Nope81 am 26.02.2009 17:18 schrieb:
Allerdings glauben ja die meisten daran, das aph Unrecht hat, und sich das Problem nach ein paar Pleiten und Abschreibungen selbst löst. Es gibt zwar viele Schulden, aber es gibt ebend genausoviele Gläubiger. Und wenn sich das System zunehmend entwirrt verlieren am Ende nur die, die Geld verliehen haben.
Theoretisch ja. Aber das sind ziemlich viele. Und viele darunter haben sehr viel Macht. Meinst du die lassen das einfach so geschehen?
Zweitens: Dieser Prozess würde nicht einfach so verlaufen, sondern unweigerlich vielerort Panik auslösen. Schließlich ist die überwiegende Mehrheit der Weltwirtschaft auf Kredit gebaut und würde erst einmal pleite gehen.
Drittens: Die Regierungen tun derzeit alles um die Entwirrung des Systems zu verhindern. Sie butterten nun schon 20% des Welt-BIPs hinein - bisher ohne sichtbaren Erfolg. Das heißt: Statt diejenigen die Suppe auslöffeln zu lassen, die da Kredit gegeben haben, erfinden sie neuen Kredit. Sie bekämpfen ein Feuer mit Feuer bzw. kippen Öl hinein. Und das nur, um den Höhepunkt der Krise bis nach möglichst viele Wahlen hinauszuzögern. Das ist pure Angst um die Wiederwahl und keine verantwortliche Politik.
El_Cativo am 26.02.2009 21:12 schrieb:
Dennoch sehe ich die Unabwendbarkeit dieser Krise in den von dir skizzierten Ausmassen als keineswegs gegeben. Und ich bleibe auch dabei, dass durch Psychologie, also durch die Angst der Menschen, das Ausmass der Krise in unnötige Höhen getrieben werden kann. Die Krise ist da und sie wäre so oder so gekommen ja. Doch durch Panikmache wird niemandem geholfen, im Gegenteil. Wenn die Menschen Angst bekommen, ist es ja nur klar, dass sie mit Ausgaben zurückhaltender werden und sich viermal überlegen, ob sie denn wirklich essentiel notwendig sind. Da gibt es dann keine rationelle Einschätzung der tatsächlichen Lage mehr und die Situation wird verschärft, was zu noch mehr Angst führt usw....Ich glaube, es ist besser positiv zu denken und auch so zu reden, als sich in Schwarzmalerei zu verlieren. Denn die Wirtschaft hat sehr viel mit Stimmung zu tun. (Übrigens auch bei Investitionsentscheidungen in Firmen)
Ich verstehe durchaus, was du sagst. Und prinzipiell hast du Recht, dass Panikmache zu noch mehr Zurückhaltung führt. Aber das Gegenteil, das Verschweigen der Realität, macht es auch nicht besser. Du kannst doch keinem Unternehmer verdenken, wenn er jetzt nicht investiert. Er wäre ein Idiot, wenn er Problem hat seine Kredite zu bedienen und ausgerechnet jetzt seine Ausgaben erhöht. Genauso wenig kannst du von den Verbrauchern erwarten, entgegen ihrer Perspektive (Arbeitslosigkeit, Kurzarbeit) mehr zu konsumieren als vorher. Woher sollen denn die zusätzlichen Ausgaben kommen? Sag es mir? Überall geht die Arbeitslosigkeit hoch, überall wird eingespart, überall Verluste eingefahren. Nenne mir nur eine einzige Person, die jetzt sinnvoll mehr ausgeben könnte als vorher. Nenne mir einen Staat, eine Volkswirtschaft, die zu einer Erhöhung(!) der weltweiten Produktnachfrage beitragen könnte.
Außerdem, wie ich schon sagte: Jede Verzögerung, jede Verschleppung des Zusammenbruchs macht die Tiefe der Zäsur nur umso schlimmer. Die Staaten verspieln derzeit den letzten Teil ihrer Glaubwürdigkeit, den sie bräuchten um uns sicher in die neue Zeit zu überführen. Stattdessen stützen sie involvente Banken - ohne Aussicht auf Erfolg. Damit springen sie jenen über die Böschung hinterher und machen sich selbst handlungsunfähig. Das ist VIEL schlimmer als jede Panikmache. Was du mir vorwirfst, nämlich dass ich die Krise schlimmer mache, das betreibst du selbst.
Edit: Auch wenn es in gewisser Weise meinen Ausführungen widerspricht:
Das sind doch mal etwas bessere Nachrichten. Anscheinend lassen sich die Verbraucher ihre Laune nicht so schnell verderben
Der Gfk-Konsumklimaindex hatte noch nie, ich betone: "noch nie", eine Korrelation mit den tatsächlichen Konsumausgabeentwicklungen. Das ist nur Teil der Verzögerungstaktik. Allerdings könnte der Konsum wirklich demnächst ansteigen, wenn noch mehr Menschen wie ich Vorräte anlegen. Dass die Abwrackprämie nur ein Strohfeuer ist, und als Bumerang zu den Autofirmen zurückkehrt (und die Konzerne abwrackt), darüber sind wir uns ja vermutlich einig.
In dem von mir verlinkten Videoblog von Jörn Berninger wird übrigens gut erklärt, wie unterschiedlich Menschen auf Krisennachrichten reagiern:
Krisen Fahrplan - Teil 2. Da gibt es die Ignorierer, die einfach sagen "Wird schon nicht so schlimm" ohne drüber nachzudenken. Die stellen die Mehrheit. Und als zweitgrößte Gruppe die "Besserwisser". Die wissen besser, dass es nicht so schlimm wird, dass das alles nicht passieren wird, dass das gar nicht sein kann. Zu denen gehören TheChicky, bierchen und du. Kennzeichnend für diese Haltung ist, dass es zwar eine feste Überzeugung gibt, dass nicht sein kann, was nicht sein darf. Dass jedoch gleichzeitig jegliche Argumente fehlen, die das Gegenteil nahelegen. Erklär mir doch mal genau, wie die Wirtschaft auf die Beine kommen wird. Du kannst es nicht. Wir können da gern ganz tief in die Zahlen eintauchen, und ich lass mich gern vom Gegenteil überzeugen, denn ich will ja nicht, dass alles zusammenbricht.
Außer: "Ohne Miesmacher wird's schon werden" hast du doch nichts zu bieten.
Teil 1-4 des Videoblogs kann ich wirklich jedem ans Herz legen, der sich noch irgendwie schützen will oder wissen will, wie er anlegen kann. Je 10 Minuten.