Mass Effect: Andromeda (ja, habe es mir dann doch geholt, ging halt nicht anders).
Spielzeit: 16 Stunden
Spiele die default Sarah Ryder, gespect mehr oder weniger als Infiltrator (mit Energy Drain, Incinerate und Tactical Cloak als primaere Faehigkeiten und Sniper Rifle und Assault Rifle als Waffen).
Sorry fuer den ewig langen post, ich dachte ich schreib einfach mal alles hin, was mir gestern so durch den Kopf ging. Dies ist kein Review oder so, einfach ein paar Sachen, die mir aufgefallen sind.
Bin jetzt glaube ich ungefaehr so weit, wie die Trial ging, schaetze ich (habe den ersten Vault auf Eos durch und gerade Peebee rekrutiert. Bin aber natuerlich extrem langsam vorgegangen, da ich auch alle Texte gelesen habe, jedem Hintergrundgespraech gelauscht habe und so weiter. Hier meine Eindrueck bisher, mit ein paar Spoilern bis zu diesem Zeitpunkt.
Alles in allem hatte ich nach Matthias' Test und einigen anderen Kommentaren meine Erwartungen sehr stark zurueckgefahren. Das war auch gut so denn dadurch ist mein Gesamteindruck bisher eher positiv. Ausserdem bin ich froh komplett ungespoilt in die Sache gegangen zu sein. Ausser dem generellen Szenario und ein paar Namen wusste ich absolut nichts im Voraus, sehr schoen. Nun zu einigen Punkten im speziellen:
Zunaechst das negative:
- Die Premisse: Es ist schon echt nicht gut, wenn ein Spiel mich mit dem ersten Satz zum zaehneknirschen bringt. Ich kaufe dem Spiel seine Praemisse nicht wirklich ab und akzeptiere sie eher widerspenstig, weil es halt nicht anders geht. Meiner Meinung nach passt dieses Spiel naemlich nicht ins Mass Effect Universum. Sie haetten es besser Shmass Effect genannt und eine neue IP draus gemacht. Versteht mich nicht falsch, ich wollte ein neues Mass Effect so gerne wie jeder andere aber es ergibt einfach ueberhaupt keinen Sinn, dass vor dem Hintergrund des ME Universums im Jahr 2185 eine Gruppe nach Andromeda aufbricht, in einer von Menschen gestarteten Initiative und mit Technologie, die es nicht geben duerfte, nur warum? Weil "we want to push ahead, explore new horizons". Nein, nein und nochmls nein. Im Jahr 2172 des ME Universums, als die Andromeda Initiative (AI) gegruendet wurde, gab es interstellare Raumfahrt fuer die Menschheit gerade mal 20 Jahre. Im Jahr 2185, als sie aufgebrochen sind ist weniger als 1% der Milchstrasse erforscht. Wer einen Neustart will, oder seinen Forscherdrang befriedigen will, der kann das zu dem Zeitpunkt direkt vor seiner Haustuer tun und muss sich nicht 634 Jahre in eine Kaelteschlafkammer legen. Das ist ungefaehr so als waere Christopher Columbus 1492 in Amerika gelandet und das erste was er macht ist, eine Rakete zum Mars zu bauen. Das schafft er dann auch noch in 10 Jahren und fliegt mit ein paar anderen Verrueckten auf und davon. Es macht einfach keinen Sinn. Lustigerweise geht dann bei der AI auch noch alles schief, was vorhersehbar schief gehen kann. Als ich am Nexus ankam und mir angehoert habe, wie sich alle beschwert haben, dass nichts nach Plan gelaufen ist, sass ich nur vor meinem Monitor und dachte "Ja ach neeee, ihr Idioten, das haette ich euch auch vorher sagen koennen, dass das nicht gut laufen wird. Selber schuld!"
Die Autoren machen lustigerweise genau den gleichen Fehler wie damals beim Mass Effect 3 Ende: Sie schreiben eine Story, die es noetig macht, dass gesamte bisher kreierte Universum in 5 Knoten zu verbiegen, damit es halbwegs plausibel klingt. Und selbst dann passen viele Dinge noch nicht wirklich zusammen. Im Fall von Andromeda verstehe ich zwar noch eher wieso die Autoren mit ihrem neuen Teil auch aus narrativer Sicht aus der Milchstrasse fliehen mussten, aber elegante Erzaehlung sieht anders aus.
- Die Unterschiede im Polish: Dieses Spiel wirkt, als bestuende es aus Einzelteilen, die wie wild durcheinandergewuerfelt sind. Vor allem Visuell gibt es keine Einheit. Die Umgebungen der Planeten sehen sehr gut aus (auch wenn sie immer noch diese Inquisition typischen Look haben als waeren sie irgendwie "neu", gerade aus der Folie gewickelt), Der Weltraum sieht fantastisch aus (dazu spaeter mehr), die Charaktere aber sehen teilweise furchtbar aus. Nicht alle, Alec Ryder zum Beispiel sieht in seinen wenigen Szenen super aus (also, von der Qualitaet der Texturen, etc.her
), aber selbst einige wichtige Charaktere sehen dagegen aus wie Playmobil Figuren. Selbst meine Protagonistin (die ja immerhin die default Sarah ist) sieht echt merkwuerdig unproportioniert aus (selbst wenn sie mal keine Grimassen schneidet). Das ganze wirkt dann so, als haette man Legofiguren in eine super real nachgebaute Modelleisenbahn gestellt, mit anderen Worten, es kommt nicht das Gefuehl auf sich wirklich in dieser Welt zu befinden, da man durch diese Ungleichheit staendig daran erinnert wird, dass alles ja nur Polygone und Texturen sind. Ganz ehrlich, da haette ich gerade in den Dialogen lieber allgemein schlechtere aber dafuer stimmigere Grafik gehabt. Ueber die Animationen brauche ich ja nichts mehr zu sagen, die wurden ja bereits ausgiebig gebasht, drum machen wir es kurz, sie sind nicht allgemein schlecht, es gibt gute (Alec Ryder ist hier wieder ein positives Beispiel) aber die meisten sind echt richtig mies. Nachdem ich gerade wieder Witcher 3 durchgespielt habe (welches ja inzwischen auch schon wieder 2 Jahre alt ist) wirkt Mass Effect einfach total stuemperhaft zusammengekorkst. Sorry BioWare, die Messlatte hat sich nach oben verschoben, auch fuer euch.
- Die Menuefuehrung ist im allgemeinen furchtbar, egal ob Codex, Inventar oder Journal, alles ist total verschachtelt und ich muss oft mal erst den Bildschirm absuchen bis ich das finde worauf ich cklicken soll (wenn ich nicht eh noch in eine anderes Menue muss). Achja, dazu gleich mal ne Frage: Kann ich dfuer meine Sqadmates jetzt noch nicht mal mehr die Waffen festlegen? Ich hab beim besten Willen keine Option gefunden, die auszuwaehlen.
- Die Kamera hat ihre Macken. Wie Matthias ja im Test geschrieben hat ist der Schulterwechsel per Tastendruck echt nervig (vor allem, da ich die ALT Taste sowieso hasse, aber alles andere in Reichweite ist auch schon belegt). Dabei haette man das mMn recht einfach automatisieren koennen. Wenn man im Cover rechts klickt um zu zielen lehnt sich Ryder ja schon immer zur richtigen Seite aus dem Cover. Das System weiss also, ob ich gerade an einem linken oder recten Rand von einem Cover stehe. Da haette man doch mit der Info einfach die Kamera anpassen koennen, zumindest beim zielen. Hoffentlich wird das noch gepatcht.
- Es fuehlt sich nicht mehr nach einem Squad an. Klar, meine 2 Kollegen sind da aber man kann ihnen kaum mehr Befehle geben und mit C und V liegen die Tasten fuer Positionierung so unguenstig, dass ich das im Eifer des Gefechts auch nicht mache (und gleiches Problem wie oben, alle besseren Tasten sind bereits belegt). In Mass Effect 3 konnte ich mit der Pause Funktion und Q/E noch gut Befehle geben und es fuehlte sich wirklich so an als wuerde Shepard sein Team koordinieren. In ME:a sind die anderen 2 halt irgendwo da, aber was sie machen interssiert mich eigentlich nicht mehr.
- Kein Quicksafe (ich moechste meine F5 Taste zurueck)
So, nun aber genaug gemeckert, nun mal zu den guten Aspekten:
- Das Kampf-gameplay: ABgesehen von der Sache mit dem Squad (siehe oben) macht der Kampf richtig Laune. Dank der recht weiten Umgebungen kann ich manchmal richtig gut snipern, bin aber dann auch oefters im naeher am Feind und mit meiner Assault Rifle unterwegs. Mobilitaet ist dank Jetpack super, das Coversystem funktioniert abgesehen von der Sache mit der Kamera sehr gut und auch die Gegner KI scheint mir bisher einen guten Job zu machen. Bin zwar bisher noch nicht gestorben, elbst auf Normal finde ich es aber doch angenehm knackik, besser als ME1/2/3, die ich alle normalerweise auf Hardcore oder Insaity spiele. Habe uebrigens sogar mal ein MP match versucht (zum ersten mal ,hab es in ME3 sein lassen), bin aber klaeglich gescheitert, selbst in einem Bronze Match bin schon in Wave 6 abgenippelt. Naja, vielleicht probier ich es nochmal wenn ich mich etwas besser eingewoehnt habe. Die Maus/Tastatursteuerung passt im grossen und ganzen ganz gut, abgesehen von den Sachen, die ich oben erwaehnt ahbe.
- Die Tempest und die Galaxy Map: Ich liebe die neue Galaxy Map!!! Sie ist die schoenste und beste bisher in einemMass Effect. Ich kann mir schon vorstellen, dass Matthias recht hat und die Flugzeiten irgendwann nerven aber zumindest im Moment macht es mir gar nichts aus denn ich bin einfach begeistert in welcher Glorie hier die Schoenheit des Weltalls zelebriert wird. Endlich sehen Planeten nicht mehr aus wie Plastikbaelle sondern wirklich wie majestaetisch im All umherkreisende Himmelskoerper mit geographischen Details, Wolken in der Atmosphaere, und und und. Endlich navigieren wir wieder auf einer Karte, wie in ME1 damals und steuern nicht mehr unser dummes Spielzeugschiffchen ueber eine 2D Landschaft. Und dann dieses geniale Feature, dass wir den Standort, wo wir sind auch aus der Tempest herraus sehen koennen, super! Ich weiss, in der Hinsicht passt die Tempest auch nicht in die ME Lore denn wir alle wissen: "windows are structural weaknesses" (
) und die Tempest besteht ja quasi aus Glas aber in dem Fall sage selbst ich "scheiss drauf". Der visuelle Effekt wenn ich eine Unterhaltung mit Suvi fuehre waehrend im Hintergrund ein Satelit vor einem schwarzen Loch in der Naehe vorbeigleitet ist einfach zu schoen um etwas gegen dieses Schiff zu haben. Wirklich klasse gemacht! Die Planetenbeschreibungen koennten etwas detaillierter ausfallen aber ok, wir sind in einer neuen Galaxis und da weiss man halt noch nicht viel, kann ich mit leben (und sie haben halt keinen Chris L'Etoille mehr).
- Ich bin kein Soldat mehr: Der neue Fokus, ein Explorer zu sein wurde sehr schoen konsequent umgesetzt und man fuehlt sich auch wie ein Entdecker/Wissenschaftler, mehr als wie ein einfacher Soldat. Das faengt schon damit an, dass ich weniger als 50% meiner Zeit auf der Oberflaeche fremder Planeten mit gezogenenr Waffe verbringe. Verglichen mit ME3, wo es erst gar keine Taste fuer "Waffe wegstecken" mehr gab ist das ein grosser Unterschied, der sich (zumindest fuer mich) massiv auf das Spielgefuehl auswirkt. Dazu kommt natuerlich der Scanner, mit dem ich mehr Zeit verbringe als mit meiner Waffe, das mag fuer den einen oder anderen zu langweilig sein, mir gibt es aber wirklich das Gefuehl, dass ich nicht hier bin um zu kaempfen, sondern das Kaempfe wirklich nur ein Uebel sind durch das man halt dann durch muss. Das ist fuer ein RPG mal ein erfrischend anderes Spielgefuehl und es macht auch einen Unterschied zu Dragon Age Inquisition aus. In Dragon Age hiess es immer: "Ich bin der grosse Inquisitor, der das Boese bekaempfen soll, wieso muss ich Pflanzen sammeln". Da passte das Design nicht zum Story-Ansatz. In ME:A passt es aber, denn ich bin der Pathfinder und soll Planeten erkunden. Drum, wenn ich als Ryder Rohstoffe finde oder Alienruinen scanne, dann ist das Gefuehl eher "Cool, wieder was nuetzliches/interessantes fuer die Expedition auf dem Planeten gefunden". Ausserdem kommt bisher zumindest hinzu, dass Ryder selbst recht aufgeweckt rueberkommt. Im Tutorial zum Beispiel auf der Sturmwelt scannen wir die Leiche eines unbekannten Aliens, der laut Analyse anscheinend zu nahe an einem Blizableiter war und vom Schock getoetet wurde. Ryders Kommentar: "Wenn diese Aliens von hier waeren, waere ihnen das sicher nicht passiert, Die sind also anscheinend auch nur Besucher hier." Dass Ryder in Verbindung mit SAM automatisch solche Hypothesen aufstellt und Schluesse zieht gibt einem auch eher das Gefuehl es eher mit einem Wissenschaftler zu tun zu haben als mit einem Hau-Drauf-Kaempfer, der maximal mit einem "good riddence" geglaenzt haette.
- Der bisherige Cast: Die juengere Truppe gefaellt mir bisher ganz gut und vermittelt sehr viel jugendliche Energie. Sie sind alle ein bisschen naiv aber dabei nicht total bescheuert. Bisher ist die Ballance hier ganz gut gehalten worden und es ist mal was anderes, als das normale in RPGs (entweder man spielt selbst einen erfahrenen Krieger oder hat mindestens einen alten Mentor an der Seite). Hier entdecken wir Spieler und die Helden alles gemeinsam und koennen glaubhaft ueber Dinge stauenen, weil wir in dieser Welt eben noch nicht viel Erfahrung haben. Auch gefaellt mir die Frauenpower in unserem Line-Up bisher: zwischen Sarah Ryder, Cora, und Vetra ist Liam ja der Hahn im Korb (und ich habe ihn fuer Eos erstmal auf dem Schiff gelassen und bin mit den drei Maedls losgezogen
). Auch was NPCs angeht (gerade die nicht-Aliens) habe ich bisher das Gefuehl, dass der Frauenanteil um die 60% betraegt. Vielleicht liegt es daran, dass ich gerade aus 200 Stunden extrem Maenner dominiertem Witcher 3 komme, aber irgendwie finde ich es cool und eben mal was anderes so viel geballte weiblichkeit im Squad und in Fuehrungspositionen zu haben.
- Das Design der Remnant: Habe gestern Nacht noch den ersten Vault durchgespielt und das Deesign der Remant gefaellt mir sehr gut. Es hat genau die richtige Mischung aus Mass Effect Stil und alienmaessig anders. Es war eine Freude durch den Vault zu spazieren und alle 2 Meter den Scanner anzuschmeissen weil wieder irgendwas neu und komisch aussah. Das Design erinnert mich etwas an die First Civilization aus Assassins Creed, ist aber nicht weiter schlimm, die waren schliesslich auch immer cool.
Alles in allem ist es etwas merkwurdig. Ich war es von der Mass Effect Trilogie gewohnt, dass das gameplay zwar ganz gut ist, aber die Premisse des Universums, die Story und Charaktaere im ganzen der eigentliche Spielgrund sind und diese hoechstens im Detail schwaechen haben. In Andromeda fuehle ich mich bisher vor allem durch das gameplay in die Welt versetzt, waehrend ich die Story als ganzes eher mau finde, und diese hoechstens in einigen einzelnen Details Lichtblicke hat. Insofern ist ME:A so etwas wie die Antithese zu ME1/2/3.
Na wir werden sehen, wie es weitergeht....