LordCrash
Nerd
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So, ich habe jetzt auch endlich mal Bioshock Infinite durchgezockt und was soll ich sagen.....fangen wir so an: das Spiel ist gut und macht Spaß. Es ist ein solider Shooter mit gutem Art Design und für einen Shooter recht anständigem Umfang.
Aber: es ist genauso overhyped (verzeiht mir den Anglizismus....) wie ich es befürchtet hatte (was es aber nicht schlecht macht).....
Zum einen ist die Story nicht wirklich gut. Ja genau, sie ist nicht wirklich gut. Sie ist interessant, das kann man sagen, aber leider driftet sie im Laufe des Spiels (vor allem gegen Ende) viel zu stark ins Seltsame, Mystische, Fantastische ab. Das ist die Art Geschichte, die ich persönlich als "pseudointellektuell" einstufe. In einer guten Geschichte geht es um Charaktere, ihre Motivation und ihr Verhältnis zueinander. Bioshock Infinite versucht auch, sich daran zu halten, schafft es aber nicht. Und um das zu kaschieren, packt man die Geschichte einfach in ein so verwirrendes und über-mystifizierendes Gebäude, dass es gar nicht mehr wirklich auffällt. Ich habe ja nichts gegen komplexe und tiefgründige Geschichten, überhaupt nichts. Nur ist komplex nicht gleichbedeutet mit gut. Viele behaupten, eine Geschichte wäre dann gut, wenn man hinterher darüber nachdenkt. Ich bin nicht der Ansicht bzw. ich finde, dass man das so nicht pauschalisieren kann. Ich finde eine Geschichte dann gut, wenn man sich mit den Personen und der Geschichte an sich identifizieren kann und danach über die Implikationen über einen selbst und die reale Welt nachdenkt. Sie ist nicht unbedingt gut, wenn man darüber nachdenken muss, was man jetzt überhaupt gespielt hat und wie die ganzen Zusammenhänge sind, nur weil das Spiel derart mystifiziert ist und überall Storylücken hat. Zumal die Charaktere von Elizabeth und DeWitt nicht wirklich so gut gezeichnet sind, dass sie die Geschichte tragen könnten. Elizabeth hat ihre Momente, die wirklich sehr gut inszeniert sind, aber das Nivau wird nicht durchgehalten. Außerdem ist ihre Entwicklung wenig glaubhaft. DeWitt (also der eigene Charakter) ist dabei sogar noch schlimmer, da dessen Handeln überhaupt nicht wirklich nachvollziehbar ist, nicht während des Spiels und leider auch nicht, wenn man die ganze Geschichte kennt.
Wirklich schade ist, dass es im gesamten Spiel praktisch keine Entscheidung zu fällen gibt. Man hat keine Möglichkeit, dem Spiel irgendeine Richtung zu geben. Man ballert sich von einem Level zum nächsten ohne auch nur in gerinstem Maße persönlich auf die Richtung des Spiels Einfluss nehmen zu können. Sogar ein Shooter wir Gunslinger hat das besser hinbekommen, da habe ich wenigstens eine Entscheidung ganz zu Ende des Spiels, die mich irgendwie "befriedigt" zurücklässt. Bioshock Infinite hat mich hingegen keineswegs befriedigt zurückgelassen. Die letzten 60 Spielminuten waren sogar die schwächsten des gesamten Spiels. Ein langweiliger Endkampf mit nicht enden wollenden Gegnerwellen und danach praktisch nur noch Zwischensequenzen. Und auch während des Spiels gibt es keine Konsequenzen, wenn man z.B. Zivilisten erschießt. Die Polizisten muss man ja sowieso alle abknallen, wenn man weiterkommen will.....
Abgesehen von der Geschichte hätte man auch mit der Grafik und der Technik mehr machen können. Das Art Design ist wie gesagt sehr schön, nur wirken viele Dinge in der Welt von den Größenverhältnissen her einfach falsch. Und ein ganz, ganz großer Schnitzer ist das Verschwinden von Leichen. Völlig unsinnig, fehl am Platz und ein echter Immersionstöter.....kann ich in keinster Weise nachvollziehen, warum Leichen verschwinden müssen. Headshots kann man auch schön blutig machen und ebenso Nahkampfexekutionen, am Gewaltgrad kannst ja also kaum liegen..... Und leider ist das Ganze auch sehr linear geworden und abseits der Geschichte gibt es wenig zu entdecken. Es gibt praktisch keine verschiedenen Taktiken, wie man weiterkommen kann. Schleichen muss man gar nicht erst versuchen, Diplomatie usw. gibt es auch nicht. Einfach auf alles Ballern, was sich bewegt, das ist die Devise. Die Welt ist dabei leider kaum interaktiv, man kann nur sehr wenig machen bzw. rausfinden. Warum nur Audioaufnahmen? Warum kann man nicht auch mal etwas lesen? Briefe, Dokumente, was auch immer? Warum kann ich mit niemanden sprechen?
Von den Waffen her hat mir die Hand Cannon (keine Ahnung, wie die auf deutsch heißt) am besten gefallen, weil sie gutes Trefferfeedback gibt und einfach Spaß macht. Die anderen Waffen fühlen sich irgendwie wenig "eindrucksvoll" an, man muss teilweise ewig auf Gegner damit schießen und es macht irgendwie kaum Spaß, weil es zu wenig Unterschied und Trefferfeedback gibt. Die Vigors sind eine nette Dreingabe, aber meistens bin ich bei der Art Handgranate geblieben, da die mir mit Abstand am Hilfreichsten erschien.
Was bleibt also unterm Strich übrig? Ein linearer, äußerst geradliniger Shooter mit gutem Art Design, netter Atmosphäre und anständigem Umfang, der durchaus seine Momente hat (vor allem, wenn Elizabeth ihre Momente hat....), aber an einer zu künstlichen und pseudointellektuellen Story, durchschnittlichem Gameplay, unbefriedigendem Waffen-Feedback, zu wenig Abwechslung und Interaktion mit der Welt und anderen Details wie verschwindenden Leichen krankt. Von daher gebe ich dem Spiel 7/10, ein guter, überdurchschnittlicher Shooter, der aber leider kein Meisterwerk geworden ist.
_________________________
Ansonsten spiele ich gerade und/oder bald Divinity: Dragon Commander (Beta), Legends of Dawn (dessen miese Grafik mich gerade ein wenig abschreckt), Portal 2 (schon wieder ein Ladebalken?), The Walking Dead (gerade erst angefangen), PES 2014 (mit PESEdit 4.1), Dead Island Riptide (Co-op), CoJ Gunslinger und Hotline Miami....
Aber: es ist genauso overhyped (verzeiht mir den Anglizismus....) wie ich es befürchtet hatte (was es aber nicht schlecht macht).....
Zum einen ist die Story nicht wirklich gut. Ja genau, sie ist nicht wirklich gut. Sie ist interessant, das kann man sagen, aber leider driftet sie im Laufe des Spiels (vor allem gegen Ende) viel zu stark ins Seltsame, Mystische, Fantastische ab. Das ist die Art Geschichte, die ich persönlich als "pseudointellektuell" einstufe. In einer guten Geschichte geht es um Charaktere, ihre Motivation und ihr Verhältnis zueinander. Bioshock Infinite versucht auch, sich daran zu halten, schafft es aber nicht. Und um das zu kaschieren, packt man die Geschichte einfach in ein so verwirrendes und über-mystifizierendes Gebäude, dass es gar nicht mehr wirklich auffällt. Ich habe ja nichts gegen komplexe und tiefgründige Geschichten, überhaupt nichts. Nur ist komplex nicht gleichbedeutet mit gut. Viele behaupten, eine Geschichte wäre dann gut, wenn man hinterher darüber nachdenkt. Ich bin nicht der Ansicht bzw. ich finde, dass man das so nicht pauschalisieren kann. Ich finde eine Geschichte dann gut, wenn man sich mit den Personen und der Geschichte an sich identifizieren kann und danach über die Implikationen über einen selbst und die reale Welt nachdenkt. Sie ist nicht unbedingt gut, wenn man darüber nachdenken muss, was man jetzt überhaupt gespielt hat und wie die ganzen Zusammenhänge sind, nur weil das Spiel derart mystifiziert ist und überall Storylücken hat. Zumal die Charaktere von Elizabeth und DeWitt nicht wirklich so gut gezeichnet sind, dass sie die Geschichte tragen könnten. Elizabeth hat ihre Momente, die wirklich sehr gut inszeniert sind, aber das Nivau wird nicht durchgehalten. Außerdem ist ihre Entwicklung wenig glaubhaft. DeWitt (also der eigene Charakter) ist dabei sogar noch schlimmer, da dessen Handeln überhaupt nicht wirklich nachvollziehbar ist, nicht während des Spiels und leider auch nicht, wenn man die ganze Geschichte kennt.
Wirklich schade ist, dass es im gesamten Spiel praktisch keine Entscheidung zu fällen gibt. Man hat keine Möglichkeit, dem Spiel irgendeine Richtung zu geben. Man ballert sich von einem Level zum nächsten ohne auch nur in gerinstem Maße persönlich auf die Richtung des Spiels Einfluss nehmen zu können. Sogar ein Shooter wir Gunslinger hat das besser hinbekommen, da habe ich wenigstens eine Entscheidung ganz zu Ende des Spiels, die mich irgendwie "befriedigt" zurücklässt. Bioshock Infinite hat mich hingegen keineswegs befriedigt zurückgelassen. Die letzten 60 Spielminuten waren sogar die schwächsten des gesamten Spiels. Ein langweiliger Endkampf mit nicht enden wollenden Gegnerwellen und danach praktisch nur noch Zwischensequenzen. Und auch während des Spiels gibt es keine Konsequenzen, wenn man z.B. Zivilisten erschießt. Die Polizisten muss man ja sowieso alle abknallen, wenn man weiterkommen will.....
Abgesehen von der Geschichte hätte man auch mit der Grafik und der Technik mehr machen können. Das Art Design ist wie gesagt sehr schön, nur wirken viele Dinge in der Welt von den Größenverhältnissen her einfach falsch. Und ein ganz, ganz großer Schnitzer ist das Verschwinden von Leichen. Völlig unsinnig, fehl am Platz und ein echter Immersionstöter.....kann ich in keinster Weise nachvollziehen, warum Leichen verschwinden müssen. Headshots kann man auch schön blutig machen und ebenso Nahkampfexekutionen, am Gewaltgrad kannst ja also kaum liegen..... Und leider ist das Ganze auch sehr linear geworden und abseits der Geschichte gibt es wenig zu entdecken. Es gibt praktisch keine verschiedenen Taktiken, wie man weiterkommen kann. Schleichen muss man gar nicht erst versuchen, Diplomatie usw. gibt es auch nicht. Einfach auf alles Ballern, was sich bewegt, das ist die Devise. Die Welt ist dabei leider kaum interaktiv, man kann nur sehr wenig machen bzw. rausfinden. Warum nur Audioaufnahmen? Warum kann man nicht auch mal etwas lesen? Briefe, Dokumente, was auch immer? Warum kann ich mit niemanden sprechen?
Von den Waffen her hat mir die Hand Cannon (keine Ahnung, wie die auf deutsch heißt) am besten gefallen, weil sie gutes Trefferfeedback gibt und einfach Spaß macht. Die anderen Waffen fühlen sich irgendwie wenig "eindrucksvoll" an, man muss teilweise ewig auf Gegner damit schießen und es macht irgendwie kaum Spaß, weil es zu wenig Unterschied und Trefferfeedback gibt. Die Vigors sind eine nette Dreingabe, aber meistens bin ich bei der Art Handgranate geblieben, da die mir mit Abstand am Hilfreichsten erschien.
Was bleibt also unterm Strich übrig? Ein linearer, äußerst geradliniger Shooter mit gutem Art Design, netter Atmosphäre und anständigem Umfang, der durchaus seine Momente hat (vor allem, wenn Elizabeth ihre Momente hat....), aber an einer zu künstlichen und pseudointellektuellen Story, durchschnittlichem Gameplay, unbefriedigendem Waffen-Feedback, zu wenig Abwechslung und Interaktion mit der Welt und anderen Details wie verschwindenden Leichen krankt. Von daher gebe ich dem Spiel 7/10, ein guter, überdurchschnittlicher Shooter, der aber leider kein Meisterwerk geworden ist.
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Ansonsten spiele ich gerade und/oder bald Divinity: Dragon Commander (Beta), Legends of Dawn (dessen miese Grafik mich gerade ein wenig abschreckt), Portal 2 (schon wieder ein Ladebalken?), The Walking Dead (gerade erst angefangen), PES 2014 (mit PESEdit 4.1), Dead Island Riptide (Co-op), CoJ Gunslinger und Hotline Miami....
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