AW: ´You have liberated a people´
Boesor am 28.09.2007 16:25 schrieb:
Julkorn am 28.09.2007 16:01 schrieb:
Sondern stattdessen zu lernen, die tatsächlichen, detailierten Fakten richtig zu gewichten, und in eine unverkürzende, korrekte, die Schattierungen berücksichtigende Beurteilung zu formen, auch wenn man dafür als "lächerlich" oder "mit Scheuklappen bewaffnet" bezeichnet wird.
Und du glaubst allen ernstes das du das gerade tust?
Indem du offensichtliche Lügen als "Irrtum" abtust?
Hmmm, du scheinst der Wirklichkeit etwas entrückt und evtl sollte es dir zu denken geben, dass das hier scheinbar jeder so sieht.
Solange ich den Eindruck habe, daß Leute nur etwas sagen, weil alle das so sagen, und Leute nur etwas denken, weil alle das so denken, gibt mir das, was diese Leute sagen und denken, nichts zu denken.
Überall im Internet heißt es: Bush lied and people died.
Und das ist es schon. Weil das überall steht und jeder das so sagt, deshalb ist es bereits wahr und erwiesen.
Aber alles, was dafür spricht, alles, was dahintersteht als Begründung, ist lediglich dieses "Holzauge, sei wachsam", das ich auch von Dir (?) gehört habe. Das ist mir nicht genug. Ich habe von den Ereignissen einen anderen Eindruck.
1. Saddam Hussein hat Massenvernichtungswaffen eingesetzt, ergo hatte er welche. Das ist unwiderlegbar und ich nehme an, auch unbestritten.
2. Man kann nicht annehmen, daß er alle dabei aufgebraucht hat, ergo mußten noch welche da sein. Denn nur wer genug von dem Zeug hat, setzt es auch gegen Frauen und Kinder ein, um es zu testen, und hebt den Rest für richtige Feinde auf.
Ich nehme an, wir alle wissen, daß er es gegen kurdische Zivilbevölkerung eingesetzt hat. Das müssen wirt also nicht erst belegen.
3. Man mußte vermuten, daß er selber bemüht ist, entsprechende Produktionskapazitäten zu entwickeln. Ich bin mir nicht mal sicher, daß - wie es hier mehrfach behauptet wurde - er diese eingesetzten Massenvernichtungswaffen gekauft hat. Wer das behauptet, muß eine Quelle angeben, bevor ich das glaube.
4. Er hat sich gegen die Überprüfungen der UN mit Händen und Füßen gewehrt. Nicht die Amerikaner haben das überprüft, wie das hier fälschlicherweise behauptet wurde, sondern die UN.
Mein Eindruck von diesen Obstruktionen, daß die UN immer Tage vorher sagen sollte, wo sie als nächstes hin will, und die UN dann leere Fabrikhallen besichtigt hat, aus denen kurz vorher alles herausgeschafft wurde, war, daß Saddam ein riesengroßes Schild hochhält: "Ich habe Massenvernichtungswaffen und ich werde sie euch nicht überlassen."
5. Dieses Katz und Mausspiel ging über ein ganzes Jahrzehnt und noch länger.
6. Auf diesem Hintergrund war ich völlig überzeugt, daß er Massenvernichtungswaffen hat und diese versteckt. Und eine ähnliche Überzeugung billige ich der Bush-Regierung zu und wage eben die Behauptung, daß so eine Überzeugung damals Mainstream war.
7. Daher ist ein Irrtum für mich eine einleuchtende Erklärung, und solange kein Beweis für einen absichtlichen Betrug vorliegt, werde ich das nicht glauben.
8. Zu einem differenzierten Urteil in dieser Frage gehört aber auch, daß man beachtet, daß wohl tatsächlich zweifelhafte Quellen der geheimdienstlichen Informationen nicht als zweifelhaft markiert wurden, sondern mehr oder weniger als gesicherte Erkenntnisse nach oben weitergereicht wurden. Lediglich an diesem Punkt, wo die Grauzone, also der Zweifel, in eine entschiedenere Farbe getaucht wurde, also als unzweifelhaft dargestellt wurde, ist ein absichtliches Fehlverhalten zu erkennen.
Darüber aber besitze ich keine Detailkenntnis, wer genau sich da etwas zu Schulden hat kommen lassen, und auf wessen Anweisung das geschah und wieviel jeder davon gewußt hat.
Powell immerhin sagt in der oben zitierten Quelle, daß der damalige Chef der CIA, Tenet, wohl tatsächlich überzeugt gewesen sei.
Es lag also, wie ich geschrieben habe, ein Gemisch vor, von Informationen, die einerseits als unzweifehlaft bewertet wurden und andererseits eigentlich als zweifelhaft, aber dann doch mit den scheinbar unzweifelhaften Informationen in einen Topf geworfen wurden.
Daher betrachte ich dieses "Bush lied and people died." als tendenziöse, verkürzte, verfälschende und undifferenzierte Beurteilung.
Das ganze erinnert mich an Michael Moore, der in seinen Filmen, den Dingen gerne auf die Sprünge hilft, um es so darzustellen, wie er es gerne hätte. Schön schwarz/weiß.
Dem ist tatsächlich vor einiger Zeit nachgewiesen worden, gelogen und verfälscht zu haben, aber da gab es keinen Aufschrei.