Der-Aggro am 22.03.2009 19:19 schrieb:
Sag mal aph, ist dieses Szenario das du ausmalst eigentlich ernst gemeint und realistisch eingeschätzt oder versuchst du nur forentrollhaft Panik und Angst zu verbreiten?
Du sagst immerhin voraus, dass es bürgerkriegsartige Zustände dieses Jahr noch geben wird und sich die Regierung gegen das eigene Volk stellt.
Nein, ich versuche keine Angst zu verbreiten. Das ist halt eine Frage, die man leider erst hinterher beantworten kann. Nimm an, ein Boot mit Insassen treibt auf einem Fluss. Und einer der Leute schaut durch ein Fernglas und fängt an zu warnen: Da ist ein Wasserfall voraus, wir müssen das Boot ans Ufer bringen. Die Leute glauben ihm aber nicht. Einige Zeit später ruft er: Wir sind dem Wasserfall näher gekommen, wer überleben will, muss von Bord springen und ans Ufer schwimmen - wir können das Boot nicht mehr rechtzeitig wegsteuern!
Und die Leute glauben ihm wieder nicht.
Da gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder es kommt wirklich ein Wasserfall - dann hätten die Leute wohl besser mal auf ihn gehört. Oder es kommt keiner - dann hat er unnötig Panik verbreitet.
Ich sage ganz offen: Ich weiß nicht 100%ig, was passieren wird bzw. wann es passieren wird. Es gibt verschiedene Szenarien, die ganz entscheidend davon abhängen, in welche Richtungen die Zentralbanken und Regierungen (inkl. IWF) gehen. Die Szenarien unterscheiden sich damit vor allem dadurch, wann genau der Tiefpunkt der Krise erreicht sein wird. Momentan versuchen die Regierungen alles, um ihn so weit wie möglich nach hinten zu verlagern (in Dtl. vor allem hinter die Wahlen, wenn möglich). Dadurch aber wird das Ausmaß des Tiefpunkts leider verschlimmert. Man hätte schon im letzten Herbst durchgreifen und damit viel retten können. Das hat man nicht getan, weil es politisch nicht durchsetzbar war, ein Ende mit Schrecken einem Schrecken ohne Ende vorzuziehen. Jetzt müssen wir die Konsequenzen ausbaden, und die heißen mit großer Wahrscheinlichkeit Staatsbankrotte und Bankruns. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass man irgendwie ohne größere Konflikte durch die Krise kommt, schätze ich auf ca. 1-2%. Das aber auch nur aus Prinzip, nicht dass es dafür wirklich ein ausmalbares Szenario gäbe.
Ich verfolge alle mir zur Verfügung stehenden Informationen im Netz um herauszufinden, wann der Zeitpunkt des Zusammenbruchs sein könnte - ob schon im Frühjahr oder erst im Herbst/Winter. Momentan schätze ich die Wahrscheinlichkeit für einen frühen Kollaps auf 60%. Aber auch wenn es nur 30% wären, so halte ich mich doch lieber an das frühe Szenario, denn auf das spätere könnte ich mich immer noch gesondert vorbereiten. Jetzt muss ich erst mal Maßnahmen für die nächsten 2 Monate treffen, falls alles so kommt, wie ich vermute. Das ist analytisches und logisches Vorgehen, und keine Panikmache. Ich empfehle jedem, genauso rational und besonnen vorzugehen.
Wenn im April nichts dergleichen passiert, werde ich mich riesig freuen, weil mir mein Job eigentlich nach wie vor Spaß macht und ich vorhatte, ihn möglichst lange auszuüben. Dann werde ich hier auch (vorerst) Entwarnung geben.
Bisher sind leider sämtliche Vorhersagen (nicht nur meine, sondern auch die vergleichbarer Experten im Internet) zu 100% eingetroffen. Sowohl was den Wirtschaftsrückgang als auch was die Arbeitslosenzahlen betrifft. Und damit bin ich schon mal deutlich treffsicherer als sämtliche Experten von DIW und anderen so genannten "Wirtschaftsinstituten", die ihre Prognosen ja alle 2 Monaten nach unten korrigieren müssen. An wen haltet ihr euch lieber: die die ständig korrigieren müssen oder die, die von Anfang an richtig lagen?
Die Tage rund um den 31.3.-2.4. sind aus mehreren Gründen recht wichtig. Danach wird man mehr wissen, aber evtl. nur noch wenige Tage Zeit haben.
Dass mein Geschreibsel in einem Spieleforum irgendeinen Einfluss darauf haben könnte, welche Auftragseingänge es im Industriebereich gibt, oder wie sich die Staatsanleihenmärkte entwickeln, schließe ich aus. Dass in einer schlechten Zeit Pessimismus um sich greift und damit die Lage schlimmer werden lässt, ist leider normal und lässt sich auch mit guten Wünschen nicht verhindern. Stattdessen muss man sich vorbereiten. Man kann dies tun, ohne zusätzliche Schwierigkeiten zu erzeugen. Weder gebe ich meinen Job auf, noch schränke ich meinen Konsum ein.