Verstehe ich nicht ganz. ICH mache die Quests, weil ich spannende Geschichten erleben will. XP sind für mich nur marginal interessant. Mir ist es eigentlich ziemlich egal, ob ich dann 5 oder 100 Erfahrungspunkte bekomme, solange ich gut unterhalten werde. Klar fehlt dann etwas die spielerische Herausforderung, aber wie willst du das denn lösen? Zum einen willst du mehr Freiheit, zum anderen willst du eine stärkere Begrenzung. Das sind doch zwei verschiedene Pole, die nicht wirklich vereinbar sind...
Dass einen das Spiel mit Quests teilweise fast erschlägt, liegt halt auch etwas am Open-World Gameplay. Mit Hubs könnte man das deutlich besser lösen (siehe Witcher 2 oder CRPGs), weil da die Freiheit durch das Leveldesign begrenzt wird und man so immer nur eine Anzahl von Quests erhält, die in etwa auch zum Charakterlevel passen. Aber gut, das Thema hatten wir jetzt schon oft genug durch...
"ICH mache die Quests, weil ich spannende Geschichten erleben will."
Aber genau das ist doch der Punkt. Man will in einem Rollenspiel idealerweise einfach eine Geschichte (oder mehrere im Zusammenhang) erleben. Und nicht quests abhaken, weil die noch irgendwo im Journal stehen. Das funktioniert aber nunmal am besten, wenn das Spiel einen organisch zu diesen Geschichten leitet (egal ob open world oder nicht). Witcher 3 macht das zum groessten Teil auch sehr ordentlich aber eben mMn nicht 100% perfekt. Schau dir zum Beispiel die Quest an, die ich vorher verlinkt habe. Die bekommt man im ersten Dorf, das man in Velen besucht. Zu dem Zeitpunkt ist man vielleicht etwa Level 6 oder 7 oder so. Die Quest ist aber ausgelegt auf Level 25 Charaktere (so um den Dreh). Das bedeutet, ich bekomme die Quest vom Anschlagsboard und labere mit dem Questgeber. Der erzaehlt mir den Anfang dieser Geschichte. (dass sein Bruder vermisst wird, etc.). Dann schaue ich entweder ins Journal und sehe, oh shit, lvl 25 quest, oder ich gehe einfach zu der Mine in der ich mich umschauen soll und finde dort Gegner vor, gegen die ich keine Chance habe. Also muss ich erstmal 100 Spielstunden abwarten, bis ich zu dieser Geschichte zurueckkehren kann. Zu dem Zeitpunkt habe ich aber schon keine Ahnung mehr was los war. Das ist doch keine gute Art und Weise diese Geschichte zu erleben.
Wie gesagt, bei den meisten Quests passt es ja schon, aber es gibt eben auch ein paar ausnahmen wie diese. Und da haette es schon bessere Alternativen gegeben.
"...aber wie willst du das denn lösen?"
Naja, eigentlich mit ein paar einfachen Tricks.
1. Quests fuer hochlevelige Charaktaere sollten erst spaeter im Spielverlauf verfuegbar sein. Dafuer gibt es zwei Moeglichkeiten, beide haette Witcher 3 sehr gut und einfach nutzen koennen:
a) Stell den Questgeber hinter ein starkes Monster, dass der Spieler erst mit dem entsprechenden Level besiegen kann, so dass man dann weiss, ok, jetzt kann er auch die Quest machen
b) Gib die Quest erst in einem spaeteren Kapitel/Akt frei. Gothic 1/2 haben das mMn super gemacht. Da war mit jedem neuen Kapitel auch in den bekannten Gebieten wieder jede Menge los. Witcher 3 macht das fast gar nicht. Wenn man in Akt 2 alle Nebenquests gemacht hat, dann gibt es in den spaeren Kapiteln nur noch die Hauptquest und 1-2 wirklich handlungrelevante Nebenquests (wie z.B. die Sache mit der Ermordung Radovids). Aber zum Beispiel die Quest mit dem Bruder waere perfekt dafuer geeignet gewesen, sie erst in Akt 3 freizuschalten.
2. Man braucht keine hubs wie in Witcher 2 um die Welt ein wenig einzuteilen. Man braucht nur ein paar Flaschenhaelse mit kniffligen Gegnern um einige Gebiete schwerer zugaenglich zu machen. Witcher 3 macht das nicht wirklich (abgesehen vielleicht davon, dass man ein bisschen Kohle braucht um nach Skellige zu kommen und dass Skellige selbst eher hochstufige Gegner hat). Aber in Velen/Novigrad sind die Gegner eher etwas zufaellig verteilt. Das war sicher CDPR's Ansatz und das kann ich auch nachvollziehen, ich denke aber ein bisschen mehr Struktur haette der Sache nicht geschadet. Deshalb ist es ja immer noch open world (man kann sich ja auch durch die hoeher stufigen Gegner durchbeissen) aber die Spielerfuerhrung ist trotzdem gegeben.
3. Was die "verfallenden" Quests angeht, das ist jetzt kein grosses Problem, es ist mehr etwas das ein bisschen nervt, aber vor allem deshalb, weil man es so einfach haette umgehen koennen, indem es einfach so macht wie jedes andere RPG: XP fuer quests sind immer gleich aber die Anzahl an XP, die man fuer Stufenanstiege braucht steigt mit der Stufe. Bam! Gleicher Effekt aber Quests "verfallen" nicht mehr sondern sind immer gleich viel "wert" egal, wann und in welcher Reihenfolge man sie macht.
Und obwohl ich jetzt recht viel dazu geschrieben habe, moechte ich es nochmal sagen: Das ist alles meckern auf extrem hohem Niveau. Witcher 3 ist und bleibt das mMn aus objektiver Sicht beste Spiel derzeit. Alles was ich sage, wenn ich was verbessern muesste, dann wuerde ich an diesen Punkten ansetzten.