• Aktualisierte Forenregeln

    Eine kleine Änderung hat es im Bereich Forenregeln unter Abschnitt 2 gegeben, wo wir nun explizit darauf verweisen, dass Forenkommentare in unserer Heftrubrik Leserbriefe landen können.

    Forenregeln


    Vielen Dank

Wirtschaftskrise 2009 - Seid ihr vorbereitet?

Wir brauchen aber jetzt marktwirtschaftliche Prozesse um die Krise zu überwinden.

Wir brauchen Firmenpleiten um Überkapazitäten abzubauen.
Wir brauchen Arbeitslose um den Wert der Bildung wieder offensichtlich zu machen.
Wir brauchen Inflation um die riesigen Vermögen abzubauen.
Alles was wir erleben ist Folge von Millionen einzelnen Fehlentscheidungen, und zwar nicht nur von Bankern oder Politikern sondern von allen Menschen.
Wenn man halt die Brötchen für 15 Cent kauft, die in Polen in Schichtarbeit gebacken werden statt die 25-Cent Bäckerbrötchen geht der Bäcker pleite. Und wenn dieser Bäcker dann einen Flachbildschirm auf Raten kauft weils grad schlecht läuft, dann bekommt der Media Markt sein Geld nie wenn der Bäcker pleite ist. Und wenn der Media Markt sein Geld nicht bekommt, dann kaufen die ihre Waschmaschinen in China und nicht bei AEG. Und dann geht AEG pleite und 20.000 Arbeitsplätze sind in Gefahr. Und dann muss die Regierung einspringen und deshalb die Steuern erhöhen ... naja nicht genau so, aber das Prinzip ist klar.

Klar wünschen sich viele eine richtig brutale Krise um die Weltordnung zu verändern.
Aber das müssen wir ohne Chaos und Anarchie schaffen.
Chaos und Anarchie würden auch nicht zwangsläufig ausbrechen, dazu ist die Mittelschicht zu breit. Die Menschen haben immer etwas zu verlieren.
Die Situation, dass die oberen Zehntausend Orgien feiern während die Arbeiter verhungern ist in den nächsten Jahren nicht denkbar. Da braucht es mehr Abhängigkeit und weniger Bildung.
Wenn die schleichende Gesellschaftsspaltung samt Volksverdummung und happy Privatverschuldung weitergeht könnten wir in 50 Jahren soweit sein, das eine Wirtschaftskrise zur Hungersnot wird.
 
aph am 26.03.2009 12:35 schrieb:
Weitere Positivsignale sind dringend erwünscht. Halte dich da nur nicht zurück. Ich mag nichts ignorieren.
Ähm, ich sehe momentan keine großartigen Positivsignale. Und das, was die steigenden Börsen momentan positiv aufnehmen ist, erschließt sich mir auch nicht ganz. Die Quartalszahlen der Unternehmen zum 1. Quartal werden vermutlich desaströs.

Fürs 2. Quartal sehe ich eine Chance auf Bodenbildung. Die weltweiten Konjunkturprogramme werden dann u.U. bereits etwas Wirkung zeigen, so dass es besser als das 1. Quartal werden könnte. "Besser" freilich auf niedrigem Niveau. Aber genau das könnte der Anfang der Trendwende sein. Wirtschaft ist viel Psychologie. V.a. Erwartungen bestimmen, wie sich die Marktteilnehmer verhalten, weniger die aktuelle Lage. Deine persönliche aktuelle Lage ist ja auch noch wie immer (Du gehst arbeiten etc.), aber Deine Erwartungen eines Horrorszenarios lassen Dich vorbereiten für die Zukunft treffen. So funktioniert es nunmal.

Du hast der Regierung vorgeworfen, sie verschweige das wahre Ausmaß der Krise. Aber stell Dir vor, sie würden die gleiche Hysterie wie Du hier verbreiten. Dann sind wir wieder beim Thema Self-fulfilling prophecy. Das kann doch nicht Dein Ernst sein.
 
bierchen am 27.03.2009 00:51 schrieb:
Du hast der Regierung vorgeworfen, sie verschweige das wahre Ausmaß der Krise. Aber stell Dir vor, sie würden die gleiche Hysterie wie Du hier verbreiten. Dann sind wir wieder beim Thema Self-fulfilling prophecy. Das kann doch nicht Dein Ernst sein.
ich seh's eben auch so.
kein zweifel, dass misswirtschaft betrieben wurde, aber ein grossteil dieses problems ist eben auch die psychologische komponente an der börse (und nicht nur da). dieselbe komponente, die mitgeholfen hat, die blase aufzublasen. vom boom/hype zur panik/resignation, beides ist ungesund.
 
bierchen am 27.03.2009 00:51 schrieb:
Fürs 2. Quartal sehe ich eine Chance auf Bodenbildung. Die weltweiten Konjunkturprogramme werden dann u.U. bereits etwas Wirkung zeigen, so dass es besser als das 1. Quartal werden könnte.
Kommt drauf an. Nehmen wir an, das BIP würde im 2. Quartal ohne KJ weiterhin fallen, so um weitere 2-3%. Und das KJ fängt an zu wirken. Es umfasst, über 2 Jahre verteilt, Ausgaben mit einer BIP-Wirksamkeit von max. 2%. Davon werden wohl aufs kommende Quartal im allerbesten Fall 0,25% entfallen. Sprich: Das BIP fällt dann nur noch um 2,00 statt 2,25%. Würdest du, als Investor, Konsument, Arbeitsloser, das als "Verbesserung wahrnehmen"?
Die Konjunkturprogramme anderer Länder sind für deren Wirtschaften da - sie wirken bei uns nur in ähnlichem Maße, wie unser KJ anderen Ländern hilft (zB Korea über Hyundai-Käufe).
In einzelnen Bereichen wie zB dem Bauwesen, könnte es aber wirklich zu einer echten Verbesserung führen. Von Bodenbildung kann man aber nicht sprechen.
Jetzt wird auch noch die Abwrackprämie verlängert, weil die Regierung Angst davor hat, was nach derem Auslaufen passiert (deshalb kommt das jetzt erst nach der Wahl): Ich persönlich glaube, dass dann im niedrigen Marktsegment für 1-2 Jahre aufgerundet NULL Autos verkauft werden. Alles andere wäre unlogisch. Jeder, der auch nur im entferntesten an einen baldigen Autokauf gedacht hatte, wird es jetzt tun.
Ich geb dir aber Recht: Was derzeit an Positivsignalen gefeiert wird, ist schon lustig. Da steigen die Börsen, weil die Arbeitslosenzahl nur so stark gestiegen ist wie bereits erwartet. Dass das weitere 500.000 Leute waren, ist dann schon nebensächlich.

Du hast der Regierung vorgeworfen, sie verschweige das wahre Ausmaß der Krise. Aber stell Dir vor, sie würden die gleiche Hysterie wie Du hier verbreiten. Dann sind wir wieder beim Thema Self-fulfilling prophecy. Das kann doch nicht Dein Ernst sein.
Ich denke ganz ernst, dass die Regierung die Wahrheit sagen sollte. Sie hätte auch eine Chance gehabt alles zu retten, wenn sie schon im September sofort alle Banken verstaatlicht, die Einlagen gesichert und die Kredite abgewickelt hätte. Stattdessen hat sie sich in eine eigene Verschuldungsfalle begeben, aus der wir, als Bürger (im Sinne von "bürgen") des Staates, nicht mehr herauskommen werden. Der Zug ist abgefahren.
Ich finde es nicht besonders ehrlich, wenn die US-Regierung ihre Bürger auffordert, ihr Geld zu leihen, und die Anleger inzwischen für 1-monatige Staatsanleihen weniger zurückkriegen, als sie einzahlen: (Quelle). So kannst du das Beschönigen nämlich auch interpretieren: Die Dummen, die an eine baldige Erholung glauben, retten die, die schon wissen, dass es weiter abwärts gehen wird. Die Regierung macht sich damit der Beihilfe zum Betrug schuldig. Wer jetzt in die Aktien geht, der überträgt sein Restvermögen an die Informierten, die das Geld nehmen und in Gold gehen. Während die Krise vor sich hintuckert, findet nämlich weiterhin eine Umverteilung von Vermögen statt. Aktiv unterstützt von einer lügenden Regierung. Das kannst du nicht ernsthaft gut finden.

Eine gute Webseite für Informationen ist übrigen www.mmnews.de, die betrieben wird von einem n-tv-, mittlerweile n24-Börsenmoderator. Zwar halte ich einige, die dort veröffentlichen, für Spinner. Aber der Rest hat bringt recht fundierte Beiträge. Die Ausrichtung der Personen dort (pro Kapital, anti Staat&Steuern) ist zwar überhaupt nicht mein Fall, aber die Analysen zur Wirtschaftsentwicklung können ja trotzdem stimmen.

Zum Beispiel ist ein Markus Miller absolut unverdächtig, linken Ideen nachzuhängen. Und dennoch sagt er dieselbe Zukunft voraus wie ich: Rechnen statt hoffen!.

Auch seiner Meinung nach lässt sich errechnen, was geschehen wird. Hoffen kann nur, wer im Ignorieren stark ist.
 
Neues aus dem Bereich Staatsanleihenmarkt:

Financial Times Deutschland: Anleihen schwer verkäuflich

...wächst die Sorge, dass die Investoren in den Käuferstreik treten, und Regierungen auf ihren Papieren sitzen bleiben. Erste Anzeichen für mangelnde Nachfrage gibt es bereits in den USA und Großbritannien. ... Am Mittwoch fand die britische Regierung erstmals seit sieben Jahren nicht genügend Interessenten für ihre Staatsanleihen. Offensichtlich war die Nachfrage für eine Auktion von 1,75 Mrd. Pfund (1,9 Mrd. Euro) eines 30-jährigen Bonds (Gilt) nicht ausreichend. Investoren zeigten nur Interesse für Anleihen im Wert von 1,63 Mrd. Pfund.
...
Die Entwicklungen sind ein weltweites Phänomen: Für Konjunkturpakete und Bankenrettungspläne nehmen Regierungen über den Anleihemarkt Schulden auf. Doch das Rekordangebot muss erst einmal verdaut werden. Darunter leidet auch Deutschland, bei dem dieses Jahr zwei Auktionen nicht gedeckt waren.


Wer dachte, die Regierungen könnten einfach so Schulden aufnehmen, ohne sich (und uns) zusätzlichen Risiken auszusetzen, täuscht sich. Die stecken dabei in einem ziemlichen Dilemma. Setzen sie nur auf den Markt, so kriegen sie ihre erwünschten Kredite nicht rein oder nur zu hohen Renditen (was teuer wird). Greift aber die jeweilige Zentralbank ein (wie in UK und US), dann sinkt das Vertrauen in die generelle Glaubwürdigkeit des betreffenden Staates, und noch weniger Anleger wollen dort rein.

Der Staatsanleihenmarkt ist derzeit DAS entscheidende Kriterium um zu wissen, wie es mit der Krise weitergeht. Wenn der Punkt erreicht ist, wo die Staaten einfach keine Kredite mehr kriegen, dann kann man noch so viel über Konjunkturprogramme und Steuergeschenke palavern - sie sind einfach nicht finanzierbar.

Alternative: Gelddrucken (-> Inflation).
 
Gehts jetzt los? >.<

Christ Knight, ein marxistischer Anthropologie-Professor der University of East London, der zu den Köpfen einer der größten Dachorgansationen des Protests gehört, hat in einem Rundfunkgespräch mitgeteilt, er hoffe zwar, es werde bei abschreckenden Trockenübungen bleiben, aber, "um ehrlich zu sein, wenn er (Sir Fred) uns weiter auf die Palme bringt, werden leibhaftige Banker von den Laternenpfählen hängen". Wenn Gordon Brown Lockspitzel einsetze und die Polizei "ihren nuklearen Knopf drückt, werde ich meinen drücken", droht Knight, den seine Hochschule unterdessen von seinen Lehrpflichten entbunden hat, während sie seine Äußerungen prüft. Seine Organisation beruft sich auf die "Diggers", jene vorkommunistische Vereinigung, die im Englischen Bürgerkrieg die Abschaffung von Privateigentum und Knechtschaft forderte.

Macht mir langsam aber sicher Angst %)
 
Der-Aggro am 28.03.2009 14:58 schrieb:
Gehts jetzt los? >.<

Christ Knight, ein marxistischer Anthropologie-Professor der University of East London, der zu den Köpfen einer der größten Dachorgansationen des Protests gehört, hat in einem Rundfunkgespräch mitgeteilt, er hoffe zwar, es werde bei abschreckenden Trockenübungen bleiben, aber, "um ehrlich zu sein, wenn er (Sir Fred) uns weiter auf die Palme bringt, werden leibhaftige Banker von den Laternenpfählen hängen". Wenn Gordon Brown Lockspitzel einsetze und die Polizei "ihren nuklearen Knopf drückt, werde ich meinen drücken", droht Knight, den seine Hochschule unterdessen von seinen Lehrpflichten entbunden hat, während sie seine Äußerungen prüft. Seine Organisation beruft sich auf die "Diggers", jene vorkommunistische Vereinigung, die im Englischen Bürgerkrieg die Abschaffung von Privateigentum und Knechtschaft forderte.

Macht mir langsam aber sicher Angst %)

Nur gut, dass er sofort von seiner Lehrtätigkeit entbunden wurde. Solche "Phantasien" (hoffe ich zumindest) haben an einer hochschule nichts verloren.
 
Eine weitere Rede/Vorlesung zur Krise, die ich empfehlen möchte, stammt von Richard Wolff und trägt den Titel "Capitalism Hits The Fan".

Für diejenigen, denen 40 Minuten in dieser Form zu lang erscheinen oder denen sich die Haare sträuben bei dem Gedanken, sich einen Vortrag eines marxistisch orientierten Ökonomen anzuhören, gibt es die Kurzversion: 5 Minuten

Für den Rest: 40 Minuten

Man mag die Empfehlungen nicht mögen, die Einschätzungen nicht teilen, aber die Analysen und Illustrationen sind sehenswert.
 
Noch ein Wort zu dem Gerücht, dass man die Krise nicht hat vorhersehen können. Es wurden ja in diesem Thread schon einige namhafte Ökonomen genannt, die seit Jahren drauf hingewiesen haben, dass a) nur ein geringer Teil der Luft aus der Dot.Com Blase abgelassen wurde und b) eine Immobilienblase aufgebaut wird, deren Kollaps verheerend wäre.

Man mag ihre Hinweise ignoriert haben, indem man sich hinter den gegensätzlichen Interpretationen anderer namhafter Ökonomen versteckt. Ein Blick auf die inflationsbereinigten Immobilienpreise der vergangenen 120 Jahre hätte zwar jedem noch so unwissenden ernsthafte Zweifel eintreiben sollen, aber lassen wir das mal aussen vor.

Spätestens als das FBI vor einer Betrugsepidemie im Hypothekenmarkt gewarnt hat, und zwar im Jahre 2004, entfallen alle Entschuldigungen, durch die man das Verhalten der Behörden als Fahrlässigkeit bezeichnen könnte, was meines Erachtens strafrechtlich relevant ist, wenn sich irgendjemand denn mal zu Ermittlungen und Anklagen durchringen sollte.

In dem Rahmen möchte ich aus einem Artikel von William K. Black zitieren.
William K. Black ist Professor der Ökonomie und des Rechts, Entwickler des Konzepts des "control frauds", wonach CEOs und Politiker ihre Organisationen als "Waffen" benutzen und einer der angesehensten Sachverständigen der Savings & Loans Krise in den 80er Jahren. Entsprechend lautet auch der Titel seines wichtigsten Buchs "The Best Way to Rob a Bank Is to Own One".
The widespread claim that nonprime loan originators that sold their loans caused the crisis because they "had no skin in the game" ignores the fundamental causes. The ultra sophisticated buyers knew the originators had no skin in the game. Neoclassical economics and finance predicts that because they know that the nonprime originators have perverse incentives to sell them toxic loans they will take particular care in their due diligence to detect and block any such sales. They assuredly would never buy assets that the trade openly labeled as fraudulent, after receiving FBI warnings of a fraud epidemic, without the taking exceptional due diligence precautions. The rating agencies' concerns for their reputations would make them even more cautious. Real markets, however, became perverse -- "due diligence" and "private market discipline" became oxymoronic.

Und als Stichpunkte ein paar kritische Aspekte:
- the FBI accurately described mortgage fraud as "epidemic"
- nonprime lenders are overwhelmingly responsible for the epidemic
- the fraud was so endemic that it would have been easy to spot if anyone looked
- the lenders, the banks that created nonprime derivatives, the rating agencies, and the buyers all operated on a "don't ask; don't tell" policy
- willful blindness was essential to originate, sell, pool and resell the loans
- willful blindness was the pretext for not posting loss reserves
- both forms of blindness made high (fictional) profits certain when the bubble was expanding rapidly and massive (real) losses certain when it collapsed
- the worse the nonprime loan quality the higher the fees and interest rates, and the faster the growth in nonprime lending and pooling the greater the immediate fictional profits and (eventual) real losses
- the greater the destruction of wealth, the greater the (fictional) profits, bonuses, and stock appreciation
- many of the big banks are deeply insolvent due to severe credit losses
- those big banks and Treasury don't know how insolvent they are because they didn't even have the loan files
- a "stress test" can't remedy the banks' problem -- they do not have the loan files
 
Boesor am 28.03.2009 15:16 schrieb:
Nur gut, dass er sofort von seiner Lehrtätigkeit entbunden wurde. Solche "Phantasien" (hoffe ich zumindest) haben an einer hochschule nichts verloren.

Lol? Woher bitte schön kam denn zb die 68er APO? Woher, wenn nicht aus den Hochschulen, sollen neue, intellektuelle Anstöße kommen?

Das war ein schöner Brüller am Morgen. Danke Boesor.
 
aph am 31.03.2009 11:18 schrieb:
Boesor am 28.03.2009 15:16 schrieb:
Nur gut, dass er sofort von seiner Lehrtätigkeit entbunden wurde. Solche "Phantasien" (hoffe ich zumindest) haben an einer hochschule nichts verloren.

Lol? Woher bitte schön kam denn zb die 68er APO? Woher, wenn nicht aus den Hochschulen, sollen neue, intellektuelle Anstöße kommen?

Das war ein schöner Brüller am Morgen. Danke Boesor.
neu waren die ideen ja nicht gerade... der kommunismus ist mittlerweile toter als tot.
Venezuela gilt nicht, die haben öl. Kuba und China sind eigentlich nicht mehr kommunistisch und wo Nordkorea steht, muss ich ja nicht weiter erläutern.
 
aph am 31.03.2009 11:18 schrieb:
Boesor am 28.03.2009 15:16 schrieb:
Nur gut, dass er sofort von seiner Lehrtätigkeit entbunden wurde. Solche "Phantasien" (hoffe ich zumindest) haben an einer hochschule nichts verloren.

Lol? Woher bitte schön kam denn zb die 68er APO? Woher, wenn nicht aus den Hochschulen, sollen neue, intellektuelle Anstöße kommen?

Das war ein schöner Brüller am Morgen. Danke Boesor.
Neue Anstösse ist gut.....doch echt, verdammt gut

und solche Aussgen:
"um ehrlich zu sein, wenn er (Sir Fred) uns weiter auf die Palme bringt, werden leibhaftige Banker von den Laternenpfählen hängen". Wenn Gordon Brown Lockspitzel einsetze und die Polizei "ihren nuklearen Knopf drückt, werde ich meinen drücken",
haben bei einem Hochschulprof schlicht nichts verloren.....
 
LowriderRoxx am 30.03.2009 10:38 schrieb:
Noch ein Wort zu dem Gerücht, dass man die Krise nicht hat vorhersehen können. Es wurden ja in diesem Thread schon einige namhafte Ökonomen genannt, die seit Jahren drauf hingewiesen haben, dass a) nur ein geringer Teil der Luft aus der Dot.Com Blase abgelassen wurde und b) eine Immobilienblase aufgebaut wird, deren Kollaps verheerend wäre.

Gute Zusammenstellung.

Man darf meine Arbeitskollegen fragen: Ich hab schon seit 2005 geahnt, dass da was Großes kommen wird. Ich bin ein absoluter Laie, und ich hatte kaum Zahlen. Aber dass, wenn ein Land über ein Jahrzehnt und mehr, sowohl zunehmend private, als auch staatliche Schulden hat, und dann auch noch ein gewaltiges Handelsdefizit, was durch ausländische Gläubiger gedeckt wird, das nicht gut gehen kann und crashen muss - das war mir als Laie völlig klar.

Da sind wir übrigens als Exportmeister, wofür wir uns ja so gern öffentlich feiern, voll dran mitschuldig. Ohne Exportmeister gibts keine Defizitländer und umgekehrt.
 
El_Cativo am 31.03.2009 11:32und solche Aussgen: [quote schrieb:
"um ehrlich zu sein, wenn er (Sir Fred) uns weiter auf die Palme bringt, werden leibhaftige Banker von den Laternenpfählen hängen". Wenn Gordon Brown Lockspitzel einsetze und die Polizei "ihren nuklearen Knopf drückt, werde ich meinen drücken",
haben bei einem Hochschulprof schlicht nichts verloren..... [/quote]

Ich weiß nicht, was ihr erwartet. In England ist die Krise halt schon deutlich weiter, tausende werden wegen der Zwangsversteigerungen obdachlos, noch mehr Leute verlieren ihren Job, während die verantwortlichen Banker nach wie vor frei rumlaufen.

Da ist es kein Problem gewaltbereiten Mob zu finden, und das wird hier auch so kommen. Dass nun ein Hochschullehrer darunter ist, nunja - das gibt schon die Wahrscheinlichkeitsrechnung vor. Pro forma darf er sowas nicht sagen, nein. Aber solche Fragen sind Schlachten der Vergangenheit. Wenn die Staatsmacht für die bevorstehenden Aufstände aufrüstet (und das ist ja inzwischen kein Geheimnis mehr), dann ist es nur logisch, dass auch die Protestszene aufrüstet (wenn auch zunächst nur verbal). Ich finde es gut, wenn da auch ein paar schlaue Leute darunter sind, die führen können. Und es nicht eine unkontrollierte Lawine aus Hafenarbeitern ist.
 
aph am 31.03.2009 11:39 schrieb:
während die verantwortlichen Banker nach wie vor frei rumlaufen.
Warum auch nicht ? Haben sie gegen geltendes Recht verstossen ? Ich finde es bedenklich, mit welch Selbstverständlichkeit "die Verantwortlichen" gefunden werden und verurteilt werden. Und dann auch noch einen gealtbereiten Mob anzustacheln, also nein, so jemand ist an einer Hochschule als Professor falsch aufgehoben.

Du hast übrigens völlig recht, einen gewaltbereiten Haufen findet man immer und sehr schnell. Ich hoffe nur, dass du diese Krawallmacher nicht auch noch verteidigen willst.

Ich finde es gut, wenn da auch ein paar schlaue Leute darunter sind, die führen können. Und es nicht eine unkontrollierte Lawine aus Hafenarbeitern ist.
Wenn er wirklich so schlau wär, würde er sich solche Aussagen verkneifen.
 
El_Cativo am 31.03.2009 11:55 schrieb:
Du hast übrigens völlig recht, einen gewaltbereiten Haufen findet man immer und sehr schnell. Ich hoffe nur, dass du diese Krawallmacher nicht auch noch verteidigen willst.

Kommt drauf an, was du unter Verteidigen verstehst. Nein, ich finde Gewalt nicht schön, und ich hab auch absolut keinen Bock auf das Kommende. Nur: Ich gehe halt eh davon aus, dass das passieren wird. Und unter den gegebenen Umständen ist es, historisch gesehen, auch völlig normal. Kann man Historie verurteilen? Eine schwierige Frage.

Was die Verantwortlichen betrifft: Ich bin der Meinung, dass sie genau wussten, dass sie andere Leute um ihr Erspartes bringen (die so genannten A&D-Kunden, "alt&doof"). Meinst du wirklich, die sollen weiterhin lachen dürfen, weil es legal war, was sie taten? Spielt Moral dabei denn gar keine Rolle?

War nicht auch der Sonnenkönig (oder wars sein Nachfolger) rechtlich auf der sicheren Seite, bevor er dann vom wütenden Mob, den er unterdrückte, geköpft wurde?

Unterdrückung, Betrug und Ausbeutung wird nicht besser dadurch, dass er offiziell legal ist. Im Gegenteil.
 
aph am 31.03.2009 12:00 schrieb:
Ich bin der Meinung, dass sie genau wussten, dass sie andere Leute um ihr Erspartes bringen (die so genannten A&D-Kunden, "alt&doof").
Und genau da liegt das Problem. Diese Aussage ist rein spekulativ und du kannst sie nicht beweisen. Oder irre ich mich da ? Aber durch solche Aussagen, wird die Wut auf diese "Verantwortlichen" nur weiter gesteigert. Ich halte diese Ansicht für abwegig. Denn was hätten denn die Bänker davon, wenn sie bewusst ihrer Kundschaft das Wasser abgraben ? Sie sind Risiken eingegangen ja und ja diese Risiken waren unverhältnismässig. Doch zu sagen, sie hätten den Karren bewusst gegen die Wand gefahren halte ich doch für sehr gewagt. Aber das ist meine Meinung, die ich genauso wenig beweisen kann wie du deine.

War nicht auch der Sonnenkönig (oder wars sein Nachfolger) rechtlich auf der sicheren Seite, bevor er dann vom wütenden Mob, den er unterdrückte, geköpft wurde?

Unterdrückung, Betrug und Ausbeutung wird nicht besser dadurch, dass er offiziell legal ist. Im Gegenteil.
Also den französischen Absolutismus jetzt als Vergleich herzuziehen, ist dann doch ein wenig übertrieben, meinst du nicht ?

BTW Nur am Rand: Es war nicht der "Sonnenkönig" Ludwig XIV. der enthauptet wurde, sondern sein Nach-nachfolger Ludwig XVI. Er wurde im Zuge der franz. Revolution 1793 hingerichtet.
 
El_Cativo am 31.03.2009 11:55 schrieb:
aph am 31.03.2009 11:39 schrieb:
während die verantwortlichen Banker nach wie vor frei rumlaufen.
Warum auch nicht ? Haben sie gegen geltendes Recht verstossen ? Ich finde es bedenklich, mit welch Selbstverständlichkeit "die Verantwortlichen" gefunden werden und verurteilt werden.
Aus Sicht vieler Juristen, Regulatoren und Ökonomen haben sie in der Tat gegen geltendes Recht verstossen. Rechtsbindend ist eine solche Einschätzung natürlich nicht, aber das Ausbleiben umfangreicher Ermittlungen diesbezüglich ist etwas, dass einem die Gallensteine zum Rasseln bringt. Prominentestes Beispiel dürften doch wohl die Tätigkeiten Steinbrücks im Zusammenhang mit der HRE sein. Da schreit nicht nur die Bekanntgabe einen Tag nach Ablauf der Haftungsfrist durch Unicredit bzw HV nach Untersuchsungsausschuss, sondern auch Aussagen, dass die Bank in sich stabil sei und nur ein Refinanzierungsproblem hätte.

Aber auch die ganzen Bankiers sollten Objekt intensivster Ermittlungen sein, was ich anhand eines simplen Beispiels illustrieren möchte, den Handel von Asset Backed Securities (ABS). Vorwürfe des Betruges werden mit dem Hinweis gekontert, dass alle Spieler sich der eigentlichen Situation und der Eigenschaften der ABS bewusst waren. Dann ergeben sich zwangsläufig Verdachte der Bilanzfälschung und -verschleierung. Diese wiederum werden dadurch abgewunken, dass man ja die Volatilität der ABS nicht einzuschätzen vermochte. Solche Kreisargumentation gehören in den Fokus der Ermittlungsbehörden, und zwar sofort. Das blinde Vertrauen auf die Rating-Agenturen bei stark risikobehafteten Produkten riecht für mich auch nicht gerade wenig nach Untreue.

Ein Blick auf die Entwicklung der Verschuldung der Privathaushalte in den USA drängt den dringenden Verdacht auf, dass der ganze Kram nicht als ein volkswirtschaftliches Ponzi-Scheme ist, falls man sich dessen vorher noch nicht bewusst war.

Auch der in meinem letzten Beitrag verlinkte Artikel über einen FBI-Bericht von 2004 verdeutlich die Ausmaße, in der hier Betrug oder Verdacht auf Betrug vorliegt. Wenn man Betrug nicht entdecken kann, ohne sich die Papier der Hypotheken anzuschauen und niemand mehr die Papiere der Hypotheken anschaut, weil alle nur mit "Augen zu und durch" auf die extremen Ausfallrisiken reagieren, ist das strafrechtlich relevant in einem Ausmaß, dass einem die Ohren schlackern.

Ich darf mal einen Standard & Poors Manager zitieren:
Any request for loan level tapes is TOTALLY UNREASONABLE!!! Most investors don't have it and can't provide it. [W]e MUST produce a credit estimate. It is your responsibility to provide those credit estimates and your responsibility to devise some method for doing so.
 
LowriderRoxx am 31.03.2009 12:32 schrieb:
Sollte es wirklich strafrechtlich relevante Vorgänge geben haben, obliegt es den Ermittliungsbehörden, diese aufzuklären und evtl. Konsequenzen zu ziehen. Damit kann und darf keine Form der "Selbstjustiz" bzw. irgendwelche Krawalle und Ausschreitungen oder gar Angriffe (Fred Goodwin) entschuldigt oder gerechtfertigt werden.
Auf reiner Verdachtsbasis schon gleich dreimal nicht.
 
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