Aber wenn im Radio ein Amoklauf (I don't like mondays) [...] verherrlicht wird,
*mööp* Falsch.
Das Lied hat nicht mal einen Amoklauf zum Thema, sondern die Motivation dahinter. Und endet als Fazit nicht in einer Rechtfertigung, sondern darin, daß es einfach keinen konkreten Grund gab, sondern einfach
"Es war Montag. Ich mag keine Montage." als Auslöser reichte.
Wenn man einen Amoklauf verherrlichen wollte, müßte man schon andere Geschütze auffahren, wie Nick Cave's
"O Malley's Bar", in dem ein Amokläufer als Protagonist detailliert schildert, wie er die Anwesenden in besagter Bar nach und nach erschießt und am Ende im Polizeiauto die Toten an seinen Fingern abzählt.
Völkermord (Run to the hills) verherrlicht wird,
*mööp* Falsch.
In Iron Maidens
"Run to the Hills" geht es zwar um Völkermord, aber aus der Sicht der
Opfer und der Täter. Es handelt sich also um eine neutralen Standpunkt. Logischerweise könnte man einzelne Zeilen als "verherrlichend" bezeichnen, aber im Kontext wird klar, daß der
gesamte Konflikt geschildert wird und sich das
"Run to the hills" sowohl auf die
"weißen Männer" als auch auf die
"Rothäute" bezieht.
sexuelle Perversionen besungen werden (Bobby Brown goes down)
Zappa hat gerne dumme Menschen als Protagonisten beschrieben. Jede Zeile des Liedes ist aus der Sicht eines solchen Menschen gesungen. Das Lied trieft nur so von Ironie und Sarkasmus. Und genauso wie beim Schmähgedicht bedient sich Zappa diverser Schilderungen unterhalb der Gürtellinie. Auch hier gilt: Wer das
"Oh God, oh God I'm the american Dream" für bare Münze hält, hat genauso einen an der Klatsche wie jemand, der das Schmähgedicht ohne Kontext vorträgt. (Huhu, Detlef Seif
*wink*)
dann schadet das Kindern natürlich nicht ?
Mal andersrum gefragt: Was liest man denn Kindern so vor? zum Beispiel klassische Märchen.
- In Hänsel und Grethel wird Kannibalismus angedeutet und Hexenverbrennung propagiert
- In Rotkäppchen wird ein Wolf durch Bauchaufschlitzen und Befüllen desselbigen mit Steinen, so daß er sich nicht mehr bewegen kann, getötet
- In einer anderen Variante wird die Großmutter in handliche Happen zerlegt und Rotkäppchen zum Essen serviert.
- Von psychologischen Grausamkeiten wie
"Wir haben kein Geld, also schicken wir unsere Kinder in den Wald zum Sterben" mal ganz abgesehen.
Und sobald Kinder Nachrichten mitbekommen - wie zB Amokläufe oder daß bei Attentaten oder sonstigen feindlichen Aktivitäten Dutzende Menschen oder mehr umgekommen sind, werden sie mit diesen Themen konfrontiert. Ich behaupte jetzt einfach mal, daß sie vorher eh noch nicht genug Englisch können, um diese Lieder im Radio verstehen zu können.
Mitte der 90er wurden in Deutschland bundesweit Razzien in Buchhandlungen durchgeführt.
Ziel der Beschlagnahmungen sind unter anderem auch Comics von Ralf König gewesen (schädlich für Kinder weil schwul)
Die Vorwürfe dieser äußerst fragwürdigen Aktion waren nicht "schwul", sondern "pornographische Darstellung" - was in Bezug auf Ralf Königs Comic "Kondom des Grauens" (der Bestandteil dieser Aktion war) keinsfalls schlimmer ist als das, was man davor in seinen Comics zu sehen bekam:
Aufgrund des verwendeten Settings (quasi ein Homo - Sex in the City) sieht man des öfteren Schwänze - je nach Witzpotential auch mal erigierte - und im Hintergrund hängt ab und zu mal ein Poster mit Schwanzmotiv. Zudem gibt es gelegentlich mal ein Ganzseiten Bild mit Pinup Charakter, wenn zB die aktuelle "Sahneschnitte" der Story im Türrahmen steht.
"Pornographisch" ist das allerdings nicht (wie auch nachher offiziell festgestellt wurde), denn Pornographie hat "in der Regel [das] Ziel, den Betrachter sexuell zu erregen." - bei Ralf König Comics geht es aber in erster Linie um die Geschichten.
Maus von Art Spiegelmann (weil Nazipropaganda)
Ein weiterer glorreicher Tag für die Mühlen der Justiz .
Nicht.
Es ging um ein Plakat
mit diesem Motiv - allerdings ohne die Texte
"MAUS" und
"Die Geschichte eines Überlebenden". Wie man da auf "Nazipropaganda" kommen kann ist mir rätselhaft bzw. zeugt von nicht vorhandener Vorbereitung. Schließlich hat der Autor schon Jahre zuvor dafür den Pulitzerpreis gewonnen.
Fechten bei dem es darum geht andere auf zu schlitzen
*mööp* Falsch.
Es geht darum, Treffer beim Gegner zu erzielen. Früher™ - also zu Zeiten, wo das eine Methode war, ein Duell auf Leben und Tod auszuführen - ging es noch um das "Aufschlitzen", aber heutzutage ist das ein taktischer Sport.
"Sie sind genauso schädlich für die Nutzer wie Kinderpornografie, deren Verbot zu Recht niemand in Frage stellt": Der bayrische Innenminister, in einem Pressemeldung zur Vergabe eines Spielepreises.
Meine Meinung: Solange bei der Herstellung niemand zu Schaden kommt und die KiPo zur Triebminderung bei Pädophilen genutzt werden kann, sollte sie durchaus erlaubt sein. Also ja, ich stelle das momentan umfassende Verbot in Frage.