aph am 29.01.2009 11:27 schrieb:
Ich denke, so einfach kann man das nicht vergleichen, weil die Krise diesmal ein viel größeres Ausmaß hat. Falls du 2001 meinst, dann geb ich dir Recht: Da hätte man halt diejenigen, die in der Dotcom-Blase Geld verbrannt haben, auf ihren Verlusten sitzen lassen sollen. Aber diesmal ist die gesamte Welt und vor allem die Realwirtschaft gleichmäßig betroffen. Wenn hier ein Land ausschert und seine Kosten klein hält, während alle anderen Länder Programme auflegen, dann profitiert natürlich dieses eine Land davon. Wenn das aber alle so machen würden, dann hätten alle gemeinsam auch das Nachsehen, weil die Wirtschaftsleistung dann global um bis zu 20% einbrechen würde. Dtl. versucht ja gerade, sein Deficitspending klein zu halten. Aber ich glaube nicht, dass die anderen Staaten uns das durchgehen lassen, weil die Zusammenhänge klar sind. Die Krise ist so evident, dass hier keine Volkswirtschaft ausscheren kann, ohne den Zorn der anderen auf sich zu ziehen.
Ich meinte zwar 2001, aber nicht die Dotcom-Blase, die war relativ uninteressant, wir hatten auch ohne diese eine Wirtschaftskrise und kurzzeitig eine Rezession.
Natürlich werden all jene Länder, die sich nicht massiv verschulden, von den Schulden der anderen profitieren.
Ich wüßte nicht, wie die anderen Länder uns das nicht durchgehen lassen könnten, schließlich können sie effektiv nichts dagegen tun.
Ja, deshalb kommt es auch stark drauf an, wie das Konjunkturprogramm gebastelt ist. Von all diesen Rettungsschirmen für Banken und Konzerne halte ich ebenfalls nix, weil damit gerade die ineffizientesten Vorhaben für diese am profitabelsten werden und früheres Versagen belohnt wird.
Die Banken stellen eine Ausnahme dar, aber ich will das nicht wieder aufwärmen, ist ja schon in diesem und im "Geld regiert die Welt"-Thread ausführlich beschrieben.
Aber das muss ja nicht der Weg sein. Investitionen in Handwerker an Schulen oder in neues Schulpersonal hilft den KMUs. Hier müsste man halt überprüfen, ob es überhaupt einen entsprechenden Bedarf gibt. Wie schon mal im Thread erwähnt, beziffern die Länder und Kommunen den Nachholbedarf an Infrastruktur- und Bildungsinvestitionen auf insgesamt 750 Mrd. Euro. Da kann man nix falsch machen, wenn das gemacht wird. Im Gegenteil: Jahrelang wird gejammert, dass zu wenig in Bildung investiert wird, na dann tut es doch endlich. Warum Sarkozy ausgerechnet jetzt Lehrerstellen streichen will, bleibt ein Rätsel.
Wenn das Geld also hauptsächlich so ausgegeben wird, dass damit KMUs an Aufträge kommen, vervielfacht sich sogar der Effekt aufs BIP, denn die geben das ja auch wieder aus. Auch wenn das erst ab Mitte 2009 greifen würde, würde es noch das diesjährige BIP erhöhen.
Allerdings reden wir hier von hypothetischen Zahlen, denn die grade mal 15 Mrd. Euro, die die Merkelregierung für 2009 dafür vorsieht, reichen bei weitem nicht, um 2-4% BIP-Rückgang auszugleichen.
Sarkozy ist für mich generell ein Rätsel, aber das betrifft mich glücklicherweise nicht annähernd so stark wie die Franzosen.
Was den Rest anbelangt, so wird meiner Meinung nach beim Staat immer der Fehler gemacht nach mehr Geld zu verlangen. Viel wichtiger wäre es aber, die vorhandenen Mittel effektiver einzusetzen. Gerade der Staat verprasst Geld für völlig sinnlose Bürokratie oder in Bereichen, die so oft reformiert wurden, dass sie mittlerweile nahezu wirkungslos sind.
Auch dieses ewige mehr Geld für Bildung kann ich nicht mehr hören, Österreich gibt pro Jahr 20% seines Budgets für Bildung aus und es wird immer nur gejammert und mehr gefordert. Ist ja auch leichter als das System wieder vernünftig herzurichten, denn dabei muss man zwangsläufig vielen Menschen auf die Zehen steigen und ob die das bis zur nächsten Wahl vergessen haben, bleibt zu bezeifeln.
Was die Förderung von KMUs anbelangt, so dachte ich dabei weniger an entsprechende Aufträge, denn das bekommt man rechtlich nicht einwandfrei hin. Auch eine große Firma kann sich um kleine Aufträge bewerben und wenn sie die besten Konditionen bieten, dann soll sie auch den Zuschlag bekommen.
Ich dachte mehr an die Förderung der kleinen Firmen in steuerrechtlicher Hinsicht. Wenn ich selbständig arbeite, dann zahle ich bis zu 50% Steuer und muss normal SV-Beiträge bezahlen. Habe ich jedoch ein wenig Geld angespart, dann kann ich eine GmbH. machen, zahle nur 25% Steuer und muss nur für mein echtes eigenes Einkommen, welches ich auch wirklich aus der Firma rausziehe, höhere Steuern und SV-Beiträge in Kauf nehmen.
Würde man das anpassen und auch die Beiträge jenen der Angestellten anpassen, dann wäre dieser Erwerbsweg wesentlich attraktiver. Man schafft nun mal keine Arbeitsplätze im Land, wenn man Geld ausgibt, der Arbeitsplatz kommt immer vom Unternehmer und wenn die aktuelle Unternehmergeneration das nicht mehr leisten kann, dann muss man eben versuchen eine neue Generation ins Spiel zu bringen bzw. die alte Generation zu verstärken.