AW: ´You have liberated a people´
Julkorn am 03.10.2007 08:01 schrieb:
Deswegen muß es Konsequenzen geben für Blackwater.
man könnte sich in dem zusammenhang auch mal damit beschäftigen, wie es kommt, dass in einem staat mit einer "souveränen" regierung, wie dem irak, us-amerikanische privatunternehmen paramilitärische truppen unterhalten, ohne dafür belangt zu werden.
insbesondere, wo doch sogar die selbsternannte weltpolizei behauptet, dafür sorge zu tragen, dass gesetzte dort ihre gültigkeit haben.
Julkorn am 03.10.2007 08:06 schrieb:
Die Amerikaner sind nicht moralisch unangreifbar. Aber ich denke, daß es der Welt mir ihnen an der Spitze besser geht als mit jeder anderen Alternative.
diese meinung kann ich nicht teilen, dazu strapazieren die usa ein bißchen zu oft so ziemlich jede regel, die man sich vorstellen kann.
die usa stehen nicht an der spitze, also vorn.
sie stehen über allen und sie nehmen es sich raus, alles und jeden rumzukommandieren (bzw. zu bestrafen, wenn er nicht gehorcht) und dass ist imho unakzeptabel - insbesondere wenn das richtende grämium auf eine derart umfangreiche geschichte an fehlern und egoistischen entscheidungen zurückblicken kann, wie die usa.
Julkorn am 03.10.2007 08:08 schrieb:
Der Punkt ist, daß man wußte, daß sie existieren.
dafür fehlen die belege.
man meinte zu wissen, anzeichen zu haben - und die hat man dann falsch interpretiert, etwaige änderungen nicht bemert/nicht mehr untersucht.
es ist wohl nicht davon auszugehen, dass der irak dafür zuständig ist, fehler und unzulänglichkeiten im us-spionageapparat auszugleichen, in dem er öffentlich staatsgeheimnisse verbreitet, oder?
Julkorn am 03.10.2007 08:17 schrieb:
Soweit ich weiß gab es in den 80ern auch diese Geiselnahme von Amerikanern in der amerikanischen Botschaft in Teheran für soundso viele Tage. Die Feindschaft zwischen Iran und den USA war also ziemlich heiß am Kochen. Da ist es nur verständlich, daß gute Beziehungen zum Irak unterhalten wurden.
diese schlechten beziehungen zum iran waren hausgemacht:
wikipedia schrieb:
1925/1928: Wirtschafts-, Straf-, und Zivilrecht werden nach europäischen (französischen) Vorbildern unter Wahrung islamischer Elemente umgestaltet.
1929: Westliche Kleidung wird bei Männern vorgeschrieben.
1936, 7. Januar: Der Schleier (Tschador) wird bei den Frauen verboten.
für diese zeit und diese region kulturell erstaunlich fortschrittlich, dem westen gegenüber offen.
1951, 29. April: Mohammad Mossadegh (1881-1967) (politischer Gegner von Reza Schah Pahlavi), wird Ministerpräsident. Mossadegh führt am 1. Mai die Verstaatlichung der Anglo-Iranian-Oil Co. durch.
1952, 16. Juli: Freiwilliger Rücktritt von Mossadegh auf Grund der Ölkrise. Der Schah sieht sich durch landesweite Proteste gezwungen, ihn wieder einzusetzen.
demokratische wahl eines ministerpräsidenten, der so starke unterstützung durch das volk erfährt, dass es sogar die macht des königs einschrönkt.
1953, 16. August: Flucht des Schahs ins Ausland. 19.08.: Mossadegh wird durch die Armee gestürzt - mit Hilfe der CIA, ("Operation Ajax")
plöd: der typ macht nicht nur demokratische sondern sogar sozialistische reforemen - und steht damit den usa im weg.
ergebniss: diktatur
[qoute=gekürzt]1963: Mohammad Reza Pahlavi leitet die Weiße Revolution zur Modernisierung des Landes ein, verweigert aber eine Demokratisierung der politischen Strukturen.Die Amerikaner hatten im Laufe der Irankrise im Nahen Osten das Heft in die Hand genommen. Im Iran errichteten sie das Paradebeispiel eines korrupten und brutalen Marionettenregimes. Gefüttert mit hoher Militär- und Wirtschaftshilfe sowie gestützt durch einen rücksichtslosen Geheimdienst SAVAK, machten sie den Schah für die nächsten 25 Jahre zur starken Figur im Land – und zu einem der verhasstesten Diktatoren der islamischen Welt.[/quote]
us-freundliche diktatur versteht sich
26. Oktober 1967: An seinem 48. Geburtstag krönt sich der Schah zum Kaiser (Ehefrau Farah Dibah).
Hegemoniale Politik des Irans: Die Aufrüstung Irans zur größten Militärmacht der Region geschah zunächst mit US-Krediten, später sind bis zu 41.000 militärische und 20.000 zivile US-Berater im Iran.
1971: Abschluss eines 5-Jahres-Plans für Rüstung und Unterzeichnung eines Abkommens mit den USA über Waffenkäufen im Wert von 2 bis 3 Milliarden US-Dollar. Endgültiger Abzug von britischen Truppen am Golf.
aggressive diktatur, sogar mit volksvertreibungen - und unterstützung der usa bis zum schluß.
1969: Konflikt mit Irak um die Grenze und Schifffahrt am Schatt al-Arab. Iran kündigt den Vertrag von 1937.
Militärische Besetzung der Tumb-Inseln, Vertreibung der arabischen Bevölkerung. Errichtung von Marinestützpunkten zur Sicherung der Öltransporte durch die Straße von Hormus.
1979, 16. Januar: Der Schah, Mohammad Reza Pahlavi verlässt den Iran. Zunächst hält er sich bis zum 15. Dezember in den USA auf, danach in Kairo.
blöd nur: diktatorische regime sorgen auch immer für eine radikale, gewaltbereite gegenbewegung, die sich mit gewalt nicht auf ewig einkesseln lässt.
1970 entführt die Guerillabewegung "Iranische Befreiungsfront" den amerikanischen Botschafter.
1977: Versorgungskrise. Die von Intellektuellen getragene Nationale Front fordert das Ende der Diktatur des Schahs.
1978, 7/ 8. Januar.: Demonstrationen für Ayatollah Chomeini. 13. August: Kriegsrecht in mehreren Städten. Generalstreik, die Streikwelle legt die Ölproduktion still. Kriegsrecht auf alle Städte ausgedehnt.
wie in traditionellen gegenden üblich besteht natürliche eine enge verbindung zwischen religion und wiederstand.
1978 5. November: Chomeini und die Nationale Front bilden in Paris die Iranisch-Islamische Nationalbewegung
27. Juli 1980. Die oberste Autorität wird der Schiitenführer Ruhollah Chomeini (1902-1989), der am 1. Februar in den Iran zurückkehrt.
fassen wir als ausgangssituation für irak&usa also zusammen:
die usa haben dafür gesorgt, dass aus einem land, dass auf dem besten wege zur demokratie war, eine menschenrechte missachtende diktatur wurde, die -vorhersehbar- irgendwann durch radikale kräfte gestürzt wurde, die natürlich das genaue gegenteil von us-freundlich waren.
in dieser situation begannen die usa, sich für den irak zu interessieren - und erschafften/festigten dort ebenfalls ein ihnen höriges, absolutistisches, menschenverachtendes, militärisch hochgerüstetes regime, um gegen das letzte absolutistische, menschenverachtende, militärisch hochgerüstets regime vorzugehen, dass auf einmal nicht mehr us-interessen unterstützte.
natürlich geriet auch der irak bald "außer kontrolle" (man muss sich immer wieder auf der zunge zergehen lassen, welch umfangreichen einfluss ein "guter" staat nach definition der usa zulassen muss) - und wurde damit vom "guten" zum "schlechten" irak. (ohne dass sich im innern nenneswert was geändert hätte)
von daher: ja, es ist verständlich, dass auch rein egoistischen, rücksichtslosen gründen gute beziehungen zum irak unterhalten wurden.
aber es macht mir die usa nicht im geringsten sympathischer, dass sie wieder nur an sich dachten und ein weiteres land in den abgrund stürzten um ihre interessen durchzusetzen.
im gegenteil.
Julkorn am 03.10.2007 08:49 schrieb:
Hier ist noch etwas zum Wiederaufbau im Irak.
sorry, die bauen auf, was sie zerstört haben. das beste, was dabei rauskommen kann, ist ±0 - und das erst, wenn im ganzen irak alles wieder aufgebaut ist.
wenn das erreicht ist, kann man sich überlegen, ob die -mit viel glück- besseren lebensbedingungen und politischen verhältnisse die opfer wert waren.
mit jedem tag, den der krieg in weiten teilen des landes weitergeht, sinkt diese wahrscheinlichkeit aber in gleichem maße, wie die zahl der opfer steigt.
http://www.mnf-iraq.com/index.php?option=com_content&task=view&id=14386&Itemid=1
ich bin mir sicher, dass irakische militär war vollkommen abhängig von der zivilen kommunikation und eine zerstörung zur befreiung des landes unabdingbar. ein glück, dass die amis das gemacht haben und sooo nett von ihnen, dass sie es jetzt sogar wieder aufbauen - und in diesem einen fall fließt sogar geld nach europa (zugegeben: düften auch nicht mehr viele irakische unternehmen übrig sein, die dazu in der lage wären. wie das wohl kommt?)
[/zynismus]
Julkorn am 03.10.2007 09:00 schrieb:
Und jetzt noch mal eine tröstliche und erschreckende Nachricht zugleich. Laut diesem Artikel der Associated Press
sind die Todesfälle im Irak im September so niedrig gewesen wie schon lange nicht mehr. Trotzdem ist das immer noch unglaublich hoch mit 988 toten Zivilisten. Diese Zahlen sehe ich zum ersten Mal.
das würde vielleicht erklären, warum du so ein positives bild der usa hast.
diese zahlen sind es, die mir als erstes einfallen, wenn ich über das engagement der usa im irak nachdenke - und sie sind wirklich eine enorme verbesserung, wenn man die letzten jahre bedenkt.
leider täuscht diese positive formulierung darüber hinweg, was dass für die zeit seit beginn des krieges wirklich bedeutet.
Julkorn am 03.10.2007 09:51 schrieb:
Some just wars, however, are not worth fighting. There are countries that do not matter very much to the rest of the world. Rwanda is one tragic example and its case illustrates the immorality of a completely pragmatic foreign policy. But Iraq all the more important in the current era for probably possessing the world’s largest reserves of oil, is no Rwanda.
der einzige wirklich wahre abschnitt in einem artikel, dessen propaganda einem übel werden lässt.
und wegen dem abschnitt könnte einem auch das kotzen kommen.