts mehr mit dem Einsatz aus dem Film zu tun, und atmosphärisch ist daher auch kein Blumentopf mehr zu gewinnen. Zwar gibt es vor jeder Mission ein gesprochenes Briefing, doch diese wirken primär „kindisch“. Ganz besonders dann, wenn jede sprechende Figur von einem schlecht gerenderten Passbildchen repräsentiert wird, das qualitativ auf dem Niveau des Schöpfungsstands eines 3D-Studio-Max-Anfängers angesiedelt ist. Des Weiteren haben nur die wenigstens Figuren im Spiel und während der Briefings ihre „echten“ Gesichter. Vesper, White, LeChiffre und andere Charaktere sehen völlig anders aus, und einzig Bond und M sind wirklich auf Anhieb zu erkennen (weil sich diese Schauspieler auch scannen ließen).
Der Mehrspielerpart sieht optisch erstaunlicherweise besser als der Einzelspielermodus aus, aber spielerisch wird eben nur die übliche Kost geboten. Interessant für Fans von GoldenEye ist die Neuauflage der Facility, die etwas erweitert wurde, und grob noch an das Original erinnert. Doch selbst dieses nette Feature wertet den 4-Spielermodus kaum sinnig auf.
Insgesamt hat das Spiel und ganz besonders die Wii-Version das markante Problem, dass man faktisch völlig losgelöst von der Vorlage irgendetwas spielt, was sich „bondig“ anfühlen soll, dann aber nur wie eine fehlkonstruierte Modifikation von Call of Duty 4 wirkt. Das gilt auch für die Akustik, und die teils annehmbare, größtenteils aber völlig grässliche Interpretation der klassischen Bondmusik vorsetzt.
Zumindest auf Wii (mal wieder) eine derbe Enttäuschung. Und aufgrund des Leveldesigns und des allgemeinen Gameplays ebenfalls fraglich, ob die Next-Gen-Fassungen nun deutlich besser sind (ich empfand bereits die PC-Demo als äußerst schwach). Für mich als Core-Bond-Fan ist das schlicht indiskutabel und faktisch das schlechteste Spiel, das ich in den letzten 3 Generationen gespielt habe. Kein Vergleich mit den zum Teil ebenfalls durchschnittlichen Titels Agent under Fire, Nightfire, From Russia with Love oder GoldenEye. Die hoben sich zwar auch mitunter drastisch von der Vorlage ab, aber immerhin stimmte dort das Identifikationsgefühl und es kam richtige Bondatmosphäre auf (sogar bei den Titeln mit fiktiven Geschichten).
Fazit: 60 Euro für 5 Stunden und eine indiskutable Optik samt repetivem Gameplay? Lieber ein Loch ins Knie bohren und Oliven durchdrücken. Zum Glück war es nicht mein Geld.
Regards, eX!