Medialog sammelt in einer Woche über 4.000 Unterschriften gegen Computerspiel-Verbote
Forchheim, 11.12.2006 - In der ersten Woche der laufenden Unterschriftensammlung hat der Verein "Medialog e.V. - Verein zur Förderung von Medienkompetenz" bereits über 4.000 Unterzeichner gegen ein pauschales Verbot von Computerspielen gefunden. Der Verein hatte die Sammlung begonnen, um der nach dem bewaffneten Überfall auf die Geschwister-Scholl-Realschule in Emsdetten erneut aufgeflammten Diskussion um ein Verbot von so genannten Killerspielen entgegenzutreten. Die Unterzeichner fordern die Politiker mit ihrer Unterschrift zur "Versachlichung der Argumentation und zur Rückkehr in den rationalen Diskurs" auf.
Nachdem am 20.11. ein ehemaliger Schüler an seiner Schule 37 Menschen verletzt und sich selbst getötet hatte, wurden vor allem von Politikern der Unionsseite so genannte Killerspiele für die Bluttat verantwortlich gemacht. Derzeit lanciert der bayrische Innenminister Beckstein eine Erweiterung des Strafgesetzparagrafen 131, der vor allem Ego-Shooter-Spiele als Gewalt verherrlichend klassifizieren und ein Totalverbot möglich machen soll. "Dass diese Verbotsforderung jetzt immer konkreter wird", so der Vorstandsvorsitzende von Medialog, Pierre Kretschmer, "lässt befürchten, dass die über Wochen geführte, stellenweise völlig unsachliche Debatte bereits Früchte getragen hat. Kaum jemand scheint es noch zu interessieren, ob zum Beispiel Niedersachsens CDU-Innenminister Schünemann wirklich weiß, wovon er im Stern-Interview* spricht, wenn er dort Spiele und Spieler durch die Bezeichnung 'pervers' offenbar als pathologisch zu stigmatisieren versucht und Position für eine breit angelegte Kriminalisierung von Spielern bezieht."
Die Unterschriftensammlung soll als Protest zusammen mit einem offenen Brief dem Bundestag übergeben werden, um als Argument gegen die Verbotsbestrebungen zu dienen. "Vom Schüler bis zum Universitätsprofessor, vom Systemadministrator bis zum Staatsanwalt finden wir Unterstützer für unser Anliegen", so Kretschmer. "Dass wir innerhalb von nur einer Woche bereits über 4.000 Unterschriften aus allen Bevölkerungs-, Bildungs- und Altersschichten sammeln konnten, zeigt, dass es wirklich eine breite Akzeptanz für unsere Forderung nach einer vernünftigen Debatte über Gewalt, Medien und Medienzugang gibt. Wir werden die Aktion online weiter laufen lassen und zusätzlich auch Unterschriftenlisten auslegen." Die Unterschriftensammlung findet auf der Seite
http://www.killerspieleverbieten.de/ statt. Zusätzlich kann auf
http://debatte.killerspieleverbieten.de/ über die Aktion und das Thema diskutiert werden.
* Das Stern-Interview:
http://www.stern.de/politik/deutschland/:K...Das/578137.html
Eine Abbildung zur Aktion finden Sie unter:
http://www.killerspieleverbieten.de/banner/banner3.jpg