nikiburstr8x am 27.02.2009 09:55 schrieb:
Mit der klaren Tendenz zum Krieger. Denn für was anderes waren Ritter nicht geschaffen.
Das sind Krieger, nichts anderes, von denen wird keine Diplomatie verlangt, nur "Ausführung". Ich kann mir nicht vorstellen, was daran edel sein soll.
Und woher beziehst Du Dein Wissen, wenn ich fragen darf?
Das, was Du schreibst, ist schlichtweg falsch, wenn - und ich nehme an, das tun wir - uns auf das europäische Rittertum beziehen. Zunächst einmal, der Ritterstand entwickelte sich aus der frühmittelalterlichen Panzerreiterei. Diese Krieger erhielten, wenn sie sich denn in der Schlacht ausgezeichnet hatten, ein Lehen vom "König" (vereinfacht), das sie zu verwalten hatten. Waren in der Frühzeit die Ritter für gewöhnlich nicht adelig, sondern sog. "Ministeriale" (Dienstmannen), rückten sie nach und nach in den Adelsstand auf; es gab also adelige und nichtadelige Ritter zu jeder Zeit.
Tatsächlich war es so, dass gerade in der Frühzeit Fehden und Raubzüge der Ritter untereinander wohl in Europa an der Tagesordnung lagen. Aus diesem Grund, treibende Kraft hierfür dürfte wohl die Kirche gewesen sein, entstand mit der Zeit eine Art "moralischer Kodex", ähnlich in der Form, was man heute mit dem Rittertum asoziiert (Stichwort: "Pax dei" [Gottesfrieden] und "treuga dei" [göttlicher Waffenstillstand], der Fehden zwischen Rittern stark reglementierte, "Kollateralschäden" an der Zivilbevölkerung rigoros ahndete, etc.)
Ab dieser Zeit (Hochmittelalter Ende 10,/ Anfang 11. Jh.) wurden diese Grundsätze mithilfe einer faktischen, mehrjährigen Ritterausbildung (Knappschaft, etc.) vermittelt.
Natürlich dürfte es immer noch Kameraden gegeben haben, die aus der Reihe scherten, aber diese wurden früher oder später entsprechend abgeurteilt.
Das Raubrittertum an sich kam jedoch erst zum Ende des Mittelalters, zu Beginn der frühen Neuzeit auf. Als Grund Nummer Eins wird häufig das Aufkommen von Feuerwaffen genannt, was aber nicht richtig ist, sondern es war ein Zusammenspiel vieler Faktoren.
- soziale Veränderungen gegen Ende des Spätmittelalters, Emanzipation großer Städte, Ende des Feudalsystems.
-militärische Veränderungen, Fußtruppen mit Piken, Bögen, Armbrüsten -> billiger und effektiver als Ritter.
- die Bereitschaft von Königen und Fürsten, ihr Vasallensystem zu "entschlacken" (viele Lehen waren über die Jahrhunderte dank Erbfolge zu unübersichtlichen winzigen Flecken
geschrumpft)
All diese Gründe führten dazu, dass verarmte Ritter sich als "Räuber und Wegelagerer" verdingten - ein Weg, der letztlich auf dem Schafott endete.
P.S.: Der hochmittelalterliche Ritter dürfte alles andere als "dumm" gewesen sein, üblicherweise wurde er im Lesen und Schreiben unterrichtet, beherrschte in den meisten Fällen Latein und war auch in der Lage, Gedichte zu verfassen und Instrumente zu spielen - soviel zu Deiner Meinung, die Kerle wären nur barbarische Schlagetots gewesen...
Noch krasser war es übrigens bei den japanischen Rittern, den Samurai.
Bei denen war sogar Ausdruckstanz und Blumenflechten (Ikebana) Pflicht...