aph am 02.02.2009 16:21 schrieb:
Arkasi am 02.02.2009 15:40 schrieb:
Das Problem einer Deflation ist, dass Waren kontinuierlich billiger werden, mein Vorschlag würde eine einmalige Preissenkung bewirken, weshalb das Problem der Deflation hier nicht zum Tragen kommt.
Und danach die nächste Lohn-Preissenkungsrunde, und dann die nächste, und die nächste ...
Dieses Konzept wird seit 20 Jahren befolgt und ist gerade grandios gescheitert. Die Staatsquoten sind kontinuierlich gesunken, die Ersparnisse kontinuierlich gestiegen, im Gegenzug die Staatsschulden. Gebracht hat es Nullkommanull.
Zuerst einmal muss ich anmerken, dass die Abgaenquoten in den letzten 20 Jahren kontinuierlich gestiegen sind, eine Umkehr gibt es erst seit ein paar Jahren und die bewegt sich im minimalen Bereich. Außerdem war von einer Senkung der Löhne keine Rede.
Ich bin lediglich der Meinung, dass eine einmalige ordentliche Steuersenkung sich sowohl positiv auf die Preise als auch auf die Investitionen auswirken wird, während eine Steuererhöhung logischerweise das Gegenteil bewirkt. Für Privatleute sind Steuern immer schon einfach zu bezahlen gewesen, doch Firmen betrachten Steuern einfach als Kosten, die (mit Aufschlag) weiterverrechnet werden. Deine tolle Idee basiert also auf einer Kostenerhöhung und du glaubst ernsthaft, dass man damit Arbeitsplätze schafft, was freilich absurd ist.
Abgesehen davon übersiehst du dabei, dass Deutschland eine Exportnation ist und diese Exporte ebenfalls betroffen sind, was zwangsläufig dazu führt, dass die Exporteure einen Wettbewerbsnachteil haben - genau das kann man in einer Wirtschaftskrise am wenigsten brauchen.
Nein, die Frage ist, wieviel der jährlich erwirtschafteten Gelder man verwendet, um das Gemeinwesen zu stärken, damit auch morgen noch hervorragend privat verdient werden kann. Ja, das ist dieselbe Frage. Aber anders formuliert als du.
Ich wäre ja womöglich mit deinen Ideen einverstanden, wenn sie nicht bereits seit Jahren ausprobiert werden und gescheitert sind. In Deutschland sinkt die Staatsquote seit längerem, und es wird immer weniger von Staats wegen investiert. Anders ausgedrückt: Es tummelt sich prozentual gesehen immer mehr privater Erfolg auf immer weniger staatlicher Infrastruktur. Das könnte gut sein. In Wahrheit aber ist es nur ein Hinweis darauf, dass unsere Zukunftsfähigkeit ausgehöhlt wird.
Die Staatseinnahmen sind mehr als ausreichend um eine excellente Infrastruktur zu finanzieren. Der Umstand, dass das offenbar nicht geschieht, weist lediglich darauf hin, dass die Politiker falsche Prioritäten setzen und Steuergelder lieber wahlwirksamer ausgeben.
Das Problem in Deutschland ist ja nicht, dass es nun mehr privaten Erfolg gibt, sondern dass dieser Erfolg nicht in Deutschland reinvestiert wird, eben weil es zu teuer ist.
Genau. Und in einer Welt, die global von der Krise betroffen ist, und wo alle Volkswirtschaften gemeinsam an Lösungen arbeiten müssen, wird man nicht umhin kommen, das zerstörerische gegenseitige Unterbieten der Arbeitskosten zu unterbinden. Das Problem haben ja alle Staaten: Dass sie angeblich gezwungen sind, sich anzupassen und ebenfalls ihr eigenes Staatswesen zugunsten niedrigerer Preise auszuhöhlen. Dabei stimmt das gar nicht. Wenn wir nach Skandinavien schauen, sehen wir, dass man selbst unter globalisierten Zwängen diesen nicht nachgeben muss und trotzdem (oder gerade deshalb?) eine stabile Wirtschaft haben kann.
Das Unterbieten der Arbeitskosten ist nur für uns zerstörerisch, weil wir extrem teuer sind. Jene Länder, wo die Arbeit hingeflossen ist, profitieren jedoch davon und auch deren Arbeitskräfte. Dazu kommt, dass diese Länder einfach wesentlich ärmer sind als wir, selbst wenn man sich mit den Löhnen in der Mitte treffen würde, würden diese Länder sofort zusammenbrechen, weil die dort ansässigen Firmen die Löhne nicht bezahlen können. Außerdem weise ich nocheinmal darauf hin, dass ich nicht die Löhne sondern die Steuern senken möchte.
Was globale Regelungen generell anbelangt, so bewundere ich deinen Glauben, kann dich aber nur der grenzenlosen Naivität bezichtigen. Das meiste würde sich global wesenltich besser regeln lassen, da stimme ich dir vorbehaltlos zu, nur würden sich damit die Politiker, die heute die Macht haben, selbst ins Abseits stellen und das passiert ganz sicher nicht.
Weiters solltest du nicht vergessen, dass das aktuelle Thema zwar durchaus wichtig ist, im Vergleich zu anderen aber eine vollkommen untergeordnete Rolle spielt. Wir sind global nicht einmal in der Lage uns auf einen halbwegsen Klimaschutz zu einigen, von dem unser direktes Überleben abhängt!
Wenn das bei einem solchen Thema seit mindesten 2 Jahrzehnten nicht gelingt, wie kommst du dann auf die Idee, dass das bei anderen Themen funktioniert?
Werbung weist hauptsächlich auf Neues hin und versucht, die Kaufmotive zu verändern, aber im wesentlichem ist sie branchenübergreifend wirkungslos. Eine Werbung mag dich dazu überreden eine andere Marke zu kaufen, aber den Kauf selbst tätigst du nicht wegen ihr.
Außerdem kann dich keine Werbung dazu bringen, etwas zu kaufen, was du nicht haben willst. Wenn du weißt, dass ein bestimmtes Produkt im Ausland unter menschenverachtenden Umständen von Kindern erzeugt wird, dann wird dir keine Werbung einreden können, dass das ein gutes Produkt ist, außer diese Umstände sind dir egal und nichts anderes habe ich behauptet.
Ja nee ist klar. Werbung bringt niemanden dazu mehr zu kaufen, als er ursprünglich wollte? Sorry, wenn ich bei dieser Aussage nichts als Lachen kann. Ich weiß gar nicht, wie ich ernsthaft darauf argumentativ antworten soll ... sobald ich anfange, komm ich nicht weiter, weil ich wieder lachen muss.
Um 16 Uhr 21 hast du diese Antwort geschrieben und ich kann mir nur vorstellen, dass du eine sehr mühevollen Arbeitstag hinter dir gehabt hast, jedenfalls will mir kein anderer Grund einfallen, wie man so an einem gar sonderlich langen Absatz vorbeilesen kann.
Deine Antwort bezieht sich nämlich einzig und allein auf die Quantität, von der ich überhaupt nichts geschrieben habe, während ich doch einiges darüber geschrieben habe, warum die Werbung nicht bewirkt, dass Menschen Dinge kaufen, die sie partout nicht haben wollen.
Lies es bitte noch mal und schreib dann eine dazu passende Antwort.
aph am 03.02.2009 10:15 schrieb:
Hm echt? Ich hätte gedacht, dass dieser Abtausch eher nervt, weil wir uns im Kreis drehen. Und sorry, zu zwei Themen weiß ich nicht mehr, was ich schreiben soll:
- die These, dass Volkswirtschaft immer nur das betriebswirtschaftlich ohnehin mögliche darstellt, und mögliche Fehlentwicklung hoffenderweise von Konsumentenentscheidungen ausgeglichen werden,
Das habe ich nie behauptet. Der Punkt ist, dass die UMSETZUNG immer betriebswirtschaftlich betrachtet werden muss. Wenn man beispielsweise Steuern auf Gewinne erhöht, dann müssen alle Firme mehr bezahlen und Firmen denken nun einmal betriebswirtschaftlich. Dass die damit keine Freude haben werden, kann man wohl voraussetzen. Die Frage ist also, wie reagieren die Firmen? Preise rauf? Produktion auslagern? Pleite gehen? Einfach zahlen und nichts tun? Die Betroffenen haben Möglichkeiten und jede Firma wird zumindest eine davon wählen. Aus irgendeinem für mich völlig unverständlichen Grund, gehst du immer davon aus, dass die Betroffenen einfach das tun, was von oben verordnet wird, obwohl das nachweislich nicht so ist. Solange du von dieser irrwitzigen Annahme nicht runtergehst, wirst du niemals ein brauchbares Konzept entwickeln können.