Naja, eben. Bei diesem Grenzwert geht es doch nicht darum wo es jetzt gerade so gefährlich ist. Aber wenn die Nachverfolgung zusammenbricht, dann kannst du in ein paar Wochen halt gleich ein Vielfaches davon über deutlich größere Gebiete bekommen. Weil möglicherweise Betroffene nicht gewarnt und in Quarantäne geschickt werden können.
Das ist schon klar, aber ich finde den Ausdruck "Risikogebiet" eben irreführend. Das erweckt den Eindruck, eine Region oder Leute aus der Region seien richtig gefährlich.
Wie weit willst du denn aufstocken? Das ist doch exponentiell. 100 pro 100.000 Infizierte? Das wären in München dann schon 1.500 Personen pro Woche. Und jeden einzelnen Kontakt davon?
Wieso ist das exponentiell? ^^ Nehmen wir mal, dass es im Schnitt (und darauf basieren ja die Zahlen) 20 Kontakte pro Fall sind, die man finden muss. Dann sind es bei 50 neuen Fällen pro Woche pro 100.000 Einwohner also 20*50 = 1000 Kontakte. Wären es 100 neue Fälle pro Woche, sind es 20*100=2000. Doppelt so viele Fälle, doppelt so viele Kontakte.
In einer Stadt wie Köln (1Mio) wären es halt in der SUMME 10.000 statt 1000 Kontakte bei 50/100.000 Neuinfektionen, weil 1Mio 10 mal 100.000 sind. Bei 100/100.000 neuen Fällen wären es 20.000. Einfach nur mal 2, nicht exponentiell.
Die AUSBREITUNG ist exponentiell - bzw. sie KANN es sein. Denn es ist ja auch denkbar, dass du zb jede Woche 100 neue Fälle pro 100.000 hast, und die Zahl bleibt dann aber auch wochenlang bei 100 - dann bleibt auch die Zahl an aktuell Positiven über Wochen gleich. Es kann sogar sein, dass du 100 neue Fälle hast, aber vorher waren es lange Zeit zB 300, so dass eine Zahl von 100 über 10-20 Tage insgesamt sogar eine Verringerung der Infektionszahlen bedeutet.
So oder so: Das muss man dann genauer anschauen, aber es kann unmöglich sein, dass bei 50 partout Schluss ist und man seit März/April da nichts erhöhen konnte. Das Ganze kann man verbinden mit strengeren Kontaktdaten-Regeln, so dass in etlichen Fällen der Aufwand der Rückverfolgung sehr gering wäre und man selbst bei gleichbleibendem Personal mehr als 50 Fälle schafft.
Beispiel: Stadion. Das wären hier in Köln personalisierte Tickets, die Sitzplätze sind eindeutig klar, es gibt im Stadion strenge Regeln, es gibt Zeitfenster, damit nur die Zuschauer von Block X rein/rausgehen, danach die von Block Y usw., es sitzen maximal 2 nebeneinander, dann 3.4 Plätze sowie eine Reihe oben/unten Abstand, Maskenpflicht sowieso. Falls dann ein positiver Fall auftritt, dann muss man maximal die Leute benachrichtigen, die im Umkreis von vielleicht 20m saßen, und da weiß man ja, wer das ist. Alles andere wäre unnötig, da es nichts anderes wäre als wenn der Infizierte auf einer beliebigen Straße mit Maske rumgelaufen wäre, und da geht man dann ja auch nicht hin und versucht, die ganzen Passenten zu identifizieren. Wenn wiederum jemand infiziert wäre, der zb in einem Supermarkt arbeitet, wird es VIEL viel aufwändiger.
Das heißt: mit exakteren Daten wird der Aufwand viel geringer, und man könnte ganz sicher mehr als 50 neue Fälle/100.000/Woche schaffen.
Und nicht falsch verstehen: die Zahl von 50 als kritische Grenze, um eine Warnstufe raufzugehen, ist völlig okay weil es eben bei einem Aufwärtstrend dann exponentiell sehr schnell stark steigen kann - aber "Risikogebiet" bei nur 50 sowie ganz strenge Maßnahmen, obwohl nicht mal einer von 1000 infiziert ist, NUR weil nicht genug Leute zur Nachverfolgung da sind? DAS kritisiere ich.
Am Anfang der Krise brach die Nachverfolgung schon bei etwa 1.000 Personen zusammen. Insgesamt.
Weil man da weder Erfahrung, noch die Strukturen und erst Recht irgendwelche Daten hatte.
Ich sag nicht, dass die Zahl nicht erhöht werden könnte oder sollte. Aber nachdem EU-weit damit gerechnet wird muss das ja irgendeinen Hintergrund haben.
Wird das wirklich EU-weit genau so gemacht? Oder wird es nur in D so kommuniziert, weil wir diese Grenze haben und WIR (also unsere Behörden und/oder Medien) daher auch zB Madrid als Risikogebiet einstufen, wenn die Zahl über 50 liegt?