AW: ´You have liberated a people´
Man darf nicht vergessen, daß noch eine gewisse Übergangszeit besteht. Immerhin ist Deutschland ja auch erst 1990 richtig souverän geworden. Trotzdem natürlich würde ich mich über die Bescheidenheit freuen, wenn die USA der irakischen Regierung gehorchen würden und die Blackwater-Leute nach Hause schicken würden.
Aber wie dem auch sei, aus dem von mir zitierten NYTimes-Artikel geht aber auch hervor, daß es sich um ein tragisches Mißverständnis gehandelt hat und nicht etwa um Absicht. Daher hat das mit Gesetzen und Weltpolizei gar nichts zu tun, sondern nur mit der Bedrohung durch unbekannte Attentäter, die quasi aus der anonymen Masse herausspringen und du sie erst im letzten Moment erkennst. In so einer Bedrohungssituation enstehen solche Unglücke, genauso wie man im Krieg niemals das friendly-fire vollkommen ausschließen kann.
Trotzdem natürlich muß es Konsequenzen geben. Iraker sind gestorben und deren Leben muß wert geachtet sein.
Ich will über ungefähre Ansichten nicht streiten. Ich bleibe bei meiner Meinung, daß es niemand gibt, der die Funktion der USA ähnlich gut erfüllen würde, auch wenn es in der Geschichte der USA dunkle Stellen gibt.
Der Irak hat Massenvernichtungswaffen eingesetzt. Es geht nicht um "meinen, zu wissen" oder um "Anzeichen". Der Irak hat Massenvernichtungswaffen eingesetzt. Wer Massenvernichtungswaffen einsetzt, besitzt auch Massenvernichtungswaffen, sonst könnte er sie nicht einsetzen. Wer sie einsetzt, hat sie. Das Einsetzen von Massenvernichtungswaffen ist ein Beleg für das Besitzen von Massenvernichtungswaffen. Wer in der Welt würde auf die Idee kommen, der Irak würde keine Massenvernichtungswaffen besitzen, wenn der Irak doch Massenvernichtungswaffen einsetzt?
Der ganze Vorwurf ist so widersinnig.
Okay, das ist eine häßliche Geschichte. Aber ich nehme an, das man das auf dem Hintergrund des Kalten Krieges einordnen muß, wo USA und UDSSR in der Welt um Einflußzonen gerangelt haben.
Außerdem - wie ich schon sagte - ist das eine Handlungsweise, die auf die damalige amerikanische Regierung zutrifft, das heißt, auf bestimmte, einzelne Personen. Man kann da nicht einfach eine kontinuierliche Linie durchziehen, von sagen: "Schau mal. So sind die." Alles, was spätere amerikanische Regierungen daran noch ändern können, ist, sich dafür zu entschuldigen.
An diesem Punkt drehst Du ab. Das hat nun mit Geschichte nur noch wenig zu tun. Ich vermisse die Differenziertheit.
In der sehr kurzen Zeit der Kampfhandlungen gegen den irakischen Staat wurde die militärische Infrastruktur angegriffen. Dazu zählt wohl auch die Elektrizität und die Kommunikation, aber nicht das Wasser. In dem anderen Artikel kommt meiner Erinnerung nach zum Ausdruck, daß Projekte durchgeführt werden, die es noch niemals so gegeben hat. So zum Beispiel die Vielzahl von Wasserwerken am Tigris.
Das heißt also der Irak wird nicht nur auf seinen Vor-Kriegs-Stand gehievt, sondern auf ein ganz anderes, vorher noch nie errreichtes Niveau. Das entnehme ich diesen Artikeln.
Mitunter darf man vielleicht auch sagen, daß ein Neubau immer der heutigen Technik entspricht. Manche Länder würde sich - unter der Voraussetzung, daß es keine menschlichen Verluste gibt - darum rangeln, daß die USA ihnen alles einebnet, um es dann wieder alles ganz neu aufzubauen.
Man muß aber auch bedenken, daß die Toten zum großen Teil auf das Konto von Arabern und Irakern gehen und nicht auf das Konto von Koalitionstruppen.
Ich sehe da keine logische Verbindnung, den USA dafür die Schuld zu geben.
Diese ganze wenn-dann-und deswegen-Verknüpfung lehne ich ab. Die Terroristen sind selber schuld, wen sie ermorden. Ohne diese Leute, wäre der Irak-Krieg längst vorbei und der Irak ein freies Land und die USA hätten ihr Versprechen eines freien Iraks bereits einlösen können. Aber genau das sollte ja nicht sein. Daran sind aber nicht die USA schuld. Eine entsprechende Schuldzuweisung lehen ich daher ab.
Ich denke, daß Ruanda das menschliche Versagen der Ruander ist. Dann ist es das menschliche Versagen der Nachbarstaaten von Ruanda, z.B. Uganda. Ganz spät danach, ganz weit dahinter ist es auch das menschliche Versagen der UN und aller anderen Staaten und dazu auch der USA. Man muß doch immer den richtigen Bildausschnitt nehmen.
Wieso eigentlich sind die AU-Soldaten in Darfur wieder weggerannt? Können die eigentlich gar nichts? Darüber könnte ich kochen.
ruyven_macaran am 03.10.2007 16:23 schrieb:Julkorn am 03.10.2007 08:01 schrieb:Deswegen muß es Konsequenzen geben für Blackwater.
man könnte sich in dem zusammenhang auch mal damit beschäftigen, wie es kommt, dass in einem staat mit einer "souveränen" regierung, wie dem irak, us-amerikanische privatunternehmen paramilitärische truppen unterhalten, ohne dafür belangt zu werden.
insbesondere, wo doch sogar die selbsternannte weltpolizei behauptet, dafür sorge zu tragen, dass gesetzte dort ihre gültigkeit haben.
Man darf nicht vergessen, daß noch eine gewisse Übergangszeit besteht. Immerhin ist Deutschland ja auch erst 1990 richtig souverän geworden. Trotzdem natürlich würde ich mich über die Bescheidenheit freuen, wenn die USA der irakischen Regierung gehorchen würden und die Blackwater-Leute nach Hause schicken würden.
Aber wie dem auch sei, aus dem von mir zitierten NYTimes-Artikel geht aber auch hervor, daß es sich um ein tragisches Mißverständnis gehandelt hat und nicht etwa um Absicht. Daher hat das mit Gesetzen und Weltpolizei gar nichts zu tun, sondern nur mit der Bedrohung durch unbekannte Attentäter, die quasi aus der anonymen Masse herausspringen und du sie erst im letzten Moment erkennst. In so einer Bedrohungssituation enstehen solche Unglücke, genauso wie man im Krieg niemals das friendly-fire vollkommen ausschließen kann.
Trotzdem natürlich muß es Konsequenzen geben. Iraker sind gestorben und deren Leben muß wert geachtet sein.
Julkorn am 03.10.2007 08:06 schrieb:Die Amerikaner sind nicht moralisch unangreifbar. Aber ich denke, daß es der Welt mir ihnen an der Spitze besser geht als mit jeder anderen Alternative.
diese meinung kann ich nicht teilen, dazu strapazieren die usa ein bißchen zu oft so ziemlich jede regel, die man sich vorstellen kann.
die usa stehen nicht an der spitze, also vorn.
sie stehen über allen und sie nehmen es sich raus, alles und jeden rumzukommandieren (bzw. zu bestrafen, wenn er nicht gehorcht) und dass ist imho unakzeptabel - insbesondere wenn das richtende grämium auf eine derart umfangreiche geschichte an fehlern und egoistischen entscheidungen zurückblicken kann, wie die usa.
Ich will über ungefähre Ansichten nicht streiten. Ich bleibe bei meiner Meinung, daß es niemand gibt, der die Funktion der USA ähnlich gut erfüllen würde, auch wenn es in der Geschichte der USA dunkle Stellen gibt.
Julkorn am 03.10.2007 08:08 schrieb:Der Punkt ist, daß man wußte, daß sie existieren.
dafür fehlen die belege.
man meinte zu wissen, anzeichen zu haben - und die hat man dann falsch interpretiert, etwaige änderungen nicht bemert/nicht mehr untersucht.
es ist wohl nicht davon auszugehen, dass der irak dafür zuständig ist, fehler und unzulänglichkeiten im us-spionageapparat auszugleichen, in dem er öffentlich staatsgeheimnisse verbreitet, oder?
Der Irak hat Massenvernichtungswaffen eingesetzt. Es geht nicht um "meinen, zu wissen" oder um "Anzeichen". Der Irak hat Massenvernichtungswaffen eingesetzt. Wer Massenvernichtungswaffen einsetzt, besitzt auch Massenvernichtungswaffen, sonst könnte er sie nicht einsetzen. Wer sie einsetzt, hat sie. Das Einsetzen von Massenvernichtungswaffen ist ein Beleg für das Besitzen von Massenvernichtungswaffen. Wer in der Welt würde auf die Idee kommen, der Irak würde keine Massenvernichtungswaffen besitzen, wenn der Irak doch Massenvernichtungswaffen einsetzt?
Der ganze Vorwurf ist so widersinnig.
diese schlechten beziehungen zum iran waren hausgemacht:
[...]
die usa haben dafür gesorgt, dass aus einem land, dass auf dem besten wege zur demokratie war, eine menschenrechte missachtende diktatur wurde, die -vorhersehbar- irgendwann durch radikale kräfte gestürzt wurde, die natürlich das genaue gegenteil von us-freundlich waren.
Okay, das ist eine häßliche Geschichte. Aber ich nehme an, das man das auf dem Hintergrund des Kalten Krieges einordnen muß, wo USA und UDSSR in der Welt um Einflußzonen gerangelt haben.
Außerdem - wie ich schon sagte - ist das eine Handlungsweise, die auf die damalige amerikanische Regierung zutrifft, das heißt, auf bestimmte, einzelne Personen. Man kann da nicht einfach eine kontinuierliche Linie durchziehen, von sagen: "Schau mal. So sind die." Alles, was spätere amerikanische Regierungen daran noch ändern können, ist, sich dafür zu entschuldigen.
in dieser situation begannen die usa, sich für den irak zu interessieren - und erschafften/festigten dort ebenfalls ein ihnen höriges, absolutistisches, menschenverachtendes, militärisch hochgerüstetes regime, um gegen das letzte absolutistische, menschenverachtende, militärisch hochgerüstets regime vorzugehen, dass auf einmal nicht mehr us-interessen unterstützte.
An diesem Punkt drehst Du ab. Das hat nun mit Geschichte nur noch wenig zu tun. Ich vermisse die Differenziertheit.
Julkorn am 03.10.2007 08:49 schrieb:Hier ist noch etwas zum Wiederaufbau im Irak.
sorry, die bauen auf, was sie zerstört haben. das beste, was dabei rauskommen kann, ist ±0 - und das erst, wenn im ganzen irak alles wieder aufgebaut ist.
wenn das erreicht ist, kann man sich überlegen, ob die -mit viel glück- besseren lebensbedingungen und politischen verhältnisse die opfer wert waren.
In der sehr kurzen Zeit der Kampfhandlungen gegen den irakischen Staat wurde die militärische Infrastruktur angegriffen. Dazu zählt wohl auch die Elektrizität und die Kommunikation, aber nicht das Wasser. In dem anderen Artikel kommt meiner Erinnerung nach zum Ausdruck, daß Projekte durchgeführt werden, die es noch niemals so gegeben hat. So zum Beispiel die Vielzahl von Wasserwerken am Tigris.
Das heißt also der Irak wird nicht nur auf seinen Vor-Kriegs-Stand gehievt, sondern auf ein ganz anderes, vorher noch nie errreichtes Niveau. Das entnehme ich diesen Artikeln.
Mitunter darf man vielleicht auch sagen, daß ein Neubau immer der heutigen Technik entspricht. Manche Länder würde sich - unter der Voraussetzung, daß es keine menschlichen Verluste gibt - darum rangeln, daß die USA ihnen alles einebnet, um es dann wieder alles ganz neu aufzubauen.
Julkorn am 03.10.2007 09:00 schrieb:Und jetzt noch mal eine tröstliche und erschreckende Nachricht zugleich. Laut diesem Artikel der Associated Press
sind die Todesfälle im Irak im September so niedrig gewesen wie schon lange nicht mehr. Trotzdem ist das immer noch unglaublich hoch mit 988 toten Zivilisten. Diese Zahlen sehe ich zum ersten Mal.
das würde vielleicht erklären, warum du so ein positives bild der usa hast.
diese zahlen sind es, die mir als erstes einfallen, wenn ich über das engagement der usa im irak nachdenke - und sie sind wirklich eine enorme verbesserung, wenn man die letzten jahre bedenkt.
leider täuscht diese positive formulierung darüber hinweg, was dass für die zeit seit beginn des krieges wirklich bedeutet.
Man muß aber auch bedenken, daß die Toten zum großen Teil auf das Konto von Arabern und Irakern gehen und nicht auf das Konto von Koalitionstruppen.
Ich sehe da keine logische Verbindnung, den USA dafür die Schuld zu geben.
Diese ganze wenn-dann-und deswegen-Verknüpfung lehne ich ab. Die Terroristen sind selber schuld, wen sie ermorden. Ohne diese Leute, wäre der Irak-Krieg längst vorbei und der Irak ein freies Land und die USA hätten ihr Versprechen eines freien Iraks bereits einlösen können. Aber genau das sollte ja nicht sein. Daran sind aber nicht die USA schuld. Eine entsprechende Schuldzuweisung lehen ich daher ab.
[/quote]Julkorn am 03.10.2007 09:51 schrieb:Some just wars, however, are not worth fighting. There are countries that do not matter very much to the rest of the world. Rwanda is one tragic example and its case illustrates the immorality of a completely pragmatic foreign policy. But Iraq all the more important in the current era for probably possessing the world’s largest reserves of oil, is no Rwanda.
der einzige wirklich wahre abschnitt in einem artikel, dessen propaganda einem übel werden lässt.
und wegen dem abschnitt könnte einem auch das kotzen kommen.
Ich denke, daß Ruanda das menschliche Versagen der Ruander ist. Dann ist es das menschliche Versagen der Nachbarstaaten von Ruanda, z.B. Uganda. Ganz spät danach, ganz weit dahinter ist es auch das menschliche Versagen der UN und aller anderen Staaten und dazu auch der USA. Man muß doch immer den richtigen Bildausschnitt nehmen.
Wieso eigentlich sind die AU-Soldaten in Darfur wieder weggerannt? Können die eigentlich gar nichts? Darüber könnte ich kochen.