Ich war gestern in
Dunkirk.
Es war nicht, was ich erwartet hatte. Ich hatte einen Film ala Sving Private Ryan erwartet, halt ein Kriegsepos. Das ist Dunkirk nicht. Ich wuerde sagen, der Film legt kaum Wert auf die Geschichte die er erzaehlt und auch kaum auf die Charaktere. Es geht wirklich darum, dass das Publikum die Atmosphaere der einzelnen Situationen so intensiv wie moeglich miterlebt. Dafuer geht Nolan sehr viele Kompromisse ein, unter anderem beim zusammenschnitt verschiedener Zeitlinien. Ob das die beste Art war den Film zu gestalten ist Geschmackssache (ich bin mir da selber nicht sicher, manchmal fand ich es schon sehr durcheinander) aber es ist auf jeden Fall aussergewoehnlich und sorgt fuer ein unglaublich intensives Erlebnis. Einige Szenen sind geradezu erbarmungslos in dem was sie zeigen.
Ich habe letztens ein Interview mit einem der Schauspieler gesehen, der meinte, er haette den Film mit Dunkirk Veteranen angesehen, und ich will gar nicht wissen wie die sich gefuehlt haben. Ich selber war nie in einem Krieg und ich hab das ja schon kaum ausgehalten (einer der Leute mit denen ich den Film gesehen habe war bei den Marines und in Afghanistan, und dem armen Kerl hat man schon angesehen, dass er bei manchen Szenen ordentlich zusammengezuckt ist).
Ausserdem fand ich interessant, dass es im Handlungstrang der Infanteristen eigentlich keine Hauptperson gibt, oder wenn, dann sehen sich alle Leute da so aehnlich, dass ich irgendwann total durcheinander gekommen bin, wer jetzt wer ist. Ich hatte aber das Gefuehl, dass das beabsichtigt war. Es kam wirklich bei raus, dass die Erfahrung der verschiedenen Soldaten, auch wenn ihre Erlebnisse sehr unterschiedlich waren alle doch aequivalent furchtbar waren. Fand ich eigentlich ziemlich genial gemacht.
Deutsche sieht man in dem Film uebrgiens praktisch gar nicht (am ehesten noch ein paar Flugzeuge). Auch das ist glaube ich beabsichtigt. Der Film ist kein "coole Englaender gegen bloede Deutsche" Film sondern konzentriert sich wirklich auf die Erfahrungen einzelner Individuen im Krieg, fuer die der Feind eigentlich kein Gesicht hat sondern nur einen generellen Horror darstellt, den man am ehesten noch ueberleben muss. Nur gegen Ende wird es dann doch noch mal ziemlich patriotisch (ist aber auch ok, mMn).
Ich hab den Film auf englisch gesehen und obwohl ich seit Jahren im englischsprachigen Ausland wohne hatte ich echte Probleme die Leute zu verstehen. Das lag zum einen sicher an den verrueckten englischen und schottischen Akzenten der Figuren, aber ich hatte das Gefuehl die Tonqualitaet gerade bei den Sprechern war irgendwie nicht gut, obwohl wir in einem state-of-the-art Kino waren. Naja, vielleicht hatten wir auch einfach Pech mit dem Soundsystem, war aber auch nicht so schlimm, es gibt nur relativ wenige Gespraeche, die wirklich relevant sind, das Geschehen konnte ich also auch so einwandfrei verfolgen (was ja auch schon mal was aussagt
).
Alles in allem wuerde ich sagen es ist auf jeden Fall mal was ganz anderes von Nolan. Als grosser Nolan Fan muss ich sagen, dass dieser Film eher hinter den anderen anstehen muss, in meiner persoenlichen Bestenliste, was aber auf keinen Fall heissen soll, dass er schlecht ist, sondern es liegt eher daran, dass der Film so konsequent sein Ziel verfolgt das Publikum ins Geschehen zu ziehen, dass er dafuer manchmal sogar gezielt seinen eigenen Unterhaltungswert aufs Spiel setzt.
Also, wer sich den Film anschaut sollte sich nicht auf einfaches Popcorn Kino einstellen sondern eher auf eine recht aussergewoehnliche und intensive Erfahrung.
Eine Wertung zu geben ist echt schwierig, wenn man mich zwingt wuerde ich sagen so um die 7.5 - 8/10 Privatbooten.