TBrain am 04.03.2006 16:44 schrieb:
Aber würden sie auch ohne den Antrieb des Geldes (oder der Verbesserung der eigenen Situation) die Haare schneiden?
wenn sie sich darüber im klaren wären, dass sie im sinne der gesellschaft eine aufgabe übernehmen müssen, gehe ich durchaus davon aus, dass sie diese aufgaben wählen würden.
war mir irgendwie schon klar, dass du das gemeint hast auch wenn ichs nicht so krass ausdrücken würde, denn komplett egoistisch ist wohl niemand. Dieses Verhalten der Menschen wird sich nur nicht ändern lassen.
tjo - die befürchtung hab ich auch bzw. es wird vermutlich länger dauern, als die derzeitigen verhältnisse benötigen um einen großteil der menschheit auszurotten.
Ich bin schon fast geneigt zu sagen "und das ist auch gut so", ich fände es furchtbar langweilig wenn jeder immer nur im Sinne der Allgemeinheit handeln würde.
weiß nicht, ob das langweilig wäre - die energie, die sonst in sinnlosen wettkampf gesteckt worden wäre, würde dann ja z.b. in künstlerische projekte oder forschung fließen, was durchaus interessante ergebnisse hervorbringen dürfte, die einen dafür entschädigen, dass der kampf ums überleben (ich drück sachen gerne überdeutlich aus
) etwas langweiliger geworden ist.
Also das finde ich ist eine ziemlich utopische Sichtweise, da braucht man sich nur einmal in der Welt umzuschauen wo 2 Menschen aufeinandertreffen gibt es 2 unterschiedliche Ansichten.
utopisch im sinne von "man weiß nicht, wie mans erreichen soll": ja
utopisch im sinne von "selbst wenn jeder mitmacht funktionierts nicht": nein
denn es ist zwar so, dass 2 menschen, die aufeinandertreffen, unterschiedliche ansichten haben, aber nicht unbedingt zwei menschen, die sich über ihre grundlagen ausgetauscht und dann drüber nachgedacht haben.
wobei ersteres in einer gesellschaft, in der nicht jeder die fakten an seine interessen anpasst auch kaum nötig ist und die beiden somit schon vor dem treffen zu sehr ähnlichen schlüßen kommen könnten. (wenn sie ihr hirn nutzten - neben dem mangel an sozialem verhalten/altruismus ja das zweite große problem von homo sapiens sapiens
)
Das kommt darauf an wie man beides betrachtet und v.a. auch aus welchem Blickwinkel man "das beste" sieht. Offensichtlich waren sklaverei, genozid, diebstahl, drogenhandel nicht erfolgreich sonst wären sie noch heute dominant. Dafür ist ja noch nichtmal soziales Bewußtsein nötig, sondern lediglich wirtschaftlich rationale Betrachtung.
es wäre mir nicht bekannt, dass sklaverei aus wirtschaftlichen gründen abgeschafft wurde, afaik war dafür eher fleißige politische aktivität von menschenrechtlern nötig, der letzte große fall von genozid wurde auch für einen EXTREMEN wirtschaftlichen aufschwung genutzt - und von leicht entsetzten nachbarn beendet, und diebstahl und drogenhandel sind keineswegs aufgrund mangelnder rentabilität eingestellt worden sondern erfreuen sich im gegenteil wachsender beliebtheit.
Demnach leben wir nicht im Kapitalismus
nicht im reinen. unsere wirtschaft wird in großem maße durch auf sozialen überlegungen basierende gesetzte reglementiert.
nur sind dass die gesetzte, die der wirtschaft regelmäßig wegstehen und die im sinne von "mehr wachstum" abgeschafft werden sollen und es sind umgekehrt auch die gesetzte, die dafür sorgen, dass die allgemeinheit zumindest teilweise anteil am erwirtschafteten gewinn hat.
oder anders: nur durch massive zwangsmaßnahmen (nicht gegenüber einzelpersonen aber der wirtschaft) ist es möglich, dass trotz des stark kapitalistisch orientiertem verhalten der meisten noch ein menschenwürdiges leben für die meisten möglich ist.
es ist also nicht der kapitalismus und nicht der freie markt / die freiheitliche gesellschaft, die bei uns die allgemein als "gut" bezeichneten dinge schaffen, sondern im gegenteil genau die elemente, die den beiden entgegenstehen.
Ich habe immer noch ein Problem mit dem Begriff Kapitalismus, denn die Anhäufung von Kapital ist nicht das Grundprinzip sondern die Folge aus individuell rationellen Entscheidungen in einem freiheitlichen System.
die anhäufung von kapital ist ein ziel das -unter nicht weiter reglementierten bedingungen- ein bestimmtes system erzeugt. diese kombination aus disem ziel und zugehörigem system ist der kapitalismus.
naja ich mehm mal an du meinst Vertreter der freien Marktwirtschaft. Diese gehen ähnlich idealistisch an die Sache heran wie du oben bei dem nicht egoistischen Menschenbild. Wenn in allen Bereichen wirklich freie und vollkommene Märkte existieren würden, dann maximiert sich der Nutzen der Gesammtgesellschaft, das kann man mit mathematischen Modellen beweisen.
hmm - alle "vollkommenen märkte", die mir bislang in solchen theorien begegnet sind, gehen davon aus, dass jeder betroffene auch gleichberechtigt anteil am markt hat und der markt nicht durch gesetzte,... beschränkt wird.
dummerweise können die natur und zukünftige generationen aber nicht gleichberechtigt am markt teilnehmen, obwohl sie betroffen sind und wenn man ihre einflüsse durch gesetze geltend machen will, hat man wieder keinen freien markt (und massive probleme damit, diese gesetze angemessen zu formulieren
)
somit sind die idealistischen vorstellungen der freien marktwirtschaft imho nicht nur utopisch (wie die des sozialismus) sondern schlichtweg in sich selbst ein nicht existenzfähiges paradox.
definitiv nicht!
Jede Einschränkung von Freiheiten führt nicht mehr zum gesamtgesellschaftlichen Maximum, desshalb kann Sklaverei nicht im Sinne der freien Marktwirtschaft sein.
andere menschen nicht besitzen zu dürfen ist aber auch eine einschränkung von freiheiten - erwähnte ich schon, dass freie marktwirtschaft wiedersprüche aufweist?
auch stellt sich z.b. die frage, wie man tiere mit integriert.
da die menschheit ja nur in form einer "gesellschaft" mit allen anderen organismen auf diesem planeten existieren kann, müssten diese ja auch teil des systems sein und beim gesellschaftlichen maximum berücksichtigt werden, da sonst auf ihre kosten der gewinn der gesellschaft maximiert und damit der zukünftigen gesellschaft ihre grundlage entzogen wird.
die kann man aber schlecht integrieren, da die meisten bakterien nicht die geistigen leistungen vollbringen, um an einer freien marktwirtschaft teilzunehmen
schränkt man die gesellschaft aber ein ist auch gar kein problem, einige menschen (sklaven, bewohner anderer staaten, frauen,..) einfach als außerhalb der gesellschaft zu definieren und somit den gewinn der verbleibenden gesellschaft auf ihre kosten zu maximieren.
es lässt sich also keine klare grenze der "gesellschaft" ziehen, somit ist ein selbststabilisierendes system nur nach diesen grundprinzipien überhaupt nicht möglich - für mehr stabilität wäre ein ausdehnen der gesellschaft unerlässlich, mehr gewinn -das ideal der gesellschaft- ist allerdings durch deren verkleinerung möglich.
ein wiederspruch, der durch nicht marktwirtschaftliche kräfte ausgeglichen werden muss. (in der praxis aber bis heute nicht ausgeglichen wird)
Das sogenannte soziale Bewußtsein kann man allerdings auch als "egoistische" Entscheidung auffassen, womit es ebenfalls zum Kapitalismus gehören würde, nicht gegen ihn arbeitet sondern mit ihm.
in wie weit kann man es auf egoistische entscheidungen zurückzuführen, wenn man z.b. versucht, zukünftigen generationen ein gewisses maß an rohstoffen und natur, aber möglichst wenig schulden zu hinterlassen?