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ruyven_macaran
Gast
Woodstock am 06.03.2006 12:43 schrieb:1. Wurden die mit Abstand meisten Erfindungen in den letzten Jahren/Jahrzehnten gemacht. Vornehmlich von kapitalistisch orientierten Systemen (soviel zur Leistungsfähigkeit der Forschung)
es war die rede von "großen erfinungen" - ich geh also mal davon aus, dass der patentierwahn des letzten jahrhunderts, in dem jede schraube als hochkomplexe neuentwicklung gezählt wird, berücksichtigt wird.
(der erste jet mag eine erfindung sein - aber 90% der sache geht trotzdem direkt auf die ersten gleiter eines z.b. lilienthal zurück. also auf jemanden, der einem hobby und keinen kapitalistischen interessen nachging)
vornehmlich von elementen dieser systeme, die nicht im geringsten kapitalistischen gesetzen gehorchen (grundlagenforschung, private enthusiasten, militär könnte man auch noch dazuzählen)
2. Logischerweise können "große" Erfindungen nur einmal gemacht werden. Man kann nur EINMAL das Rad erfinden. Das war natürlich vor irgendeiner Börse. ABER: Die zehntausend Variationen des Rads, die erst das volle Potenzial der Erfindung freisetzen (Zahnrad, Luftreifen, Getriebe etc. etc. etc.) wurde erst in den letzten 100 bis 200 Jahren gemacht.
deswegen gabs zahnräder und getriebe auch schon in der griechischen antike..
(mesoptamien würde mich auch nicht überraschen, aber ich hab grad kein buch zur hand, das aufschlüsse drüber gibt, ab wann die heute noch in diversen dritte welt ländern üblichen konstruktionen an wasserrädern damals tatsächlich im einsatz waren)
und die elementare vorraussetzung für luftreifen -gummi- wurde auch entdeckt, als wild rumexperimentierende chemiker mit kautschuk kombiniert wurden.
die arbeiteten damals aber auch nicht im auftrag der industrie und hätte 1500jahre vorher irgend n alchimist das zeug in die hände bekommen, wär die erfindung vermutlich deutlich älter gewesen - mit kapitalismus hat das wenig zu tun.
(man möge an der stelle auch exemplarisch berücksichtigen, dass der offizielle erfinder des luftreifens arzt war - also beruflich rein gar nichts damit zu tun hatte, sondern seine arbeitskraft -wieder jeglicher kapitalistischer logik- in etwas investierte, wovon er sich quasi keinen profit versprach.)
3. Die Börse - nur zu Deiner Information - wurde bereits im 16 und 17. Jhd erfunden. Vorläufer der Börse waren Handelssysteme, die schon in der italienischen Renaissance entwickelt wurden. Im der frühen Neuzeit bzw. späten Mittelalter waren zum Beispiel Venture-Capital finanzierte Unternehmen durchaus üblich.
die frage ist, wann dadurch entscheidene entwicklungen ermöglicht verursacht wurden..
4. Alle Gesellschaften, die ein ausgeprägtes (vor)kapitalistisches Handelssystem verwendeten, zeigten auch eine enorme wissenschaftliche und kulturelle Leistungsfähigkeit. Ob nun die frühen Ägypter oder Griechen oder die italienische Renaissance, das Goldene Zeitalter der Holländer, der französische Barock oder die europäische Moderne. Das ist geschichtlicher Fakt.
die zentralisierten, einem gott-ähnlichen herscher dienenden ägypter, die auf ihre polis (und die zugehörige gemeinschaft) fixierten griechen, die kirche&kunst verschriebenen italiener der renaissance (deren wissenschaftliche leistungen i.d.r. von wissens- und nicht geldgierigen leuten erlangt wurden, die dadurch keinerlei gewinn im kapitalistischen sinne erlangten) laufen für dich also alle unter "kapitalistisches system"?
imho falsch.
und die holländer waren zwar überaus kapitalistisch, afaik beziehst du dich aber auf das zeitalter des beginnenden kolonialismus, in der holland sich als vorzügliches beispiel kapitalistischen unternehmertums auf kosten der asiaten (rohstoffe) bzw. europas (die enormen preise, die sie dafür kassierten - betrachte das ende, welches dir lieber ist) bereicherten..
nacheinander viele tolle glanzpunkte setzen, ist im kapitalismus ja auch kein problem - im gegenteil: die fortwärende anhäufung von vermögen an immer anderen punkten sorgt natürlich dafür, dass immer wieder jemand hervorsticht.
aber der gesamtheit gehts dadurch doch nicht besser.