Man muss nun mal einen Kompromiss aus Vorsicht und Nachsicht eingehen, weil man begrenzte Kapazitäten für die Tests hat und man bei vorschnellen "Verdachtsfällen" auch das komplette Leben lahmlegen würde, das geht halt nicht anders. Du kannst nicht einfach alle testen, die Erkältungssymptome haben und in einem Land waren, wo es auch Corona gibt. Würdest du denn die Schüler denn unbedingt testen lassen, wenn sie zB in Rostock auf Klassenfahrt gewesen wären, wo es bisher keine Fälle gibt, aber argumentierst "Rostock gehört zu Deutschland, in Deutschland gibt es Fälle, also testen wir" ? bzw. falls es in der Region, wo sie waren, schon Fälle gibt und man sie trotzdem nicht testet, wird das wohl gute Gründe haben.
Wenn es so wäre, dass du kurz an nem Teststreifen leckst und der dann verlässlich anzeigt, ob man Corona hat, und es von den Streifen auch ein paar Dutzend Millionen in Deutschland auf Vorrat geben würde, es pro Test vielleicht auch nur 10€ kostet, dann könnte man kritisieren, dass die Klasse nicht getestet wird. Aber so ist es nun mal nicht, man kann nur wirklich "harte" Verdachtsfälle testen (was die Fachleute in Potsdam offenbar aus bestimmten Gründen nicht so sehen). Für mehr reichen die Kapazitäten und Personalzeiten nicht aus, und die Tests kosten auch nicht nur 3 Euro 50...
Der aktuelle Test erfolgt in Laboren und soll um die 200-300 Euro kosten.
Eine Verzögerung der Ausbreitung misslingt mMn.
Nö, sie gelingt unter den Umständen sehr gut, wenn man sich überlegt, was man denn realistischerweise tun kann, ohne alles lahmzulegen. Stell Dir vor, die Leute zB in Heinsberg wären NICHT in Quarantäne gekommen. Das erste Paar hatte ja schon weiteren Leute angesteckt, und wenn diese weiteren Leute nicht in Quarantäne gekommen wären, hätten auch die wiederum einige angsteckt - diese Kette hat man weites gehend unterbrochen. Irgendwann wird es natürlich so viele Fälle geben, dass man nichts mehr machen kann, das ist klar. Aber die Ausbreitung GANZ verhindern könntest du nur mit einer 2-3 wöchigen bundesweiten Quarantäne - dabei würden vermutlich mehr Menschen sterben als potentiell durch ein "normales" Ausbreiten von Corona, denn überleg mal, wie viele Leute in Krankenhäusern und Pflegeheimen betreut werden müssen oder mach Dir mal klar, wie viele Herzinfarkte, Schlaganfälle und andere ähnliche Notfälle es gibt (es sind über 250.000 Infarkte und c.a. 200.000 Schlaganfälle pro Jahr), die dann ja alle nicht versorgt werden könnten, wenn jeder in Quarantäne bleiben müsste.
Und selbst wenn Deutschland dann "virenfrei" wäre: wenn man sich nicht vom Rest der Welt KOMPLETT abschotten will, kommt Corona dann ja erneut - soll man dann nochmal 2 Wochen bundesweite Quarantäne machen? Und wenn das überstanden ist und Corona erneut nach D kommt wieder, und wieder, und wieder?
Ich persönlich mache mir jetzt nicht so den Kopf, irgendwann werde ich bestimmt angesteckt und muss halt ein wenig das Bett hüten.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mal das, außer du bist schon jetzt nicht so ganz fit.
Aber wenn diese Pandemie unprofessionell angegangen wird, dann trifft es das öffentliche Leben und die Wirtschaft stärker als es hätte sein müssen.
So was scheint in den USA eher der Fall zu sein, da hat Trump ein Team für Corona, das von Viren und Epidemien Null Ahnung hat, und Experten werden quasi nur gehört, wenn es dem Team passt. So nach dem Motto "was wir nicht wissen, existiert auch nicht".
Dazu eine Frage an Herbboy:
Bedeutet das, dass man mit diesem Test nicht nur eine Chance von 30-50% hatte Covid-19 zu entdecken, sondern dass auch eine 30-50% Chance auf False-Positives bestand? Ergo: lass dich drei mal testen und du bist als Erkrankter markiert?
Nein, die Falsch-Positiven sind eine ganz andere Zahl bzw. wenn die Zahl identisch wäre, wäre das reiner Zufall. Zwei Beispiele:
1) nehmen wir an, der Test reagiert NUR auf die Coronaviren und macht dies auch perfekt, aber er reagiert erst dann, wenn du zB pro ml Blut oder Speichel mehr als 1000 Viren hast. 50% der infizierten haben aber weniger als 1000 Viren pro ml Blut/Speichel. Dann hast du eine Erkennungsquote "korrekt positiv" von nur 50%, ABER keinen einzigen Falsch-Positiven.
2) nehmen wir an, dass der Test auf ein Hormon reagiert, das im Falle von Corona in JEDEM Fall vermehrt auftritt, wenn man infiziert ist. Andererseits haben auch 30% Nicht-Infizierte einen erhöhten Spiegel bei diesem Hormon, zB auch durch andere Krankheiten als Corona. Dann entgeht Dir mit dem Test zwar kein Infizierter, weil ja alle mit Corona einen erhöhten Hormonspiegel haben und man sie daher auch positiv testen, ABER du wirst auch unter den Gesunden 30% Leute positiv testen, obwohl sie kein Corona haben.
*edit*
Was AFAIK nicht sein kann ist, dass der Test mehr Falsch-positive als Korrekt-Positive findet (relativ gesehen, nicht von der Gesamtzahl her!). Denn mal angenommen, bei 30% der Nicht-Infizierten ist der Test trotzdem Positiv, dann wäre er ja auch bei 30% der infizierten "falsch" positiv PLUS noch die, bei denen der Test korrekt funktioniert und DAHER positiv reagiert. Theoretisch ist es zwar möglich, dass man mehr Falsch-Positive hat als korrekt-Positive - da muss aber die Grundannahme für den Test komplett falsch sein. zB wenn der Test nach einem Mindestmaß beim Spiegel eines bestimmten Hormones sucht, das man vermehrt bei Kranken vermutet, aber in Wahrheit haben eher die Gesunden mehr von diesem Hormon und die Kranken weniger. Dann wäre die Annahme ja komplett falsch, und es würden mehr Fälle falsch-positiv sein als korrekt-positiv, und die korrekt-positiven sind strenggenommen aus dem falschen Grund positiv
Man muss dabei aber immer beachten, dass es um RELATIVE positive/negative Ergebnisse geht. Wenn eine Krankheit nur bei wenigen pro 100.000 Einwohner auftritt, dann ist selbst eine Falsch-Positiv-Quote von nur 2% schon enorm viel. Stell Dir vor, von 100.000 Leuten haben pro Jahr 10 Leute eine sehr schwere Krankheit XY. Ein Test findet sie alle, aber er ist auch bei 2% der Leute positiv, die die Krankheit gar nicht haben. Dann hast du zwar die 10 Kranken unter den 100.000 Leuten Entdeckt, aber von den restlichen 99,990 sind 2% auch erstmal mit der Diagnose konfrontiert - das wären fast 2.000 Leute, und das "nur" wegen 2% falsch-positiven. Wenn man bei der Krankheit als Therapie die sofortige Einnahme eines heftigen Medikamentes hat, müssen also fast 2.000 das Medikament nehmen, haben daher ggf. Nebenwirkungen, nur damit man 10 Leute heilen kann. Daher und auch, weil unnötige Behandlungen und damit ggf. verbundene Arbeitsausfälle teuer sind, ist es wünschenswert, dass die Falsch-positiven möglichst gering sind.
Was "okay" wäre sind relativ viel falsch-positive Ergebnisse bei einer Art "Vor-Test", den man aus Kostengründen einem aufwendigen anderen Test vorschaltet. Dann hast du zwar viele, die gar nicht krank sind, aber die müssen nur einen anderen Test machen und nicht direkt eine belastende Therapie oder so was. Ein ungutes Gefühl werden die dann aber trotzdem haben, so dass die Dauer zwischen den zwei Tests möglichst gering sein sollte.