Sexuelle Gewalt ist in aller erster Linie eine kriminelle Handlung, die auch gesellschaftlich nicht akzeptiert ist. Wenn wir also von gesellschaftlicher und rechtlicher Gleichberechtigung sprechen, müssen wir uns anschauen was ist gesellschaftlich und rechtlich akzeptiert und was nicht. Individuelle Machtverhältnisse sind eben das, individuell. Jemand der mir ein Messer ins Gesicht hält, hat mehr Macht, aufgrund des Messers aber es gibt keine gesellschaftliches oder rechtliche Ungleichheit, die beseitigt werden müsste. Es gibt einfach nur eine Straftat, für welche Polizei und Justiz verantwortlich ist.
Mit anderne Worten. Die Sexuelle Gewalt funktioniert als Argument in einer patriarchalen Gesellschaft, in denen tatsächlich gesellschaftlich gesagt wird "Es ist okay, wenn Frau vergewaltigt wird", selbst wenn das rechtlich falsch ist. Wenn das aber nicht der Fall ist, so wie es ja in unserer Gesellschaft der Fall ist, können wir nicht mehr von mangelnder Gleichberechtigung sprechen.
Zugegeben, ausschließlich von sexueller Gewalt zu reden, war falsch von mir. Deswegen füge ich hier auch noch die sexuelle Belästigung hinzu. Und die wiederum ist - auch wenn diese immer sichtbarer wird - immernoch gegeben und gesellschaftlich sogar noch akzeptiert. Vor allem von Leuten älterer Generation.
Zum Thema Dunkelziffern: Schwierig. Es lässt sich immer sagen "ja aber die Dunkelziffer ist sicher höher" aber das zu belegen ist das Problem.
Dunkelziffern sind ja schon per Definition nicht zu belegen. Aber bei über 80 Millionen Menschen in DE sollte es nicht schwer sein, zu erahnen, dass die Dunkelziffer höher ist, als die Zahl der Anzeigen.
Wir können uns herantasten, so eine leichte Tendenz abschätzen bspw. weil sexuelle Gewalt oft im Familien- und Bekanntenkreis und gar nicht unter Fremden geschieht und daher die Angst vor Vergeltung oder Ähnlichen höher ist. Allerdings hat auch das Grenzen, da die Zahlen der Anzeigen gestiegen sind, was mit einer erhöhten Anzeigenbereitschaft von der Polizei erklärt wurde. Die Dunkelziffer muss also eher sinken als steigen in dem Fall.
Von steigen oder sinken hab ich aber auch nicht gesprochen. Ich sagte lediglich, dass die Dunkelziffer viel höher ist, als es die Zahl der Anzeigen vermuten lässt. Dass die Bereitschaft, Gewalt anzuzeigen, gestiegen ist, ist vollkommen richtig.
Dagegen wäre die Dunkelziffer sexueller Gewalt bei Männern wirklich höher anzunehmen, weil sich hier nichts geändert hat, es gibt nicht mehr Männerhäuser und mir wäre auch nicht bekannt, dass dem Thema mehr Aufmekrsamkeit geschenkt würde. In jedem Fall gibt es eine Dunkelziffer, definitiv.
In diesem Punkt kann ich dir komplett zustimmen.
Nein, das ist nicht Folge mangelnder Gleichberechtigung, denn Frau hat ja dieselben Rechte. Das ist die Folge davon, wenn man diese Erfolge nicht anerkennt, sondern weiterhin Rollenbilder propagiert und meint Frau sei nicht gleichberechtigt,
Ja...und Rollenbilder können auch zu einem Mangel an Gleichberechtigung führen. Natürlich können wir es auch anders nennen, etwa Gleichbehandlung oder Gleichwertigkeit. Vielleicht ist das passender, aber im Endeffekt läuft es auf das selbe hinaus.
sie sei arm und schwach, könne nicht für sich selbst sorgen, nicht für sich selbst einstehen, würde von anderen unterdrückt ecetera pp. Frau ist aber all das nicht, sie hat Gleichberechtigung erlangt, teilweise sogar Bevorzugung und Besserbehandlung. Es wird aber immer noch so getan als wären Frauenparkplätze nötig, weil man denkt sie wären mehrheitlich Opfer von Straftaten und bräuchten Licht, während Mann ja stark ist und nicht angegriffen wird und daher ja ruhig in einer dunklen Ecke parken kann. Ich bin mir nicht sicher aber mir scheint das war noch nie zutreffend gewesen, erst recht nicht die letzten zehn Jahre oder mehr, die ich Blicke in die Kriminalitätsstatistik geworfen habe und dort ein Missverhältnis zu ungunsten von Männern und nicht Frauen sah.
Im öffentlichen Raum sind tatsächlich eher Männer Opfer von Gewalttaten. Aber da ist die Zahl tatsächlich nicht viel höher. Wir reden hier von einer Differenz von vielleicht 1-2% und nicht von 10 oder 20%. Hier sollte man auch anmerken, dass auch Männer gleichzeitig in den meisten Fällen Täter sind.
Die Frage ist halt: Warum sind Männer so oft Täter? Gerade mit Blick auf sexuelle Gewalt. Weil sie "von Natur aus böse" sind natürlich nicht.
Also wenn wir tatsächlich von fehlender Gleichberechtigung sprechen, dann geht sie eher zu lasten der Männer aber wie gesagt, ich würde das Wort Gleichberechtigung hier nicht verwenden.
Es gibt natürlich Bereiche im Leben, in denen Frauen den Vorzug gegeben wird. Allen voran im Bereich des Sorgerechts. Natürlich muss sich auch hier was ändern.
Die Erfahrungen will ich dir auch nicht aberkennen aber unsere persönlichen Erfahrungen sind nicht repräsentativ, also nicht nur deine, sondern auch meine eigenen. Das einzige was wir daraus ziehen können ist, dass wir wohl beides haben. Aber das ist auch etwas das ich nie bestritten habe, unterschiedliche Meinungen existieren. Die Frage ist ob und inwiefern es weiterreichende Auswirkungen über den persönlichen Bereich hinaus gibt.
Dass es keine statistische Relevanz hat, ist klar. Ich denke aber, je mehr man beruflich und privat mit unterschiedlichen Menschen zu tun hat, desto besser kann man zumindest eine Tendenz ableiten. Man sollte sich halt nur nicht davon blenden lassen und anfangen, zu pauschalisieren.
Beim Victim Blaming zum Beispiel, ob sich Menschen sammeln und ein vermeintliches Opfer mit Steinen bewerfen. oder bei Sexpartnern, die Anzeige beim Arbeitgeber, der die Person rausschmeißt wegen unsittlichen Verhaltens. Also eben diese mittelalterlichen verfahren.
Das ist zwar nicht gemeint und mit Steinen wird natürlich in DE nicht geschmissen. Auch schon die pure Frage danach, was die Frau denn anhatte und warum sie überhaupt mit dem Kerl zusammen war, ist schon Victim Blaming. Denn hier wird impliziert, dass die Frau im Endeffekt die Verantwortung für ihre Situation trägt. Hier wird also zuerst das Opfer in die Verantwortung für die Tat gezogen.
Da wir hier aber an der Stelle von sexueller Gewalt reden und nicht von Notwehr oder so, sollten sich diese Fragen natürlich erübrigen, da ausschließlich und immer der Täter die Schuld trägt.
Und da muss ich sagen: Tut mir leid aber das sehe ich nicht. Natürlich gibt es Leute die finden Männer sind geile Hechte und Frauen Schlampen (im negativen Sinne), wenn sie viele Partner haben. Natürlich gibt es Leute, die bilden sich ein Urteil und machen ein Opfer verantwortlich für das was zugestoßen ist. Aber ich sehe nicht das, was wir überwinden wollten, immer noch persistent seiend oder zurückkehrend. Und das ist das was relevant ist, nicht die Empfindungen von Einzelpersonen, die sie natürlich auch mal in meinem und deinem Umfeld artikulieren.
Es ist aber öfter der Fall, als du denkst.
Ich denke nicht das die Aussage falsch ist. Was ist denn so schlimm daran, eine Frau auf ihren Körper zu reduzieren? Davon leben unzählige Frauen und Männer die als Models arbeiten. Models auf Laufstegen sind sogar teilweise noch weniger als nur ihr Körper, sie sind nur Kleiderhaken (ich beziehe mich hierbei nicht auf die Anorexie-Thematik, sondern meine wortwörtlich Kleiderhaken, weil sie nur Kleidung transportieren und sonst ein totes Objekt sein sollen).
Models tun das freiwillig und auch da gibt es einiges zu kritisieren. Die haben ja mit ihrem Auftreten trotzdem Einfluss auf Menschen, da sie in der Öffentlichkeit stehen. Auch hier werden Bilder und körperliche Ideale geradezu propagiert, die in der Realität des normalen Bürgers gar nicht zu erreichen sind.
Der Unterschied ist: Wenn ich mich selbst auf Only Fans zeige, um ein paar Kröten zu verdienen, tu ich das freiwillig. Mit dem Wissen und vlt. sogar dem Willen, dass man mich auf meinen Körper reduziert. Aber wir reden hier ja vom Alltag und dass Frauen (und ja, auch Männer^^) oft genug gegen deren Willen sexualisiert werden.
Sexualisierung ist einfach nur ein vollkommen natürlicher Prozess. Gewolt und ungewollt, der auf Attraktivität basiert. Lust funktioniert über Sexualisierung. Das ist nichts verwerfliches oder schlimmes, das ist Natur.
Wir sind aber in der Lage, vernünftig mit unseren Trieben umzugehen. Das heißt, wenn ich jemanden sexualisiere, dann bin ich nicht in der Lage, diesen Menschen im Moment auch als Menschen zu sehen, sondern nur als Objekt.
Wir haben da ein Problem, wo Sexualisierung oder Objektifizierung grenzenlos ist, so wie bei allem wo das Maß verloren geht.
Und haben wir das Maß? Eher nicht. Aber gut, das ist nur meine subjektive Einschätzung.
Ich würde sagen bis in die 1960ern hinein, ab 1968 begann Oswald Kolle ja mit Aufklärungsfilmen, wir hatten die sexuelle Befreiung, Kommunen, nackte Haut und auch Sexualität war in den 70ern deutlich normalisiert.
Das hat aber nichts mit Sexualisierung, sondern mit Aufklärung zu tun. Das ist schon ein gewaltiger Unterschied.
Ich finde es ehrlich gesagt eher fragwürdig Frauen zu unterstellen "ihr habt ja nicht wirklich eine Wahl, ich unterstelle euch alle Gehirngewaschen zusein!" mal übersptitzt formuliert. Als ob die Frauen alle unmündig wären und wie Zombies machen, was man ihnen für hypothetische Beeinflussungen unterstellt.
Eine Überspitzung funktioniert nur, wenn diese auch dem Umstand entspricht. Völlig Unmündigkeit habe ich hier gar nicht ins Spiel gebracht. Es gibt aber trotzdem gewisse Abhängigkeiten, z.B. vom Arbeitgeber. Die bestehen definitiv.
Und nur mal so, ich arbeite selbst in Teilzeit als Mann. Das mache ich ganz bewusst, aus vermutlich demselben Grund wie viele Frauen. Und ich habe Frauen gefragt, die haben mir das bestätigt. Bessere Work-Life Balance. Aber ich kenne auch Frauen, die arbeiten wiederum Vollzeit, aus unterschiedlichen Gründen.
Darf ich davon ausgehen, dass du keine Kinder hast und die Frauen, die du befragt hast, auch nicht? Ich arbeite auch nur in Teilzeit, weil ich den Großteil meines Tages nicht mit arbeiten verbringen will (so viel Spaß die Arbeit auch macht). Aber Work Life-Balance ist nicht gleich "Ich arbeite Teilzeit, um mich um die Kinder zu kümmern."
Auch was die Pflegearbeit angeht würde ich nur bedingt zustimmen. Mädchen kriegen eher Spielzeug noch immer mit Schwangerschaftsbezug aber obwohl ich das selbst kritisch sehe (ich will das Thema nicht Zu weit aufziehen, dabei belasse ich es bei kritisch sehen^^),
Ich würde es jetzt vielleicht nicht als Schwangerschaftsbezug bezeichnen. Das ist ja noch recht speziell. Eher Bezug zu sozialen und häuslichen Tätigkeiten. Aber genau darum geht es doch. Das ist doch genau der Punkt in diesem Fall.
habe ich nichts gefunden was kausale Zusammenhänge darstellt und hier sehe ich tatsächlich in unserer Gesellschaft das einzige was ich in diese Kategorie "Erziehung zur Pflegearbeit" stecken würde.
Wir reden jetzt hier mal generell von Medien und Spielzeug für Kinder. Ja, wir sind mittlerweile so weit, dass auch hier eine Sichtbarkeit zu mehr Vielfältigkeit besteht. Aber hast du dir mal Spielzeug und auch generell Medien angeguckt, die speziell für Kinder sind? Da hätten wir nach wie vor Puppenhäuser, Puppen etc. für Mädchen und für die Jungs eben Actionfiguren und so weiter. Hier spielt auch die Wahl der Farben eine Rolle. Wir kennen diese Klischees. Wir wissen, dass ein schönes Rosa seit etlichen Jahrzehnten und nach wie vor eine "typische Mädchenfarbe" ist. Wir sehen also sofort, dass es sich bei Spielzeug X und Werbung Y um Dinge handelt, bei denen Mädchen die Zielgruppe sind. Auch die Art und Weise der Präsentation, hinsichtlich Schnitt und Ton, spielt hier eine Rolle.
Natürlich hat das Einfluss auf die Sozialisation. Medien prägen uns ebenso, wie das Umfeld, in dem wir leben. Auf die ein oder andere Weise. Nebenbei bemerkt brauchen Kinder und Jugendliche genau deswegen auch immer wieder unsere Unterstützung und Begleitung in ihrem Medienkonsum.
Übrigens:
Die Sims z.B. wird eher von weiblichen Teenagern gespielt. Auch wenn diese Teenager mich vermutlich ohne weiteres unter den Tisch saufen könnten, auch bei Die Sims besteht der Bezug zu sozialen und häuslichen Tätigkeiten (auch wenn man jede Menge Unfug mit den Spielfiguren anstellen kann).
Ich würde hier auch noch weitere Faktoren nennen bspw. dass Männer schlicht tendentiell früher sterben also auch eher früher krank werden, eher Pflegefälle werden. Womit bspw. logischerweise hier der Anteil pflegender Frauen zu Männern aller Wahrscheinlichkeit nach höher ausfällt.
Irgendwie verstehe ich das Argument gerade nicht. Was hat die Sterblichkeit von Männern mit dem Personal zu tun?
In der Kranken- und Altenpflege steigt man nicht erst mit 50 oder 60 Jahren ein, sondern schon im jungen Erwachsenenalter. Dass mehr Männer als Frauen Pflegefälle sind, heißt nicht, dass aufgrund der erhöhten Sterblichkeit vermehrt Frauen im Pflegebruf tätig sind. Ich erkenne da irgendwie keinen Zusammenhang.
Dafür braucht es keine Erziehung der Mädchen, die wir aber nicht wirklich finden können, schon gar nicht nach Jahrzehnten von Girls Days und Co..
Bzgl. Girls Day:
Guckst du hier.
Mädchen im Teenageralter wählen immernoch vor allem, aber nicht nur, "klassische Frauenberufe". Natürlich werden sie nicht dazu gezwungen (zumindest gehen wir mal davon aus). Aber auch hier spielt ganz eindeutig die Sozialisation mit rein.
Wir reden hier nicht von Unmündigkeit und Gehirnwäsche. Sondern wirklich ganz simpel von Erziehung. Und die passiert nicht nur durch Eltern, sondern auch durch andere Bezugspersonen, Peer Groups und Medien.
Ehrlich gesagt, weiß ich nicht genau welche. Ich meine, klar werden mir viele Frauen sagen wir sexuelle Übergriffe bestätigen. Es werden ja auch genau diese Umfragen gemacht. Allerdings haben solche Dinge auch immer wieder Probleme, sei es weil man kein Verhältnis aufstellt also man fokussiert sich nur auf Frauen, sei es die Methodik bspw. wie Fragen gestellt werden und natürlich auch wie kommuniziert wird innerhalb der Arbeit aber auch Medien. So wir dann aus einem Poklappser ein Mal im Leben "tägliche sexuelle Gewalt" im Titel der Presse. Also ich widerspreche dir bestimmt nicht, was Erfahrungen angeht verschiedenster Sorte. Ich versuche aber auch in meinem Umfeld nicht den Fehler zu machen diese auf die Gesellschaft zu übertrieben, auch was meine eigenen Erfahrunge angeht.
Wenn es um sexuelle Gewalt gegen Frauen geht, dann werden logischerweise auch nur Frauen befragt. Man kann aber durchaus infrage stellen, warum Umfragen über sexuelle Gewalt gegen Männer nicht sichtbar genug sind. Die gibt es sicher. Aber infrage zu stellen ist auch, ob Männer die überhaupt adäquat beantworten würden. Das kommt ja auch noch dazu.
Okay aber ich sehe ehrlich gesagt nicht so ganz was daran schlecht ist. Ich meine vielleicht verstehe ich es immer noch nicht richtig aber grundsätzlich finde ich das plumpe umkehren nicht schlimm. Ich mag bspw. so eine klassische Amazonendarstellung die im Grunde einfach den männlichen Barbaren als Frau zeigt. Ich habe daher auch immer wieder ein gewisses Problem, wenn gerade manche Männer kritisieren, wenn starke weibliche Figuren "nicht feminin genug" sind, nicht optisch sondern in ihrem Verhalten als ob eine Frau eben doch wieder irgendeine Rolle ausfüllen müsste. Dabei wird dann Ellen Ripey, die ich selbst toll finde, als positives Beispiel genommen "weil sie mütterlich ist" und damit impliziert, dass ein starker weiblicher Charakter auch immer dieses mütterliche braucht um ein guter oder spaßiger Charakter zusein.
Eine starke weibliche Figur braucht natürlich nicht zwingend das "mütterliche". Das kann bereichernd sein, je nach Charakter. Eine Mutter kann natürlich auch eine starke Persönlichkeit sein. Aber das plumpe Umkehren von Klischees auf das andere Geschlecht führt aber nur dazu: Es wird umgekehrt, aber reproduziert wird es weiterhin.
Ich weiß nicht, ob du den Film Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben gesehen hast, aber die Figur der Holga, die von Michelle Rodriquez gespielt wird, hat mir als starke weibliche Figur besonders gut gefallen. Die hatte in dem Sinne nichts mütterliches, diente aber für die Tochter der Hauptfigur trotzdem als starke weibliche Bezugsperson.
Und auch Aloy aus Horizon würde ich ohne zu überlegen meiner Tochter als Identifikationsfigur empfehlen, sollte die sich mal eine suchen.
Das sehe ich nicht so. Wir haben ja immer wieder Meinungsumfragen, gerade zum Thema gendern, die auch sehr eindeutig ausfallen und das obwohl Medien und Einflusspersonen sich sehr dafür einsetzen und daher die Meinungsbildung schon beeinflussen aber trotz auch Framings über Gerechtigkeit eben nicht in einer Weise, dass sich etwas ändern würde. Du sagst es ja selbst, eine kleine Gruppe tut das. Ich persönlich würde es als Belästigung bezeichnen, wenn man gegen dem eigenen Willen in einer Sprache angesprochen wird, mit der man nicht angesprochen werden will. Mag jetzt Semantik sein ob dieser Begriff so zutreffend ist aber das ist derzeit meine Einschätzung dazu.
Zutreffend wäre er erst dann, wenn es auch eine Umfrage gäbe, in der abgefragt wird, ob man sich durchs Gendern belästigt fühlt oder nicht. Andernfalls bleibt es Spekulation.
Der Fingerzeit existiert impliziert, nicht explizit. ich stimme zu, niemand zeigt mit dem Finger und sagt "DU SPRICHST FALSCH!", das ist aber irrelevant, das die Person ja trotzdem ihre Moral nach außen trägt. Also wie ein T-Shirt auf dem steht "Gott hasst kurze Röcke".
So wie auch Band-Shirts. Oder Parteishirts. usw. irgendwo ist immer eine Moral zu erkennen. Wenn ich Band X und Y höre, dann zeige ich mich ja zumindest einverstanden mit deren Moralvorstellungen. Das ist jetzt irgendwie nichts ungewöhnliches oder verwerfliches.
Toll dass die Person nicht mit dem Maßband umherzieht oder mit dem Finger auf jemanden zeigt aber ich lese trotzdem, dass mein Rock anscheinend zu kurz ist und sein Gott es hasst.
Was du liest und was tatsächlich gemeint ist, sind nicht selten zwei Paar Schuhe. Interpretation und so. Solange sich der Autor selbst nicht dazu äußert, wird es eben nur das sein: Interpretation, aber kein Fakt.
Wer meint zu gendern, macht das für eine Symbolik, was gutes tun.
Exakt. Absolut korrekt.
Das heißt aber jeder andere tut was schlechtes
Wir haben zwar, was Sitte und Anstand angeht, immernoch einen gesellschaftlichen Konsens (auch wenn dieser sich wandelt), aber wir haben auch alle unterschiedliche Moralvorstellungen. Wenn ich etwas für gut befinde, dann ist es eigentlich nur logisch, dass ich das Gegenteil als weniger gut, bzw. sogar als schlecht empfinde. Ich sehe da jetzt nichts verwerfliches.
Warum man sich da jetzt aber angegriffen fühlen muss, erschließt sich mir nicht. Das entscheidet doch grundsätzlich jeder für sich selbst. Das, in welcher Form auch immer, zur Schau stellen seiner eigenen Werte ist absolut nichts ungewöhnliches. Allein die Wahl Kleidung kann moralische Werte aufzeigen. Ich will jetzt mal anzweifeln, dass du dich durch irgendeine spezielle Kleidung mal belästigt gefühlt hast. Und Leute in Klamotten sieht man jeden Tag zu hunderten.
Ich habe nichts grundsätzliches gegen ein positives Signal, denken wir an die Regebogenflagge oder ein Euro in eine Büchse werfen und ja zum Thema Regenbogen und Spenden können auch lange Diskussionen geführt werden, ich weiß XD Aber sie sind bei weitem weniger invasiv.
Hier muss ich für mich doc haber zugeben, dass die aktuelle Darstellung - die ich ja in meinem ersten Post hier im Thread kritisierte - von Diversität doch schon als recht invasiv empfinde. Die Darstellung, nicht Diversität an sich. Das mag ich hier mal betonen. Das Gendern empfinde ich zwar als befremdlich, aber nicht als invasiv. Nicht in dem Maß, wie die Darstellung von LGBT+.
Hier kann man aber nicht mal sagen, dass es sich hier um Symbolpolitik handelt. Die Firmen wollen sich einfach nur einer weiteren Zielgruppe bedienen, die immer sichtbarer wird. Durch Medien übrigens.
Was mich wiederum zu dem Punkt führt, dass Medien nicht nur propagieren können, sondern durch Medien auch SIchtbarkeit entsteht. Und die kommt durch die Gesellschaft an sich. Medien sind ja im Endeffekt nichts anderes als Kommunikationsmittel zwischen den Menschen. Also nicht nur Unterhaltung, sondern in erster Linie ein Werkzeug. Und gerade in Zeiten von Social Media ist der Konsument, meiner Meinung nach, eben nicht mehr ausschließlich passiv dabei. Allein durch Kommentare und Uploads schafft er schon Content.
Was Medien zeigen und was die Gesellschaft macht, bedingt einander. Medien zeigen, bedienen sich aber dafür auch oft gesellschaftlicher Entwicklung...
Dann würden viele Diskurse nicht geführt werden. Jemand haut einen Nagel in den Boden und er will ihn darin haben. Ja eine Mitverantwortung sehe ich beim Leser aber vielleicht sollte ich das an der Stelle versuchen anders zu formulieren, was ich nicht sehe und das ist Schuld. Also Verantwortung im Sinne von Teil des Konflikts sein ja, Schuld am Konflikt nein. Ich finde es nicht nur bei diesem Thema immer wieder schwierig, wenn man versucht das 50/50 aufzuteilen in Konflikten als ob nie eine Partei an etwas alleinig Schuld tragen könnte und wie wir beim Thema Victim Blaming festhalten können, doch eine Partei kann allein schuldig sein, egal ob jemand anderes Verantwortung trägt im Sinne Teil der Kausalhandlung zusein.
...insofern würde ich hier überhaupt gar nicht von Schuld reden. Wirklich gar nicht. Niemals. Never. Sondern ausschließlich von Verantwortung. Und die entsteht ja nicht immer durch Schuld.
Warum sollte er sonst gendern, wenn nicht aus dem Grund den du genannt hattest? Ein positives Signal setzen, moralisch handeln - daraus ergibt sich eben ein moralisches Überlegenheitsgefühl.
Wir handeln alle moralisch. Bzw. aufgrund unserer eigenen moralischen Werte. Ich bin auch in einem Ehrenamt tätig. Bestimmt nicht aus Langeweile, sondern aus moralischen Gründen. Ich erzähle davon auch gern. Würdest du mir da jetzt ein moralisches Überlegenheitsgefühl unterstellen? Oder könnte es nicht einfach sein, dass man sich darüber freut, etwas gutes zu tun? Was ja durchaus erlaubt ist.
Ein positives Signal setzen kann auch nur dazu dienen, etwas sichtbar zu machen und Bewusstsein zu schaffen. Nur weil ich in einem Ehrenamt tätig bin und es als gut empfinde, heißt das nicht, dass ich jeden anderen, der das nicht tut, als schlechten Menschen empfinde. Dafür ist die Welt dann doch zu komplex. Du redest hier im Endeffekt aber von regelrechter Anfeindung, nach dem Motto "Höhöhö, guck mal. Ich finde gendern gut, weil das wichtig ist. Wer das anders sieht, ist doof und scheiße!". Die ist aber nur in den wenigsten (dafür leider oft auch in den lautesten) Fällen der Fall.
Ich gehe jetzt aber mal davon aus, dass du einfach nur schlechte Erfahrungen mit bestimmten Leuten gemacht hast. ^^
Na ja und ich sage mal so, wenn eine Spaltung nicht existiert, dann würden wir wohl den Diskurs gar nicht führen.
Ein Diskurs ist ein Diskurs. Der dient in erster Linie zum Austausch und das Ziel muss nicht zwingend sein, zueinander zu kommen. Letztlich geht es um Informationsaustausch und darum, den Standpunkt des anderen nachvollziehen zu können. Aber auf einen Nenner muss man nicht kommen. Solange trotzdem Verständnis herrscht, ist alles paletti. Wird bei uns beiden z.B. wohl hoffentlich der Fall sein.
So, jetzt sehe ich aber wirklich nicht mehr, was ich dazu noch weiter sagen kann, ohne mich zu wiederholen. Danke für die am Ende aufschlussreiche und interessante Diskussion.