Far Cry 3 durchgespielt.
Ich hatte dann besonders am Ende doch eine Menge Spaß mit dem Spiel. Rund 25 Stunden insgesamt. Far Cry 3 ist dann doch deutlich mehr nach meinem Geschmack als linear aufgebaute Skript-Shooter, die neben den Shooter-Mechaniken nicht viel zu bieten haben. Die sind in hier wirklich gelungen. Spielerisch würde ich am Shooter-Anteil nicht viel bemängeln. Doch etwas mehr Komplexität geht meiner Meinung nach immer. Stellenweise hat es mich sogar ein wenig an die Stalker-Reihe erinnert, durch das Waffen-Aufrüstungen und das Looting. Die Nebenmissionen und Aufgaben fand ich hingegen schwach. Schön, dass es überall etwas zu tun gibt, aber eigentlich auch immer nur dasselbe am laufenden Band. So hat man dann doch sehr schnell alles gesehen und der einzige Antrieb, wirklich jede kleine Aufgabe zu erledigen, ist eben der Drang, das Spiel zu komplettieren.
Was die Handlung anbelangt, bin ich da zweigeteilt. Grundsätzlich solide für ein Spiel dieser Art, aber natürlich doch irgendwie arg belanglos. Also kein Argument für das Spiel. Was es gerettet hat, sind einige der Charaktere. Nicht der Protagonist und seine Freunde, die waren die schwächsten im Spiel, was sicherlich bedauerlich ist. Statt in Rückblenden die letzte Party-Nacht zu erleben, hätten die Entwickler mehr Arbeit in die Charakterzeichnung stecken sollen, insbesondere von Jason auf seiner Quest, ein Actionheld zu werden.
Die Bösewichte, aber auch einige Nebencharaktere waren dagegen die richtigen Stars. Wenn auch genauso Klischee-beladen. Natürlich Vaas, wenn er auch leider zu wenig Screentime besaß und ich es schade finde, dass seine Geschichte mit Citra nur angedeutet, aber nicht beleuchtet wurde. Damit hätte man Vielschichtigkeit erzeugen können, statt einfach den Bösen nur seine bösen Dinge tun zu lassen, ohne weiter auf den Charakter dahinter einzugehen. Soweit scheinen Videospiele aber noch nicht zu sein, um Bösewichten mehr zu verleihen, als einfach nur ein Motiv für den Protagonisten, ihn zur Strecke bringen zu wollen. Aber das ist ein anderes Thema. Hoyt ist ebenfalls ein Widersacher, dem ich gern gegenüberstand. Sam, den Verbündeten im zweiten Abschnitt, mochte ich ebenfalls, durch seinen deutschen Akzent und seine ruppige Art hatte er dann doch mehr menschliche Eigenschaften, als die meisten anderen Charaktere, die wie gesagt nicht einfach nur durch ihre Bösartigkeit einen Daseinsgrund im Spiel haben.
Technisch gesehen gibt es nichts zu bemängelt. Es sieht fantastisch aus, der Sound ist gewaltig und positiv überrascht hat mich die Fahrphysik und die Gegner-K.I. Blöd, dass die Physikeffekte, konkret: Brandverhalten, im Vergleich zum Vorgänger zurückgeschraubt wurde. Kontrolliert Feuer zu legen klappt zwar noch immer, ist aber nicht mehr so imposant wie in Far Cry 2. Die Insel ist nett, hat mir dann aber doch zu wenig markante Merkmale. Besonders die Südinsel ist vergleichsweise karg und langweilig. Außerdem hätte ich mir mehr Innenareale auf beengtem Raum gewünscht. Hätte die K.I. aber wohl vor eine Hürde gestellt, denn in Gebäuden haben sie sich zuweilen doch recht dumm angestellt.
Ich mochte das Spiel und hatte 25 Stunden meinen Spaß. Ich bezweifle aber, dass Far Cry 4, wenn es denn irgendwann kommt, alles besser machen kann. Die Charaktere waren für ein Spiel dieses Genres vergleichbar stark, Vaas müssen sie also Antagonisten erst mal überbieten. Sie können an der Handlung schrauben und ihr mehr Tiefe verleihen, hoffentlich vielschichtigere Charaktere zeichnen, doch fragt sich, ob da der Fokus liegen wird. Ich glaube nicht. Stattdessen werden vermutlich spielerisch ein paar Dinge konsequent verbessert und glänzen möchte man mit der Technik. Ein anderes Setting wäre nett. Mal was anderes, keine tropische Insel oder Afrika. Gibt sicherlich noch ein paar andere Szenarien...
Gutes Spiel, guter Shooter... aber jetzt zock ich glaub ich Stalker: Call of Pripyat.