Ich zitiere mich einmal aus dem PCGH-Forum selbst:
Das Video strotzt leider nur so vor intellectual dishonesty. Das Problem ist nicht "woke" per se, sondern die performative Umsetzung, die im Zweifel sogar schädlich für die betroffenen Personengruppen ist.
True, wird aber generell ausgeblendet. Man simplifiziert Kritik auf Schlagworte, die teilweise User auch selbst anbringen aber ohne es kritisch zu hinterfragen und längere Ausführungen zu bedenken. Am Ende steht dann "Anti-LGBTQ" gegen "Anti-Woke", obwohl wie ich aber auch schon schrieb, da ein Spektrum ist. Du sprichst dabei ganz richtig an, das ist dann auch ein Faktor der schädlich für die betroffenen Personengruppen ist. Einerseits weil sie ziemlich entmündigt werden und andererseits, weil Dritte das Gefühl haben, diese Gruppen forcieren das alles. Das führt zu einer immer negativeren Betrachtung und letztendlich zu realweltlichen Auswirkungen bis in die Kriminalstatistik hinein. Wir waren da mal viel, viel weiter gewesen. Zugegeben war diese Zeit auch noch geplagt von Klischeedarstellungen aber die Rezeption war viel entspannter. Ein Rocky Horror Picture Show in der heutigen Umgebung würde wohl eine völlig andere Reaktion hervorrufen als damals - und das ist schade.
Gerade DA:V wirkt durch das sehr schlechte Writing eher wie eine Karikatur (...)
Sehr guter Punkt, der ziemlich unter den Teppich fällt. Selbst in den positiven Bewertungen auf Steam lese ich genau das. Stunden über Stunden fröhlichen Lilalaunebärspaß quasi und gemeint ist damit die Vermeidung jeglichen Konflikts, alles ist einfach wahnsinnig nett und das ist wirklich das vollkommene Gegenteil von Bioware. Und ganz ehrlich? Ich würde sogar sagen unabhängig von der Marke ist diese Vermeidung von Konflikt immer schwierig. Nicht dass ich ständig Streit will u.Ä. aber Veilguard ist quasi genau das andere Ende des Spektrums.
Wenn ich den Grund dafür suchen müsste, ich bin sicher ich finde ihn eben in dieser überproportional positivistischen Einstellung. Sie ist sicher auch derselbe Grund für das violette HUD, den Pixaresken Stil mit den großen runden Augen und das alles unheimlich weich ist.
Selbst, wenn viele Spielerinnen sexualisierte Charaktere ablehnen, spielen sie hauptsächlich sexualisierte Charaktere. Das ist zumindest das Ergebnis einer neuen Studie:
While strength cues in female video game characters signal capability, they don’t counteract the negative impact of sexualization. Surprisingly, female players often chose highly sexualized characters to play, despite generally disliking them.
www.psypost.org
Wundert mich nicht. Persönliche Erfahrungen sind zwar wenig an und für sich wert aber warum verbringt man soviel Zeit in Charaktereditoren? Um Charaktere besonders realistisch und hässlich zu machen? Oder auch nur auf Frauen bezogen. Warum verbringen sie tendentiell soviel Zeit im Bad und benutzen viel mehr Kosmetika bzw. Hygieneprodukte? Gut auszusehen, sauber zu erscheinen, eigene Stärken zu betonen oder wenn sie nicht vorhanden sind einfach zu erschaffen (künstliche Wimpern, Fingernägel u.Ä.) ist doch vollkommen natürlich.
Auf der anderen Seite muss man durchaus auch fragen: Was ist so schlimm an der Sexualisierung?
Ich würde eher die Gegenfrage mittlerweile stellen. Was steckt dahinter, dass wir immer wieder diesen Kampf erleben gegen sexualisierte Darstellungen - besonders in Bezug auf Frauen bis hin zur Verhüllung oder kompletten Zensur? Was steckt hinter Puritanismus egal welcher Gruppierung, religiöser Natur oder auch die aktuelle oder letzte Feministengeneration (weiß nicht ob da mittlerweile ein Wechsel stattfindet oder das immer noch gleich ist)? Den die Frage lässt sich ja einfach beantworten. Daran ist an und für sich gar nichts schlimm. Aber dieser Versuch der Kontrolle darüber wie gerade Frauen erscheinen zieht sich ja wie ein roter Faden durch die Jahrhunderte.
Doch, schon. Die USA leiden immer mehr an einer krassen Hypersensibilität, die ich nicht auch in Deutschland sehen will.
Daran litten die USA schon seit Jahrzehnten. Wir auch aber in anderer Art und Weise. Die USA hatten schon im letzten Jahrhundert massive Probleme die dann zur MPAA, Comic Code und ESRB geführt haben. Die Moral Panic? USA. Worin mündere sie? Satanic Panic. USA. Das ganze Ausgepiepe ist ja ein klassisch amerikanisches Ding, heute seh ich es ü-ber-all. Ich finde es, in den 90ern aufgewachsen, richtig gruselig zu sehen mit welcher Selbstverständlichkeit die Leute ständig Begriffe wie Scheiße selbstzuzensieren (siehe Bullshit weiter unten in deinem Comment
) in der immer währenden Angst unsichtbar gemacht zu werden. Entweder in dem ihre Äußerungen gelöscht, ihre Accounts gebannt oder geshadowbanned werden. Wir sehen es leider hier schon, es ist schon passiert, es ist durch die eigentlich positive kulturelle Überschneidung rübergeschwappt. Die Konsequenzen davon sind allerdings erschreckend, denn diejenigen die davon wirklich profitieren, sind die Ränder. Du erwähnst ja selbst den Backlash in den USA. Harris hätte unter normalen Umständen überhaupt keine Probleme zu gewinnen, genausowenig wie andere demokratische Parteien und Kandidaten in anderen Ländern. Aber in vielen, vielen Jahren seit der Tea Party Bewegungen ist die Gesellschaft so polarisiert, dass selbst Leute Trump und Co. wählen, die es unter normalen Umständen gar nicht tun würden, einfach weil sie diese Hypersensibilität bzw. verschobene Prioritätensetzung satt haben. Das ist nicht unbedingt intelligent (besonders ironisch, wenn jemand eine Partei wählt die gegen Subvention ist, sie aber selbst eigentlich Investitionen wünschen) aber Wahlen wurden wohl noch nie entschieden, weil die Wähler sich alle Wahlprogramme durchgelesen haben und dann den gewählt haben, der die besten Ideen und Vorschläge hätte.